20.10.2022 – Die Tage in Reckahn
„Menschen nicht tolerieren, weil sie verschieden sind an Hautfarbe, Kleidung, Sitte und an Äußerungen über ihre Art, sich das Verhältnis zu Gott vorstellen […], das ist mir ein unbegreifliches Rätsel.“
Freiherr Friedrich Eberhard Rochow
Da war ich also in Reckahn gelandet und wusste nichts von dem Ort und seiner Bedeutung für die Bildung von Kindern. Den Namen Rochow kannte ich wohl, ich wusste auch, dass die Rochows eine Schule gegründet hatten und es ein besonderer Ort ist. Doch was diesen Ort so besonders machte, das wusste ich nicht. Deshalb war ich ja auch hier. Nicht nur um mein Teilnehmerzertifikat zu bekommen, das mir bestätigt, was ich alles gelernt und gemacht hatte, sondern auch um die Atmosphäre des besonderen Ortes aufzunehmen, den Geist der Reformer.
Bereits die Führung durch das Schulhaus zeigte, dass Friedrich Eberhard von Rochow und Julius Heinrich Bruns im Sinne der philanthropischen Aufklärung handelten. Rochow gründete nicht nur die erste zweiklassige Dorfschule Preußens, sondern seine Dorfschule war auch Vorbild für viele Pädagogen und Schulen in Europa.
Auf Augenhöhe – Freundlich zugewandt
Aus der Museumsschrift – ich brauche es ja immer auch schriftlich – lese ich heraus, dass die Rochowsche Schule und seine pädagogischen Ideen für Dänemark und Schweden Vorbild waren und bis heute noch sind. Denn seine Pädagogik zeichnet sich „dadurch aus, dass Kindern auf Augenhöhe, freundlich zugewandt begegnet wird, dass sie als vernünftige Lernende ernst genommen werden, dass im Unterricht mit ihnen weitgehend integrativer, inklusiver und interkultureller Ansatz verfolgt wird“ (Overhoff 2021, S. 18). Rochow legte dafür die Basis und erprobte seine Ideen durch den Lehrer Bruns, dem er nach seinem Tod ein Denkmal widmete.
Ich erfahre weiter, dass „Bildung ein von allen Zwecken befreites Menschenrecht“ für Rochow war (ebd., S.19). Je mehr ich mich mit Rochow und seinen Reformansätzen beschäftige, desto mehr wird mir klar, warum wir in Reckahn sind und was es mit den Reckahner Reflexionen zu tun hat. Also außer, dass der Name Reckahn darin vorkommt. Klar, wurde mir das während der Führung schon bewusst, doch jetzt so schwarz auf weiß, wird mir noch viel bewusster, was da vor 200 Jahren bereits am Entstehen war. Nicht zu Unrecht kam die Frage während unseres Austausches auf, was ging während der 200 Jahre schief. Ja, ja, ich weiß schon, wir hatten da auch noch zwei Weltkriege, die viel von dem, was an Reformen und Aufklärung geschaffen wurde, zunichte machten. Vereinfacht ausgedrückt.
An der Teichlandschaft entlang
Reckahn selbst fand ich auch wunderschön zum Spazierengehen. Ich bervorzugte dafür die Reckahner Teichlandschaft und fand es wunderbar, dass das Wetter so mitspielte. Vom Tagungshaus aus ging ich durch den Park Richtung Teichlandschaft über Meßdunk. Hier besichtigte ich die Kirche von außen. Innen geht nur, wenn man vorher einen Termin ausmacht. Sie soll innen einen wunderbaren Sternenhimmel haben. Von dort aus über den Fußweg zwischen den Teichen wieder zurück nach Reckahn. Dauer ca. 1 Stunde. Ich war etwas länger unterwegs, da es viele Dinge am Wegesrand zu entdecken gab.
Die Tage in Reckahn haben mich beeinflusst, nicht nur die Landschaft vor allem der pädagogische Geist. Die Tage haben mich inspiriert und mit vielen Ideen im Kopf nach Hause fahren lassen.
Gelesen
Museumschrift 20 Jahre Rochow-Museum – in dieser ist das Zitat von Overhoff zu finden.