16. – 20.09.2021 – Blockade und Lösungen in Sicht
Ich bin blockiert. Mein Denken funktioniert nicht mehr. Kreise ständig um Themen, deren Lösung irgendwo in einem schwarzen Loch des Universums liegt.
Im Broterwerb unbefriedigt aus dem Termin gegangen. Nun bin ich ja so gestrickt, dass ich aus Situationen gerne flüchte. Konflikte – flüchten, Unangenhmes – flüchten. Am Anfang schien der Auftrag so klar. Dann kam die Realität. Ich vermute es gibt da noch einen Auftrag, einen von dem ich nichts weiß. Ich komme nicht an das Thema ran und nicht an die Menschen. Wir sind gerade alle unbefriedigt, der Kunde, ich. Deshalb meldete ich Gesprächsbedarf an, bei Kolleginnen zum Sortieren, beim Kunden zur Klärung. Jetzt ist mein Hirn blockiert, es kreist um dieses Thema. Frage mich ständig, was hätte ich anders machen müssen, warum kann ich es nicht greifen, wieso komme ich nicht weiter. Woran liegt es? Passen wir vielleicht nicht zueinander? Sind es zuviele lose Enden? Jedesmal, wenn ich denke ich habe ein Ende gegriffen, welches sich mit einem anderen verbinden ließe, zieht einer dran uns sagt: Falsches Ende. Im Augenblick fühle ich mich ziemlich verloren und falsch.
Es blockiert mein Denken, es fällt mir schwer mich auf die anderen Dinge, die zu tun sind, zu konzentrieren. Aus diesem Zustand in dem ich seit Tagen hänge, möchte ich gerne wieder raus.
Die Blockade im Umfeld.
Nicht alles was notwendig ist und man tut, gefällt auch dem Nächsten. Jedesmal, wenn MonAmour nach draußen geht, blockiert ein Teil der Gedanken, die vom Umfeld ausgelöst wurden, den Tatendrang. Ohne Auto keine Hausbesichtigungen, ohne Hausbesichtigungen keine Auswahl, ohne Auswahl keine Entscheidung, ohne Entscheidung kein Umzug. Blockiert. Auswegslos, irgendwie.
Die Umstände hier werden nicht besser, eher anders. Viele unserer Nachbarn sind jetzt in Rente. Einige so alt, dass es jeden Tag ein natürliches Ende nehmen kann. Doch was kommt dann? Manche Grundstücke sind so groß, da passen locker mehrere Verbundreihenhäuser drauf. Oder Mehrfamilienhäuser mit mehreren Parteien. Mit der Zeit wird es hier enger werden. Der Ort hier ist eine begehrte Gegend. Gute Verkehrsanbindungen. Zug, Autobahn, Bus. Lebensmittelläden, Friseure, Bäcker, Reisebüro, kleine Zeitungsläden, Gasthäuser, Ärzte, Schule, Kindertageseinrichtungen. Alles in Laufnähe bzw. auch gut mit dem Fahrrad zu erreichen.
Ein Interessent
Immer wieder mal spielen wir mit dem Gedanken unseren Fuhrpark zu reduzieren. Natürlich wollen wir nur in gute Hände abgeben. Deshalb bieten nur an, wenn jemand ganz gezielt sucht. Jetzt war ein Interessent da. Er ist sehr an einem unserer fünf Freunde interessiert. Zur Besichtigung in die Halle gefahren. Seit langer Zeit mal wieder. Wir haben es bisher noch nicht auf uns genommen zu Fuß dorthin zu gehen, jetzt mit Fahrdienst, war das einfacher. Sie sind alle noch da. Wir verweilten lange dort. Als wir kamen war es noch hell, als wir fuhren dunkel.
Gesprächsbedarf dann auch beim Mann. Was tun wir jetzt? Geben wir ab? Welches Gefühl hast du? Möchten wir wirklich hergeben? Wir spielen mehrere Gedanken durch. Loslassen ist nicht einfach. Hat uns das Fahrzeug doch 24 Jahre begleitet. Solange, wie wir uns kennen. Alle wissen wir, dass es sowas auf dem Markt nicht nochmal gibt.
Festgestellt, dass wir beide selbst unser jetztiges Fahrzeug, in das der Mann schon soviel Arbeit reingesteckt hat, denn er baut die meisten fehlenden Bleche selbst, auch hergeben würden. Der Interessent kennt tatsächlich jemand, der sich dann um das Fahrzeug bemühen würde.
Frage mich, ist das der Frust über die gegebenen Umstände gerade oder der Fluchtgedanke? Wo ist die Leichtigkeit des Sommers hin?
So schrieb ich am 16.09.2021. Was dann geschah….
Wochenende intensiv
Wie kompliziert Kommunikation sein kann fanden wir schließlich am Sonntag heraus. Sie kennen das: Empfänger – Sender – vier Schnäbel – vier Ohren. Der Samstag verlief noch ganz ruhig. MonAmour und ich überlegten zwar noch immer hatten uns jedoch schon für „Hergeben“ entschieden. Es folgte ein längeres Telfonat. Es schien alles klar. Kaufvertrag am Sonntag. Dann kamen noch ein paar Mails und wir hätten fast noch Haus und Hof verkauft.
Der Gedanke aus dem Wahnsinn komplett auszusteigen schien auf einmal sehr reizvoll. Beschäftigt uns doch schon längere Zeit das Thema: Wie wollen wir leben? Was würde uns reichen? Wieviel brauchen wir wirklich? Zwischen Wohnmobil, Tinyhouse und kleines Häuschen auf dem Land – alles ist möglich und vorstellbar. Das mit dem Wohnmobil allerdings würde ein echtes Experiment werden. Es hat uns jedoch reichlich Gesprächsmunition geliefert.
Ideenaustausch beim Spaziergang
Da sich der Schwieger zum Grillen angekündigt hatte, wir noch nichts hatten, entschieden wir zum Lebensmitteltempel im Nachbarort zu laufen. Inzwischen sind wir ja geübte Spaziergänger. Unterwegs unterhielten wir uns über mein Thema, unser Thema mit dem Fahrzeug und auch über die Wohnsituation. Irgendwie schien dann alles klar. So eine Reduktion gibt eine ja auch wieder Möglichkeiten. Dann kam der Sonntag…
Alles anders. Plötzlich.
Sah es am Morgen noch so aus, als würden wir Verkaufen, sah es am Nachmittag schon ganz anders aus. Vielleicht ging auch einfach alles zu schnell. Vielleicht hatten wir uns alle ein wenig vom Enthusiasmus des einen jungen Mannes anstecken lassen. Es jagte ein Missverstehen das andere. Plötzlich waren gesprochene Worte anders interpretiert. Von Haus und Hof nicht mehr die Rede. Und eigentlich stellte sich so ganz am Ende heraus, dass der Interessent doch ganz andere Pläne hat, dies aber halt auch noch nur Pläne sind. Nach dem Vor-Ort-Termin hatten MonAmour und ich viel viel zu reden. Wir versuchten zu verstehen, was da wohl grad passiert war. Versuchten herauszufinden, wer wohl wen wann missverstanden hatte. Es folgte am Nachmittag noch ein kurzes Telefonat. Während des Gesprächsverlaufs öffnete MonAmour eine großes Scheunentor als Hintertür. Die beiden Seiten den Ausstieg aus dem Geschäft ermöglicht.
Danach widmeten wir uns noch ein wenig der Immobiliensuche. Wir merkten jedoch, dass wir beide echt durch waren. Ich merkte dies vor allem daran, dass ich nicht nur fror, sondern mir eiskalt war. Daher entschlossen wir uns noch zu einem späten Spaziergang, der mir zu liebe an der Eisdiele vorbeiführte. Ich hatte sehr große Lust auf sehr viel Schokolade. Bis wir bei der Eisdiele waren, war mir auch wieder einigermaßen warm und es gab für mich eine Kugel Haselnuss und eine Kugel Schokolade. Genau richtig.
Am Fluß entlang
Von der Eisdiele aus gingen wir Richtung Wiesengrund an der Wehrkirche vorbei und liefen am Fluß entlang. Derweil redeten wir über das Erlebte und ließen die Tage und Gespräche Revue passieren. Fazit: Am liebsten wäre uns, wenn der Interessent abspringt und die Hintertür nutzt. Gibt es da eigentlich auch ein Widerrufsrecht?
Am Ende unsere Spaziergangs hatte wir auch mein Thema mit dem unzufriedenen Kunden durchgesprochen, so dass auch ich sortiert am nächsten Tag in die Gespräche mit den Kolleginnen gehen konnte, ohne zu sehr im Gedankenkarrussel gefangen zu sein. Scheint als habe der Spaziergang am Fluss auch bei uns einiges ins fließen gebracht.
Der Montag – intensiver Arbeitstag
Der Monatag war gefüllt mit der Aufgabe aus der Weiterbildung, Gesprächen mit zwei Kolleginnen. Das Thema nochmal systemisch-pädagogisch beleuchten und miteinander überlegen, wie ich jetzt weiter vorgehe. Es tut so gut, zu hören, dass es nicht an meiner Begleitung liegt, sondern mein Gefühl, da hat es noch einen zweiten unausgesprochenen Auftrag, beide bestätigten. Nun denn. Danach Videos für die Beratung am Dienstag gucken. Businessplan ausdrucken, für die Bearbeitung am Dienstag, um am Mittwoch dann im Coaching den Antrag zur Antragsstellung fertig machen zu können. Mit dem Mann noch zum Einkaufen gehen. Wahnsinnig viel Süßkram gekauft. Scheint wir haben Entzugserscheinungen. Vielleicht lag es auch an der winterlichen Kälte. Nach dem Film erschöpft ins Bett gefallen.