22.09.2021 – Sonnigkalt, städtische Infrastruktur
Infrastruktur, die Erste
Der Mann hatte ein Paket geschnürt. Da der Schwieger heute wieder Taxi für mich spielte, nahm ich das Paket an mich und ließ mich vom Schwieger zu Termin 1 am Morgen bringen. Da ich eine halbe Stunde früher dran war, dachte ich, ich bringe das Paket zu dem kleinen Lebensmittelladen mit der kleinen Paketannahmestelle. Frohen Mutes spazierte ich also mit meinem Rucksack, Tasche und Paket Richtung Dürerplatz. Der Laden war noch da, nur die Paketannahmestelle hatte er inzwischen aufgegeben. Schade. Nahm ich mein Paket weiter unter den Arm und spazierte Richtung Polizeiwache und Rathaus drehte eine kleine Runde um die Sebalduskirche und zeigte dem Paket ein wenig hisorisches Flair. Auf dem Weg zu meinem Termin, kurz vor 10 in Deutschland, stand ein Postauto am Wegesrand. Ich wartete geduldig bis der Postillion aus dem Haus kam, fragte höflich, ob er denn mein Paket mitnehmen tät. Oh, da hatte ich wohl die städtische fränkische Freundlichkeit erwischt. „Naa“, sagte der Postillion, „ich hab den ganzen Wagen voll. Da geht nix.“ Für 10 Uhr morgens klang er schon ziemlich gestresst. Ich war ja jetzt auch nicht zu meinem Vergnügen und Shoppen hier. So setzte ich mich also für fünf Minuten noch auf eine Bank. Derweil parkte der Postillion direkt neben meiner Bank und räumte im Wagen herum. Es rumpelte und bummpelte. Eine Minute vor 10 stand ich dann vor der Tür von Termin 1 mit Paket. Der Postillion hatte derweil fertig aufgeräumt und fuhr an mir durchs Gässchen vorbei, während ich eintrat.
Termin 1
Treffen mit der Coachin zum Antragstellen. Im Coaching klärten wir nicht nur, ob ich grün oder blau möchte. Ich möchte grün, sondern füllten auch den Antrag aus und ich verschob denn doch nochmal das Gründungsdatum. Merker: Agentur neues Gründungsdatum mitteilen. Das wird zwar eine harte Nummer, aber ich habe da doch auch etwas Zuversicht, dass sich alles noch positiv entwickelt. Ich erzählte von den intensiven Gesprächen, von den Überlegungen, von den finanziellen Dingen, die da auf mich zukommen. Es gab dann den entscheidenden Satz, der mich beim Durchrechnen von grün (Selbständigkeit) und blau (intensiv Betreuung und Bezug von Alg 1) für grün entscheiden ließ. Jetzt werde ich den Businessplan nochmal überarbeiten, den Antrag stellen und versuchen positiv in die Welt zu gucken.
Infastruktur, die Zweite
Als ich dann wieder mit Tasche (darin die Bücher für die Stadtbibliothek), Paket und Rucksack draußen stand, lief ich zur Postfiliale zwischen Karstadt und Saturn. Ein Plakat an der Tür, teilte mir freundlich mit, dass die Postfiliale seit März 2021 geschlossen ist. Alternativen gäbe es am Plärrer oder in der Färbergasse. Also auf zur Färbergasse. Der Paketshop befand sich dann in einem Laden mit vielen Mobilephones. Dort jedoch konnte ich es dann endlich auf seinen Reiseweg bringen.
Als ich später MonAmour davon erzählte, fanden wir, dass der Dorfpaketshop im Getränkemarkt uns doch der liebste ist, und auch die Fahrer, die hier ihren Dienst tun, wesentlich netter sind. Wir fühlten uns plötzlich sehr dörflich gut aufgehoben. Ist halt doch ein Unterschied, ob man im Außenkreis von Nürnberg wohnt oder Mittendrin im historischen Kern.
3 G
Das Ministerium hatte in einem Infobrief an die Kitas kundgetan, dass Externe Personen (also ich) einen Selbsttest machen können, entweder zuhause oder in der Kita. Deshalb bin ich zwar getestet, habe jedoch keine Bescheinigung. Nun hatte ich jedoch noch Bücher aus der Stadtbibliothek geliehen, die ich zurückbringen wollte. Vor der Drehtür informierte mich ein Schild über die drei G-Regel: Getestet, Genesen, Geimpft – Einlass nur mit Nachweis. Hinter der Drehtür eine Dame, die sich die Nachweise zeigen ließ. Also konnte ich nur abgeben, am Automaten, der auch außerhalb der Öffnungszeiten genutzt werden kann. Denn ich hatte ja keinen Nachweis und durfte nicht rein.
Da dies denn auch meinen Plan, die Zeit bis zum nächsten Termin in der Bib zu verbringen, zunichte machte, besuchte ich stattdessen die alte Arbeitsstelle. Man freute sich mich zu sehen. Ich freute mich auch, auch wenn es doch ein wenig seltsam war. Wir tranken einen Kaffee im stehen mit Abstand. Dann wurde es Zeit für mich aufzubrechen. Hatte ich mir doch vorgenommen, den Weg zu Termin 2 zu Fuß zu gehen.
Termin 2
Der Weg zu Termin 2 führte mich den Burgberg hinauf. Statte dem Wahrzeichens Nürnbergs einen kurzen Besuch ab. Ging dann durch das Vestnertor auf die Rückseite der Burg und Richtung Norden. Die elektronische Karte veranschlagte für den 2,2 km langen Weg zu Fuß 24 Minuten. Mein Weg führte mich auch durch die Rilkestraße, wo mir eine Mädchen entgegenkam, welches in einem Buch las. Ob sie wohl gerade Rilke las?
Den Weg zu Termin 2 genoss ich so sehr, dass ich schon fast enttäuscht war, dass er nicht länger war und ich bereits nach gemütlichen 20 Minuten da war. Natürlich zu früh. Deshalb ging ich noch mein Frühstück, welches eher ein Nachmittagsnack war, im nahegelegenen Lebensmitteltempel besorgen.
Mit meinem anschließenden Videofeedback machte ich wieder ein paar Pädagoginnen glücklich und wieder einmal merkte ich, wie gut es ihnen tut positive Rückmeldungen zu ihrer alltäglichen Arbeit zu bekommen. Das sind die Tage an denen ich meinen Job sehr sehr mag. Eineinhalb Stunden später musste ich wieder auf die Straße zurück und wartete auf den Fahrdienst, der mich nach Hause brachte.