20.11.2020 – „Trinken Sie Zucker?“
Und schon wieder sind ein paar Tage vergangen. Geht hier ja wie im Flug…
Mittwoch – fast wie früher
Corona hat jetzt auch uns erreicht. Noch sind wir selbst noch nicht betrofffen, aber bei unseren Sozialkontakten sind jetzt zwei weitere Personen an Corona erkrankt. Wir hoffen alle auf einen milden Verlauf. Und ja, ich bete für sie.
Heute musste ich mich von einer Kinderinsel verabschieden bei der ich das erste Mal vor fast fünf Jahren aufschlug. Am 16.12.2015 trat ich zusammen mit einer Kollegin das erstemal durch die Tür der Kinderinsel.
Als ich heute die Kinderinsel betrat wurde ich gefragt: „Trinken Sie Zucker?“ Wir fangen beide zu lachen an. „Nein“, sage ich, „ich brauch keinen Zucker im Kaffee.“ Das Lachen, der Humor, der Menschen hat uns fünf Jahre begleitet. Das war am Anfang nicht immer so. Es ist eines der Kinderinselteams, die es sich miteinander gut gehen lassen. Die viel Humor haben. Es sind aber auch Kinderinselfrauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Rückschau
In der Rückschau der fünf Jahren konnten die Kinderinselfrauen sich an vieles erinnern. Wir haben viel erlebt miteinander. Viel Klarheit geschafft. Höhen und Tiefen erlebt. Das Team, vor allem die Leitung, hat sich in diesen fünf Jahren verändert und entwickelt. Ein klein wenig habe auch ich dazu beigetragen. Sie benannten auch Veränderungen. Eine der Kinderinselfrauen rief spontan aus: „Das läuft jetzt super. Das könnten wir heute eh nicht mehr so machen. Aber das war super.“
Als ich nach Hause fahre bin ich auch ein klein wenig stolz auf mich. Nicht nur, dass ich bei diesem Team für viel Klarheit gesorgt habe, sondern weil ich Veränderungen angestoßen habe und sie durch meine Impulse zusammen gewachsen sind.
Allein durch meine Fragen, durch meine Impulse. Nicht weil ich tolle Rezepte aus der Tasche gezogen habe, sondern weil ich hingehört und zugehört habe. Ein wenig fühle ich mich wie Momo. Sie wissen schon, die , die gut zuhören konnte.
Es war ein schöner Tag und ein schöner Abschluss.
Donnerstag
Ich freu mich wie Bolle. Ich habe eine Anfrage erhalten und befürchtete ich könnte sie nicht bedienen und sagte ab. Meine Absage jedoch war mit Lösungen gespickt und so wurde mir von anderer Seite ein Vorschlag gemacht. Wir kommen doch zusammen. Ich grinse immer noch.
Bevor ich in die Schreibstube fuhr, hatte ich einen weiteren Termin in einer Kinderinsel. Eigentlich wollte sie mir absagen. Am Ende des Termins waren wir froh, dass ich doch da war. Wir wussten noch nicht, dass sie am Freitag dann die Kinderinsel komplett zumachen müssten. Quarantäne. Corona kommt immer näher.
Die Waldfrau
In der Schreibstube dann, wollte ich den Termin für Freitag vorbereiten. Doch wie es dann so ist. Da läutet dann das Telefon. Die Lieblingskollegin. Sie hätte da ein paar Fragen. Ich konnte ihr sogar weiterhelfen. Wir lachten viel. Dann schrieb ich fleißig Moderationskarten, machte einen Leitfaden, überlegte mir Methoden. Dann war plötzlich spät und Feierabend.
Freitag – Heute
Die Kinderinsel von Donnerstag teilt mir mit, dass sie jetzt zwei Wochen in Quarantäne sind. Der Termin am Montag, über den wir uns so freuten, weil ich ihnen ein „Wohlfühltreffen“ versprochen hatte.
Die Nachricht jedoch verunsichert mich ein wenig. Was mache ich denn jetzt mit dem heutigen Termin? Ich rief dort an. Schilderte meine Unsicherheit. Wir vereinbarten ein telefonisches Treffen. Das war ganz schön anstrengend. Denn alles, was ich vorbereitet hatte, funktionierte nicht so wirklich. Und so schmieß ich ein wenig um. Wir kämpften uns durch die Punkte und ich merkte, wie sehr mir die Gesichter fehlten, wie sehr mir das persönliche fehlte, das Spüren der Atmosphäre im Raum und wie sehr es mir fehlte, sie nicht visuell mitnehmen zu können. Und so verlor ich zwischendrin das Team. Wir fanden dann zwar wieder zueinander, doch es war sehr sehr anstrengend. Ein Workshop per Telefon. Kann man machen, muss man aber nicht. Und bevor Sie fragen, nein virtuell war leider keine Option. Es gibt da so ländliche Gegenden.
Aufschnackeln
Dieses Wort lernte ich gerade. Das kannte ich noch gar nicht. Weil ich ja heute nicht aus dem Haus musste, war auch ich nicht aufgeschnackelt. Hübsch angezogen war ich trotzdem, aber nicht aufgeschnackelt. Eine Frau erzählte im Interview, dass sie sich Kultur übers Telefon holt. Und dann sagt sie: „Das ist ein fünf Minuten-Konzert nur für mich allein. Da brauch ich mich auch nicht aufschnackeln.“
Ich mach jetzt Feierabend und geh ins Wochenende. Mich von drei Stunden Telefonworkshop erholen.
„Aufschnackeln“ ist wohl synonym mit „Aufbrezeln“?
Ja, genau.