20.02.2022 – Familientag
Zweiter Tag der Hausbesichtigungstermine. Insgesamt kamen drei Familien. Damit bekamen ich und MonAmour nicht nur Einblicke in die Erziehung von Kindern und wie Kinder ihre Eltern erziehen, sondern auch im Umgang von Paaren untereinander.
Da gibt es Paare die sehr partnerschaftlich miteinander umgehen, die sich mit Blicken verständigen. Dann gibt es Paare, wo er dominanter ist und man bei ihr bemerkt, dass sie öfter mal im Abstimmungsprozess zu kurz kommt. Es gibt Paare, die in der Interaktion miteinander, öfter mal die Grenzen überschreiten, was man zunächst nicht bemerkt, weil es lustig daherkommt. Jedoch etwas bitter nachwirkt.
Der Mann und ich sind ja kinderlos. Da auch im unmittelbaren Umfeld keine Kinder vorhanden sind, also auch wenig unmittelbare Erfahrung mit Kindern. Jedenfalls MonAmour. Ich von berufswegen ja schon. Und ich weiß, dass Kinder im Kinderinselumfeld oft anders agieren als im Beisein ihrer Familien. Die erste Familie hatte drei Kinder – vom Krippenalter bis ins erste Grundschuljahr.
Das wunderbare an Kindern ist ja, dass sie ohne Umschweife ihre Meinung kundtun. Wir waren noch nicht richtig im ersten Stock, kam schon von einem der Kinder, dass es ein schönes Haus sei. Im ersten Stock dann, ging es bereits um die Zimmeraufteilung. Bei drei Kindern muss wohl überlegt werden, wer welchen Raum bekommt, wo die Kuscheltiere Platz haben und wo die Eltern wohl schlafen könnten. Die Kinder beschlossen mal kurzerhand, dass die Eltern eines der kleinsten Zimmer nehmen. Damit waren Dachzimmer und Schlafzimmer verteilt. Später als ich mit den Kindern und ihrer Mutter allein im ersten Stock stand und über Raumaufteilung und Möbel sprach, war klar, dass das Dachzimmer an die Eltern geht.
Im Garten dann noch größere Begeisterung bei den Kindern. Der versteckte Gartenteil – ein Kinderparadies. Die Kinder erzählten mir (sie hatten mich als vertrauenswürdig eingestuft), was sich damit alles machen ließe, dass man dort gut allein sein könnte, verstecken spielen, ein (Baum-)Haus bauen könnte und noch ganz viel mehr. Die Kinder hatten das Haus bereits „gekauft“. Die Eltern müssen noch ein paar Nächte drüber schlafen. Jedenfalls war es ein sehr lebhaftes Treffen, denn das Haus wurde von den Kindern sofort in Beschlag genommen.
Auch die Kinder von Familie zwei, stritten sich bereits im ersten Stock über die Zimmerverteilung. Die Eltern waren da etwas zurückhaltender, hatten jedoch auch schon Überlegungen, wie wo was hinpassen würde. Anders als die Kinder von Familie eins, hatten wir beide eher den Eindruck, dass diese Kinder einen Kampf miteinander führten. Ihr Verhalten Interaktionen oft Grenzwertig.
Es gab dann tatsächlich einen Punkt, an dem wir beide überlegten, wer jetzt eigentlich die Verantwortung trägt. Ich kam für mich dann zu dem Schluss, dass die Eltern nebendran stehen, sollte diesem Kind jetzt etwas passieren, dann haben wir weder die Aufsichtspflicht noch die Verantwortung für das, was dieses Kind gerade macht.
Jedenfalls nicht für das Kind. Mir wurde etwas Angst und Bang, die Eltern standen relativ entspannt daneben. Ich bemerkte jedoch, dass das Kind durchaus Erfahrung mit dieser Balancetechnik hatte sowie mit Geländern an Kellerabgängen. Trotzdem grenzwertig.
MonAmour und ich waren uns auch nicht sicher, wie und ob wir jetzt eine Grenze setzen sollen. Da ging es weniger ums Kind, als ums Material. Wir möchten das Haus ja schließlich verkaufen. Und eigentlich keine weiteren Mängel herbeiführen, als das Haus jetzt schon besitzt.
Nun müssen wir abwarten, welche Rückmeldungen wir bekommen. und gleichzeitig machten wir uns weiter Gedanken, denn überall hatten wir auch ein großes Aber.
Wieder ging ein sehr eindrucksvoller Tag zu Ende und wir spürten die Erschöpfung am Abend. Wir fröhnten weiterhin dem Junkfood und holten zwei Tiefkühlpizzen aus der Truhe. Ich war sogar zu müde, für mein Pizzaspezialupgrade. Zusätzlicher Käse war alles, was ich noch schaffte.
Fundstücke
Eva Lohmann hat ein Buch zum Thema Introvertierte Kinder und Eltern geschrieben. Das Buch selbst habe ich noch nicht gelesen, finde das Thema jedoch sehr spannend. Es ist ein Thema, welches meines Erachtens nach, auch im Kinderinselbereich zu wenig beachtet wird.