03.05.2022 – Artgerecht
Vom Fensterbankerl aus
Über den Häusern unter dem blauen Himmel fliegen zwei Störche. Mir fällt ihr eleganter Flügelschlag auf, das dahingleiten Richtung Süden. Der Eichelhäher, der manchmal mit seiner Partnerin kommt und hier in der Nähe ein Nest hat, kommt auf einen Frühstückshappen vorbei. Auch die Elster holt sich später ihr Frühstück.
Die Sperlinge und Kohlmeisen sind wiederkehrende Besucher, die unter Tags immer wieder vorbei schauen.Genauso wie die Amseln.
Die Kastanien vor dem Fenster haben ihre Blätter entfaltet. Die Blätter der Birke sind gewachsen. Die Nussbäume haben ebenfalls ihr Blätterkleid angelegt. Letztens war da nur zartes Grün zu sehen. Wann bitte wurden daraus Blätter? Geschah das über Nacht?
Artgerecht
Das Thema artgerecht beschäftigt mich. Was ist artgerecht? Ist es noch artgerecht, wenn wir Gartentiere im Garten mit Futter unterstützen? Wo ist die Grenze? Vermenschlichen wir Tiere nicht viel zu sehr? Mag ein Hund wirklich ein Grün- oder Blau blinkendes oder dauerleuchtendes Halsband? In manch dunkler Nacht, vor allem in den Wintermonaten, ist so ein Halsband lebensrettend. Oft sieht man erst das Halsband des Hundes und weiß dann, dass da in der Dunkelheit noch irgendwo ein Mensch sein muss. Dieser, oft dunkelgekleidet, verschmilzt mit der ihm umgebenden dunklen Nacht, so dass nur noch schemenhaft eine Gestalt zu erkennen ist. Wäre da nicht der Hund und das leuchtende Halsband. Wäre es aber nicht viel sinnvoller, der Mensch würde etwas reflektierendes Tragen, statt einen leuchtenden Hund spazieren führen?
Wie artgerecht ist es noch, wenn Hunde nur noch an langen Leinen geführt werden und ihnen ihr natürlicher Jagdtrieb aberzogen beziehungsweise vermeintlich rausgezüchtet wird? Wie artgerecht ist es beispielsweise Wellensittiche in enge Käfige zu sperren? Wie artgerecht ist Tierhaltung überhaupt?
Der Unterschied zwischen Kühen, Schweinen und Hühnern, die ihr, wenn auch kurzes, Leben auf Wiesen und Weiden genießen dürfen und Kühen, Schweinen und Hühnern in Massentierställen ist deutlich zu sehen. Ein glückliches Schwein sieht einfach anders aus, als ein unglückliches. Trotzdem: Gibt es artgerechte Tierhaltung?
Wann übertreiben wir es mit unserer Tierliebe, wann ist es noch vertretbar? Wo sind die Grenzen?
Ich träumte
MonAmour und ich wohnten in einem Gewächshaus. Wir waren gerade umgezogen. Wir nahmen ein Bad in einer riesigen Badewanne. Man konnte bequem zu zweit nebeneinander liegen. Seltsamerweise hatten wir Badesachen an. Plötzlich stand meine Mutter im Bad. Sie wären zu Besuch. Sie würden gerne das Haus besichtigen. Ich stieg aus der riesigen Badewanne. Als ich in den Wohnbereich kam, waren meine Eltern nackt. Ein Kind, etwa 11 Jahre alt, saß auf dem Sofa. Es hatte eine rote Hose an, weiße Sneaker, ein Orangefarbenes Hemd, lange blonde Haare. Junge oder Mädchen ließ sich nicht ausmachen. Mein Mutter hatte ein Glas Rotwein in der Hand. (Seit wann trinkt meine Mutter Rotwein, wer war das Kind, woher kam es, warum verschwand es, wieso waren meine Eltern nackt?) Gedanken, die mir während des Traums im schlummerwachen Zustand durch den Kopf gingen. Meine Mutter stellte fest, dass wir nichts verändert hätten. Ich erklärte, dass wir seit dem Tod der Großmutter alles so gelassen hätten. (Wessen Großemutter eigentlich? Beide Großmütter sind schon lange Tod, keines der Großelternpaare nannte ein so riesiges Gewächshaus sein eigen). Der Traum endete mit dieser Feststellung.
Korrekturlesen
Bevor die Rezension veröffentlicht wird, wird sie lektoriert, danach bekomme ich sie zurück zum Korrekturlesen und werde gebeten noch ein Fazit zu schreiben. Mein usrsprüngliches Fazit ist jetzt die Diskussion. Na gut. Mir fallen tatsächlich noch ein paar Flüchtigkeitsfehler auf. Sind das jetzt unabdingbar notwendige Korrekturen?
Zeitgeschichte
Irgendwie ist es wieder Nachmittag als wir zum Schwieger aufbrechen. Der Schrank ist jetzt ausgeräumt. Die Großeltern von MonAmour waren sehr gesellige Menschen. Die Anzahl der Glasserie ist Zeuge. Ebenfalls gibt es diverses Bildmaterial mit unterschiedlichen Festlichkeiten. Am Abend, als wir wieder nach Hause aufbrechen, habe ich mindestens 60 Gläser gespült und die, die MonAmour aus den Schränken des Partykellers holte, stehen noch ungespült rum. Von den 60 Gläsern ist die große Serie bereits verpackt. An den Gläsern kann man auch die Zeitgeschichte ablesen. Da ist noch eine kleine Serie aus den 50er Jahren dabei, die Gläser werde ich behalten. Die bunten Gläser stammen eindeutig aus den 70er Jahren. Die große Glasserie für 12 Personen späte 80er frühe 90er Jahre.
Bei den vielen Kaffeeservice lässt sich nur eines eindeutig den 70er Jahren zuordnen. Bei den anderen wird die Bestimmung schwieriger. Allerdings lernte ich durch das weltweite Netz auch, dass sich durch die verschiedenen Hersteller Aufdrucke zumindest Zeitrahmen festmachen lassen.
Im Auto stellen wir beide fest, dass wir ziemlich erschöpft sind. „Ich glaube, Haushaltsauflösungen könnten wir nicht machen, wir würden nichts verdienen. Zu langsam.“ Darauf hin ich: „Wir müssen das nur richtig verkaufen. Pietätvolle Haushaltsauflösungen. Wir nehmen uns Zeit für Ihren Nachlass.“
Mir ist noch die Haushaltsauflösung der Wohnung meiner Großeltern im Gedächtnis. Der Umgang damals mit all den Dingen, die meine Großeltern mal angeschafft haben, die dann teilweise in einem Container landeten, war es, der uns dazu brachte, das alles selbst anzugehen.
Das könnte echt die Geschichte eines Unternehmens werden.