13.10.2020 – Entspannt im U3-Bereich
Entspannt im U3-Bereich
Gestern früh los, zur Kinderinsel. Hospitation im U3-Bereich. Ich sage zuerste mein Sprüchlein auf. „Sollten Sie oder ich merken, dass sich Kinder mit mir im Raum, weil fremd, nicht wohlfühlen, werde ich die Hospitation abbrechen.“ Nicken und Verständnis bei den Fachkräften. Mein Auftrag: Beobachten der Interaktion in der Eingewöhnungszeit. Das heißt auch, dass Eltern mit ihren Kindern anwesend sind. Insgesamt sind damit zeitweilig fünf bis sechs Erwachsene im Raum.
Still in der Ecke – ich fühle mich wie die Grinsekatze bei Alice im Wunderland
Ich suche mir eine Ecke. Schaue zu und komme aus dem Dauergrinsen nicht mehr raus.
Die Pädagogen wertschätzend, warm, liebevoll. Die Kinder fühlen sich wohl. Ich erlebe, wie Pädagogen Kinder im Alter von ein und zwei Jahren, Unterstützung geben. Erlebe, wie sie bereits Kinder hier partizipieren lassen. Erlebe, dass es ok ist, wenn Kinder sich zurückziehen und aus sicherer Entfernung ersteinmal nur zuschauen und beobachten möchten. Wichtig, die Pädagogen lassen es zu. Machen Angebote, akzeptieren auch ein „Nein“.
Vertrauen, sich trauen, Zu-trauen
Ich erlebe ein Kind, welches im Lauf des Vormittags auch zu mir Zutrauen fasst, und sich von mir helfen lässt. Ich akzeptiere seine Versuche es selbst zu probieren, es selbst machen zu wollen. Er schafft es dann auch allein, nachdem er das Prinzip der Schließschnallen am Arztkoffer verstanden hat.
Wiederholung oder Scheitern gehört dazu
Ich erlebe ein Kind, welches gerade laufen kann. Für ihn ist es völlig normal, dass er immer wieder mal hinfällt. Wieder aufstehen, ausbalancieren, weitergehen. Bis zum nächsten Popoplatscher bzw. Kniefall. Ein Kind, das scheinbar mit sich und der Welt zufrieden ist. Er ist neugierig. Beobachtet die anderen. Wenn er einen ansieht lächelt er. Ein Kind, das völlig in sich ruht.
Nonverbale Kommunikation
Ich erlebe Kinder, die nonverbal miteinander kommunizieren. Erlebe Strategien von Kindern, die andere Kinder daran hindern möchten mitzuspielen. Ein Junge wehrt dies mit seinem ganzen Körper ab, in dem er sich schützend vor die Spielsachen stellt und versuchd das andere Kind daran zu hindern, diesen zu nahe zu kommen. Wie ein Basketballspieler der vor dem Tor steht und versucht den Gegner daran zu hindern, den Ball in den Korb zu werfen.
Aufmerksamkeit und gemeinsames Verständnis
Ich erlebe, wie Pädagogen mit ihrer Aufmerksamkeit bei den Kindern sind. Ich erlebe Pädagogen, die ihre pädagogischen Handlungen mit den Eltern, absprechen. Ich erlebe, wie sie sich untereinander absprechen. Ich erlebe, wie sie sich rausziehen, ihre Beobachtungen von Kindern notieren und trotzdem da sind. Ich erlebe Kinder, die die beobachtende Pädagogin in Ruhe lassen. Ich erlebe Kinder, die sie ansprechen, sie ihnen antwortet und trotzdem merke ich, dass Klarheit und gemeinsames Verständnis darüber besteht, dass hier gerade etwas wichtiges getan wird.
Entspannt
Nach 2,5 Stunden gehe ich nach Hause. Entspannt. Gelassen. Freue mich an meinen Beobachtungen. Bin für diesen Vormittag, für die Zeit, für das „Ich durfte dabei sein“, für die Gesichter der Kinder, ihr Wirken und das Wirken der Pädagogen dankbar. Dankbar dafür, dass ich diesen Job machen darf. Dankbar für diese Kinderinsel.