20.05.2022 – Es hätte ein schöner Feierabend werden können
Bereits Freitagnacht zog ein heftiges Gewitter mit Windböen über den Ort. Am nächsten Tag, frühmorgens, klingelte der Nachbar. Ob MonAmour, der noch ein wenig moggelte (döste), ihm den Wagenheber leihen könnte, er habe da einen platten Reifen und eigentlich müsste er sowieso Reifen wechseln. Es wurde dann eine Gemeinschaftsarbeit zwischen dem Nachbarn und MonAmour.
Da jedoch MonAmour eher draußen war, als dann der Landschaftsgärtner sah der Mann die vom Wind herabgewehten Zweige und Blüten des Ahorns. Und weil er gerade nichts zu tun hatte, fing er an den Gehweg zu kehren und die überschüssigen Zweige der übermütigen Büsche und Bäume zu kürzen, während ich vom Fensterbankerl das ganze beobachtete.
Nach dem Morgenkaffee ging auch ich zum helfen hinaus. Der Vormittag war dann mit kehren und Büsche frisieren (bitte nur die Spitzen) gefüllt. Passanten, die vorbei kamen machten uns darauf aufmerksam, dass doch das große Unwetter erst noch kommt und ob sich denn die Arbeit lohnen tät.
Später, wir waren schon fast fertig, hielt eine Autofahrerin. Sie hätten einen Wald und wir so viele Bäume in Töpfen auf der Terrasse, ob wir die abgeben wollten, falls sie uns zuviel sind. Das war ja jetzt mal ein sehr ungewöhnliches Anliegen. Wir bedauerten, dass wir von unseren Bäumen vielleicht einen hergeben würden. Die Vorstellung meinen Kastanienwald nicht mehr zu haben auf den ich jeden Tag vom Büro aus schaue, beunruhigte mich sehr. Eines Tages sollen sie in dem Garten wachsen, den wir erst noch finden werden.
Wir kamen dann noch ein wenig ins Gespräch.
Nach dem großen Kehren
Pause. Die braucht der Mensch ja auch, und Frühstück. Gegen Nachmittag dann ab in den Keller. MonAmour hatte da so eine Idee. Wir haben da ja noch Latten übrig und Reste.
Da die Säge draußen auf dem Mäuerchen stand und somit gut von der Kellertreppe aus in angenehmer Arbeitshaltung zu bedienen ist, brachte das herannahende Gewitter den Feierabend mit sich. So räumten wir die Säge auf und auch die ganzen anderen Sachen zur Seite. Jeder bereits in Gedanken beim frühen Feierabend. Jeder irgendwie schon mit dem Abendessen beschäftigt. Bratkartoffeln entweder als Gröstl oder mit Eier und Speck. Soweit die Theorie.
Die Realität
Während ich noch die Säge mit dem Staubsauger von Holzstaub befreite, sah ich bereits wie unter der Tür des Kellers Wasser hereinfloss. MonAmour kümmerte sich bereits um den Wassertank, der in weniger als 10 Minuten voll war – 600 Liter – vom Dach in den Tank. Der Regen hatte sich zu Starkregen entwickelt. Erst konnte ich das Geräusch nicht einordnen. Wenn sich aber ihre Toilette anhört als wären die Victoriafälle eingezogen, dann sollten Sie ganz schnell handeln. Wirklich ganz schnell. Es könnte sonst sein, dass es dann so aussieht.
Während mein Hirn nur noch Feuerwehr im Kopf hatte, hatte der Mann (der das schon einmal erlebt hatte und sich da bereits Gedanken gemacht hatte wie man sprudelnde Toiletten am überlaufen verhindert) den Zuruf der Toilettenrolle in den Abfluss zu stopfen und festzuhalten, parat. Er war nämlich gerade damit beschäftigt den Wassertank am Überlaufen zu hindern und die Regenrinne in den Garten umzuleiten.
Glauben Sie mir, Sie überlegen nicht lange. Sie tun es einfach. So steckte ich dann also mit einer Toilettenrolle und bis zum Ellbogen im Abfluss der Toilettenschüssel. Ich hatte noch Glück, denn alles was da rausgesprudelt war, war Regenwasser mit Moos- und Blätteranteilen.
Irgendwann merkte ich einen Sog ins innere des Abfluss und ich ließ die völlig durchweichte uns sich auflösende Klopapierrolle los – im Übrigen die nächste Hektikattacke (manche würden jetzt Panik schreiben, trifft es aber nicht), was mache ich denn wenn die Rolle sich aufgelöst hat und das ganze weiter sprudelt. Interessant war auch die Tatsache, nachdem ich da so mit der Hand im Klo steckte, dass das Wasser dann unten zum Sockel rauslief. Was ja eigentlich nicht sein kann. Es bewies jedoch, dass Wasser sich seinen Weg bahnt.
Als dann der Spuk vorbei war – das Unwetter war weiter gezogen – war der Feierabend und die Bratkartoffeln in weite Ferne gerückt. Mit Eimern und Handtüchern saugten wir den Keller leer und räumten Kisten aus und um.
Wir hatten da jetzt wahnsinnig viel Glück. Es hätte wesentlich schlimmer sein können, wie wir Spätnachts aus den Nachrichten erfuhren.
In der Hoffnung, dass Sie alle das Unwetter gut und unbeschadet überstanden haben, schließe ich für heute.
Nachtrag: Die Bilder entstanden nachdem ich schon mit Wasser aufsaugenden Handtüchern handtierte.