21.12.2022 – Wintersonnwende
Selbst die Sonne zeigt sich kurz durch die hellgrauen Wolken, so als ob sie sagen möchte, hier bin ich.
Den ganzen Tag schon bin ich ein wenig nervös. Der Termin mit der Dame vom Landratsamt steht an. Doch bevor wir uns auf den Weg machen herrscht Chaos am Schreibtisch.
In den letzten Wochen kamen Fragebögen aus Bonn und Stuttgart. Was waren bitte nochmal Leistungen nach SGB XII? Könnten die sowas nicht als Beispiel dazu schreiben? Die Fragebögen betreffen die Einkommensverhältnisse der Betreuten. Welches Einkommen bitte?! Sie möchten alles wissen, Beihilfe, Pflegegeld, Blindengeld, Waisengeld, etc. steht in der Spalte. Die vorherigen Fragebögen helfen mir nur bedingt weiter, da der Bogen jetzt geändert wurde und zum Teil andere Sachen abfragt.
Bereits am Dienstag rief ich dort wegen einer anderen Sache an. Bekam zufriedenstellend Auskunft. Die weiteren Fragen, die ich hatte, hatte ich nicht parat. Daher rief ich nochmal an. Diesmal verwies man mich an die zuständige Stelle, die sich dann bei mir melden wird. Gemeldet hat sich die Dame dann am Mittwochmorgen. „Ja, ich darf Ihnen ja gar keine Auskunft geben, aber nun fragen Sie halt mal“. Ich will ja nichts schlimmes, ich will nur wissen, was ich da reinschreiben soll. Danach war ich fast so schlau wie vorher, hatte nur noch mehr Wust auf dem Schreibtisch, weil Papiere aus verschiedenen Ordnern kopiert werden wollten. Danach verfasste ich ein nettes Anschreiben, legte alles, was es brauchte und ich hatte, in den Umschlag und machte erstmal Kaffee.
Weihnachtsgeschenke
Während ich dann so da saß, überkam mich der Gedanke, dass es ja noch Weihnachtsgeschenke für die kleine Schwiegerschwester braucht. Da ich hier inzwischen einen großen Vorrat an Hörbüchern habe, ist das nun kein Problem. Süßigkeiten hatte ich auch noch und ein paar Pflegeprodukte auch. So holte ich Weihnachtspapier und packte ein paar Sachen weihnachtlich ein.
Die Weihnachtsgaben für das Pflegepersonal wollten wir unterwegs besorgen. Zum ersten Mal fuhren wir nicht an der Großmetzgerei vorbei, sondern gingen hinein. Dort standen allerlei Weihnachtstüten mit Inhalt herum. Davon suchten wir zwei aus. Zwei Secco aus dem Regal kamen auch noch mit und schon waren wir wieder draußen. Für ein wenig Kaffee und Süßkram sorgten wir dann auch noch, welches ebenfalls den Weg in die Tüten fand.
Ersatzbetreuung
Die Dame und wir trafen dann an der Tür zur Seniorenresidenz aufeinander. MonAmour wartete draußen. Während wir auf die kleine Schwiegerschwester warteten, beschnupperten wir uns vorsichtig. Das Gespräch verlief interessant. Während die Landratsamtsfrau und ich versuchten zu klären, was ich als Betreuerin darf und was ich alles ausfüllen muss, erklärte uns die kleine Schwiegerschwester, dass sie kein Papier unterschreiben darf, damit sie verhungern kann. Übersetzung: Patientenverfügung. Auch wenn ich wenig Zeit habe, so die Schwiegerschwester, sei sie doch damit einverstanden, dass ich sie betreuen darf.
Wir sind uns nicht sicher, ob sie wirklich weiß, worum es geht, ihr Einverständnis habe ich jedenfalls. Während ich die Schwiegerschwester zum Kaffeetrinken brachte. Die Kaffeezeit ist ihr heilig. Wartete die Landratsamtsfrau draußen vor der Tür. MonAmour wird Ersatzbetreuer und musste ebenfalls ein Papier unterschreiben. Gemeinsam plauderten wir noch ein wenig. Als wir uns verabschiedeten hatte ich ein Jobangebot für ein Ehrenamt in der Tasche. „Wissen’s so Menschen wie Sie suchen wir, falls Sie also noch eine weitere Betreuung machen möchten…?“ In drei bis vier Wochen kommt der Beschluss, dann werden wir zur Belehrung eingeladen und bekommen vom Betreuungsverein diverse Fortbildungen angeboten. Dann darf ich ganz offiziell Auskünfte einholen, Dokumente unterschreiben und mit dem Heimpersonal über die Pflege und Gesundheit der Schwiegerschwester sprechen.
Später suchte ich die kleine Schwiegerschwester in ihrem Zimmer auf, übergab ihr die Weihnachtsgeschenke und alle anderen Gaben, die ich für sie eingepackt hatte. Wir unterhielten uns noch eine Weile bis es Zeit für die Nachrichten war. Ich verabschiedete mich und ging noch zu den Schwestern vor. Dort überreichte ich dann die Geschenktüten. Eine der Schwestern fragte mich, wer ich sei. Ich stellte mich kurz vor und sie „Ach, Sie sind die berühmte Alexandra. Endlich lernen wir uns kennen.“ Ich war ein bisschen perplex, ahne jedoch worauf sich dieser spontane Ausruf bezieht. Die kleine Schwiegerschwester ist nicht gerade zurückhaltend und sehr mitteilungsbedürftig. Bereits eine andere Schwester hatte mir schon mal erzählt, dass die kleine Schwiegerschwester meist nur wohlwollend von mir spricht. Ich wäre ja gerne mal Mäuschen.
Am Ende des Tages war ich ziemlich geschafft. Es war doch anstrengender alles als gedacht.
Abendspaziergang
Bereits im Auto fassten wir den Beschluss noch spazieren zu gehen. Als Abendmahl gab es Eier mit Speck und Pfefferbaguette. Statt Winterfeuer und Hamburger.