17.04.2024 – Warten – Denn sie wissen, was sie geschafft haben
Dienstag
Irgendwann in den letzten Tage klingelte das Telefon. Es war der Hallenvermieter. Er hatte schlechte Nachrichten. Sie hatten an der Scheune eine Außentreppe installiert. Bei der Installation ist ein Träger abgerutscht und direkt in eines der Fenster. Unter dem Fenster stand natürlich eines unserer Autos. Das unversehrteste bisher. Jetzt nicht mehr. Das Fenster krachte auf den Kofferraumdeckel und die Stoßstange. Jetzt haben wir im Kofferraumdeckel, in der Stoßstange und Spoiler am Kofferraumdeckel tiefe Kratzer.
Der Schaden sehr blöd. Natürlich regelt das jetzt die Versicherung. Hatte aber auch zur Folge, dass unser Sachverständiger den Schaden begutachtete. Da er dann schon mal da war, begutachtete er auch gleich noch zwei andere Autos von uns, deren Wert sich geändert hat.
Danach folgte ein längerer Plausch mit dem Hallenvermieter. Wir erfuhren Dinge, von denen, wenn man sie liest, sich fragt, wer soviel Phantasie hat. Jetzt ist mir klar, reine Realität. Manches kann man sich nicht ausdenken.
Da wir uns verplauderten und die Zeit schon fortgeschritten, beschlossen wir, die Aufträge des Schwiegers zu erfüllen, der sich jetzt im Krankenhaus häuslich einrichtet. Den Wasserkocher konnten wir ihm ausreden, die Mikrowelle war noch nicht im Gespräch. Er wird jetzt öfter die Cafeteria aufsuchen.
Ein wenig ist er wie ein Kleinkind. Freudestrahlend berichtete er uns von seinen Ausflügen mit seinen Hilfsmitteln und dass er auf dem Fitness-Bike schon wieder 5 km gefahren ist. Bei aller Freude, lässt es der Bruch nicht zu, dass er ohne Hilfsmittel auskommt. Die Aussicht, dass es noch mehrere Wochen dauert, bis er wieder ohne Geräte laufen kann, betrübt ihn sehr.
Mittwoch
Am nächsten Tag hatte MonAmour einen Termin bei einem Chirurgen, der sich seinen Rücken ansah. Der Hautarzt möchte den Knubbel, der dort noch wächst, nicht operieren. Deshalb der Termin beim Facharzt. Der bestätigte, dass es durchaus ein „Sauerei“ geben könnte. Wir sind gespannt. Der Knubbel muss dann ins Labor geschickt werden. Wir gehen von gutartig aus. Der Chirurg auch. Wir werden sehen.
Während MonAmour und ich im Wartezimmer sitzen, frage ich mich wozu es am Eingang den Streifen „Bitte Abstand halten hat“. Besser müsste da stehen „Alles was sie hören, bleibt in der Praxis.“ Oder „Sobald Sie diese Schwelle übertreten unterliegen Sie der Schweigepflicht“. Ich könnte jetzt mindestens fünf Krankengeschichten aufzählen mit dazugehörigen Daten. Jemand mit einem besseren Gedächtnis vermutlich sogar die Krankengeschichten aller 15 bis 20 Patienten, die während der Wartezeit da waren.
Als wir wieder im Auto saßen, überlegten wir, wie viele Patienten diese Arztpraxis pro Tag behandelt. Wie es überhaupt funktioniert, dass es trotz der Menge noch einigermaßen zeitlich klappt. In den 45 Minuten, die wir da waren, saßen mit uns 10 Menschen im Wartezimmer, nochmal so viele meldeten sich an. Es hatte ein wenig was von Fließbandarbeit. Manche waren zum ersten Mal da, andere schon öfter. Jede*r mit einer anderen Krankengeschichte. Jede*r möchte individuell behandelt werden. Jede*r mit Freundlichkeit und Respekt. Wenn die Frequenz den Tag über so anhält, dann wurden am Ende des Tage mehr als 100 Patient*innen behandelt.
Feststellung des Tages
Eigentlich ein kleines Wunder, wie es allen gelingt, dieses Pensum Tag für Tag zu schaffen.
Unser Respekt gilt all den Ärzten und Medizinischen Fachangestellten. Die jeden Tag mit Hunderten von Patienten, ihren Geschichten, ihren Individualitäten zu tun haben.
Mäandern am Schreibtisch
Den Rest des Tages verbrachte ich mit Schreibtischarbeit. Beziehungsweise mäanderte ich durch verschiedene Aufgaben, die mir alle nicht so gelingen wollten. Es blieb vieles unerledigt. Es fand sich wenig Konzentration und Kreativität für die Aufgaben auf meinem Zettel. Am Ende des Tages landete ich bei der Soko Wismar im ZDF, zuvor bei einem Podcast, dem man anmerkte, dass die Moderatorin wenig Lust hatte. In anderen Podcast ist sie mehr beim Thema und den Gästen. Selbst meine Abendmahlzeitideen änderten sich minütlich. Wir hatten da noch Quark im Kühlschrank stehen. Der am Ende gut zu den Calamares mit Pommes passte.
Schlumpfen Sie schön.