12.10.2020 – Igelei
Kaputt jemacht oder wie aus einer Tasse ein Becher wird, der er nicht sein möchte
Sonntag: MonAmour ist vor mir wach und aufgestanden. Ich hörte das Klappern des Geschirrs. Leises Fluchen.
Kennen Sie das Geräusch, wenn ein Stück Keramik über den Boden rollt? Dieses Geräusch hörte ich kurz nach dem Fluchen. Das wird dann wohl meine Kaffeetasse gewesen sein.
Ich bleibe noch ein wenig liegen und lasse ihn hantieren.
Irgendwann kommt er ins Zimmer, öffnet die Jalousien, merkt, dass ich wach bin und meint: „Ich habe deine Tasse umgeformt, sie ist jetzt ein Becher.“ MonAmour, immer das Positive sehende. Trotzdem versucht er wenig später Kaffeetasse und Henkel wieder miteinander zu vereinen. Der Sekundenkleber jedoch findet die Idee, nach monatelangen nicht beachtens in der Schublade, nicht gut und verweigert die Mitarbeit.
Ich nehme es gelassen, trotz Lieblingstasse, jetzt Becher, und brühe Kaffee auf. Der Becher quittiert es mit einem leisen „Pling“ und schon zeigen sich erste Tröpfchen an der Tasse. Die Tasse hat damit beschlossen, dass sie ohne Henkel nicht mehr für den Morgenkaffee zuständig sein möchte. Wird sie halt ein Blumentopf. Der kleine Rosmarin braucht noch ein Zuhause.
MonAmour hat gerade mein volles Mitgefühl
In die Inbox von MonAmour wird eine Mail gespült, die ihn sehr verärgert. Mit tut er sehr leid. Denn er muss gerade mitansehen, wie Menschen seine Arbeit von 10 Jahren innerhalb von 10 Monaten mit ihrem Allerwertesten einreißen.
Winter
Es ist echt kalt geworden. MonAmour hatten noch einen kleinen Ausflug gemacht. Ich weiß jetzt wieder, was mich an der derzeitigen Winterjacke letztes Jahr schon störte. Die Ärmel halten keine Wärme oder anders meine Arme sind ständig kalt in der Jacke. Deshalb ziehe ich noch am Abend eine meiner ältesten Daunenjacken aus dem Schrank für den nächsten Tag.
Montag – erster Arbeitstag
Normalerweise stehe ich an Schreibstubentagen gegen 6 Uhr auf, um mich zwischen 6:30 und 6:45 Uhr Richtung Schreibstube zu bewegen. Da ich jedoch einen Termin in einer Kinderinsel zum Zugugcken ausgemacht habe, beschließe ich den ersten Arbeitstag später zu beginnen. Der Wecker steht auf 6.45 Uhr. Ich führe noch ein paar zähe Verhandlungen mit ihm und stehe dann doch gegen 7:15 Uhr auf. Eine Stunde später verlasse ich das Haus. Wiederum eine Stunde später stehe ich pünktlich vor der Kinderinsel und bitte um Einlass. Auf dem Weg dorthin wurde mir dann wieder bewusst, warum ich normalerweise um 6:30 Uhr aufbreche: Wenig Berufsverkehr. Ich hatte heute das Vergnügen mal wieder den Berufsverkehr der Metropolregion zu genießen. Das braucht ehrlich gesagt kein Mensch. Dummerweise beginnen die nächste Tage alle so um die Zeit, weil ich die nächsten Tage Vormittags von Kinderinsel zu Kinderinsel hüpfe. Immer in der Hoffnung, mich nirgendwo anzustecken und als Superspreader den Virus weiterzutragen. Die aktuellen Fallzahlen bereiten mir echte Sorge.
Sorge bereitete mir auch der erste Tag in der Schreibstube. Der Vormittag war sehr angenehm in der Kinderinsel. Selbst einen Parkplatz fand ich sofort. Auf dem Weg zur Schreibstube merke ich wie ich die Ankunft durch herumeiern und den Überlegungen, ob ich den kurzen oder langen Weg nehme, hinauszögere. Entschließe mich trotz Baustelle für den kurzen Weg. Dieser Berufsverkehr scheint irgendwie auch um 11:30 Uhr noch zu funktionieren. Langer Weg hätte bedeutet wieder ein wenig im Stau zu stehen. Mobiles Arbeiten kann so entspannt sein.
In der Schreibstube sind sie noch mit der wöchentlichen Videokonferenz beschäftigt. Für mich bedeutet dies, ich kann in aller Ruhe an meinen Schreibtisch gehen, Kaffee holen und darf einfach ankommen, ohne mich lange mit Höflichkeiten aufhalten zu müssen. Ich fühle in mich hinein, versuche heraus zu bekommen wie es mir geht. Es geht. Der Vormittag hat mir wieder mal gezeigt, ich könnte immer noch als Erzieherin arbeiten. Wir müssten jetzt nicht verhungern.
Der Tag an sich verläuft angenehm, ich plausche vor dem Heimgehen noch mit der Kollegin und lasse mich auf den neuesten Stand bringen. Mit der Chefin plausche ich auch noch.
Auf dem Heimweg
Ich fahre zu einem Tierfutterhändler. Das Igelfutter ist aus. Ich erstehe dort die letzten drei Igelmenüs. Nehme noch eine Tüte Vogelfutter mit und ein Keramikschälchen für den Igel. Bisher hatte ich ein flaches Plastikschälchen genommen. Aber ersten Plastik, zweitens Sauberkeit. Der Igel scheint auch Treppen zu steigen. Denn er hat sich auf der Terrasse verewigt. Vielleicht will er mir auch einfach nur sagen, dass er gerne unterm Dach vespern möchte. Falls es regnet.
Morgen wartet ein neuer Arbeitstag auf mich, in einer weiteren Kinderinsel.
Ja, Igel steigen Treppen. nicht zu glauben welche Höhe.
Ihnen alles Gute für die nächsten Tage und evtl. Entscheidungen.
Danke.