21.11.2024 – Angehörigen Cafè
Die Seniorenresidenz hat zum Angehörigen Café geladen. Die Einladung kam schon sehr bald. Kaffee und Kuchen für die Angehörigen und Betreuer*innen der Heimbewohner, zum Austausch, zum Kennenlernen, zum Fragen stellen.
Fragen habe ich, zum Gemeinschaftskaffee mit vielen mir fremden Menschen – eher nicht. Doch ich nehme die Gelegenheit wahr. Auch um die Senorin mal wieder zu besuchen. Ihr Lebkuchen und einen Adventskalender vorbeizubringen. Mir die kaputte Uhr anzuschauen, die die Uhrzeit ansagt. Die Stimme der Uhr sagt nichts mehr, nur noch auf Knopfdruck.
Es sind solche Tage, an denen es mir schwerfällt mich auf Arbeit zu konzentrieren. Vor allem nachdem ich erst ab 10:30 Uhr am Schreibtisch sitze.
Um 14 Uhr möchte ich im Pflegeheim sein. Vorher noch die Sachen besorgen. Sprich spätestens um 13 Uhr los. Ich verspäte mich. Der Einkauf hat länger gedauert, als ich wollte.
Als ich das Zimmer betrete ist bereits Besuch da. Es freut mich endlich die Dame in ‚echt und Farbe‘ zu sehen. Sie tut der Seniorin gut. Wir begrüßen uns kurz, tauschen uns kurz aus. Dann geht sie, sie war schon eine Stunde da. Ich packe meine mitgebrachten Sachen aus. Die Seniorin hat eigentlich keine Lust mehr auf Besuch. Ich merke es daran, dass sie sich ihre Kopfhörer aufsetzt. Während sie ihrer Musik lauscht, beschäftige ich mich mit dem Inhalt des Kleiderschranks. Ein paar Kleidungsstücke sind löchrig. Ich nehme sie mit, erkläre, was ich mitnehme und warum.
Wieder einmal messe ich die Stelle aus, an der ich gerne ein Regal hinstellen möchte. Das Thema hatten wir bereits vor einem Jahr. Wie schnell ein Jahr vergeht, ohne dass ich das Regal besorgte. Mir vorgenommen es noch dieses Jahr zu schaffen. Vielleicht liegt es daran, weil ich mir nicht sicher bin, was für ein Regal es sein soll, womit sie am besten zurecht kommt. Sie ist blind. Sie mag keine Veränderungen. Doch so wie es jetzt ist mit dem Chaos am Boden den vielen Tüten und Kisten für ihre CD’s geht es auch nicht.
Zunächst dachte ich an ein CD-Regal. Für Sehende eine hübsche Sache, doch für sie, die Kisten gewohnt ist, die CD’s ertasten muss, unpraktisch. Wenn dies dicht an dicht stehen.
Vielleicht ein Regal in welches man Kisten stellen kann? Hübsche Kisten. Mir schwebt da was von Ikea vor. Die kann sie rausziehen und darin wühlen. Tasten. Es wäre ordentlich und doch gewohnt für sie. Irgendwie. 1m x 1m darf es haben, das Regal. 40 bis 45 cm tief darf es sein. Mal sehen, was sich finden lässt.
Die Uhr werde ich ersetzen. Für sie nicht sichtbar, ist das Display ebenfalls defekt. Schon wieder Veränderung.
Dann ist es Zeit für das Angehörigen Cafè. Ich erwische ausgerechnet den Tisch, an dem ein sehr Plauderfreudiger Mann mit seiner Tochter sitzt. Zwar setzen sich die Heimleitung und ihre Stellvertretung ebenfalls dazu, doch zum Fragen stellen bleibt keine Gelegenheit. Dafür erfahren wir, neben mir sitzt noch eine Dame, jedes Detail über die Krankheit der Angehörigen, wie schlecht Heim XYZ ist und das Krankenhaus in ABC. Nach einer gewissen Höflichkeitszeit empfehle ich mich und gehe den Adventsbasar besuchen, den sie heute eröffnet haben. Damit löst sich die Runde dann auch auf.
Anschließend gehe ich noch eine Runde durch die Stadt. Besuche den „Eine-Welt-Laden“ und die ansässige Buchhandlung, ohne etwas zu kaufen. Dann fahre ich nach Hause. Unterwegs besorge ich unser Abendessen.
Zu Hause stelle ich fest, dass im Tiefkühlfach des Kühlschranks noch Dinge schlummern, die dringend gegessen werden müssen. Also Planänderung. Das geplante Abendmahl, gibt es am nächsten Tag.