16.07.2025 – Veitshöchheim
Die letzten Tage habe ich damit verbracht einen Vortrag vorzubereiten. Vor einigen Monaten wurde ich angefragt einen Vortrag auf einem Fachtag zu halten. Ort des Geschehens Veitshöchheim in den Main-Franken-Sälen. Ja, genau da, wo die fränkische Fastnacht stattfindet und die Nation weltweit erfreut, wenn sie übertragen wird.
Veitshöchheim hat mehr zu bieten als die Main-Franken-Säle, wie mir die Website zeigt. Denn ich möchte einen Tag vorher Anreisen. Auf der Website von Veitshöcheim entdecke ich den Rokokogarten. Den möchte ich besuchen. Ich buche statt einer Nacht zwei Nächte. Damit habe ich dann auch noch Zeit ein wenig Sightseeing zu machen.
Am 15.07. ist es soweit. Ich setze mich in mein Auto und fahre los gen Veitshöchheim. Unterwegs ereilt mich ein Anruf von MonAmour. Er fragt, ob ich was vermissen würde. Ich komme nicht drauf. Es stellt sich heraus, dass ich meine Bankkarte im Münzautomaten stecken gelassen hatte. Die Bank hat sie jetzt sicherverwahrt. Donnerstag werde ich sie abholen. Zum Glück brauche ich die Karte nicht.
Im Radio melden sie einen Unfall auf der Autobahn. Gut ich wollte eh nicht Autobahn fahren. Nur mein Navi mag mir nicht so recht glauben. Irgendwie ging irgendwann die Option „Autobahnen und Mautstraßen vermeiden“ verloren. Wir haben uns dann aber doch noch einigen können, dass ich die Landstraße bevorzuge. Es ist jedesmal faszinierend, wenn andere von Stress erzählen und ich von leeren Straßen und wenig bis kein Auto auf der Strecke. Der Vorteil der Strecke, die mein Navi wählte hatte auch noch den Vorteil, dass ich die Großstadt, also Würzburg komplett umrundete.
Am Abend vor dem „großen Tag“ sitze ich dann im Hotel und übe meinen Vortrag. Shit. Die Zeit – voll drüber. Also kürzen. Gekürzt. Nochmal. Wieder drüber. Also noch mal, weiter kürzen. Am Ende beschließe ich, einige Folien meines Vortrags nicht vorzutragen. Das Durchsprechen und Aufnehmen hilft. Ich kann sogar ein wenig schlafen. Gegen fünf mache ich das Licht an und gehe den Vortrag noch mal durch. Frage mich kurz, ob ich nicht aufgeregter sein sollte.
Also ich bin aufgeregt, angespannt, aber es ist nicht so heftig, wie in Landshut.
Was ich sehr zu schätzen weiß, ist die Nähe zum Hotel beziehungsweise die Nähe zu den Main-Franken-Sälen. Ich gehe hier zur Tür raus, gehe zweimal ums Eck und bin da. Diesen Vorteil nutze ich vor allem in den Pausen aus. Keine Schlange vor der Toilette und die Mittagspause kann ich in Ruhe im Hotelzimmer verbringen.
Viel Atmen.
Den Vortrag nochmal kurz durchgehen.
Ich bin nach der Mittagspause dran. Ich entschließe mich für das Headset statt des Mikros am Stehpult und weiß es im Lauf des Vortrags zu schätzen, da ich mich damit viel freier bewegen kann. Anfangs gibt mir das Pult Sicherheit. Das Üben des Vortrags am Vortag hat sehr geholfen. Auch die Änderungen mit schwarzen Filzer noch mal in groß zu schreiben.
Ich sehe von der Bühne aus in 600 Gesichter. Insgesamt waren wohl 630 Menschen angemeldet. Nach dem Mittagessen gibt es etwas Schwund in den Reihen.
Zwischendrin überlege ich, ob mein Vortrag zu langweilig war. Eine Teilnehmerin strickt. Ich fühle mich zurück versetzt in meine Ausbildungsjahre. Da strickten wir auch im Unterricht. Diese Zeiten gab es. Ich habe schon lange niemanden mehr öffentlich Stricken sehen. Das letzte Mal in Münster, als ich das erste Mal die Didacta besuchte und Armin Krenz bei einem Vortrag lauschte. Sein Vortrag hat mich damals echt berührt. Ich weiß bis heute seine Anekdote vom Hühnerstall und lernte den Unterschied zwischen Konsequenz und Strafen kennen.
Mein Vortrag dauert natürlich länger. Mit der Zeit im Blick schaffe ich mit weglassen weiterer Folien eine Punktlandung. Während des Vortrags sehe ich Smartphones, die ab und an ein paar Folien fotografieren. So langweilig kann der Vortrag nicht sein. Ich deute den Geräuschpegel als Austausch meiner Folien.
Am Ende kommt eine Teilnehmerin auf mich zu und meint, das war ein wirklich guter Vortrag. Eine andere fixierte mich beim nachfolgende Vortrag, als ob sie mich auf der Stelle niederstrecken möchte.
Nach dem Vortrag, als ich wieder auf meinem Platz sitze. Macht sich eine seltsame Leere breit. Die Luft ist raus.
Die ganze Anspannung ist abgefallen. Ich schaffe es noch dem letzten Vortrag zu lauschen.
Dann ist der Tag vorbei. Irgendwie komisch. Der Tag endet einfach so. Ohne weitere Rückmeldung ohne Austausch. Seltsam irgendwie.
Es ist nicht wie in den Workshops, da kann ich die Stimmung einschätzen, kann darauf reagieren. Bekomme direkte Rückmeldung.
Nachdem der Tag vorbei ist mäandere ich noch ein wenig im Gebäude rum. Überall hängen Tafeln mit Bildern zur fränkischen Fastnacht. Langsam gehe ich nach draußen. Dort viele Menschen, die sich noch unterhalten. Während ich ausgelaugt an ihnen vorbeiziehe. Diese Leere ist seltsam. Langsam gehe ich zum Hotel.
Ich bin müde. Erschöpft. Im Zimmer bleiben mag ich nicht. Ich brauche noch Wasser. Ich beschließe zum nächsten Supermarkt zu laufen. 800 Meter laut Zimmervermieter. Auf der Anreise kam ich an ihm vorbei.
Der Hotelbesitzer sieht mich, fragt, wie es war. Ich erzähle ein wenig. Er „dann gehen Sie jetzt was trinken“. Ich: „Der Biergarten hat zu, wegen Wetter“. Er gibt mir noch ein paar Tipps, wo ich hingehen könnte. Sieht mir meine Erschöpfung an.
Auf dem Weg zum Supermarkt, wo ich mich dann mit Wasser, Sekt und Baguette eindecke, beschließe ich nach dem Abendessen noch ein wenig durch die Altstadt zu laufen statt ein Restaurant zu besuchen. Hinwärts ziehen sich die 800 Meter ganz schön, rückwärts geht es irgendwie beschwingter. Die Leere geht auch.
Noch am Abend bringe ich einen Teil meiner Sachen ins Auto. Danach ein wenig durch die Gassen.
Am nächsten Tag räume ich die Reste auf, werfe einen letzten Blick durchs Zimmer. Bringe mein Gepäck zum Auto, lege den Zimmerschlüssel, wie besprochen in den Schlüsselkasten. Dann gehe ich in den Rokokogarten. Zwei Stunden spaziere ich dort umher. Danach hole ich mir in einer der Bäckereien etwas zu essen, in einer Eisdiele gönne ich mir einen Cappuccino.
Auf dem Weg nach Hause halte ich nochmal beim Supermarkt. Dort hole ich mir beim Bäcker einen Milchkaffee und ein Baguette.
Per Landstraße geht es nach Hause.
Zuhause erzähle ich MonAmour vom Tag und der Mail, die ich bekommen habe. Sie hat mich sehr berührt. Es ist eine Rückmeldung zu meinem Vortrag. Sie zeigt, wie wichtig das Thema ist, bedankt sich für meinen Vortrag. Der Tag endet früh für mich. Die nächsten Tage verbringe ich mit erholen.