Übergabe, Regen, Chanson, Wehmut
Frühmorgens – Fahrt zur Schreibstube
Auf dem Weg zur Schreibstube komme ich an einem Cafè vorbei. Die Ampel an der Kreuzung ist meistens Rot. An den Schaufenstern prangen große Schilder: Wir haben für Sie geöffnet. Wenn ich morgens um 6:45 Uhr vorbeikomme, ist das Cafè meist leer. Heute nicht. Heute sitzt ein Mann an einem Tisch. Leicht gebeugt sitzt er über der Zeitung. Er greift nach seiner Tasse Kaffee, dreht die Tasse, vorsichtig. Dann nimmt er sie auf. Trinkt. Während ich das beobachte läuft im Radio ein französisches Lied. Ruhig, etwas melancholisch. Spontan denke ich, die Szene könnte jetzt auch der Auftakt eines Films sein. Irgendwie passt das Bild, das Lied mit dem Wetter, leicht grau, tröpfelnder Regen gut zusammen. Dann ist es grün und ich muss weiter.
Übergabe
Heute ist Projektübergabe. Ein erster Abschied. Während der Besprechung denke ich, wie gut, dass ich es abgebe. Die Personen, die sich das Projekt jetzt teilen, passen wesentlich besser als ich. Sie können bestimmt mehr bewegen, haben mehr Lust auf das Thema. Es ist gut, dass ich mich dazu entschloss und den Schritt gemacht habe. Trotzdem ein komisches Gefühl. Wehmut mit Erleichterung.
Antwort
Am Montagabend habe ich Antwort auf meinen Brief bekommen. Ich habe viel Wertschätzung erfahren. Meine Gedanken, meine Anregungen und die meiner Kollegen wurden angenommen. Das tut gut.
Regen – Es sieht nach Gewitter aus
Bereits Frühmorgens tröpfelt es. Als ich aus der Tiefgarage rauskomme ist beim Bäcker gegenüber grad nichts los. Spontan hole ich mir eine Breze und ein Stück Erdbeerkuchen. Im Laufe des Tages regnet es immer wieder. So grau wie der Tag, so grau ist heute auch meine Stimmung. Gegen halbsechs verlasse ich die Schreibstube. Als ich aus der Tür trete, erblicke ich den Himmel. Dunkle schwarze Wolken stehen über der Straße und den Gebäuden. Passend zur Stimmung. Dunkel, schwarz, müde. Das Feierabendgespräch mit der Kollegin geht mir durch den Kopf. Und ich frage mich, wann sich das Gewitter entlädt. Schon länger braut sich nicht nur draußen ein Gewitter zusammen, sondern auch in der Schreibstube. Corona hat uns nur einen kleinen Aufschub gegeben. Die Veränderungen im Team sind zu spüren. Irgendwie haben sich während der letzen paar Wochen auch Zuständigkeiten verschoben. Es fehlt an Klarheit. Ich bin grad sehr froh, um meinen Exotenstatus. Und die Freiheit, nicht auf die Anwesenheit in der Schreibstube angewiesen zu sein. Bei Bedarf kann ich mich verziehen. Wie das Gewitter da draußen.