10.01.2025 – Verschwurbelt
Dieses Buch treibt mich in die Verschwurbelung. Durchgekämpft habe ich mich jetzt. Ein Fazit geschrieben. Sogar den Ansatz einer Diskussion. Ein Kapitel fehlt mir noch.
Eins ums andere mal geht mir der Satz durch den Kopf, warum müssen Erziehungswissenschaftler so verschwurbelt schreiben? Deutsch kann so schön einfach sein. Aber ja, ich weiß, Wissenschaft schreibt für Wissenschaft, nur in diesem Fall, soll ein „erweitertes Bildungsverständnis“ diskutiert werden, da wäre es doch fein, wenn den Text alle verstehen würden, vor allem die, die es angeht, oder nicht?
Mitten im Denken und Lesen und Kämpfen um die Worte erreicht mich ein Anruf.
Nervös
Am anderen Ende eine etwas aufgeregte Frau mit einer Anfrage an mich. Es geht um einen Fachtag. Sie ist so angespannt, dass ich erst erst mal Mühe habe zu verstehen, was sie von mir will. Ich bin bei solchen anrufen ja auch immer ein wenig angespannt. Also sind wir gerade beide angespannt. Während sie nach Worten sucht, weil ihr der Termin so wichtig ist, versuche ich rauszubekommen, was sie von mir will. Irgendwann frage ich einfach, wann der Termin sein soll, bevor wir zum Inhalt kommen. Die Frage entspannt sie ein wenig. Wir finden Termine. Es handelt sich gleich um zwei Termine. Für zwei Fachtage. Jetzt können wir über den Inhalt reden. Während ich mit ihr den Inhalt abgleiche merke ich, wie sie sich immer mehr entspannt und ich mich auch. In meinem Kopf hatte ich schon abgecheckt bei welchem Themenkomplex ich absage und wo ich gut zusagen kann.
Am Ende des Gesprächs habe ich zwei Termine, eine ungefähre Vorstellung vom Themeninhalt und viele Fragen. Die Fragen müssen warten. Doch was ich mir Ende Februar/März auf jeden Fall zu legen muss, ist ein zweiter Bildschirm. Am liebsten würde ich ja jetzt schon, aber es ist ja Anfang Januar, da wachen auch immer die ganzen Versicherungen auf. Sie kennen das, oder?
Ich möchte hier noch kurz erwähnen: Wenn ich eine telefonische Anfrage bekomme, bin auch ich schlagartig nervös, weil in meinem Kopf mehrere Gedanken gleichzeitig spuken: Ist es mein Thema? Kann ich das leisten? Welches Honorar verlange ich? (Hier muss ich mir noch den Gedanken zulegen, wer es nicht bezahlen möchte, hat mich nicht verdient!).
Verschwurbelt
Sie kennen das sicher, kurz bevor man ins Bett geht schnell nochmal alle Kanäle durchzappen. Wir bleiben für ca. 10 Minuten an einem Comedian hängen. Die Kamera zeigt eine Arena voller Menschen, ähnlich wie bei Helene Fischer. Der Mann auf der Bühne bringt die Menschen zum Lachen. Auch ich muss ab und an grinsen, doch wenn ich mir seine Texte genauer anhöre und nicht auf dieses gemeinschaftliche gruppendynamische „Hey, ist das witzig“ anspringe. Dann schauderts mich. Was er erzählt, über Frauen und Männer, wird es mir gruslig. Von den Menschen, die dort sitzen lacht sich jeder schlapp, jeder denkt „ich nicht und mein Mann auch nicht“. Und ich denke, Leute hört ihr wirklich, was der da erzählt? Wenn das das Bild ist, die Sprache ist, mit der Menschen, Männer über Frauen sprechen in ihren Männerkreisen, und dieses Frauenbild in die Welt getragen wird, und das auch noch witzig ist – dann bin ich hier definitiv falsch.
Dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn Männer übergriffig sind, wenn es zu Gewalt gegenüber Frauen kommt. Wenn die Sprache dermaßen sexistisch und verroht ist. Ich gucke meinen Mann an, er guckt mich an. Wir sind beide auf unsere Weise erschüttert, auch wenn wir selbst an einigen Stellen lachten. Doch wenn das, was da komprimiert auf der Bühne dargeboten wird, aus der Realität entspringt. Na, dann „Gute Nacht, Menschheit“. Damit schalten wir dann auch aus und schütteln noch lange den Kopf.
Ich bin mir sicher, wäre das ganze in einem Film oder einer Doku verpackt und würden wir hören wie ein Typ so mit einer Frau spricht, oder eine Frau, sich so benehmen würde, würden wir entsetzt aufschreien. Verpackt als Stanup-Comedy lachen wir beherzt darüber. I’m sorry, ich kann da nicht mit.