23.12.2022 – Letzte Züge
Die Wünsche für die Rauhnächte und damit für das nächste Jahr sind geschrieben und in einem hübschen Säckchen versammelt. Das Eichhorn hüpft draußen herum und sammelt die Walnüsse vom Tisch auf, auch die auf dem Grill nimmt es diesmal mit. Nachdem alle Walnüsse verstaut sind, hüpft hektisch zwischen Tisch und Stuhl hin und her. Dann schaut es zum Fenster rein, so als wollte es sagen, dass da bestimmt noch mehr Nüsse zum Verstecken warten. Die Sonnenblumenkerne interessieren es heute nicht. Würde ich das Fenster aufmachen und ihm noch Nüsse hinlegen, wäre es schneller weg als ich gucken kann. Da muss es jetzt noch ein wenig warten.
Während ich meine Weihnachtsgrüße vorbereite und auf die Websites entlasse, schraubt MonAmour die bestellten Frühjahrs Gewächshäuser zusammen. An der Pflanzentreppe scheitert er, weil in der Packung statt drei Teile nur zwei Teile liegen. Eine Telefonnummer steht wohlweislich nicht auf dem Lieferzettel, dafür eine Mailadresse, an die ich mich wende. Vor Weihnachten wird da wenig passieren und nach Weihnachten nicht gleich.
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob der Salat da draußen wirklich einen Frühbeetschutz braucht. Trotz des Schnees sieht er noch immer gut aus. Er scheint auch zu wachsen, wenn auch langsam. Zurzeit haben wir 10 Grad Celsius draußen, also fast schon optimale Salattemperaturen.
Während ich aus dem Fenster schaue und an einen Menschen denke, von dem ich hoffe, dass es ihm gut geht und er seinen Urlaub an seinem Wunschort verbringt, schwebt vom Himmel eine kleine weiße Feder herab. Sie landet auf einem Ast am Nussbaum und bleibt dort sitzen.
Wir waren ja die letzten Tage auch ein wenig unterwegs und sind immer wieder erstaunt darüber, wieviel Treiben auf den Straßen herrscht. Wieviele Menschen für die Weihnachtsfeiertage einkaufen, ihre Bestellungen abholen. Es scheint als ob die Welt nur vor meinem Fenster weihnachtlich stillsteht. Nähert man sich der Hauptstraße fängt das Treiben an, die Parkplätze vor den Supermärkten voll bis zum letzten Platz. Als wir gestern noch mehrere Packungen Kochschinken holten, waren wir nicht sicher, ob wir uns dem Treiben auf der Straße wirklich anschließen möchten. Auch wenn wir nur zu Fuß unterwegs waren.
Corona hat jetzt auch mein unmittelbares Umfeld erfasst mit unspezifischen Langzeitfolgen.
Der Schreibtisch ist noch nicht geleert und wird sich auch nicht mehr leeren. Was noch nicht erledigt ist, kann warten bis zum nächsten Jahr. In mir breitet sich langsam Ruhe und weihnachtliche Stimmung aus. Vielleicht, weil wir uns schon seit Tagen dem ganzen Weihnachtswahnsinn entziehen.
Letzte Vorbereitungen für morgen, Heiligabend. Die Lichterhäuser stehen bereit zum Anschließen, die Weihnachtsdecke ist gefunden. Dabei festgestellt, dass der Goldglanz beim letzten Waschen sehr gelitten hat. Noch kann man den Goldglanz erkennen, ob das auch nach weiterem Waschen gilt, fraglich.
Der Christbaum – wahlweise noch nicht geschlagen beziehungsweise noch im Sack. Je nachdem für was wir uns heuer noch ganz spontan entscheiden werden. Immerhin die Kisten vor dem Regal, die bisher den Zugang zu den Christbaumkugeln verwehrten, sind ins obere Stockwerk verräumt. Und irgendwie habe ich es geschafft eine Kiste leer zu räumen und Platz im Regal für Bücher und Hörbücher zu schaffen.
Das Weihnachtsessen für die nächsten Tage liegt im Kühlschrank beziehungsweise in der Tiefkühltruhe. Wir machen uns hier sehr wenig Streß. Es gab da auch schon Jahre, in denen wir direkt an Heiligabend noch schnell eine Gans mitnahmen. Wir werden jedenfalls nicht Hungerleiden müssen.
Und nein, nächstes Jahr wird es auch nicht anders.
Nur eines werde ich wieder tun, sofern uns das Weltgeschehen nicht dazwischen funkt: Plätzchen backen und mehr Glühwein kaufen.