29.09. – 01.10.2023 – Erfolgserlebnisse und entsetzliche Szenen in einer Doku
Um gleich mal an den vorherigen Beitrag anzuschliessen. Heute gelernt, dass ich reframen kann. Weiteres Erfolgserlebnis: ich führe gut durch den Prozess. Ich bin so stolz auf diese Rückmeldung, denn es fühlt sich als Beraterin schon sehr gut an, wenn man hört, dass trotz der Themenvielfalt ich gut geführt habe und sich Perspektiven durch reframen verändern ließen. Gute Fragen kann ich auch stellen.
Und so langsam, aber wirklich nur langsam, entwickelt sich ein eigener Stil.
Und so ganz nebenbei habe ich immer noch tausend Fragen im Kopf, die so flüchtig sind, dass immer wieder davonschwirren, sobald ich sie festhalten möchte. Grumpf. Denn im Oktober hätte ich noch unter meinen Kolleg*innen die Gelegenheit diese Fragen zu stellen.
G’schichten aus’m Büchercafè
Mein von mir bevorzugter Buchhändler teilt mir mit, dass ich bereits 125 Bücher gelesen habe. Ob ich sie wirklich gelesen habe oder nur angelesen, kann er ja nicht wissen. Pus die 20 Rezensionen, die ich bereits geschrieben habe, habe ich 145 Bücher gelesen. Jetzt wäre der Zeitraum noch interessant. Den müsste ich noch recherchieren. Die 20 Rezensionen sind einfach, denn damit habe ich 2021 begonnen. Pro Jahr ca. 10 Fachbücher.
Gelesen aus dem vererbten Bücherschrank
Von Isabelle Allende die Geisterhaus Triologie: Das Geisterhaus, Fortunas Tochter und Porträt in Sepia.
Geguckt
Team Wallraff in der Kita. Ich verlinke an dieser Stelle jetzt nicht zu RTL.
Meine Gedanken dazu
Aufmerksam auf die Doku wurde ich durch eine Kollegin auf facebook. Diese Doku hat mich sehr berührt. Zwischen heulen vor Wut und entsetzen und Mitgefühl für die Kinder saß ich vor dem Bildschirm und konnte es nicht fassen.
Ich hoffe ja immer, dass dies nur Einzelfälle sind. Einzelfälle, die eigentlich in diesem Job nichts mehr zu suchen haben. Einzelfälle die leider zu oft geschützt werden, weil sich a) niemand traut etwas zu sagen, b) die Träger zu sehr auf den „guten“ Ruf der Kita bedacht sind. Und so einfach, einer pädagogischen Fachkraft ins Zeugnis zu schreiben, dass sie für die Arbeit mit Kindern nicht geeignet ist, ist es eben auch nicht, wie die Doku es suggeriert.
Sehr interessant fand ich am Ende der Sendung, die Beispielkita aus Dresden, die den „Gute-Kita-Preis“ gewann. Sehr schade, dass am Ende der Sendung nur diese eine Kita gezeigt wurde. Denn es gibt viele Kitas, die gut arbeiten, viele pädagogische Fachkräfte, die ihren Job lieben, die Kindern mit wohlwollen, Wertschätzung, Bedürfnisorientiert und mit Respekt begegnen. Trotz schwieriger Arbeitsbedingungen.
Was die Doku nicht macht, auf die erschwerten Bedinungen unter denen pädagogische Fachkräfte arbeiten müssen hinzuweisen. Gleich zu Beginn der Sendung weisen Sie darauf hin, dass 98.000 pädagogische Fachkräfte fehlen, diese Stellen also unbesetzt sind. Deutlich wird jedoch auch in dieser Sendung, dass am Fehlverhalten der „gezeigten“ pädgogischen Fachkräfte nicht die Arbeitsbedingungen schuld sind, sondern deren Haltung sehr fragwürdig ist.
Eine pädagogische Fachkraft formuliert, dass sie überfordert ist. Überforderung bedeutet Stress und Stress schaltet unser Hirn auf Überlebensmodus. Überlebensmodus bedingt, dass wir nicht mehr reflektiert handeln, sondern kämpfend oder flüchtend. Hier sehe ich tatsächlich noch Hoffnung. Denn diese pädagogische Fachkraft könnte mittels Supervision noch an ihrer Haltung und pädagogischen Verhalten arbeiten.
Sehr kritisch sehe ich allerdings die Rolle der Träger und Leitungen. Denn es gibt eine Meldepflicht (§47 SGB VIII), die besagt, dass „Ereignisse oder Entwicklungen, die geeignet sind, das Wohl der Kinder und Jugendlichen zu beeinträchtigen“ der zuständigen Behörde zu melden ist. D.h. hat die Leitung Kenntnis von pädagogischen Fachkräften, die sich so Verhalten, wie die gezeigten pädagogischen Fachkräfte, müssen sie dies dem Träger melden und dieser der zuständigen Behörde (Jugendamt, Landrastamt bzw. den dort zuständigen Fachaufsichten).
Was diese Doku in Ansätzen auch zeigt, ist, dass oft aus Angst vor Repressalien, geschwiegen wird oder das gewaltvolle und verletzende Verhalten, gedeckelt wird. Oft ist es so, dass dann genau die Fachkräfte gehen müssen, die ihren Mund aufmachen und die Zustände melden. Da läuft was ganz gewaltig schief.
Denn hier wird jemand bestraft, weil er/sie aktiv Kinder vor gewaltvollen verletzenden Verhalten schützt.
Diese Doku zeigt leider auch, wie abhängig Eltern von der Kita bzw. den pädagogischen Fachkräften sind, weil es eben nicht geht, mal die Kita zu wechseln. Es geht nur andere Betreuungsformen zu finden. Viele Eltern haben auch Sorge, es für ihr Kind noch schlimmer zu machen, wenn sie sich an Leitung und Träger wenden und auf Missstände aufmerksam machen.
Viele pädagogische Fachkräfte sind jedoch auch verunsichert. Denn sie haben den Auftrag zu erziehen. Sie haben den Auftrag Kinder vor Gefahren zu schützen. Sie sollen Kindern Konsquenzen aufzeigen. (Das Thema „Konsequenzen und Strafen“ wäre nochmal ein eigener Blog bzw. Artikel). Sie fragen sich, was darf ich noch? Auch Verunsicherung kann zu verletzendem Verhalten führen.
In einem Team, in einer Kita sollte es ein Kinderschutzkonzept geben und einen Verhaltenskodex, der genau beschreibt, welche Verahaltensweisen gegenüber Kindern förderlich sind und welche gewaltvoll und verletzend. Das Team sollte sich auf gemeinsame Reflexionszeiten verständigen, in denen sie den Umgang mit Kindern besprechen, deren Verhalten sie als herausfordernd empfinden. Es braucht im Team eine Fehler- und Reflexionskultur, in der ich offen sagen kann und darf, dass ich im Moment überfordert bin, dass ich gerade nicht weiß, wie ich anders auf das Verhalten des Kindes reagieren kann.
Was der Beitrag, also die Doku, leisten kann, ist, dass wir insgesamt genauer hinschauen, was mit den Kindern in Kitas und Schulen passiert. Was nicht passieren sollte, das pädagogische Fachkräfte unter Generalverdacht geraten, sobald sie die Stimme erheben oder ein klares „Nein“ verlauten lassen.
Insgesamt jedoch gilt es das System Kita in den Blick zu nehmen und zu fragen, wie Arbeitsbedingungen, Rahmenbedingungen verbessert werden können und wie wir pädagogisches Personal so aus- und fortbilden können, dass es lernt sich selbst gut zu reflektieren, die eigenen Erziehungsmuster hinterfragt und lernt wertschätzend, wohlwollend und bedürfnisorientiert mit Kindern zu leben.
Wir sollten nicht vergessen, dass Kinder oft länger in der Einrichtung verweilen als die pädagogischen Fachkräfte. Viele Kinder haben einen Vollzeitjob zu absolvieren, während viele pädagogische Fachkräfte Teilzeit arbeiten.
Weitere Erfolgserlebnisse
Die Fenster im ersten Stock sind jetzt alle geputzt. Die Terrasse vom Laub befreit, die letzten Tomaten geerntet und abgeräumt.