03 – 04.08.2022 – Norwegen
Norwegen
Im digitalen Briefkasten ist eine Anfrage zu einer Kleinanzeige eingegangen, ob ich denn auch nach Norwegen verschicken würde. Die erste Recherche nach Versandkosten teilte mehrere Preise mit. Wir hatten dann ein wenig freundlichen hin- und her Briefverkehr. Schließlich füllte ich den Adressaufkleber und die Zollerklärung aus. Verpackte den Inhalt bruchsicher und schon ging es ab zur Postfiliale beim Schwieger ums Eck. Eine der wenig übriggebliebenen Postfilialen, die vorher schon Post waren und zusätzlich nur noch Schreibwaren verkaufen.
Jetzt hoffen wir alle, dass das Paket auch gut ankommt.
Zahnarzttermin
Völlig vergessen, dass wir ja eine Art „Lockdown“ im Dorf haben. Um mit dem Auto zum Zahnarzt zu kommen, muss ich jetzt einen Bogen fahren. Also eigentlich ein Rechteck. Die Vollsperrung beginnt direkt an der Kreuzung beim Supermarkttempel. Von da aus gibt es keinen Weg, der durch Wohngebiete aus dem Dorf führen würde. Es gibt nur die offiziellen Wege, die durch das Nachbardorf zum Hafen führen und von dort wieder zurück, um wieder auf die Hauptstraße zu kommen, die eigentlich durch mein Dorf führt, jetzt aber direkt an der Einfahrt zum Supermarkttempel endet. Entweder man fährt dann da höchst inoffiziell über den Parkplatz, was mir als Alternative gar nicht in den Sinn kommt oder eben das offene Rechteck. Die Straßen, die aus den Wohngebieten führen würden, hat man vor vielen Jahren schon für Autos gesperrt. Da ich nach dem Termin noch zum Einkaufen will, bin ich mit dem Auto unterwegs. Die offizielle Umleitung kostet mich 5 Minuten mehr Zeit, die ich dann auch prompt zu spät komme.
Vor einigen Monden hatte ich eine Wurzelbehandlung und bereits da teilte der mir der Zahnarzt mit, ich würde da wohl über kurz oder lang eine Krone brauchen. Am besten an beiden Backenzähnen. Heute um 8 Uhr dann Termin für Schleifen und Abdrücke. Während ich da so auf dem Stuhl lag und versuchte so gut es geht zu entspannen. Seltsamerweise führen zunehmende Erfahrungen mit solchen Behandlungen immer mehr zu Spannungen statt Entspannungen bei mir. Also ruhig atmen, an der Tasche gut festhalten. Ich schaffte es irgendwann sogar die Augen zu schließen, während der Zahnarzt mit seiner Miniflex in meinem Mund nicht nur einen sondern gleich zwei Zähne schleifte. So habe ich diese Prozedur wenigstens nur einmal. Nach der Schleifprozedur, bei der er öfter mit seiner Assistentin die Plätze tauschte, machte er noch einen Abdruck. Danach übernahm die Zahntechnikerin wieder. Es folgten noch ein Abdrücke und der Einsatz des Provisoriums.
Da jetzt dann auch Urlaub ist, gab sie mir noch den Hinweis, falls sich das Provisorium lösen sollte, ich dann die Zahntechniker vor Ort aufsuchen könnte, die würden mir dann helfen. Das fand ich dann wieder sehr interessant.
Ich hatte im zarten Alter von 12 Jahren einen Reitunfall und mir dabei zwei Zähne ausgeschlagen und wirklich viel Zeit auf diversen Behandlungsstühlen und Zahnkümmermenschen verbracht.
Damals bekam ich dann meinen ersten Zahnersatz, der bei unvorsichtigem Abbeißen von einem Hühnerbein brach.
Damals hatte das Zahnlabor erst kürzlich aufgemacht und es war natürlich auch wieder einmal Urlaubszeit. Meine Mutter kam dann auf die Idee, doch einfach mal dort zu fragen. Die nahmen sich dann meiner an bzw. meiner Zähne und in einer halben Stunde war alles repariert und ich konnte wieder lückenfrei lächeln.
Die damaligen Zahnärztin fand die Aktion dann nicht so super und machte meine Mutter ziemlich zur Schnecke. Es war dann auch der Zeitpunkt als mein Superzahnarzt in mein Leben trat. Nachdem ich bei einem Bekannten mein Leid klagte. Die Zahnärztin hatte die Idee mir ein weiteres Mal eine feste Zahnspange an die Zähne zu heften, während ich froh war diese zwei Jahr vorher los bekommen zu haben. So landete ich für viele Jahre bei dem Zahnarzt, den ich durch sämtliche Praxisumzüge begleitete und der vor zwei Jahren in Rente ging.
Heute dann also der Tipp mit dem Zahnlabor. Kein “ Sie müssen dann zu dem oder der Urlaubsvertretung“, sondern „Sie können dann zu XYZ, die helfen Ihnen“. Ich fange wirklich an, diese Praxis zu mögen. Das Zahnlabor ist gleich bei mir ums Eck und fußläufig zu erreichen.
Alte Bilder
Beim Schwieger haben wir uns jetzt vom Keller ins erste Stockwerk hochgearbeitet. Im Prinzip geht es dort tatsächlich nur um ein paar Schränke, die ausgeräumt und durchgesehen werden wollen. Die privaten Gemächer des Schwiegers sind des Schwiegers seine Sache.
In einem der Schränke fanden sich in alten Pralinenschachteln alte schwarz-weiß Fotografien. Zum Teil über 100 Jahre alt oder knapp davor. Die älteste Fotografie, die sich auch datieren lässt, ist von 1917. Leider steht nicht drauf, wer das alles ist, und wie der verwandtschaftliche Grad so war. Es gibt auch niemanden mehr, der das noch so richtig weiß. MonAmour und ich stellten allerdings auch fest, dass das Interesse für die Bilder wohl auch nicht so vorhanden gewesen wäre, wenn seine Oma ihm die gezeigt hätte. Diese Jugend :-).
Jetzt haben wir also drei prall gefüllte Pralinenschachteln voller Erinnerungen und niemand kann uns mehr Geschichten dazu erzählen. Schade, sehr schade.
Auch ich besitze von der Familie meines Vaters noch schwarz-weiß Fotografien. Da ich demnächst vor habe ihn und seine Frau in ihrem neuen Domizil zu besuchen, werde ich die Gelegenheit nutzen und ihm nicht nur ein paar andere Dinge vorbei bringen, sondern auch die Fotos mit ins Gepäck nehmen.
Falls sich jetzt jemand wundert. Es wird mein erster längerer Besuch seitdem er wieder in Deutschland ist. Bisher beschränkten sich die Kontakte auf die gegenseitige Geburtstage. Viele gemischte Gefühle begleiten mich dabei. Ich schwanke noch zwischen Hotel und Gästezimmer.
Digitales
So ganz nebenbei machen MonAmour uns Gedanken über die digitalen Bilder, die da so auf den verschiedenen Festplatten schlummern. Früher, als es noch normal war, mit Filmrollen zu knipsen und die entwickelten Fotos dann in Fotoalben klebte, schrieb man vielleicht noch dazu, wer wann bei welcher Gelegenheit. Manchmal gab es auch lustige Kommentare neben oder unter den Bildern. Heute sammelt man die Bilder in Ordnern, vielleicht noch mit aussagekräftigen Titeln. Aber Bildunterschriften oder gar lustige Kommentare gibt es nicht mehr. Es sei denn man macht aus den gesammelten Werken Fotoalben.
Ich bezweifle allerdings auch, dass die digitalen Bilder so alt werden könnten, wie dieses schwarzweiß Fotografien. Die haben nur die Eigenart sich mit zunehmenden Alter einzurollern.
Mich erstaunt es sowieso, dass einige der Bilder ein- bzw. zwei Weltkriege überstanden haben. Manche zieren Jahreszahlen, die diesen Schluss zulassen. Auf ein paar Bildern ist noch das unversehrte Reichsparteigelände zu sehen. Nürnberg hat da ja so seine Geschichte. Die Fotos selbst erzählen auch ein wenig Geschichte und vom Lebensgefühl aus verschiedenen Jahrzehnten.
Was wohl von unseren digitalen Fotos mal so übrig bleiben wird? Werden auch sie einmal Geschichten erzählen und Lebensgefühle transportieren?
Vermutlich jedoch nur, wenn sie auf Papier gedruckt werden.
P.S. Diesen Blogbeitrag habe ich erst heute (06.08.) zu Ende geschrieben. Daher erscheint er nach dem 05.08. Ich weiß, das könnte ich ändern. Es wäre nur nicht ganz korrekt.