Eine Ära geht zu Ende. Die Nachbarschaft verändert sich. Die Alten sterben oder gehen ins Pflegeheim. Neue Bewohner kommen nach. Das Leben eben.
Mein halbe Kindheit habe ich mit diesen Nachbarn verbracht. Eines ihrer Kinder und ich waren beste Freundinnen. Mein ganzes Leben waren sie meine Nachbarn. Jetzt war der Haushaltsauflöser da. Die Fenster kahl. Keine Vorhänge mehr. Kein Licht mehr, das abends nach draußen strahlt. Die Bewohner in verschiedenen Heimen untergebracht. Jetzt sind sie doch noch getrennte Wege gegangen. Demenz ist ein komisches Wesen. Es brachte die alten Erinnerungen und Verletzungen hervor. Verletzungen, die tief vergraben waren, gut verwahrt. Die zunehmende Demenz brachte sie wieder an die Oberfläche. Die alten Verletzungen. Das Misstrauen. Jetzt über 80 Jahre alt, gehen die beiden getrennte Wege. Einzig gegenseitige Besuche gibt es noch, wenn die Kinder sie abholen und zum jeweilig anderen fahren. Während einer der beiden, den einen der beiden vermisst, möchte einer der beiden so wenig Kontakt wie möglich.
Demenz, dass vieles vergessen lässt – den Unfall, die schwere OP, das Aufstehen und Gehen, den Wohnort, bisher noch nicht nicht die Kinder und ihre Namen. Doch irgendwann wird auch dies kommen.
Demenz, dass vieles wieder zutage fördert. Alte Erinnerungen, die schon längst als verschollen galten. Kindheitserinnerungen. Das erste Rendezvous. Der erste Kuss. Die erste Liebe. Wunderbare Erinnerungen. Doch auch Erinnerungen, die gut vergraben, versteckt waren. Erinnerungen, die mit viel Streit, Verletzungen verbunden waren und jetzt wieder sind. Die Auftauchen, das Leben auf den Kopf stellen.
Es gab keinen Abschied. Leise ganz leise verschwanden die Nachbarn. Erst der eine, dann der andere. Jetzt sind auch ihre Möbel, die Bilder, die vielen Dekoelemente verschwunden. Die liebevoll vom Leben erzählten, von Jahreszeiten, vom heimeligen Heim. Nichts mehr da. Das meiste dürfte im Container gelandet sein. Nur wenig wird vermutlich ein zweites Leben bekommen. Eine Ära ist zu Ende gegangen.
Wir Kinder spielen schon lange nicht mehr miteinander auf der Straße. Wenn wir uns sehen grüßen und winken wir uns zu. Ab und an halten wir einen Plausch. Aktuelle Auszüge aus unserem jetzigen Leben. Auch das wird es nicht mehr geben. Vorbei. Adieu.
Schreibtischarbeit
Für den Broterwerb versuche ich einen Teamtag in ein Skript und einen Trainerleitfaden zu passen.
Nebenher versuche ich nach einem neuen PC zu recherchieren und verzweifle. Meine Vorstellungen passen nicht zu den angebotenen PC-Komponenten. Konfiguriere ich mir einen zusammen bin ich schwupp di wupp bei einem gebrauchten Kleinwagen angekommen. Wird wohl nur mit vielen Abstrichen gehen und einigen Zusatzkomponenten. Habe ich ein Gerät gefunden, welches einige Wünsche erfüllt, fehlt entweder die Grafikkarte oder der Displayport oder es gibt den Displayport dafür dann kein Hdmi. Findet sich alles in einem Gerät, lässt sich die Grafikkarte nicht aufrüsten, dafür vielleicht Prozessor und Arbeitsspeicher. Von einem internen DVD-Laufwerk ganz zu schweigen. Es scheint nur die Devise zu geben: Nimm oder Lass es sein.
Ich möchte weg vom Laptop als stationäres Gerät, hätte gerne einen PC – möglichst kein riesiges Teil unter dem Schreibtisch. Irgendwann – spätestens beim nächsten Online-Workshop – also irgendwann nächstes Jahr – einen zweiten Bildschirm dazu. Deshalb braucht es die Komponenten für mehrere Monitore. Nicht einfach. Dafür geht grad viel Zeit drauf.
Klingelingeling – alle Jahre wieder
Die Weihnachtspendensammelwichtel sind wieder unterwegs. Sie haben alle eine Schulung hinter sich, die ein „Wir brauchen nichts“ nicht duldet, sie auch nicht unterbricht. Sie geben ihren Text in freundlicherweise wieder und erst am Ende, wenn sie die Frage stellen, ob man für einen freiwilligen Betrag einmal im Jahr ganz unverbindlich seine Daten hergeben mag, werden sie enttäuscht werden, wenn man ihnen mitteilt, dass man nicht spendet, auch keine Daten. Da standen wir dann schon ca. fünf Minuten an der Tür. Ich frage mich, wie viel Erfolgsmomente hat dieser Mensch und wie viel Enttäuschungsmomente erträgt so ein Mensch. Wiegen sich Erfolgsmomente und Enttäuschungsmomente auf? Wie gehen sie danach damit um, dass ihnen eigentlich keiner Zuhören will, keiner einen Spendenvertrag abschließen möchte. Wie viele Widerrufe es wohl gibt, wenn doch ein Haustürgeschäft abgeschlossen wurde.
Vielleicht schreibe ich einen Zettel: „Wenn Sie hier sind um Spenden einsammeln zu wollen, brauchen Sie nicht zu läuten. Gehen Sie einfach wieder. Sollten Sie doch läuten und die Tür aufgehen, beschweren Sie sich hinterher bitte nicht, wenn ihnen diese wortlos vor der Nase wieder zugemacht wird. Sie wird sich auch nicht mehr öffnen. Egal wie oft und lange sie läuten. Haben Sie trotzdem einen schönen Tag.“
Halloween
Erstaunlich ruhig für Halloween hier. Vielleicht liegt es einfach auch nur daran, dass es hier in der Straße keine – bis auf Ausnahmen – Kinder gibt, die Süßes oder Saures fordern. Auch unterwegs wenig Häuser, die mit Gruseldeko aufwarten. Ich bin nun ja auch kein Fan von Helloween, mag aber die Deko mit den Kürbissen. Möchte jedoch auch nicht dazu animieren anzuklopfen.
Letzter Tag
Wir nutzten den letzten Tag im Oktober, um noch mal mit einem der fünf Freunde eine Tour zu machen. Das Wetter soll trocken bleiben. Unser Weg führt uns bis kurz vor Ochsenfurt. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch Münster bei Creglingen. Die Landstraße führt durch ein Tal am Fingerhutmuseum vorbei. Wir sind im Main-Tauber-Kreis.
Als wir aus dem Auto steigen, zeigt die Uhr 17:36. Es folgt, Auto in der Halle parken, Mücken, Brems- uns Straßenstaub abwischen, unter Batterieladegerät anschließen, Haube auflegen, verabschieden bis zur nächsten Fahrsaison. Besuche zwischendrin werden folgen. Als wir ins Alltagsauto einsteigen zeigt die Uhr 17:36. Mein Hirn stutzt, ich will schon ansetzen. Als mir klar wird: Winterzeit – Sommerzeit. Nachdem die fünf Freunde nur in der Sommerzeit gefahren werden, lassen wir die Uhren auf Sommerzeit stehen. Die wenigen Wochen der Uhrumstellungen zählen nicht mit. Deshalb konnten wir quasi zur selben Zeit wieder im Auto sitzen.
Am Tag zuvor
Kartoffelernte, die letzte. Das diesjährige Kartoffelbeet beherbergt noch Kartoffeln. Zwei Reihen hatten wir schon geerntet, die sind auch schon verspeist. Wir schaffen wieder zwei Reihen, zwei Reihen sind noch übrig. Die werden am Wochenende geerntet. Dann wird das Beet Winter fein gemacht. Meine Gedanken wandern schon zur nächsten Kartoffelsaison und welche Vorbereitungen vonnöten sind, damit die Beete im Wechsel von zwei Jahren genug Nährstoffe bekommen. Für Gründüngung ist es zu spät, für die Kartoffelernte auch schon. Einzelne Kartoffeln haben schon wieder ausgetrieben aus einer ist sogar eine staatliche Pflanze geworden.
Insgesamt holen wir 8 Kilo aus den zwei Reihen.
