21. + 22.02.2021 – Ein neuer Trend?
Monday, Monday
In den letzten Tage wenig Zeit für die Vorbereitungen des Workshopkonzepts gehabt, deshalb heute wieder: Lesen, Notizen machen, Praxisübungen überlegen, nützliche Informationen suchen für Bonusmaterial. Ständiger Begleiter: Die Müdigkeit. Irgendwann beschlossen die „Chefin“ zu fragen, ob ich den Montag nicht arbeitsfrei haben könnte. Nun ja. Sie verwies mal großzügig auf das Arbeitszeitkonto. Wir konnten uns immerhin auf moderate Arbeitsweise einigen.
Deshalb war es dann auch möglich mit MonAmour den Besuch im Testzentrum vor Ort mit Getränke holen zu verbinden. Morgen ist ja der Termin beim Nachlassgericht. Ich hätte mich zwar nicht testen lassen müssen, weil dreifach geimpft, aus partnerschaftlicher Solidarität aber mal mit. Außerdem war ich ja ein paar Tage vorher bei der Schwiegerschwester in der Senioreninsel zu Besuch. Der Test für uns positiv, weil negativ.
Ich bin sehr gespannt auf morgen. Vermutlich wird gar nicht viel passieren. Es geht ja noch immer nur um den Erbschein.
Am Nachmittag dann nochmal für zwei Stunden an den Schreibtisch.
Trendsetter – Volksbadetag
Non-Bathing – angeblich ein neuer Trend. Wenn mich allerdings meine Erinnerung nicht trügt, dann war das mal völlig normal nur einmal die Woche zu baden. In meiner Kindheit gab es, die Älteren unter Ihnen kennen den bestimmt auch noch, den Badetag. Meist Samstags. Da tauchte die ganze Familie in der Badewanne ab. Entweder alle in einer Wanne oder nacheinander. Je nach Größe der Kinder. Und jetzt kommen Sie bloß nicht auf die abstruse Idee, wir hätten das Badewasser gewechselt. Hola. Nee, nee, die ganze Vierköpfige Familie, alle in einem Badewasser. Wie nachhaltig wir waren. Wasser sparend und Energie sparend.
Doch der Samstag, der war obligatorisch. Bis in die 90ziger war das noch total normal. Oder? Und jetzt ist das ein „neuer Trend“, angeblich aus USA und Großbritannien. Leute.
Hier der Link zum Trend „Non-Bathing Sieben Tage ohne Duschen“ Das Video dauert 23 Minuten.
Tuesday, Tuesday
Der Tag begann sehr früh. Das Nachlassgericht hatte zum Termin um Acht Uhr gebeten. Vorgabe: vorher da sein. Der Schwieger wollte gerne, dass wir dabei sind. Da wir danach noch einen Termin beim Haus hatten, war also auch ich von der Partie.
Am Amtsgericht angekommen, waren wir zu dieser frühen Stunde die einzigen Besucher und konnten uns die Parkplätze aussuchen. Im Amtsgericht begrüßte uns ein freundlicher Polizist, der uns bat alle Taschen und Hosentaschen auszuleeren sowie diejenigen, die einen Gürtel trugen, diesen abzulegen. Mit uns eingetreten war noch ein weiterer Herr, der ebenfalls, wie sich später herausstellte, einen Acht Uhr Termin beim Nachlaßgericht hatte.
Interessant die unmerkliche Achtsamkeitsstellung des Beamten, nachdem er erfuhr, dass zwei von drei Menschen, aus Gründen von Vorerkrankungen, ungeimpft sind. Wir leerten also brav unsere Taschen aus. Meinen kleinen Rucksack durchsuchte er genauer. Zum zweiten Mal in meinem Leben schämte ich mich fast für den ganzen Kram, der darin enthalten war. Dabei war es sogar noch wenig, denn den Fotoapparat hatte ich bereits draußen im Auto gelassen. Es war auch nichts ungewöhnliches drin. Geldbeutel, derer zwei, in denen kein und wenig Bargeld war – auch diese wurden akribisch untersucht, es könnte ja ein Messer drin versteckt sein -, Handschuhe, Taschentücher, Lippenstift, Kugelschreiber, die Post, die mir der Schwieger vorher noch in die Hand drückte. Die Verwaltung der Betreuung mache ja ich, daher bekomme ich dann immer die Post für die Schwiegerschwester in die Hand. Nun war da nichts verwerfliches drin und trotzdem war ich peinlich berührt.
Der Schwieger und MonAmour verschwanden dann im Amtszimmer, während ich draußen wartete. Grüßte freundlich Menschen, die aus ihren Amtsstuben kamen, stellte fest, dass dieses alte Gebäude eine ziemlich laute Akkustik hat, die Türen waren noch original 70ger Jahrestil. Grüner Holzrahmen mit Glaseinfassung. Die Rechtspflegerinnen, die mir begegneten jung und freundlich. Nach einer halben Stunde kamen beide wieder aus dem Raum samt Erbschein. Die Rechtspflegerin hatte diesen gleich ausgestellt, weil MonAmour alles, was gegbraucht wurde, sauber zusammengestellt dabei hatte.
Auch ich lobte MonAmour für seine Umsicht und Voraussicht. HappHapp am frühen morgen für den Mann, würde Maria Aarts jetzt sagen. Mit dem Erbschein fuhren wir denn auch gleich zur Bank der Schwiegerschwestern. Jetzt konnte das Konto endlich aufgelöst werden und die Anteile des Restguthabens auf die Erben verteilt werden. Kurze Vewirrung, weil die Bankangestellte vermeintlich davon ausging, ich sei die Miterbin und meinen Ausweis sehen wollte. Während der vermeintlich rechtliche Betreuer neben mir stand. Und alles nur, weil ich die Bankkarte zwecks Kontonummer der kleinen Schwiegerschwester aus der Tasche gezaubert hatte.
Was wir lernten
Wir lernten, dass der Erbschein jetzt ein Gemeinschaftserbschein ist. Und falls sie es noch nicht wussten, den Erbschein zahlt derjenige, der ihn beantragt. Es sei denn Sie haben vorher mit ihren Miterben schriftlich vereinbart, dass Sie den Erbschein beantragen und Sie sich mit den Miterben die Kosten teilen. Wichtig ist die schriftliche Vereinbarung. Alles andere – mündliche Absprache – hat, falls es dann vor Gericht landet, keinen Bestand. Es gibt da wirklich ein Gerichtsurteil darüber, weil eine Frau geklagt hatte, dass sie den Erbschein alleine zahlen musste, obwohl ja ihre Miterben auch einen Erbschein brauchten. Da es aber keine schriftliche Vereinbarung gab, blieb die Dame auf den Kosten sitzen. Wer also zuerst beantragt zahlt auch.
Wir lernten auch, dass wir den Preis, den wir für das Haus angesetzt haben, exakt der Wert ist, den auch das Nachlassgericht ermittelt hat. Kein Wunder, dass die Leute uns die Bude einrannten und die Makler uns anboten „das Maximale“ rauszuholen (natürlich ganz uneigennützig). Wie gesagt wir haben da eine bestimmte Zielgruppe vor Augen und möchten das Haus in gute Hände abgeben. Gerne in Hände, die dem Haus guttun und den Nachbarn. Das ist nicht unbedingt derjenige, der am meisten zahlen würde.
Zudem lernten wir, dass die Erbschaftssteuer sich jetzt auf das Drittel des Hauses bezieht, welches jetzt vererbt wird.
Was ich allerdings noch nicht recherchiert und erfragt habe, ist ob die kleine Schwiegerschwester auch Erbschaftssteuer zahlen muss, oder ob das Betreungsrecht da was anderes vorsieht.
Getrennte Wege
Im Anschluss trennten sich dann unsere Wege, der Schwieger fuhr zu sich nach Hause, wir zum Haus. Das Wetter war trockener als erwartet, daher machte sich MonAmour mit dem Hochdruckgerät am Rest der Eingangstreppe und Platten zu schaffen, während ich drin erstmal Kaffee machte und Schreibtischarbeit. Später half ich dann mit den Weg sowie den Garagenvorhof (also den gesamten Garagenvorhof) von Laub und Unrat zu säubern sowie die Bordsteinkanten.
Als wir die Bordsteinrinne saubermachten hatte ich kurz den Gedanken, ob das nicht Absicht sei, weil durch das liegengebliebene Laub und die kompostierte Erde, eine schiefe Ebene entstanden war. Damit ist das Einfahren auf den Garagenhof einfacher, weil man die Bordsteinkante nicht spürt. Jetzt hat es wieder eine spürbare Bordsteinkante.
Ich mag mal ehrlich sein. Vermutlich hätte es uns auch nicht sonderlich interessiert, wenn wir nicht mit der Perspektive eines Käufers das ganze betrachten würden. Es sieht halt einfach sauberer aus, wenn nicht das Laub und die kompostierte Erde von wer weiß wieviel Monaten ums Haus rumliegt. Das Laub lag wirklich schon solang, dass ein Teil kompostiert war. Weil es halt ein Eckgrundstück ist und die Garagen quasi die Grundstücksgrenze bilden, hätte es jetzt auch komisch ausgesehen, wenn eine der Garagen und die eine Ecke sauber gewesen wäre, die anderen Garagenplätze nicht, und dann wieder die letzte Garage und die Ecke, die um das Gründstück geht. Das wäre dann so als wolle man mit dem Finger auf die anderen zeigen. Ist auch nicht fein.
Irgendwann kam dann auch der Termin, um sich die Kommode mit der Bauernmalerei anzusehen. Ein junges Paar – Eine junge Frau und ein junger Mann mit VW-Bus. Sie besahen sich die Kommode, handelten noch ein wenig im Preis, und schon hatte die Kommode eine neue begeisterte Besitzerin. Am liebsten hätte ich sie gefragt, ob sie vielleicht auch ein Haus kaufen möchten. Dafür waren sie aber noch zu jung. Ich schätze, dass sie beide noch studieren. Zudem ist ja auch nicht sicher, ob sie ein Paar waren. Sie kamen zwar zusammen, könnten aber auch eine Wohngemeinschaft sein. Oder beste Freunde. Ich jedoch, ganz in meiner Perspektive verwoben, schloss gleich, ein Paar.
Am späten Nachmittag hatten wir dann die zweite Ecke geschafft und beschlossen den Rest ein andermal zu machen. Vermutlich am Wochenende. Wir waren beide müde und so fuhren wir mit einem zurfriedenen Gefühl einiges geschafft zu haben nach Hause.