26.10.2023 – Wenn das Leben dir Zitronen gibt…
… mach Limonade daraus.
So möchte ich mal den Tag gestern beschreiben. Bis zu meinem Workshop war alles in Ordnung. Ich war sehr aufgeregt (ich berichtete bereits). Es legte sich nicht. Leider.
Die Fahrt in die Stadt der Hochzeit verlief angenehm entspannt. Mein „Privatchauffeur“ brachte mich sicher zum Ort der Einladung. In so Sitzungssälen von Landratsämtern hat es immer eine ganz besondere Sitzverteilung. Die wichtigen Menschen sitzen vorne, die um, die es geht sitzen vor einem. Oft sitzen die wichtigen auch auf einem Podest.
Ich wäre gerne bei den Teilnehmer*innen sitzen geblieben. Doch die Hauptreferentin, die ich kannte, sorgte dafür, dass ich als Referntin nach der Ansprache des Landrats ebenfalls auf das Podium wechselte. Dort hätte ich als Referentin eigentlich schon zu Beginn des Fachtags sitzen sollen.
Als Referentin ist man eine wichtige Person – ich selbst fühlte mich nicht so – eher elendig.
Am Nachmittag dann die große Stunde. Bereits bei der Begrüßung schlich sich ein merkwürdiges Gefühl ein. Irgendwas stimmte nicht. Mein Hirn funktionierte nicht, meine Präsentation funktionierte auch nicht. Nach der Hälfte brach ich ab.
„Okay, ich habe das Gefühl, ihr braucht grad was ganz anderes und nicht meine Input, sondern Austausch. Kann das sein?“ Von allen Seiten nicken. Und dann gingen wir in den Austausch.
Auf der einen Seite ein Gefühl von „mir entgleitet gerade die Situation“ und auf der anderen Seite „das hätte ich von Anfang an so machen sollen“.
Wir überzogen ein wenig. Denn neben den drei Schlagworten aus dem Workshop für das Plenum, wollte ich noch Rückmeldung. „Geben Sie mir bitte konstruktives Feedback zu „was hätte besser sein können“ und „was war gut“. Es kam ein sehr wertvolles sehr wohlwollendes Feedback von den Teilnehmer*innen und mir wurde am Ende des Tages bewusst, wie sehr die pädagogischen Fachkräfte mit dem Thema „sexuelle Aktivitäten von Kindern in der KiTa“ allein gelassen werden. Wie sehr sie Menschen brauchen, die mit ihnen im Austausch stehen, sie beraten.
Eigentlich hätten diese Teilnehmer*innen einen Fachtag zu „Sexualerziehung in der KiTa“ gebraucht.
„Eine gute Referentin zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihr Konzept umschmeißt, wenn es nicht funktioniert“
Die Hauptreferentin fragte mich natürlich, wie es war. Ich berichtete kurz. Sie lächelte mich an und sagte: „Eine gute Referentin…“ Ja, als Systemikerin sehe ich das ebenso, denn es wir handeln nach dem Prinzip „wenn was nicht funktioniert, mach was anderes“.
Da der Tag von den Fachaufsichten gestaltet wurde und es kontraproduktiv ist, wenn die Fachaufsicht mit im Workshop sitzt, kam diese erst wieder nach dem Workshop. Auf dem Weg unterhielten wir uns über die Themen, die die Teilnehmer*innen beschäftigen. Ich wies daraufhin, dass es vielleicht gut wäre, das Thema insgesamt nochmal aufzugreifen und dazu auch Sexualpädagogen einzuladen.
Eine meiner Teilnehmer*innen erklärte dann nach dem „Schlagwort“ noch, dass sie den Workshop sehr gut fand. Das fand ich dann gut. Ob wir Referent*innen unsere Bewertungen erfahren, weiß ich nicht. Denn am Ende sollten die Teilnehmer*innen die Veranstaltung anhand eines Feedbackbogens evaluieren.
Mit süßen Teilchen – es war sehr viel Gebäck übrig geblieben – und gemischten Gefühlen begab ich mich zum Parkplatz und meinem „Privatchauffeur“, der mich bereits erwartete. Er bekam auch ein süßes Teilchen für sein Engagement.
Ich berichtete vom Workshop. Er sieht das ja alles immer sehr pragmatisch und meinte, „vielleicht hat da Auftrag mit Anliegen der Teilnehmer*innen nicht so richtig zusammengepasst“. Könnte was dran sein.
In der Reflexion
Die Fahrt über und auch in der Nacht dachte ich immer wieder über die Themen nach, die die Teilnehmer*innen ansprachen, darüber, wie ich den Workshop anders gestalten hätte können. Sollte ich jemals wieder die Gelegenheit erhalten, dieses Thema als Fortbildung oder Workshop halten zu dürfen, werde ich es anders angehen.
Die intensive Reflexion zeigte mir verschiedene Zugänge zu dem Thema, die ich mit Teilnehmer*innen beschreiten kann.
Als ich mich heute Morgen an meinen Schreibtisch setzte waren zwar die gemischten Gefühle noch da, doch überkam mich auch eine Welle der Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass die Teilnehmer*innen mir so tiefe Einblicke in ihre Praxis, den herausfordernden Situationen, die sie alltäglich zu bewältigen haben, gewährten.
Dankbarkeit dafür, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Dankbar dafür, dass ich andere Zugänge mit den Teilnehmer*innen zu diesem Thema finden durfte. Merci.