15.10.2020 – Wir leben alle nur in unserer kleinen Welt
Da war noch was
Ich hatte letztens ja mal erwähnt, dass ich Ihnen den Satz, „Mich würde da keiner nehmen“ noch erkläre.
Ein paar Tage vor meiner Auszeit unterhielt ich mich mit einer Schreibstubenkollegin. Bis dato fragte sie mich jeden Tag, wenn wir uns sahen, wie es mir geht und ob ich schon was hätte.
Wir unterhalten uns über Jobs im Allgemeinen. Damals hatte ich ja noch zwei Optionen. Sie meinte, ich müsse mich unbedingt arbeitssuchend melden, von wegen Arbeitslosengeld.
Mir persönlich sind solche Dinge ja von Haus aus zuwider. Bisher war ich nur einmal Arbeitslos gemeldet. Damals nach meiner Erzieherausbildung.
Grundberuf Erzieherin – Krisensicher und Systemrelevant
Die Aussichten im Beruf der Erzieherin in einer Kinderinsel wieder eine Anstellung zu finden sind ja nun gerade sehr hoch. Ich schaue also die Kollegin an und sage: „Wenn ich ja nichts finden sollte, dann muss ich halt für ein paar Monate wieder als Erzieherin arbeiten. Vorzugsweise in der Krippe.“ Sie schaut mich an, zieht die Brauen hoch und sagt (der geneigte Leser kann sich das jetzt bestimmt schon denken): „Die werden dich da nicht nehmen, bist viel zu lang draußen aus dem Beruf.“ Dreht sich um und geht. Ich sehe ihr verwundert nach.
Okay, neben dem Kollegen Fachberatung, bin ich, die einzige in der Schreibstube, die aktive Pädagogin ist. Ich habe die ganze pädagogische Palette mitgenommen: Erzieherin mit Fachabi, Sozialpädagogin (FH), Pädagogin (Uni.) – die letzten beiden noch mit Diplom. Ich befürchte eher, man wird mich nicht nehmen, weil ich überqualifiziert bin. Daher ist dann der Plan, dass ich die beide Abschlüsse in der Bewerbung eher mal verschweigen würde. Und für die Lücken fällt mir dann schon irgendwas ein. Notfalls. Ist ja auch nur der Notfallplan.
In der Schreibstube bin ich auch die einzige, die tatsächlich mit der Praxis da draußen hautnah und live in der ersten Reihe, zu tun hat. Sie merken, denke ich, worauf das hinausläuft, oder?
Fachkräftemangel
Hatte ich eigentlich erwähnt, dass ich seit fast 10 Jahren Kinderinseln berate? Hatte ich erwähnt, dass ich Marte Meo Trainerin bin? Hatte ich erwähnt, dass ich auch mit den verschiedensten pädagogischen Ansätzen zu tun hatte? Montessori und Waldorfpädagogik, zum Beispiel.
Hatte ich erwähnt, dass in dem Bereich Fachkräftemangel herrscht? Dass dieser so eklatant ist, dass mir Führungskräfte berichten, dass sie manchmal gar nicht wissen, wen sie einstellen sollen, weil weder Kanditat A noch B geeignet erscheint. Sie sich aber für einen der beiden entscheiden müssen. Wenn sie überhaupt nach Monaten der Suche eine Auswahl zwischen zwei Kanditaten haben. Manche sind geblieben und haben ihre potenziale ausgefaltet, andere sind wieder gegangen. Was habe ich schon für Wechsel erlebt…. Naja, und dann halt die verschiedene Vorstöße, von verschiedenen Stellen dem Fachkräftemangel in diesem Bereich durch Quereinstiege zu begegnen.
Ist schon gut, ich höre jetzt auch auf.
Meine kleine Welt ist nicht deine kleine Welt
Nachdem ich mich im Studium viel mit dem Konstruktivismus beschäftigt habe, weiß ich natürlich, dass es eben nicht die eine Wahrheit gibt, sondern ganz viele. Das war jetzt die super verkürzte Version.
Aus der Perspektive der Kollegin ist es auch nicht verwunderlich, wenn sie mir so einen Aussage hinhaut. In der freien Marktwirtschaft, wären 20 Jahre Abstinenz, in vielen Berufen ein No-Go. Aus ihrer Sichtweise und den Berufen, die sie so aus ihrer unmittelbaren sozialen Umgebung kennt, weiß sie, dass es schwer ist nach so langer Zeit eine Arbeit in dem Beruf zu finden, den man ursprünglich mal gelernt hat. Ich für meinen Teil kenne viele Menschen, die ursprünglich ganz andere Jobs gelernt hatten und heute etwas ganz anderes machen. Zum Teil, weil sie sich durch Interesse und Kompetenzaufbau dorthin gearbeitet haben und sie an Führungskräfte geraten sind, die ihre Potenziale gefördert haben. Ich kenne aber auch Menschen, die gerade im Kinderinselbereich, nach vielen Jahren Pause wieder eingestiegen sind. So lebt eben jeder mit seiner Wahrheit in seiner eigenen kleinen Welt.
Aus dem Netz gefischt
Natürlich interessiere ich mich aktuell für die Fallzahlen in meiner Stadt. Wir sind kurz vor Stufe 3, erzählt mir nordbayern.de
„Die Anzahl der Neuerkrankten beschreibt die Sieben-Tage-Inzidenz: Pro 100.000 Einwohner gab es in den vergangenen sieben Tagen 49,5 Neuinfektionen. Es ist davon auszugehen, dass die Warnschwelle von 50 in Nürnberg in Kürze überschritten wird. Die Infektionslage lässt sich nicht auf einige wenige Bereiche eingrenzen. Auf Grundlage der von der bayerischen Staatsregierung beschlossenen Maßnahmen – die noch nicht in eine Verordnung gefasst sind – wird die Stadtspitze kurzfristig Entscheidungen treffen und dann bekannt geben.“
Stufe 3 – Ampelphase rot
Ab morgen gilt in der Innenstadt eine Maskenpflicht. Man geht davon aus, dass noch am Wochenende die Warnschwelle von 50 überschritten wird. Zur Stunde wird noch beraten, welche weiteren Maßnahmen noch folgen werden.
Webinare
Ich beschäftige mich aufgrund der Tatsache, dass es wieder zu einem Betretungsverbot für Externe in Kinderinseln gibt mit verschiedenen Möglichkeiten der Webinare. Werde diese Form in den nächsten Tagen ausbauen und bei den Kinderinseln auch einfordern.