09.12.2021 – Weiße Pracht und Kinderpunsch
Der Wohnzimmertisch hat sein Sommerkleid abgelegt und sein Winterkleid angelegt. Es ist wieder einmal der zweite Advent vergangen, und wieder einmal, wie fast jedes Jahr, noch keine vier Kerzen am Tisch. Immerhin steht auf dem Tisch ein Weihnachtsteller mit zwei Nikoläusen darauf, für jeden einen. Passend dazu zwei Weihnachtslichter. Immerhin.
Diese Woche wollte ich endlich den Heimbesuch machen. Als wir beim Schwieger die Post abholen, erfahren wir, dass das Heim in Quarantäne ist. Schöner Mist.
Inzwischen haben wir wirklich alle Unterlagen und Ordner gesichtet und so sortiert, dass wir einen Überblick über den Verwaltungsaufwand der Betreuung haben. Ich weiß inwischen auch ungefähr, mit was die Schwiegerschwester die Heimschwiegerschwester bei ihren Besuchen versorgte. Was Quittungen alles so verraten.
Für die Heimschwiegerschwester angefangen ein Weihnachtspaket zu packen.
Sehnsucht nach einem Platz
Da standen wir beide dann im Flur des Hauses. Die Arbeit, das Sichten der Ordner, war getan. Ich blickte mich um. Schaute MonAmour an. Mein Mund spricht den Gedanken aus. „Lass uns doch einfach hier einziehen.“ Während wir so unseren Gedanken nachhängen, gehen wir zum Leihauto. Im Wagen greifen wir den Faden auf. setzen wir das Gespräch fort. Wir erkennen beide, was uns an dem Gedanken gefällt. Wir wissen beide, dass eine Reihenhaussiedlung nichts für uns ist. Wir wissen beide warum wir aufs Land wollen. Der Punkt, der uns gefällt: Jedes Ding hat einen Platz in einem Schrank. Jedes Ding ist sauber verräumt. Wir leben schon viel zu lange in einem Provisorium, zu lange mit den schwedischen Ivars. Wir sind uns einig. Das muss sich ändern. So verschieden wir auch sind, wenigstens bei Möbeln sind wir uns im Stil einig. Meistens jedenfalls.
Gespräche
Früh am Tag mit lieben Menschen getroffen. Das erste Mal seit Corona mit mehreren Menschen in einer Privatwohnung getroffen. Bisher traf ich Menschen meist an bzw. in ihren Einrichtungen. Da wir fast alle mit Kindern, Jugendlichen oder Kinderinseln arbeiten, trugen wir auch privat Maske. Saßen coronakonform um den Tisch, den die Gastgeberin extra für unser Treffen umgestellt hatte. Wir erzählten ein wenig über uns. In den nächsten zwei Jahren werde ich diese Menschen und diese Menschen mich intensiv kennenlernen. Wir werden miteinander arbeiten, lachen und weinen.
Am Nachmittag ein lang überfälliges Telefongespräch geführt. Es war ein wunderbares Gespräch. Kurzweilig und sehr informativ. Dafür ein eigentlich terminiertes vereinbartes Gespräch nicht geführt. Es wird wohl Gründe gegeben haben.
Unterwegs
Auf der Heimfahrt fährt ein Wagen vor mir auf dessen Heckscheibe steht in großen Lettern: „Jesus liebt auch Dich“ Was möchte dieser Mensch seiner Welt eigentlich mitteilen?
Das befürchtete Berufsverkehrschaos nach Schneefall blieb aus. Ich kam erstaunlich zügig von Süden nach Norden.
Eigentlich wollte ich auf dem Weg nach Hause noch einen Einkehrschwung Richtung Supermarkt machen. Mit Blick auf den sehr vollen Parkplatz vermutet ich Weihnachtseinkaufschaos in den Gängen des Supermarktes. Ein Teil von mir beschließt, dass ich für heute genug soziale Kontakte hatte.
Der Mann indessen lud mich zu einem „Lass-uns-das-Paket-wegbringen-Spaziergang“ ein. Im Laden dort, erstaunlich entspannt. Getränke aller Art sowie seit neuestem Hunde- und Katzenleckereien sind Einkaufsmäßig noch nicht gefragt. Ich frage mich allerdings schon, wer auf die verwegenen Idee kam, das Getränkesortiment um Hunde- und Katzenfutter sowie andere tierische Bedürfnisse zu erweitern. Neben der Postpaketeannahme- und Lottostelle. Wohin das wohl noch führt? Vielleicht zu Lottospielenden Hunden und Katzen, die Sektschlürfend ihr neues Leben im gut gepolsterten Hunde- respektive Katzenkorb feiern und Weihnachtsgrüße an Herrchen und Frauchen senden. Auf das sie icht so sehr vermisst werden. Okay – meine Fantasie ging gerade mit mir durch. Zeit für Kinderpunsch – der stand gleich neben der neuen Haustierabteilung.