21.06.2023 – Sternenleuchten
Termin in der Stadt
Ein Arzttermin führt mich frühmorgens in die Stadt. Während ich so im Wartezimmer sitze, erzählt mir der Bildschirm an der Wand, wer in dieser Praxis seit wann arbeitet. Ab wann es die Praxis gibt, dass es eine Schwangerenapp gibt, über die Schwangere ab sofort alle Informationen von ihrem Arzt erhalten. Welche Verfahren es gibt, um genau sagen zu können, welches Geschlecht das Kind hat, die die Blutgefäße des Kindes anzeigen und sogar hörbar machen.
Irgendwann greife ich zu einer Zeitschrift mit einem Frauennamen. Ich weiß, wir hatten in Südafrika öfter die Zeitschrift bei uns im Haus rumliegen, vor allem dann, wenn meine Mama mit all den anderen Frauen zum Shoppen nach Pretoria oder Johannesburg fuhr. Beide Orte ca. 145 km weit weg von unserem damaligen Wohnort. Dann gab es deutsche Frauenzeitschriften bei uns im Haus. Beim Durchblättern fällt mir auf, dass die Models mit mir gealtert sind. Ansonsten hat sich die Zeitschrift nur wenig verändert. Weiterhin sind Seiten gefüllt mit der ultimativen Diät, den leckersten Rezepten und „Neues Styling für Dich“ (Seiten auf denen Leserinnen Mode- und Schminkberatungen bekommen und hinterher ein völlig neuer Typ sind). Selbst die Romanseiten gibt es noch. Erstaunlich. Immerhin liegen zwischen den Jahren in Südafrika und jetzt ca. 40 Jahre.
Im Behandlungszimmer bekomme ich ein Kompliment von meiner Ärztin. Sie hätte mich wesentlich jünger geschätzt. Damit kann ich gut leben.
Sternenleuchten
Die Sterne der Möglichkeiten leuchten noch immer. Ich bin mir noch nicht sicher, welchen Stern ich greifen möchte. Deshalb gehe ich nach meinem Termin zur Sebalduskirche. Manchmal hilft es mir, wenn ich mich für eine Weile mit meinen Gedanken in eine Kirche setze. Nur Gott, Ich und meine Gedanken.
Am Eingang steht ein Schild. Es fordert mich auf einen freiwilligen Eintritt zu zahlen. Zwei Euro für Erwachsene, einen für Kinder. Ich bin mal nicht so, handelt es sich doch auch um eine besondere Kirche. Eine Sehenswürdigkeit Nürnbergs.
Während ich so durch die Kirche schreite und mir die Fenster und Bilder und Schnitzereien und Figuren anschaue, fällt mir auf, dass dies gerade kein Ort der Stille ist. Ich verzichte auch auf’s Fotografieren, auch wenn ich gerne ein paar Bilder von ein paar Kunstwerken gemacht hätte, die gerade in der Kirche ausgestellt werden.
Nach meinem Rundgang setze ich mich in eine der hinteren Bänke. Nach fünf Minuten beschließe ich zu gehen. Ich kann hier einfach keine Ruhe finden. Dabei sind mit mir nur noch zwei Besucher da, die sich still verhalten. Es sind die Menschen, die sich um die Kirche kümmern und irgendwelche Dinge besprechen, die mich äußerlich nicht zur Stille kommen lassen. Dabei wird in der Kirche Werbung für den „Ort der Sitlle und dem Verweilen“ gemacht. Sorry. Mir ist es zu unruhig. Das hilft mir in meinem Wunsch zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken und Fragen Gott oder dem Universum anzuvertrauen gerade wenig. So ziehe ich wieder Richtung Parkhaus. Nicht ohne noch ein paar Bilder von der Kirche und ihren Fresken außen zu machen.
Meinen Raum der Stille muss ich wohl woanders suchen. Es gäbe ja noch eine weitere Kirche in der Nähe. Doch mein Bedarf an „Stille Orte“ ist für heute gedeckt, daher probiere ich gar nicht erst in die „Liebfrauenkirche“ zu kommen. Außerdem möchte ich ja noch die kleine Schwiegerschwester besuchen. Mein Zwiegespräch muss warten.
Vom Sternenleuchten zum Himmelleuchten
In der Nacht grummelt der Himmel und ein Blitz nach dem anderen erleuchtet. MonAmour und ich stehen mitten in der Nacht auf um uns dieses Schauspiel am Himmel anzuschauen. Immer in der Hoffnung, dass das was sich da gerade entlädt sich nur in höheren Sphären abspielt und nicht auf der Erde entlädt. Wir standen ziemlich lange an den Fenstern des Dachbodens. Sahen die zuckenden Blitze den Himmel erleuchten. Irgendwann wurde das Grummeln weniger sowie die Blitze und wir legten uns wieder Schlafen.
Es ist erstaunlich ruhig, wenn man mal vom Grummeln des Himmels abzieht, das über unseren Ort von West nach Ost zieht.
Irgendwann geht irgendwo in der Nachbarschaft ein Rollo hoch und eine Tür wird geöffnet, die laut und vernehmlich quietscht.
Erstaunlich war der Radfahrer, der nachts um 1 Uhr (es könnte auch später gewesen sein) die Straße in atemberaubender Geschwindigkeit entlang fuhr, also eigentlich nutzte er den Gehweg, dann die Straße. Es sah sehr geübt aus.
Auch die Marter, die wohl bei der Nachbarin eingezogen sind, rannten die Straße rauf und runter, bis sie in einem der Gärten verschwanden.
Es war ein sehr beeindruckendes Schauspiel.