07. + 08.12.2020 – Abschiedswetter
Die letzten Tage waren jetzt ganz schön turbulent, mit vielen Auf und Abs und haben mich emotional ganz schön gefordert.
Mehrere wichtige Gespräche begleiteten mich jetzt, in denen ich viel gelernt habe. Ein Weg zeichnet sich ab. Eine Vision. Ein Plan nimmt langsam Gestalt an.
Vermutlich haben Sie es ja schon erraten, dass mein wichtiges Gespräch ein Bewerbungsgespräch war. Da hatte ich eine Stelle gesehen, hatte mich schnell und spontan beworben. Ich wurde im Vorfeld gefragt, wie sehr ich denn an meiner Freiberuflichkeit hänge. Sehr, hätte ich gern geanwortet. Tat ich aber nicht. Nein, ich wählte dann doch diplomatischere Worte. Das wichtige Gespräch fand vor eineinhalb Wochen statt. Danach blieb ich ratlos und verunsichert zurück. In einem weiteren Gespräch sprach ich diese Verunsicherung an, erklärte offen und ehrlich, worin meine Sorgen bestehen. Trotzdem lud man mich zu einem 2. Gespräch ein, um genau da eben die Sorgen und Unsicherheiten zu klären. Dieses fand nun diese Woche statt.
Wie immer bei solchen Terminen, bin ich viel zu bald da. Es könnte ja sein, dass irgendetwas unvorhergesehens passiert. Stau, Meteroriteneinschlag, was ein pünktliches Ankommen verhindert. Nach wie vor war ich aufgeregt, lief ein paarmal um den Block. Endlich war es soweit. Im Gepäck meine Verunsicherung und Zweifel sowie tausend sorgfältig notierte Fragen. Maskiert saßen wir zu Dritt mit Abstand beieinander. Während des Gesprächs wurden dann sehr sehr klar, was auf mich zukommen würde. Es wurde auch klar, dass ich (noch) nicht die richtige dafür bin. Keiner von uns sprach es aus. Wir wären aber spätestens bei den Gehaltsvorstellungen nicht zusammen gekommen.
Als ich nach Hause fuhr, war ich sehr gelassen, sehr ruhig. Mit mir trug ich eine große Klarheit. Keine Enttäuschung, keine Erschöpfung. Klarheit, Ruhe und Gelassenheit. Ein gutes Gefühl.
Am nächsten Tag folgte noch ein Telefongespräch. Nachbesprechung des 2. Vorstellungsgesprächs. Ja, Sie zählen gerade richtig, insgesamt hatte ich dann vier Gespräche. In diesem Gespräch erzählte ich von der Klarheit, die ich gewonnen habe und sagte die Stelle ab. Mein Gesprächspartner gab mir Recht, erzählte von seinen Eindrücken, machte mir ein Angebot und gab mir eine Empfehlung. Ich werde sein Angebot annehmen. Seine Empfehlung auch. Wenn alles gut geht, kommen wir auf Honorarbasis zusammen.
Kreise schließen sich
Gestern, Dienstag, letzter Schreibstubentag. Den großen Abschied hatte ich schon hinter mir. Den feierten wir teils in Präsenz, teils in Videokonferenz. Als ich vor fünfeinhalb Jahren anfing, hatte es eine Praktikantin. Als ich mich am Montag verabschiedete, wurde die ehemalige Praktikantin als Elternzeitvertretung für eine Kollegin begrüßt. Damals wie heute hatte ich einen Kuchen gebacken. Der Kuchen war es, der sie daran erinnerte, dass sie da noch als Praktikantin da war. An was Menschen sich so erinnern…. Der Kreis schloss sich.
Das Büro, vor allem der Schreibtisch, wirkte ganz schön groß, nachdem ich ihn leer geräumt hatte. Dafür war das Auto plötzlich ganz schön voll. Dass man dann doch so viel Kram hin und her geschleppt und angesammelt hatte. Die Taschen, Tüten und Kartons möchten in den nächsten Tagen leergeräumt werden. Weiß gar nicht wohin damit.
Ein komisches Gefühl und gleichzeitig so befreiend. Eine Kollegin schlich sich nochmal zu mir rein. Verabschiedete sich von mir. Wir hatten mal wieder ein gutes Gespräch. Unser letztes als Kollegen.
Unterwegs hielt ich noch beim Getränkehändler mit Supermarktanbindung. Zur Feier des Tages nahm ich noch Goldsekt mit. Den trank ich dann mit MonAmour. Ende und Neubeginn. Doch jetzt erstmal Pause. Ruhe. Auszeit.
Zwischendrin, während des ganzen Bewerbungsprozesses, hatte ich dann noch eine Anfrage von einem Verlag. Ob ich als Expertin, denn einen Artikel zu diesem Thema schreiben würde. Aus Sicht der Praxis. Den Artikel hatte ich dann gestern fertig. Heute kam die Druckvorlage. Im Januar soll er dann in einer der Fachzeitschriften erscheinen. Wissen Sie eigentlich wie schwierig es ist, sich kurz zu halten, Aussagekräftig zu sein und nur 7500 Zeichen zur Verfügung zu haben? Die regidierte Druckvorlage hat mir gezeigt, ich war gut und die 7500 Zeichen habe ich auch eingehalten. Die Veränderungen waren kaum zu merken.
Ich spüre gerade eine große Dankbarkeit für die ganzen Entwicklungen der letzten Woche, für die guten Gespräche, die lieben Menschen, die meinen Weg begleiteten und Lust haben mich weiter zu begleiten, für die Freundschaften, die entstanden, für das wunderbare Essen in der Mittagspause, für meine Vision und der Weg der sich herauskristallisiert. Für all die Auf und Abs, die es gebraucht hat, für die Klarheit. Für die Sonnen und den wunderbaren Sonnenuntergang am Abend auf dem Weg nach Hause.