18.08.2023 – Das war richtig gut; Land unter – gar nicht gut
Nachtrag zu gestern
Das hätte ich nicht gedacht. Meine erste Yogafolge „geturnt“. Was ist eigentlich das richtige Verb dafür? Zwischendrin mal unterbrechen müssen, nachdem hier ein heftiges Gewitter runterging und es kurz mal nach „Überschwemmung“ und „Weltuntergang“ aussah. Doch im Haus blieb alles trocken.
Nachdem kurzen Ausflug in den Keller, dann wieder zu Adriene zurückgekehrt und dort weitergemacht, wo ich aufgehört hatte. Danach fühlte ich mich richtig gut. Ich habe bestimmt nicht alles richtig gemacht, aber allein die Energie, die danach vorhanden war – genial. Das macht auf jedenfall Lust nach mehr.
Nachdem es schön regnete musste ich auch vom Abendessen her umdenken. Gibt es das andere halt heute. Es sollten mal wieder Hamburger werden, die wir vorzugsweise auf dem Grill zubereiten. Jedenfalls die Pellets und den Speck.
Land unter
Während ich Adrienes Anweisungen folgte spielte sich in Nürnberg dramatisches ab. Was bei uns hier im Ort als normaler Regen und Gewitter hinwegzieht und am Abend zu einem wunderschönen Regenbogen führt, wird in Nürnberg zur Katastrophe. Keller, Unterführungen, Straßen, Tiefgaragen stehen unter Wasser. Wir bekommen hier davon nichts mit. Es regnet einfach nur, donnert, blitzt auch mal. Drei bis vier Stunden dauert der Regen an, mal stärker mal weniger stark, während in Nürnberg die Menschen sich aus ihren Autos retten müssen, die bis zum Dach im Wasser stehen.
Erst heute, als ich mich durch das Nachrichtenportal klicke, erfahre ich von dieser Katastrophe. Das war gar nicht gut. Die Aufräumarbeiten werden wohl den ganzen Tag noch anhalten.
Ich denke an meine Zeit als PQB zurück. An unsere Tiefgarage, die regelmäßig unter Wasser stand, wenn es stark regnete. Zwischen Tiefgarage und Aufzug, war ein Zwischenraum, der war regelmäßig voll Wasser nach Gewittern. Um nicht durch das Wasser waten zu müssen, hatte irgendjemand Trittsteine ausgelegt, damit man einigermaßen trockenen Fußes von Tür zu Tür kam. Manchmal stand das Wasser höher, dann musste man außenrum gehen. Ich vermute diese Tiefgarage stand oder steht heute auch noch komplett unter Wasser.
Nachmittagszeit – Kaffee und Kuchenzeit
Am Nachmittag restliche Zutaten für den Käsekuchen besorgt. Der jetzt im Ofen vor sich hinbäckt. Manchmal denke ich, ich könnte auch gut in einer Kuchenbackstube arbeiten. Mir reicht allein der Duft von Kuchen, der bäckt, schon aus, um glücklich zu sein.
Schutz
Beim Einkaufen trage ich noch immer Maske, vor allem zu Stoßzeiten. Mittag um 13 Uhr ist eindeutig Stoßzeit im Laden. Vor der Milch- und Käsetheke steht ein Mann, vor der Theke hin und herläuft. Als er mich sieht, weil ich warte bis er fertig ist – der Platz vor der Theke ist durch Aufsteller mit Waren beengt -, schaut er mich an, sekundenlang halte ich seinem Blick stand, dann dreht er sich um, holt noch irgendwas aus der Theke. Als er wieder zu seinem Wagen geht, blickt er mich nochmals an.
Als er dann seinen Wagen an mir vorbeischiebt, hält er es nicht mehr aus und sagt im Vorbeigehen leise, aber doch so laut, dass ich es hören muss: „Unglaublich“. Er sagt es mir nicht ins Gesicht, nein, leise im Vorbeigehen. Ich ahnte das schon, ich war gewappnet und trotzdem frage ich mich hinterher auf dem Nachhauseweg, warum ich mir eigentlich Sätze zurechtlegte, um mich zu rechtfertigen. Bin sogar schon soweit, mir ein T-Shirt mit Erklärung drucken zu lassen. Aber warum muss, warum will ich mich erklären, warum sollte ich, hält Frau Widerstand dagegen. Im Prinzip ist doch jeder für sich und seine Gesundheit, sein Handeln verantwortlich.
Eigentlich erschrickt es mich mehr, dass diese Dynamik in der Gesellschaft noch immer so ist, dass wenn jemand von der augenscheinlichen „Norm“ abweicht, sofort, wenn vielleicht auch nicht offen, angegangen wird. Es erschrickt mich auch, wie wenig Menschen bereit sind, zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich weiterhin durch Maske tragen, schützen möchten. Wenn mich jemand offen anspricht, kann man miteinander reden, wenn jemand so heimlich von hinten, ist das schon schwerer.
Wenn ich auf der Straße laufe, bin ich eine von ihnen, weil ohne Maske. Sobald ich jedoch einen Laden mit Maske betrete, bin ich „Anders“. Habe einen Makel.
Corona ist ja schließlich vorbei. Nur nicht in Erlangen, wo in einem Altenheim 36 Menschen an Corona erkrankte. Auch nicht für Herrn Lauterbach, der letztens vor einer neuen Coronavariante warnte. Ansonsten großes Schweigen. Keine Nachrichten mehr darüber, wie viele Menschen an Corona erkranken, wie viele daran noch immer sterben, wie viele an Longcovid leiden.
Herr Fischer verlinkte letztens ein Interview. Manchmal tut es gut zu wissen, nicht allein zu sein. „Umgang mit Covid: Ich bin krass enttäuscht“
Vielleicht hätte ich den Herrn fragen sollen, ob er sich im Auto anschnallt, einen Fahrradhelm trägt oder Vitamine nimmt, oder anderes Zeugs von dem er denkt, dass es ihn schützt. Vor was auch immer.
Es gibt so viele Dinge vor denen wir uns nicht schützen können. Krebs zum Beispiel. Die Krankheit an sich ist schon schlimm genug. Wenn dann auch noch die Therapien dazukommen, die zusätzlich dem Körper zusetzen, was bleibt dann?
Bevor ich jetzt noch nachdenklicher werde, schließe ich für heute.
P. S.
Trotz guter Vorsätze – sie hielten immerhin fast zwei Wochen – einen Rosè im Laden mitgenommen. Am Abend dann mal wieder nach langer Zeit ein Glas auf der Terrasse, den lauen Sommerabend genießend, mit einem guten Buch in der Hand.