30.08.2022 – Verabredung
Aufgestanden. Kaffee gekocht. Schreibtisch. Bloggen, Blogs lesen.
Digital
Die Krankenkasse der kleinen Schwiegerschwester bittet um Hilfe und möchte gerne die Einkommensverhältnisse erfahren. Das Schreiben teilt mit, diese Angaben können auch Online gemacht werden.
Super, dachte ich. Kein Gedöns mit Post und Kopien und Unterschrift und so. Erste Hürde ist dann gleich mal der Personenkreis. Eigentlich trifft außer „nicht erwerbstätig“ nichts auf sie zu. Familienstand und Kinder ist einfach. Doch dann. Sie bekommt Waisengeld und Blindengeld. Blindengeld zählt nicht als Einkommen. Waisengeld dagegen schon.
Auf dem analogen Formular reicht ein Kreuzchen und der Vermerk „siehe Anlagen“. Im digitalen Formular komme ich nicht weiter, denn sie wollen neben der Höhe des Waisengelds auch noch wissen seit wann sie dieses bekommt. Ohne Datum kein weiterkommen. Ich habe jedoch kein Datum. Woher auch. Ich habe keine Ahnung, seit wann sie das bekommt. Ich kann Vermutungen anstellen. Ich habe dazu auch keine Unterlagen. Nur die Bezüge, auf denen aber auch nicht steht, seit wann sie Waisengeld bekommt. Ohne Datum kein „Weiter“. Ich gebe auf.
Zahnarzttermin
Mein Blick fällt zufällig auf die Uhr. Oh, schon so spät. Mit diesem Einkommensquatsch, hätte ich beinahe versäumt mich bereit zu machen. Zähneputzen, ausgehfeine Klamotten anziehen, Schuhe. Kurzer Blick auf die Uhr. Die Zeit reicht, um gemütlich zum Zahnarzt zu laufen.
Einkaufszettel, Geldbeutel, Tasche und los.
Ich bin so zügig unterwegs, dass ich zu bald komme. Da ich ohne Uhr unterwegs bin, habe ich keine genaue Zeit. Ich laufe auf die Tür zu. Mein Zahnarzt hat Humor. Mir leuchtet ein „Sorry, we’re open“ entgegen. Ich drücke auf die Klingel, der Türsummer ertönt, ich trete ein. Oh. Alles dunkel. Mist, es ist noch Pause. Ich warte, beschließe dann doch lieber draußen zu warten, nachdem keiner kommt. Kaum draußen, ertönt der Türsummer erneut und die Sprechstundenhilfe erscheint. Ich entschuldige mich, weil, ist ja noch Pause. Sie: „Nein, nein, ist schon ok.“ Nachdem geklärt ist, welcher Termin und wer ich bin, noch kurz ins Wartezimmer. Um 14:05 sitze ich dann auf dem Stuhl. Das Provisiorium wird gegen die „echten“ getauscht.
Nach einer halben Stunde werde ich entlassen. Frisch zementiert. Und dann kommt er der Satz, den ich schon so lange nicht mehr hörte „Essen erst in einer halben Stunde“. „Am besten keine Gummibärchen, besser Schokolade“. Den Zusatz verstehe ich jetzt nicht so richtig, versäume jedoch auch zu fragen. Was zum Geier habe ich da wieder versäumt?
Vollsperrung vorbei
Nachdem ich auf dem Hinweg hintenrum durch die Straßen lief, wähle ich für den Rückweg die Hauptstraße. Mich interessiert, ob die Vollsperrung schon wieder aufgehoben ist. Ist sie, wie ich am Supermarkttempel feststelle. Die Markierung fehlt noch. Ansonsten ist ein Stück Straße frisch geteert. Für das Abendessen brauchen wir noch ein paar Zutaten, daher führt mich der Weg direkt in den Einkaufstempel, bevor es nach Hause geht.
Verabredung
Der Reiseleiter hatte sich ein paar Sachen ausgesucht, die wir aus dem Nachlass und vom Schwieger in Kartons verpackten. Zufällig ist auch noch eine Beerdigung zu der er hier in der Nähe geht. Wir verabredeten, dass er nach der Beerdigung und dem Tröster vorbeikommt und die Sachen mitnimmt. Am späten Nachmittag oder ist das schon früher Abend kam er. Wir plauschten noch ein wenig auf der Terrasse. Er erzählte von der Beerdigung, von der Verwandtschaft, von meinen Eltern. Es wurde ein wenig nachdenklich. Beerdigungen haben immer so einen Hinweis darauf, dass das eigene Leben auch endlich ist.
Als wir die Sachen ins Auto laden, kommt der Landschaftsgärtner vorbei und begrüßt seinen ehemaligen Nachbarn. Alle Vorhabungen des Reiseleiters dahin. Tanken, Drogenmarkt. Die Welt konnten sie nicht retten, aber sie waren sich einig, dass es so auch nicht geht, weil niemand auch nur im Ansatz eine enkeltaugliche Politik macht. Als die Sonne sich dann rötlich verfärbte und die Glocken 19 Uhr läuteten, verabschiedete sich der Reiseleiter ins Fichtelgebirge.
Outdoorcooking
MonAmour und ich saßen dann später auf der Terrasse, während unser Abendessen auf dem Grill in der Pfanne bruzzelte. Fisch. Die Beilage dazu, Kartoffelsalat, hatte ich nach meiner Ankunft hier im Haus schon zubereitet. Wir erzählten uns ein wenig vom Tag. Ich erzählte vom Bericht des Reiseleiters über die Beerdigung und die Familienmitglieder, die er traf. „Er hat auch meine Eltern getroffen, dort, und sich mit ihnen über uns Kinder ausgetauscht“. Bereits als ich den Satz sagte, fand ich es interessant, dass ich meine Mutter und meinen Stiefvater, als „meine Eltern“ bezeichnete, während ich von meinem Vater eher den Vornamen benutze oder eben „mein Vater und seine Frau“ sage, wenn beide gemeint sind. Wahlweise auch den Vornamen seiner Frau. Stiefvater oder Stiefmutter kommt mir eher selten über die Lippen, allein das „Stief“ finde ich schon gruslig. Vermutlich zu viele Märchen mit „Stief“ in der Kindheit.
Über den Rest muss ich noch nachdenken.