27.11.2022 – Lebensfreude und Herzenswärme
Die Dame ist 84 Jahre alt. Sie ist seit 61 Jahren verheiratet. Sie hat drei Kinder groß gezogen. Sie alle durchs Abitur gebracht. Sie hat in ihrem Leben schon sehr viel erlebt und betreibt noch immer ein kleines eigenes Business.
Wir waren alle sehr beeindruckt von der Dame. Von ihrer Geschichte, die sie uns erzählte. Die uns erklärte, während sie erzählte, wie wichtig unsere Arbeit für die Gesellschaft ist.
Als sie sich von uns verabschiedete, wurde uns bewusst, wie wichtig es ist, dass wir „Jungen“ den „Älteren“ zuhören. Wie wichtig ihre Erfahrungen für alle Generationen nach ihr sind. Wie glücklich wir Frauen uns schätzen dürfen, dass wir niemanden mehr um Erlaubnis fragen müssen, um arbeiten zu dürfen. Das wir nicht heiraten müssen, weil wir sonst in dieser Gesellschaft keine Anerkennung erfahren.
Ihre Geschichte machte mir auch bewusst, wie fragil unsere Gesellschaft ist und wie schnell es gehen kann, dass wir Frauen in dieser Welt unsere Stimmen verlieren können.
Sie erzählte uns einen kleinen Teil ihrer Lebensgeschichte, die sicherlich keine leichte war, mit soviel Wohlwollen und Herzenswärme, dass wir alle innerlich unseren Hut vor dieser Dame zogen.
Besonders mochte ich die Aussage: „Die führen eine ganz moderne Ehe. Die sind ja nicht verheiratet.“
So hatte ich das Zusammenleben zwischen mir und MonAmour noch nicht betrachtet. Eben alles eine Frage der Perspektive.
Später fragte ich mich, ob ich denn, wenn ich mal 84 Jahre bin, auch mit soviel Wohlwollen und Herzenswärme auf mein Leben blicken werde?
Neues von der Post
Mit wenig Wohlwollen und Herzenswärme blickte ich auf das Paket, welches die Post am Freitag brachte. Zumindest versprach der Zettel im Briefkasten, den ich am Abend zur besten Fernsehzeit aus dem Briefkasten mit der restlichen Post herausholte, ein Paket am „gewünschten Ablageort“. Der gewünschte Ablageort befindet sich eigentlich hinterm Haus. Dort war jedoch nichts. Auch all die anderen (angeblich) „gewünschten Ablageorte“ (halt da wo wir in letzter Zeit Pakete und Päckchen fanden) waren leer. Kein Paket.
Im Haus begrüßte ich erst MonAmour, dann fragte ich nach dem Paket. Nein, bei ihm ist nichts angekommen, meinte er. Immerhin war zumindest DPD so freundlich und hatte wohl geklingelt, da das Paket für seinen Vater im Wohnzimmer stand. Nur das von der Post, war nirgends zu entdecken. Auch nicht auf der zweiten Runde.
Am Samstagmorgen ging ich nochmal ums Haus. Und tatsächlich unter einem der geparkten und verpackten Autos lugte eine Ecke eines Kartons heraus. Ich zog das Paket unter dem Auto hervor. Die eine Ecke war von der Feuchte der Nacht bereits durchweicht. Meine Gedanken kämpften sehr miteinander. Annehmen oder genauso wie gefunden direkt zur Post fahren? Handelte es sich doch um mein Weihnachtsgeschenk an mich. Was wenn es durch die Kälte und Nässe schaden genommen hatte?
Ich fotografierte den Zustand des Pakets, was mir im Beschwerdefall nicht viel bringen würde. Packte das Paket aus. Das Gerät war ja nochmal verpackt und hatte soweit es ersichtlich war keinen Schaden genommen. Auch eine spätere Inbetriebnahme zeigte keine Schäden.
Meine Herzenswärme und mein Wohlwollen für den Postboten sank von 10 auf Null. Noch immer überlege ich, ob ich mich nicht beschweren soll. Ich glaube allerdings nicht, dass es was bringt.
Meister im Verstecken
Was mich besonders ärgert, ist die Tatsache, dass MonAmour den ganzen Tag zuhause war. Der Postbote hätte nur klingeln brauchen. Doch auch diese Mühe, machen sie sich nicht mehr. Dafür finden sie lieber sehr kreative Ablageorte.
Vielleicht war es ja auch der Osterhase, der das Paket brachte. Der ist ja bekanntlich Meister im Verstecken.