Letztens erzählte jemand von Seminarräumen, die eher wie Abstellkammern anheimelten.
Die Geschichte hat mich sehr an die verschiedenen Seminarräume erinnert, mit denen ich es bereits zu tun hatte. Und mit Menschen, die keine Ahnung hatten von was ich spreche, wenn ich nach der Technik und den vorhandenen Anschlüssen eines Beamers fragte.
Mein erster richtiger Auftrag als Referentin für einen Kurs führte mich in ein kirchliches Tagungshaus. Da ich nicht wusste, welche Anschlüsse der Beamer hat, rief ich dort an, um nachzufragen. Erklärte mein Anliegen. Fragte ob der Beamer auch einen HDMI – Anschluss hat, damals ziemlich neu. Mein Laptop damals konnte nur HDMI. Für den Anschluss an VGN brauchte es einen Umwandler.
Auskunft: „Ja, der hat alle Anschlüsse.“
Ich: „Ok.“
Trotzdem hatte ich ein blödes Gefühl und ging dann doch lieber mal in den freundlichen Technikmarkt vor Ort. Dort stellte mich derjenige vor ein Regal und meinte, „da finden sie alles was Sie brauchen“. Äh? Er erklärte mir nicht, dass ich einen speziellen Umwandler brauche, er erklärte mir nur, dass da alle Kabel seien, die vom Laptop zum Beamer führten. Ich besah mir das Regal und ging ohne etwas zu kaufen.
Damals studierte ich noch in Bamberg, daher fuhr ich nach den Vorlesungen zum hiesigen Technikmarkt. Ich erklärte dem Fachberater, worum es ging. Er erkannte das Problem. Wusste, was ich brauchte. Doch leider, das führen wir nicht. Und dann geschah etwas, was mich diesen Fachberater und Technikmarkt in mein Herz schließen ließ. Er suchte im Internet das passende Gerät für mich heraus. Zeigte es mir und meinte: „Das ist das was Sie brauchen. Ich kann es leider nicht bestellen, weil wir mit dieser Firma nicht zusammenarbeiten. Sie müssten schon selber… “ Ich nickte. Dann suchte er für mich noch die passenden Kabel raus und ich entschwand mit der Internetadresse und dem Namen des Umwandlers.
Wenige Tage später stehe ich in dem Tagungsraum. Alles war da: Beamer, Moderationskoffer, Getränke für die Teilnehmer*innen. Der Hausherr erklärte mir dann, wo ich die Teeküche finde, falls wir weitere Getränke bräuchten. Erzählte, dass sie demnächst hier umbauen und es dadurch dann etwas laut werden könnte für die folgenden Seminartage (der Kurs ging über ein Jahr). Dann ließ er mich allein. Was ich da noch nicht wusste, dass wir uns selbst versorgen sollten.
Ich ging in den Semnarraum zurück und lernte, dass ich gut daran getan hatte mir das nötige Zubehör zu beschaffen. Denn der Beamer hatte natürlich keinen HDMI-Anschluss.
Der Moderationskoffer enthielt zwar Moderationsmaterial, war jedoch so wenig bestückt, dass ich dachte, was für ein Glück, dass ich nur wenig damit arbeiten werde. Jedenfalls an diesem Tag.
Am Nachmittag hätte ich gerne noch mehr Heißgetränke für die Teilnehmer*innen gewollt. Auskunft: „Nein, das ist nicht vorgesehen.“ Also ich jederzeit, die Teilnehmer*innen nicht. Mir wurde ernsthaft versichert, dass Nachmittags nur Getränke für die Referentin bestellt wurden. Der Auftraggeber hatte dies so nicht bestellt, sondern tatsächlich auch die Teilnehmer*innen mitbedacht.
Ich einigte mich später mit meinem Auftraggeber, dass wir einen anderen Tagungsort in der Stadt suchen. Da ich dort schon ein Tagungshaus kannte, schlug ich es vor, und den Rest des Kurses verbrachten wir dann dort. Die Teilnehmer*innen hatten sogar die Möglichkeit dort das Angebot des Lokals in Anspruch zu nehmen. Damit war die Mittagsversorgung für manche gut geregelt.
Mein zweiter Auftrag dieses Auftraggebers führte mich nach Kassel. Dort hatten wir einen wunderschönen Seminarraum. Die Betreiber, ein älteres Ehepaar, die damit ihre Rente aufbesserten und gleichzeitig eine Beschäftigung hatten. Allerdings mussten wir nach der Hälfte des Kurses dann doch wechseln, weil es einfach zu eng war für die Zahl der Teilnehmer*innen und ich nicht auf den Stuhlkreis verzichten wollte. Mit Kinobestuhlung wäre es gegangen, aber dann wären kaum noch aktive Methoden möglich gewesen. Die Gastgeber und ich haben wirklich lange überlegt, wie wir den Raum so stellen können, dass es passt, aber er war leider für 25 Leute zu klein. Daher suchte ich wieder einen neuen Raum. Ich wäre wirklich gerne in diesem Raum geblieben und in dieser Workshopoase. Die Teilnehmer*innen und ich haben die Atmosphäre dort sehr genossen. Sollte ich jemals einen Seminarraum kreieren dürfen, dann wird er diesem sehr ähnlich sein, samt Teeküche.
Inzwischen hatte ich mir auch einen eigenen Beamer und Moderationskoffer angeschafft. Beides hatte ich ab dem Zeitpunkt immer mit bei mir. Was mich oft rettete. Die Kurse damals waren sehr PowerPoint lastig. Und die Moderationskoffer, die der Auftraggeber für die Kurse bestellt bzw. angeschafft hatte, verschwanden im Nirwana mancher Tagungsorte.
Auch beim dritten Auftrag des Auftragebers in Thüringen, suchten wir einen anderen Raum. Dort hatte man uns zwar zwei Räume zur Verfügung gestellt, die jedoch nicht zu einem großen gemacht werden konnten. Die Teilnehmer*innen und ich hatten es in diesem Raum wirklich sehr kuschelig. Zwischen Stuhl und Wand, die Tische zu Hufeisenform, hatten wir gerade noch soviel Platz, dass sich die TN, wenn sie zur Tür rauswollten an den anderen vorbeiquetschen konnten. Kleingruppenarbeit im Raum – Fehlanzeige.
Der Tagungsort lag sehr zentral. Doch es gab leider keinerlei Möglichkeit dort einen anderen größeren Raum zu bekommen. Daher wechselte wir auch hier nachdem zweiten Mal. Dieser Tagungsraum war groß genug und ich konnte oft schon am Abend vorher rein und mir den Raum einrichten, wie ich ihn brauchte.
An allen drei Orten recherchierte ich damls Tagunsorte. Wenn ich vor Ort war fuhr ich zum ein oder anderen hin und besah mir die Räume, wenn ich durfte.
Es vergingen ein paar Jahre. Irgendwann arbeitete ich dann in einem Unternehmen, in dem wir selbst Tagungsräume anboten. Meine Mitmenschen profitierten damals ein wenig von meinen Erfahrungen und ich lernte ein gutes Tagungsmanagement zu schätzen sowie die Arbeit, die dahinter steht, wenn eine Referent*in keine Tische wünscht. Fragen Sie nicht, wie oft wir Tische auf- und abbauten. Es kam uns allerdings nicht in den Sinn, diese im Tagungsraum zu deponieren, sondern fanden immer einen Platz. Manchmal auch in einem der Büros. Wir bekamen oft viel Lob für unser Tagungsmanagement.
Sollten Sie in Nürnberg mal einen Tagungsort suchen, ich wüsste da eine Adresse.
Ab und an werde ich ja als Referentin angefragt. In Kitas bin ich oft im Bewegungsraum mit den Teams. Manchmal auch in einem der Gruppenräume. Daher versuche ich inzwischen wenig mit Beamer zu arbeiten, und mehr mit Flipchart verbunden mit vielen aktiven Methoden. Was mir dann auch die Rückmeldung einbrachte, ich möge doch zukünftig weniger Papier und mehr Technik nutzen. Mhm. Flippies haben ja nun auch methodisch ihren Sinn. Sie sind ja kein PowerPoint-Ersatz. Ich nahm die Rückmeldung mit, aber nicht an.
Letztens war ich ja wiedermal unterwegs. Bis dahin dachte ich, ich hätte schon viel erlebt. Doch der Raum zeigt mir, dass es Steigerungen gibt. Ich fand mich in einem Raum, den man technisch modernisiert hatte. Auch musste ich auf einen der Dienstlaptops zurückgreifen. Und so hatte ich einen Raum, der in Hufeisenform gestellt war. In der Mitte des Raums hingen an der Decke vier Bildschirme, die mit dem Beamer verbunden waren und über den die Präsentation laufen sollte. In der Pause zeigte man mir den Raum. Gab mir das Passwort für den Dienstlaptop, denn der würde sich irgendwann ausschalten, wenn er eine gewisse Zeit nicht gebraucht wird.
Hand aufs Herz. Es endete damit, dass ich die Präsentation abbrach und ich mit den Teilnehmer*innen vereinbarte, dass sie die Theorie nachlesen und wir mit ihren mitgebrachten Anliegen arbeiten. Meine Planung hatte sowieso schon nicht funktioniert. Ich war ehrlich gesagt viel zu irritiert, weil die Teilnehmer*innen alle nach oben guckten, um der Präsentation zu folgen, während ich versuchte, die Teilnehmer*innen und meine Präsentation im Blick zu behalten, was mir wenig gelang. Da auch ich mich immer wieder von den Bildschirmen ablenken ließ. Irgendwann, nach einem längeren Austausch mit den Teilnehmer*innen stieg dann auch der Dienstlaptop aus. Er ließ sich auch mit dreimaliger Eingabe des Passworts nicht mehr zum Arbeiten bewegen. Was aber nicht mehr schlimm war, da ich das Konzept bereits über Bord geworfen hatte. Aus dem Workshop wurde eine Austauschrunde.
Ganz abgesehen davon, dass ich die PowerPoint für mich als Sicherheitsstufe mit Kleingruppenarbeit dazwischen aufgebaut hatte. Mei, die Aufregung und das neue Thema – andere Geschichte.
Bei unbekannten Tagungsorten sind die Tagungsräume das Ü-Ei, die das Leben als Referentin mit Spannung zusätzlich bereichern.