Die selbsterlegte Herbstpause tut mir gut, gleichzeitig fehlt mir das Bloggen ein wenig. Zugleich, weiß ich manchmal nicht, was ich schreiben soll. Vor allem dann, wenn ich den ganzen Tag, fast durchgängig, am Schreibtisch sitze und tasten drücke oder von einem Artikel zum anderen hüpfe oder ich in Canva Artikelbilder für die Blogartikel meiner beruflichen Websites erstelle.
Ich bin mir auch nicht sicher, wie oft ich Ihnen von meinen Auf- und Ab’s erzählen darf und mag, wenn mich mal wieder der Frust packt, weil so gar nichts vorwärts geht und vor allem, weil ich mich selbst nicht bewege. Ja, auch das. Wenn ich in meiner Komfortzone steckenbleibe, in der es ganz gemütlich ist. Doch gehört dies gerade alles zu mir und zu meinem Leben dazu und vielleicht ist das auch momentan die Phase, die ich aushalten muss, die mich neben Frust und den Fragen „Warum bitte schön, habe ich mir das angetan? Warum sitze ich eigentlich hier? Wofür mache ich das nochmal?“ auseinandersetze oder auch nicht und weiter in der Frustrations- und Schmollecke sitzen lässt.
Auch in der Beratung ist dies immer wieder Thema. Das interessante ist gerade, dass ich die Erfahrung mache, dass mir das kostenfreie Angebot meiner Beratungen nach Post’s in den sozialen Medien mir mindestens eine bis zwei Kund*innen gebracht hat, während die kostengünstige Variante (25,- Euro die Stunde) mir gerade 0,0 Anfragen beschert.
In der Beratung formulierte ich es dann so, es ging im Allgemeinen um das Thema „Motivation“ und von dieser intrinsischen und extrinsischen Motivation braucht es gerade in diesen Tagen und immer wieder mal eine ganze Menge, „wenn ich morgen 10 zahlende Kund*innen hätte, dann wäre es ein ziemlicher Motivationsschub und ich wüsste wofür ich es mache und warum genau ich hier sitze.“ Nun, denn kam der Impuls meiner Beraterin, ich sollte doch ein Erfolgstagebuch führen. Neben „To-Do-Listen“ (die ich ja eh schon führe, ich habe sogar ein „To-Do-Buch“ für mich kreiert, sollte ich meine ganzen Erfolge aufschreiben, die ich den Tag über hatte. Und wenn es nur, das Aufstehen wäre.
„Ich bin aufgestanden und angezogen. Was wollt ihr mehr?“
So stand es einst auf einer meiner Lieblingkaffeetasse, die ich mir mal für die Arbeit angeschafft hatte. Irgendwann verschwand die Tasse dann in einer Ecke meines Küchenschranks – dort steht sie noch heute -. Denn ich bin auf größere Kaffeetassen umgestiegen. Auf der einen steht „Guten Morgen“ sehr praktisch, wenn man gerade keine Lust zum Reden hat und auf der anderen „Lebe deinen Traum“.
„Lebe deinen Traum“, schön gesprochen. Es gibt nur keine Anleitung dazu, wie sich der finanziert, wenn sich mal entschlossen hat, seinem Herzen zu folgen. Aber ich schweife ab und werde schon wieder ein wenig pessimistisch. Denn mal ehrlich, es ist Ende September, das Wetter – zumindest hier in der Vorstadt von Nürnberg – ist eine Wucht. Wenn ich das mal so sagen darf. Warm, sonnig, blauer Himmel und noch kann man auch zwischen 18 und 19:30 Uhr draußen sitzen, auch wenn man ab und an eine Weste braucht.
Erfolgserlebnisse? Erfolgserlebnisse!
Wenn ich es aus der Warte betrachte, dass ich bereits ein Erfolgserlebnis habe, weil ich aufgestanden bin, mich angezogen habe, mir meine erste Tasse Kaffee gekocht habe, mich damit an meinen Schreibtisch setze, dann ist das aus der Perspektive betrachtet schon eine ganze Menge. Ich weiß, dass es da draußen ganz viele Menschen gibt, die das nicht jeden Tag schaffen. Die, das manchmal Wochen-, Monatelang nicht schaffen. Aus welchen Gründen auch immer.
Ich sag’s ganz frei. Ja, die Idee mit den „kleinen Erfolgserlebnissen“ hat mich angesprochen. Denn mal ehrlich, wie oft macht man etwas, hält es an sich für selbstverständlich, oder tut etwas, von dem man denkt, man hätte jetzt wieder ganz schön viel Zeit „verblödelt, vertrödelt, unproduktiv“ verbracht, obwohl man doch…. Das kennen wir alle. Denke ich zumindest.
Es ist ein wenig wie „wmdedgt“, finde ich. Man holt sich abends den Tag noch mal her und überlegt, was habe ich gemacht, was war das kleinste Erfolgserlebnis. Zum Beispiel, den Abwasch erledigt, die Fenster im Dachgeschoss geputzt, mit dem Fenstern im 1. Stock angefangen – zwei sind schon sauber, 10 Seiten im Fachbuch gelesen zur Vorbereitung auf den Workshop, gedanklich schon dabei überlegt, was davon ich vermitteln möchte, wie ich es praktisch aufbereite, das Abendessen zubereitet – Salat geputzt und gewaschen, den Rettich geschnitten und gesalzen, Tomatensalat für mich gemacht, den Backcamembert und die Knoblauchecken in den Ofen geschoben, den Tisch gedeckt und nach dem Essen abgeräumt.
So, und jetzt sagen Sie vielleicht und ich ganz bestimmt, „das ist doch normal“. Ja, für einige von uns ist das normal, für manche da draußen ist das eine große Anstrengung. Manch einer wäre froh, wenn er einen Bruchteil davon schaffen würde.
Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.
Passend zum Thema …
… besuchte ich noch einen Vortrag zum Thema „„Perspektiven zielführend wechseln: Beratung aus sieben Blickrichtungen“. Und ich bin dabeigeblieben bis zum Ende, auch wenn es zwischendrin mal anstrengend wurde. Das tollste, ich habe sogar ein paar Anregungen mitgenommen. Denn in dem Vortrag wurde uns das „Sieben Augen-Modell“ vorgestellt, welches Berater*innen zur Selbstreflektion nutzen können, um für sich selbst zu evaluieren, ob sie wirklich alle Bereiche der Beratung in der Beratung mit den Klient*innen abdecken und erfragen. Die sieben Bereiche: die Situation, das Verhalten, die Beziehungen, die Bewusstheit, die Beziehung Klient – Berater, die Selbstreflexion, der erweiterte Kontext der ratsuchenden Person. Zack, schon hatte ich einen Punkt, den ich oft nicht evaluiere: den Kontext der ratsuchenden Person.
Ganz wunderbar fand ich den Satz bzw. die Frage zur Klient-Berater-Beziehung: Wie schlumpfen wir hier gerade miteinander? Sehr nett fand ich dann, wie der Vortragende den jüngeren Teilnehmer*innen erklärte woher das Wort „schlumpfen“ kommt. Methusalem lässt grüßen.
Herbstpause?
Eigentlich wollte ich ja erst wieder im November offiziell wieder aus der Herbstpause zurück sein. Doch wie gesagt, fehlt mir das Schreiben ein wenig. Daher wird die Herbstpause hiermit offiziell beendet. Ob ich täglich schreibe oder nur noch ein- bis zweimal die Woche, habe ich noch nicht entschieden und wird sich mit der Zeit zeigen.
Schlumpfen Sie schön.
P. S. Ich weiß, das bringt mir jetzt ab Montag auch keine 10 zahlende Kund*innen, aber hey, das wird auch noch geschehen. Tja, und falls ich mit meinem „Traum“ scheitere, habe ich doch schon wieder ein wunderbares „Beratungsthema“.