26.01.2024 – Mein Schreibtisch, mein Büro
Zwischen den Jahren äußerte ich gegenüber MonAmour den unbedachten Satz: „Weißt du, am liebsten würde ich aus dem hinteren Zimmer mal alle Sachen auf einen Haufen schmeißen und so richtig aussortieren. Mal so richtig aufräumen.“
Ein paar Tage später kam MonAmour ins Abstell-Arbeitszimmer, welches ich großspurig als Arbeitszimmer bzw. noch großspuriger als „Büro“ bezeichnete und meinte „Und wann fangen wir an?“ Mir entglitt erstmal mein Gesicht. So spontan ging das nicht. An den Gedanken, jetzt mal so komplett und überhaupt, hui, ja also, nein, äh. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und Widerstand regte sich. Weil Ausräumen, Umräumen, Aussortieren hat was mit Veränderung zu tun. Ich berichtete bereits.
Wir machten, wie Sie wissen Nägel mit Köpfen. Räumten aus. Die freien Flächen unseres Wohn-Schlaf-Arbeitsbereichs dienten als Abstellflächen für all die Dinge und Kartons aus dem Regal des „ehemaligen Schlafzimmers meiner Großeltern. „Büros“ gleichzeitig auch Lagerraum für Werkzeug, „könnte man mal brauchen Sachen“ und „Mage-ich-nicht-hergeben-Kisten“.
Die leeren Flächen füllten sich flugs. Der Raum selbst nur langsam. Der Gang füllte sich, das Badezimmer wurde ebenfalls kurzfristig belagert, auch die Küche wurde kurzerhand als Lagerraum genutzt. Kochen und Waschen mussten jedoch noch möglich sein.
Es dauerte mehr als drei Tage – mit ersten Sichtungen und umlagern von Dingen – bis alles draußen war. Nur der provisorische Schreibtisch blieb stehen. Dieser bestand seit 2020 – Sie wissen, das Jahr der Pandemie und großangelegten Regierungsmäßig angeordneten Home Office Initiative – aus einer Nähmaschine und einer Schaltafel.
Bei der Nähmaschine handelt es sich um eine Köhlernähmaschine mit Tisch. D.h. die Nähmaschine ist im Tisch versenkt. Seit fast 4 Jahren arbeitete ich also an diesem provisorischen „Bürotisch“. Mit Ausblick in den Garten zur Nussbaumhecke. Anfangs verstellte ich den Tisch öfter bis ich für ihn und mich eine optimale Sitzposition hatte und auch das Fenster gut öffnen konnte. Auch wenn der Stuhl im Weg stand, doch durch drehen ließ sich dann nicht nur das Fenster öffnen, sondern auch arretieren.
Wir räumten als Kartons aus, andere Kartons ein. Jedes Ding wurde überprüft auf „Wollen wir es irgendwann mit umziehen?“. Manches wanderte direkt und ohne über das Sozialkaufhaus zu gehen zum Recyclinghof, anderes bekam eine 2. Chance. Die 2. Chance-Dinge kamen entweder ins Sozialkaufhaus oder als Inserat auf eines der Verkaufsportale. Deshalb gibt es jetzt eine Ecke mit „Verkaufssachen“. Die sich tatsächlich peu a peu leert.
Irgendwann waren also alle Regale leer. Der Schreibtisch stand, wo er stand. Arbeitete ich ja noch dran.
Mit den leeren Regalen fing das Überlegen an, wie stellen wir die jetzt, so dass mehr Platz im Raum wird. Brauchen wir noch ein Regal oder reichen die, die wir haben?
Am Ende schraubten wir aus dem Regal, welches in der Mitte des Raums stand und bis dahin Werkzeug lagerte und dem Regal, das bereits an der Wand stand und Kisten lagerte, ein großes Regal. Jetzt lagern dort auch Kisten, aber weniger. Dafür wurde Platz für meine Bücher, ein wenig Bürokram, mein Fotoequipment und Dinge, die an der Seite standen und Fußbodenraum wegnahmen.
Dazu kamen zwei kleinere Regale. Eines hatten wir schon da, das andere kauften wir nach mehreren Möbelhausrunden dann doch wieder im Laden mit den gelben Buchstaben auf blauem Grund. Wir beschlossen ganz pragmatisch, dass irgendwann, wenn wir umziehen, sowieso ein richtiges Beratungszimmer eingerichtet wird. Mit Schreibtisch und Möbeln und Sitzecke. Damit waren alle Regalmöbel aus dem Rennen und ein weiteres Ivar-Regal durfte bei uns einziehen. Jetzt haben wirklich viele meiner Bücher und Ordner einen Platz im Büro gefunden.
Das andere Werkzeugregal wurde ebenfalls an eine Wand gerückt und darf weiterhin Werkzeug und Farbdosen beherbergen. Neu geordnet und sortiert.
Der Schreibtisch
Mit dem Einrichten und der Umgestaltung des Raums kam dann auch die Frage auf, ob nicht ein richtiger Schreibtisch eine gute Lösung wäre. Ich hatte mich schon so an mein „Provisorium“ gewöhnt, dass ich den Gedanken mit einem richtigen Schreibtisch gar nicht wagte. Doch ich verliebte mich in den Gedanken und so saßen wir beide vor den digitalen Geräten und suchten Schreibtische. Es gibt nun viele schöne, weniger schöne. Irgendwann beschlossen wir, wir mussten das eine oder andere, was wir fanden, in echt sehen. So zogen wir mit Ideen durch verschiedene Möbelhäuser. Bei unserem ersten Rundgang suchten wir das große Möbelhaus mit den weißen Buchstaben auf rotem Grund auf. Allerdings waren da die Schreibtische noch Nebensache. Eigentlich suchten wir ein Regal. Das Internet versprach, dass wir es dort finden sollten. Nur finden taten wir es nicht.
Deshalb fragten wir zunächst bei einer Info in einem der Stockwerke nach. Wir nannten den Namen des Regals (ja, auch dort haben die Regale Namen). Die Infodame sah uns an, als ob wir uns im Kaufhaus geirrt hätten (nein, hatten wir nicht) und schickte uns ein Stockwerk tiefer. Dort fanden wir eine weitere Dame. Offensichtlich vom Verkaufspersonal. Wir sprachen sie höfflich an, fragten nach dem Regal. Sie sah uns noch verständnisloser an und wagte noch nicht einmal den Versuch den Computer vor ihr zu bedienen, sondern sagte uns gleich, dass sie dieses Regal nicht kenne. Wovon wir nur reden würden, war ihrer Körpersprache anzumerken.
Okay. Wir gingen dann also zur Hauptinfo (ja, wir sind da manchmal etwas hartnäckig) und fragten dort nach. Same Play. Mit der Zusatzauskunft „Oh, ich bin nur die Vertretung, der Verkäufer, der sonst hier ist, der ist gerade unterwegs.“ Auch hier nicht der Hauch eines Versuchs das digitale Gerät zu nutzen, um vielleicht den Kunden zufrieden zu stellen. Als wir aus dem Kaufhaus traten, fragten wir uns, wozu eigentlich diese seltsamen Geräte mit diesen Tastaturen an den Infoständen standen, wenn keiner sie bediente.
Ich selbst hatte das Datengerät gerade nicht mit. Es lag im Auto. Wir verließen das Möbelhaus. Fragten uns selbst schon, ob wir vielleicht einer Verwechslung oblagen. Doch nein. Wir waren richtig nur das Personal nicht willig ihre „Werbung“ an willige Käufer zu veräußern. Das bzw. die Regale, die wir auserkoren hatten, hatten online die Beifügung „Werbung“ und „Aktion“.
Am selben Abend fuhren wir noch in ein weiteres Möbelhaus. Dort wurden wir auf unserem Weg durch das Haus des öfteren gefragt, ob man uns helfen könnte. Ob wir was bestimmtes suchen. Wir dankten höflich, lehnten jedoch ab, da wir noch in der Findungsphase waren. Ich wollte ja nicht irgendein Regal mit irgendeiner Größe. Es sollte ja schon was schönes sein. Es ging ja um meinen zukünftigen Arbeitsplatz.
Möbelhaus, die zweite und dritte
Zwischen diesem und weiteren Möbelhausbesuchen lagen ein paar Tage. In dieser Zeit überlegten wir, ob es ein fertiger Schreibtisch sein sollte oder doch Marke Eigenbau. Mit Arbeitsplatte und Regalen als Standfüße. Fertiger Schreibtisch hat den Vorteil fertig. Tischplatte, Schubkästen, gut ist. Nachteil: Aussehen und Größe nicht wirklich auswählbar. Im Netz fand ich ein paar, die irgendwie alle etwas hatten, was mir gefiel, doch so richtig „Ja, ich will Dich“ war nicht dabei.
Wir gingen also in drei weitere Möbelhäuser. Dort wo das Möbelhaus mit dem großen roten Stuhl steht, sind noch zwei weitere ansässig. Wir konnten also innerhalb eines Gebäudes drei Läden abarbeiten. Beim Möbelhaus mit den grünen Buchstaben fanden wir die zwei Schreibtische, die wir zunächst in der engeren Auswahl hatten. Doch irgendwie wurden wir nicht so richtig warm damit. Also weiter ins nächste. Dort wären wir eine schlechten Kompromiss eingegangen. Zu guter Letzt landeten wir beim großen roten Stuhl. Wir gingen dort erst durch die Abteilung mit den Schreibtischen. Dort gefielen uns gleich mehrere. Doch keiner der Auserwählten löste das „will ich unbedingt haben“-Gefühl aus.
Es war eher so, dass ich gerne eine Kombi aus zwei Schreibtischen gehabt hätte. Der eine hatte zwei Schubladenkästen mit Vollauszügen als Unterbau. War dafür jedoch von der Gesamtgröße um 15 cm kleiner als mein bisheriges Provisorium mit 150 cm. Der andere hatte einen Schubkasten mit Regal auf der einen Seite und auf der anderen Seite ein Eisengestänge als Standbein. Die Tischplatte sehr schön und um 10 cm länger als der bisherige.
Jetzt hätte ich gerne die Tischplatte in der Kombi mit den Schubladenunterschränke gehabt. Doch sowas ließ sich dann nirgends finden. Kurzerhand beschlossen wir zum Baumarkt zu fahren und eine Arbeitsplatte zu kaufen. Damit war entschieden: Marke Eigenbau.
Die Platte ließen wir dort vom zuständigen, sehr netten Schreiner auf 165 cm zuschneiden und brachten sie gut nach Hause. Noch am gleichen Abend behandelte MonAmour die Arbeitsplatte mit dem Rest des guten Imprägniergrunds, den es nicht im Baumarkt zu kaufen gibt. Doch leider war die Dose dann auch schon leer. Am nächsten Tag fuhren wir direkt zum Händler des Naturprodukts und kauften weitere Dosen, des guten nach Orangen duftenden Imprägniergrunds ein. Vier Tage wurde die gute Platte behandelt. Nach vier Tagen bekam sie dann noch eine Ölung.
Vier Tage machten wir uns auf die Suche nach einem Unterbau für die Arbeitsplatte. Nach vier Tagen hatten ich mich für Küchenschränke entschieden. Denn nur diese Schubladenunterschränke boten den gesuchten Vollauszug.
Am Donnerstag kamen sie mit der Post und MonAmour schraubte sie zusammen. Der Plan versprach eine Bauzeit von 45 Minuten. Nun ist ja MonAmour Handwerker, sogar Meister seines Berufs. Denkt sich gerne in Dinge ein und findet auch ungewöhnliche Lösungen. Mit „Bauplan“ lesen, alles ausbreiten, zusammenschrauben, Schrauben, die nicht im Holz greifen, dauerte der erste Schrank knapp 4 Stunden. Mit Suche nach weiteren Schrauben, weil im Paket nicht genug Schrauben waren. Denn bei allem wurde fast nur ein Schraubentyp genannt, von dem am Ende dann einige fehlten. Wohl dem, der einen gut sortierten Schraubenkasten besitzt.
Den zweiten Schubladenkasten verschoben wir auf den nächsten Tag.
Der zweite Kasten ging dann mit zwei Stunden Bauzeit schon schneller. Vielleicht kriegt man ja die Bauzeit von 45 Minuten hin, wenn man mal 10 solche Schränke zusammengebaut hat. Am Nachmittag war es dann soweit. Hochzeit. Die Tischplatte und die Unterschränke wurden zusammengeführt.
Jetzt ist mein „Büro“ (fast) perfekt. Mit Freude am Schreibtisch in meinem Büro. Endlich hat alles seinen Platz.
Geburtstag, Weihnachten und Ostern an einem Tag!