27.04.2022 – 80 bis 120
Geist und Körper holen grad Schlaf nach. Als ich aufstehe ist es fast neun Uhr. Ein Wettermix. Graue Regenwolken. Es regnet. Es hört auf. Nachmittags hatte es die Sonne geschafft sich gegen die grauen Wolken durchzusetzen und schenkte noch ein Stück blauen Himmel.
Drüben im Haus stehen noch Möbel. Wir sind Meister im Hinauszögern. Wasser ging auch zu Neige. Ein guter Grund also das Haus zu verlassen, um zum Haus rüber zu fahren. Beim Schwieger lag auch noch Post. Im Haus überlegten wir, was wir im Polo noch unterbringen.
Eigentlich steht das Bett samt Nachtkasten zum Verkauf – mit allem drum und dran. Das Bett hat mal um die 1000 Euro gekostet, der Nachtkasten um die 300. Alles aus Holz. In den Hotels wird ein Einzelzimmer mit größerem Bett ungefähr so angepriesen: Einzelzimmer komfort mit französischem Bett (160 x 210). Dieses Bett hat 165 x 200 cm und eine französische Matratze. Angeboten für 130 Euro (Matratze, Lattenrost, Bett, Nachttisch). Nein, sie ist nicht in diesem Bett gestorben.
Jedes Mal, wenn wir da sind überlegen wir, ob wir das Bett jetzt zerlegen oder noch eine Weile stehen lassen. Auch diesmal haben wir die Entscheidung hinausgeschoben und uns erst einmal dem Sekretär zugewendet. Eigentliche wollten wir ihn nur von oben nach unten tragen. MonAmour sah dann, dass man ihn doch zerlegen konnte und so schraubte er das Unterteil vom Oberteil ab. Damit passte er dann auch wieder in den Polo zum Transport. Zwar nicht auf einmal, wir mussten trotzdem zweimal fahren. Hätten wir allerdings eh machen müssen. Stuhl, Nachttisch wollten ja auch noch transportiert werden.
Wir hatten kaum das Auto mit der ersten Fuhre beladen und wollten geraden aufbrechen, da kam ein älterer Mann an den Zaun, blickte uns ganz erwartungsvoll an. In meinem Hirn sofort, „oh ein Bekannter der Tante, dem muss ich jetzt sagen, dass…“ Es stellte sich heraus, dass es ein Elektriker war, der jetzt einen Termin mit den neuem Hausbesitzer hat. Der war nur noch nicht da. Es stellte sich weiter heraus, dass er, also der neue Hausbesitzer, im Stau stand. Die Frage war dann vom Elektriker, ja was machen wir denn jetzt. Dann kam er auf die Idee sich mal den Zähler und den Keller anzuschauen.
Mehr wollte er auch nicht sehen. MonAmour kümmerte sich dann ein wenig um den Mann. Für uns sind die Informationen ja auch interessant, sollten wir doch noch einen kleinen Bauernhof finden, dann haben wir ja auch das Elektrikproblem.
Während der erste Elektriker alle Zimmer sehen wollte, wollte dieser nur den Keller und die Zähler sehen. Dann wollte er noch wissen, ob Netzwerk im Haus geplant ist, Solaranlage und ob über Satellit oder Kabel Fernseh geguckt wird, und wieviele Steckdosen gestetzt werden sollen. Der neue Hausbesitzer fragte dann mal nach, was denn so der Schnitt für ein Haus wäre. Antwort: Zwischen 80 und 120 Steckdosen für ein 100 m² Haus.
Eigenleistung wird sehr gern gesehen. Je weniger sie machen müssen, desto schneller geht es. Denn, ab und an mal einen Mann abzuziehen von einer Baustelle, der die Arbeiten überprüft, wäre kein Problem. Das freute den Hausbesitzer sehr. Möchten sie doch im Herbst einziehen.
Wir waren alle drei ziemlich erstaunt anhand der Zahlen. Wir reden hier von einem Reiheneckhaus. Nachdem der Elektriker sich verabschiedet hatte, drehte sich unser Gespräch noch immer um Steckdosen und wir überlegten gemeinsam, wieviele Steckdosen denn man nun in die verschiedenen Zimmer setzen würde. Auf jeden Fall mindestens eine mehr als man braucht. Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass eine Bürozimmer mindestens über sechs Steckdosen verfügen sollte. Laptop, Drucker, Telefonladestation, USB-Hub, evtl. noch externe Lautsprecher, Schreibtischlampe.
Dann verabschiedeten wir uns. Brachten die ersten Möbel zum Schwieger. Holten die zweite Fuhre, besorgten Wasser und weil schon wieder spät, auch noch ein schnelles Abendessen.
Das Bett steht immer noch da, ebenso die Tiefkühltruhe, der Trockner und das Wohnzimmerregal. Alles Dinge, bei denen wir noch nicht so ganz entschieden haben, ob wir sie behalten, stehen lassen, spenden oder einlagern. Verzögerungstaktik.
Ist auch grad irgendwie ein komischer Zustand. Die Notarverträge sind unterschrieben, die Prüfung vom Gericht noch nicht abgeschlossen. Offiziell gehört das Haus, ja erst den neuen Hausbesitzern, wenn alles abgeschlossen ist und sie der Bank, das Okay geben können. Erst dann ist es wirklich ihr Haus. Noch ist es Familieneigentum, aber irgendwie auch nicht so richtig. Seltsamer Zustand. Gedanklich stolper ich da immer wieder drüber.