24 – 26.09.2021 – Wochenende mit Wahlsonntag
Schon erstaunlich wie man sich so drangewöhnt kein Autor zur Verfügung zu haben und wie es einem so gar nichts mehr ausmacht Kilometerweit zu laufen. Andererseits nutzen wir vermehrt Lieferdienste. Also eigentlich nur einen, den Getränkelieferdienst. Da meist ich die Getränkekisten auf dem Nachauseweg im Getränkeladen meiner Wahl ent- und besorgte, weiß ich es sehr zu schätzen, wenn ich jetzt die Kisten nur noch vor die Tür stellen muss und mir der Lieferdienst volle Kisten wieder vor die Tür stellt.
Ich bemerke jedoch auch wie ich jeden Außendienst dazu nutze, nach Läden zu scannen, die wir nicht im Dorf haben. Drogerien zum Beispiel. Seit der Pleite des Drogendealers hat sich keiner mehr bemüßtigt gefühlt das Dorf um diesen Verlust zu ergänzen. Schade eigentlich. Nun weiß ich, dass es bei der einen Kinderinsel ums Ecke einen Drogeriemarkt gibt, wo ich die berzugte Seife und Grauhaarabdeckende Mittelchen bekomme. In den hiesigen Supermärkten hier im Ort, etwas schwierig.
Selbst Autohändler haben wir hier. Auch wenn wir da ein Weilchen laufen müssen, weil sich beide an Ortseingängen befinden, die fließend von einem Dorf ins nächste führen. Der Mann nennt das Straßendörfer, wenn ein Ortsschild nach dem anderen kommt. Nun führte uns der Weg denn doch mal zu einem der Autohändler. Der Winter naht. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Nicht nur, dass ich demnächst auch wieder Abendtermine habe, auch meine erste Woche Weiterbildung steht an. Beides zum Laufen zu weit und für die Öffentlichen, bin ich noch nicht bereit. Das Auto, welches wir in einem der gängigen Portale im weltweiten Netz entdeckt hatten und zufällig beim hiesigen Autohändler stand, entpuppte sich denn doch als ziemlich – nun ja. Es war nicht so gut, wie wir erhofft hatten. Zudem tiefer gelegt und nun ja – jugendtauglich hergerichtet. Nichts für uns. Immerhin hatten wir mit dem freitäglichen Abendspaziergang und anschließender Pizza das Wochende eingeläutet.
Das Wochendritual
Der Samstag lud mit dem schönen Wetter ja förmlich zum Grillritual ein. Nur das wir nicht grillten, sondern im Outdoorcooking Backers (Kartoffelpuffer) zubereiteten. Auch sehr fein, wenn die Küche dadurch sauber bleibt. Natürlich war auch der Schwieger mit dem Radl da, der uns denn doch sein Auto anbot (die Abendtermine). Denn, und auch das stellten wir fest, so sehr uns das Laufen gefällt, so ganz ohne Auto ist es halt doch schwierig. Carsharingprodukte gibt es hier nicht. Wir haben noch nicht mal Leihfahrräder vor der Tür. Zudem liegt dieser Außenbezirk, obwohl wir zu Nürnberg gehören, auch nicht mehr in der Flexzone. Der Mann hatte sich kundig gemacht. Ich liebäugle ja noch immer mit der Anschaffung eines Rades. Nur bin ich mir nicht sicher, ob ausgerechnet die Winterzeit ein guter Zeitpunkt ist, um damit anzufangen, auf das Rad umzusteigen. Es würde zumindest den Radius erhöhen.
Nachdem der Schwieger gesättigt war, stieg er wieder aufs Rad, für die Heimreise im Nürnberger Norden. Wir blieben noch ein Weilchen sitzen, verzichteten auf den Abendspaziergang. Stattdessen schürten wir ein hübsches Feuer im Grill. Ich durfte dazu ein Glas Rosé trinken.
Explorationsfreude
Das Wetter war besser als gedacht. Wir hatten mit Regen gerechnet. Dieser kam jedoch erst in der Nacht. Den Vormittag verbrachten wir trotz Sonntag beide am Schreibtisch. Ich verfeinerte zum 100tsten mal den Businessplan. MonAmour suchte querbeet mal Mobiles mal Immobiles. Mit wenig Erfolg. Derweil war ich genervt von der Gesamtsituation und verschwand in die heiße Wanne. Am Nachmittag machten wir uns mit Regenschirm bewaffnet auf zu einem kleinen Spaziergang. Für unsere Verhältnisse war es eine sehr kleine Runde. Denn MonAmour steuerte eine Bank am Wegesrand an. Unser Gespräch hatte bis dahin eine etwas seltsame Stimmung verursacht, was eindeutig an meiner echt nervigen Laune lag. Die sich jedoch zunehmend besserte, als ich wieder fähig war zu denken und weniger zu nölen. Der Mann hat einen Orden verdient. Während ich herum nöle, eisern Schweige, er redet, bleibt er zudem auch noch gelassen. Dabei stecken wir beide in der gleichen Situation. Es geht gerade sehr wenig vorwärts. Es ist als ob die Welt mal beschlossen hätte bei uns eine Pause einzulegen. Nur haben wir noch nicht erkannt wozu das gerade gut ist. Allerdings haben wir in letzter Zeit schon auch immer wieder den Gedanken, der sich mit Auswandern beschäftigt. Ob wir da mal genauer hingucken sollten?
Die Genervtheit kommt auch daher, weil wir ja nicht eine Immobilie suchen, in der wir nur wohnen können, sondern es ja auch noch die Möglichkeit der Halle und Schraubbude braucht. Häuser zum nur Wohnen gäbe es einige, die uns gefallen würden. Da wir jedoch gerne Arbeiten und Wohnen an einem Ort verbinden möchten, und nicht noch zusätzlich mieten wollen, wird es etwas schwieriger. Und zurzeit scheint es gar Ausschichtslos. Daher dann auch die Laune. Das führt dann halt auch mal dazu, dass man, also ich, Dinge sage, die für den anderen nicht so schön sind. Allerdings gehe ich inzwischen auch davon aus, dass unsere Beziehung so gefestigt ist, dass sie auch mal aushält, wenn ich oder er so Gedanken äußern, was wäre, wenn ich oder du jetzt allein wären. Was würde ich / du dann tun? Wohnen bleiben, Auswandern, in eine Wohnung ziehen oder doch ein Häuschen mit Garten? Auch solche Dinge helfen ja manchmal auf Lösungen zu kommen. Muss ja nicht gleich in einer Trennung enden, sondern kann ja durchaus kreative Prozesse in Gang bringen. Auch die Überlegungen, wenn du zurückreisen könntest, was würdest du dann anders machen? Das klingt erstmal destruktiv. Doch der kreative Prozess fängt an, wenn man sagt, stell dir vor, die Fee war da, und alles ist wie du es dir wünscht, was hat sich verändert? (Sie kennen diese Wunderfragen, oder?)
Wahlsonntag
Worauf ich persönlich an so Wahltagen gar keine Lust habe, sind diese Labersendungen vor und nach der Wahl. Die alle meinen sie müssten jetzt analysieren und Ergebnisse durch diskutieren. Dabei ist noch alles offen. Ampel- oder Jamaika oder irgenwas anderes Buntes. Das hat man als Wähler dann doch eh nicht mehr in der Hand, was dann letztendlich daraus gemacht wird. Geb ich dir da einen Posten, gibst du mir dort ein Zugeständnis. Willste nicht? Mhm, blöd für dich. Dieses Ringen kann ja denn auch mal durchaus ein paar Monate dauern.
Wo sind eigentlich diese einfache Ergebnisse hin? Diese eindeutigen? Wo klar war, die Partei regiert jetzt mal das Land und der Rest ist Opposition. Gut, von manchem möchte man auch nicht regiert werden.
Es war gar nicht so einfach, diese Blubbersendungen zu umgehen. Wir haben es trotzdem geschafft und tatsächlich im Fernseher Sendungen zu entdecken, die wir noch nicht kannten.