01.09.2020 – Herbstanfang
Biorhythmus
Es herbstet schwer da draußen. Heute morgen Geplätscher von draußen. Es regnet mal wieder. Mein Biorhythmus scheint sich auf die neue Jahreszeit einzustellen. Ich wache, um ein paar Minuten hin oder her, eine Stunde später als sonst auf. Was wohl an der Dunkelheit draußen liegen mag. Wenn ich jetzt zukünftig an den Schreibstubentagen um sieben anfange möchte, dann muss ich mir wohl einen Wecker stellen. Den brauchte ich seit März nicht mehr. Da ich mit dem hellwerdenden Licht draußen aufwachte.
In einer Mail teilen mir die Waldfrauen mit, dass wir uns nicht im Wald, wie vorgesehen treffen, sondern, aufgrund des Wetters und der Temperaturen, wieder in der Kulturscheune. Mich stellen geschlossene Räume immer mehr vor Herausforderungen. Jedenfalls, wenn ich plötzlich mit mehr als 10 Personen konfrontiert werde. Bei den Waldfrauen ist das jetzt kein Problem. Es handelt sich um ein kleines Grüppchen und der Raum ist riesig.
It’s raining cats and dogs
Kurzzeitig hatte es mal aufgehört zu regnen. Jetzt hat es wieder angefangen. Es ist kalt, naß und dunkel. Könnte das mal jemand stoppen, bitte. Regen ist ok. Das Wasser wird ja gebraucht. Aber dieses kalte trübe, müsste jetzt nicht sein.
Gespräche
Mit einer Kinderinsel über ihre Sorgen wegen Corona geredet. Schwierig, das. Ich merke ihre Verunsicherung, ihre Ratlosigkeit. Die Hygieneregeln kaum einzuhalten. Der Raum ist zu klein. Kinder ständig zum Händewaschen zu schicken und mit ihnen zweimal Happy Birthday zu singen, ist auch keine Lösung. Vor allem, weil bei Geburtstagen ja nicht mehr gesungen werden darf, jedenfalls nicht in geschlossenen Räumen. Erklären Sie mal Kindern, warum beim Händewaschen, aber nicht bei der Geburtstagsfeier. Sie haben es dann gelassen, das Singen beim Händewaschen. Meine Idee, eine Sanduhr oder eine Eieruhr. Wie beim Zähneputzen.
Nächste Woche fängt die Schule wieder an, dann wird es noch voller, weil dann alle Kinder wieder da sind. Manche sind weggefahren. Manche in die Balkanländer, was ihnen zusätzlich Sorge bereitet. Sie werden nicht die Einzige sein, die sich Sorgen und Gedanken machen. Die irgendwie versuchen mit den täglichen Herausforderungen, die Kinderinseln so mit sich bringen, und Corona im speziellen, zurecht zu kommen. Ich merke ihre Erschöpfung, ihren Streß. Denn dieses tägliche abwägen, tägliche neujustieren, ist auch eine Form von Streß. Den sie spüren, aber bisher so nicht benannt haben. Daher rührt auch ihre Erschöpfung. Ich kann sie verstehen. Ich habe keine Lösung. Doch ich versuche ihnen Mut zu machen. Mutig zu sein, und für sich selbst zu sorgen. Zu schauen, womit sie sich in der Arbeit wohlfühlen. Wenn sie sich wohler fühlen, wenn sie Handschuhe an haben, weil die Kleinen, alles mögliche in den Mund stecken, dann sollen sie das tun. Wenn sie sich in der ersten Zeit mit Maske wohler fühlen, dann sollen sie das tun. Kinder sind anpassungsfähiger als wir oft denken. Für sie ist manches „normaler“, als für uns. Denn wir müssen uns an vieles erst gewöhnen. Denken über vieles zuviel nach, stecken im Zwiespalt. Und manchmal müssen auch wir durch „Versuch und Irrtum“ lernen. Ich mache ihnen Mut, sich weiterhin vom pädagogischen Gedanken leiten zu lassen. Pädagogisch zu handeln, auch wenn es bedeutet, die AHA – Regeln zu verletzen. Oft geht es dabei um den Abstand, der in beengten Räumen zwischen den Kindern und zwischen den Pädagogen nicht eingehalten werden kann. Kinder brauchen ganz oft die Nähe von Erwachsenen und ihren Freunden. Speziell in Kinderinseln.
Ich habe von Kolleg*innen wüste Geschichten gehört. Geschichten, bei denen sich uns allen die Haare sträubten. Geschichten, die der Hilflosigkeit mit der neuen Situation durch Corona geschuldet sind. Es ist auch unsere Aufgabe als Pädagogen und Berater, die Menschen aus ihrer Hilflosigkeit herauszuholen. Ihre Sorgen und Ängste ernst zu nehmen und mit ihnen zusammen zu versuchen Lösungen zu finden, mit denen sie sich und die Kinder wohlfühlen, ohne die Pädagogik zugunsten der Hygieneregeln über Bord zu schmeißen. „Der Blick aufs Kind, darf nicht untergehen“, sagte Frau Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll im Interview.
Service für Pädagogen in Kinderinseln
Broschüren und andere Materialien zum Thema Hygiene und Händewaschen. Auf der Seite des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales finden sich Handreichungen sowie der Hygieneplan, der ab 1. September gilt.
Sätze des Tages
Während eines Videoseminars heute den Satz gehört, „da schrieb ich einen handgeschriebenen Brief, damals ging das noch“. Es mag vielleicht nicht mehr ganz so gebräuchlich zu sein, Briefe mit der Hand zu schreiben, aber gehen würde das bestimmt auch heute noch. Denke ich jetzt mal so.
Etwas später fällt der Satz: „Die Ressourcen, die da so in einem rumlungern“. Faiererweise sollte ich dazusagen, dass es hätte heißen sollen „die in einem schlummern“. Doch, weil das Wort schlummern, schlummerte, kam „rumlungern“ heraus. Sehr charmant. Ja, manchmal lungern die Ressourchen in einem rum, diese Halunken. Überlegen sich, ob sie aufhören zu lungern und sich mobilisieren oder lieber mal abwarten, was noch so kommt. Motto: Schau ma mal, dann sehng ma scho.