08.01.2022 – Ihr könnt auch noch mal vorbei kommen
Es hat geschneit. Erstaunlich wo überall Licht leuchtet morgens um 7:30 Uhr. Die Morgenunruhe, wie MonAmour es inzwischen nennt, ließ mich aufstehen. Den ersten Kaffee trinke ich im Büro. Erst im Dunkeln, dann mit Kerzenschein. Licht ist mir heute zu hell.
Wie lange der Schnee wohl liegen bleibt. Noch schneit es, ein Räumen hätte noch keinen Sinn.
Später geht der Mann raus, räumt den Weg. Es hat aufgehört und man kann schon spüren, dass der Schnee nicht liegen bleiben wird. Derweil vergnüge ich mich mit dem Staubsauger hier drinnen.
Später am Schreibtisch freue ich mich über ein Video.
Beschäftige mich mit Inhalten, füge Texte zusammen. Dann ist plötzlich Zeit. Wir haben einen Termin. Ein Nachbar hat uns eine Telefonnummer gegeben. Ein junge Familie sucht ein Haus. Heute wollen sie sich das Haus anschauen.
Wir gehen miteinander durch die Stockwerke. MonAmour erzählt vom Haus, zeigt die Mängel. Das Kind wundert sich, weil das Haus nicht leer ist. Ob wir hier wohnen. Nein, erkläre ich, wir haben einfach nur aufgeräumt, geputzt und uns um die Unterlagen gekümmert. Ansonsten haben wir alles so gelassen wie es war. So kann man sich denke ich auch ein wenig besser ein Bild davon machen, was alles in die Zimmer passt. Für das Kind ein großer Abenteuerspielplatz. Es gibt ziemlich viele Möglichkeiten sich hier zu verstecken und für heimliche Plätze. Die Pädagogin in mir ist hellwach und sieht die Zimmer mit Kinderaugen.
Selbst die Kleider hängen noch im Schrank. Darüber ist das Kind sehr erstaunt, als es die Schranktüren betätigt. Ich hatte ja nur den Teil mitgenommen und gewaschen, der in den verschiedenen Zimmern und Stockwerken verteilt war.
Während unsere Besucher viel über das Haus erfahren, erfahren wir, wie normale Besichtigungen heute so ablaufen. Sie suchen schon seit fünf Jahren. Haben schon viel gesehen und sind ebensowenig bereit wie wir horrende Preise für Häuser zu zahlen, die dann noch saniert werden müssen. In dem Punkt sind wir uns ziemlich einig.
Sie erzählen, dass man normalerweise 20 bis 25 Minuten hat und man viele „Vorteile“ zu hören bekommt und nur die offensichtlichen Mängel, wenn überhaupt, benannt werden. Nicht so wie wir, die ehrlich auch auf das Nichtoffensichtliche hinweisen. Wir unterhalten uns noch viel über diese Besichtigungen. Das Kind ist aufjedenfall von zwei Dingen am Haus begeistert: dem Dachzimmer und dem Garten.
Ich biete der Familie an, dass sie gerne auch nochmal kommen können. Die Frau ist erstaunt, denn das ist so auch nicht üblich. Eigentlich muss man sonst innerhalb der Besuchszeit von 20 Minuten alles aufgenommen haben. Eine weitere Besichtigung ist meist nicht mehr drin. Dabei ist doch so ein Hauskauf eine Investition fürs Leben oder auch Generationen. Das entscheidet man doch nicht in 20 Minuten. Vielleicht sind wir da aber auch zu einfach, zu konservativ gestrickt. Vielleicht suchen wir deshalb auch schon alle seit mehreren Jahren.
Ich erinnere mich an eine Bekannte, die damals den Verkäufer ihres jetzigen Hauses sogar darum baten, eine Nacht dort verbringen zu dürfen.
Auch wir fahren, wenn uns ein Haus interessiert öfter hin, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Bevor wir aber zu einem Besichtigungstermin kommen, ist das Haus entweder schon weg oder der Preis viel zu überzogen. Es geht ja schon lange nicht mehr darum, ein Haus für ein Leben zu kaufen, sondern um Geld zu parken. Gewinmaximierung ist das was zählt, so scheint es zumindest. Komische Zeit in der wir uns da grad befinden.
Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt. Wir sind ja nicht ganz frei in der Entscheidung. Noch muss das Haus offiziell bewertet werden. Eventuell möchte das Amtsgericht da noch ein Wörtchen mitreden. Unter Umständen wird noch ein offizieller Zwischenbetreuer bestellt.
Nachdem die Familie sich verabschiedet hat gehen auch wir nochmal durch das Haus. Überlegen, was wir verändern würden, hätten wir zwei Kinder. Gucken uns das Platzangebot an.
Wir bleiben an einer der Kommoden hängen. MonAmour gefällt sie gar nicht. Ich finde die Idee mit den Schubladen hübsch. Habe auch einen Platz in unserer Wohnung dafür im Kopf. Wir sind uns einig, dass die Kommode ein andere Farbe und andere Griffe braucht. Ich weiß, glaube ich, was ich in der warmen Jahreszeit noch tun werde.