24.02.2022 – Systemischer Anfänger
Vom Fensterbankerl aus
Die Nachbarn haben Heizöl bestellt. Der Tanklaster fährt von Haus zu Haus und gibt seine kostbarer Fracht ab. Erwin und Frieda zwitschern und jagen sich ums Futterhaus rum. Eine Kohlmeise nutzt die Gelegenheit das Futterhaus zu besuchen und ein wenig herumzupicken. Nachdem das Futterhaus ja verpachtet ist, habe ich zustäzliche Futterstellen geschaffen.
Ich glaube, ich muss mal Fensterputzen, dann kann ich auch mal wieder klarere Bilder vom Fensterbankerl aus machen.
Das Eichhörnchen hat die Leckereien auch entdeckt und schlägt sich am Rand des Beets den Bauch voll.
Systemisches
„Bei uns daheim bin ich der Clown“ erzählte mir ein siebenjähriges Kind vertrauensvoll. Mein Pädagogenhirn geschult mit dem systemischen Blick springt sofort an. Dieses Kind hat bereits mit sieben Jahren ein Bild von sich im Kopf, wie es ist, wie es von seiner Familie gesehen wird, was von ihm vielleicht auch erwartet wird. Gleichzeitig ist mit der Rolle, die das Kind entweder zugewiesen bekommen hat oder die es ausfüllt, eine Funktion verbunden. In meinem Lehrbuch* wird die familiäre Rolle des Clown so beschrieben:
„Der Clown ist witizig. Sein möglicher Beitrag zum Familiensystem: erheitert und lenkt von traurigem ab. Die ungelebte Qualität des Clowns sind ernste und traurige Gefühle.“ (S.56)
Schwing, Rainer & Fryszer, Andreas (92018): „Systemisches Handwerk. Werkzeug für die Praxis. Göttingen: Vandenhoek & Rupprecht
Jetzt können ja Rollen in Familien aus unterschiedlichen Gründen entstehen. Zum Beispiel nach den Eigenschaften des Kindes, weil die Rolle noch frei war im System, weil sie in der Familie benötigt wird, weil sie Erfolg verspricht (Aufmerksamkeit, Zuwendung, Wertschätzung). Ich hoffe sehr für das Kind, dass es in der Familie auch noch andere Rollen hat und Rollenwechsel erlaubt sind, damit alle Geschwister sich gesund entwickeln können. Sollte es nämlich schon auf diese Rolle fixiert sein und damit auf die Rolle festgelegt, kann eine dysfunktionale Entwicklung entstehen, „wenn komplementäre Qualitäten nicht mehr gelebt und integriert werden können“ (ebd. S.57).
Die Aussage des Kindes hat mich nachdenklich gemacht. Es zeigt doch, wie wir Menschen anderen Menschen Rollen zuteilen. Schublade auf, Schublade zu. Wie oft ich selbst, auch in meiner Praxis als Erzieherin, Kinder in Schubladen verfrachtet habe. Inzwischen habe ich mich weiterentwickelt und versuche andere Perspektiven einzunehmen und Verhaltensweisen nicht gleich Rollen zu zu schreiben. Sondern hinter das Verhalten zu gucken. Worum geht es? Was braucht und will das Kind gerade? Welches Bedürfnis ist unbefriedigt?
Das Kind, welches den Satz äußerte, hat in der kurzen Zeit des Besuchs, wenig Clowniges gezeigt, es war einfach ein Kind mit lustigen Ideen und sehr ernsten Ansichten. Ich weiß jetzt immerhin, wie sich eine Schildkröte und ein Hase versteckt und wie man sich hinter einem kleinen Busch ganz klein machen kann, so dass man fast unsichtbar wird.
Aktive Distanz
Heute las ich in einem Fachbuch den Ausdruck „aktive Distanz“. In meiner Ausbildung nannten wir das „pädagogisch Kaffee trinken“. Im Prinzip geht es darum sich aktiv zurückzunehmen, ein oder mehrere Kinder zu beobachten, ihre Interessen wahrzunehmen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen. Dem Kind oder den Kindern zu zeigen „ich bin da, ich sehe dich“ – aber eben durch „aktive Distanz“. Dabei darf man auch Kaffee trinken (oder Tee, oder Kakao…). Diese Anregung, sich einen Kaffee zur Hand zu nehmen und aktive Distanz zu praktizieren gibt auch die Autorin Annette Drüner in ihrem Buch „Kinder bis drei – geborgen und frei. Dialogisch arbeiten in der Frühpädagogik“*. Sie wissen wofür mein Herz brennt?
* (keine Werbung, da selbst gekauft, ich bekomme auch nichts dafür, dass ich hier das Buch erwähne).
Gespräch
Da hatte ich ein paar Fragen zu der Rechnungslegung für die Betreuung und schwupp di wupp hatte ich mehr Informationen als ich wollte. Der Verfahrenspfleger hatte da Informationen für mich, die hatten wir so nicht auf dem Schirm. Wir hatten auf dem Schirm, dass eventuell ein Verfahrenspfleger eingesetzt wird, um beim Nachlass die Interessen der Betreuten zu vertreten. Das wir auch nicht irgendeinen Preis verlangen können auch, sondern uns nach dem Marktwert richten müssen auch. Das wir aber nicht nach Sympathie entscheiden dürfen, das nicht.
Das es auch noch komplizierter geht allerdings auch nicht. Es werden noch weitere Gespräche nötig sein und evtl. braucht es tatsächlich noch Rechtsberatung. So langsam bekomme ich einen Ahnung, warum Immobilien (zwangs-)versteigert werden. Und Makler die Geschäfte ihres Lebens.
Was für ein Glück, dass wir auf gewisse Kompliziertheiten bezüglich der Sachlage bei den Hausbesichtigern hingewiesen haben. Doch so kompliziert? Da schwindet die Zielgruppe gerade dahin.