Letztens erhielt ich einen Anruf, den ich verpasste. Spontan rief ich zurück. Am anderen Ende war auch niemand zuhause. Letztens klingelte das Telefon wieder. Diesmal war ich zufällig gleich neben dem Telefon. Man fragte mich, ob ich was zu einem Thema machen könnte, bei dem ich im ersten Augenblick am liebsten spontan geantwortet hätte: „Nein, nicht mein Fachgebiet.“ Man fragte mich, ob ich an diesem Termin Zeit hätte. Und irgendwas in mir sagte „Ja“. Dieses in mir, sagte dieses „Ja“ auch laut. Da habe ich jetzt den Salat. Und ein neues Thema, für das ich einen Ausschreibungstext schreiben soll und einen Titel. In das ich mich erst einarbeiten muss. Grob sagte man mir auch, was man gerne inhaltlich hätte. Der grobe Inhalt scheint machbar.
Ein Fachtag wird es sein im schönen Niederbayern. Einen der Workshops darf ich halten. 90 Minuten, die ich mit Inhalt und Praxis füllen darf. Nachdem Telefongespräch leichte Panik. Was habe ich da nur getan? Habe ich nicht genug zu tun? Jedenfalls bis Anfang September. Auf der anderen Seite weiß ich genau, was da in mir „Ja“ hatten sagen lassen. Mal wieder nach Niederbayern, mal wieder Geld verdienen, vielleicht sogar „Neukund*innen“ gewinnen.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich freue mich über jede Anfrage und jeden Auftrag, den ich bekomme. Ab und an springt dann Frau Selbstzweifel hervor und meldet ihre Bedenken an. Wir versuchen uns zu arrangieren. Ich nehme ihre Bedenken auf und prüfe sie sorgfältig. Frau Selbstzweifel ist daraufhin zufrieden, dass sie gehört wurde. Sie darf mich dann auch weiterhin begleiten und ihre Bedenken anmelden, und sorgt so dafür, dass manche Themen von mehreren Seiten beleuchtet werden.
Sich die verschiedenen Anteile von einem Selbst einmal anzuschauen und sie so zu behandeln als wären sie „echte“ Personen, ist eine Methode, die ich aus der systemischen Arbeit kenne. Manche Anteile kannte ich gut, andere habe ich neu kennengelernt. Vor allem die guten Seiten meiner Anteile, die sonst eher für Behinderung sorgten.
Im Garten
Der Schwieger wollte eine Heckenschere mit Verlängerung haben. MonAmour recherchierte im weltweiten Netz und fand ein annehmbares Angebot. Irgendwann die Woche kam dann das Gerät hier an. Bevor man dieses dem Schwieger übergeben wollte, wollte es ausgiebigst getestet werden.
Die Haselnussbäume hatten einen Schnitt nötig, auch so anderes Buschwerk, wollte geschnitten werden, manch Buschwerk wollte nicht, hatte aber keine Chance einem Schnitt zu entkommen. MonAmour befand, die Heckenschere mit Verlängerung für ganz passabel. Nur der Kraftaufwand – 4 kg am ausgestreckten Arm in die Höhe zu halten, um auch an die Spitzen heranzukommen – ist nicht zu unterschätzen. Er lernte auf diese Weise, dass der Kommentar einer Frau, die Heckenschere sei für sie als Frau mit großem Kraftaufwand verbunden und daher in Etappen zu nutzen, auch für Männer passt.
Nichtsdestotrotz hatten wir plötzlich viel Geäst im Garten und auf der Straße liegen.
Da sich unverhofft noch ein Käufer für die Römerweingläser fand und diese beim Schwieger im Keller in einem Karton schlummerten, hatten wir auch noch ein wenig Zeitdruck dazu bekommen.
So ließen wir das Geäst im Garten liegen und kümmerten uns nur um das Geäst auf dem Gehweg und im Hof. Dann war es Zeit aufzubrechen und die Weingläser aus ihrem Schlummer zu holen. Die Heckenschere fand ihren Weg damit auch zum Schwieger.
Beim Schwieger angekommen sah der Mann sofort Handlungsbedarf und packte die Heckenschere unversehens aus, um sich an dem Geäst, welches vom Garten in den Gehweg hineinragte, als Schneider zu versuchen. Währendessen holte ich die Weingläser aus dem Karton.
Der Käufer stand keine fünf Minuten später vor der Tür und nahm die Gläser in Empfang. Sie dürfen jetzt weinbefüllt in einem Biergarten Gäste erfreuen. Mein Angebot er können noch sechs Stück haben, wollte er nicht annehmen. Schade.
Später fiel mir die Aufgabe zu die geschnittenen Äste der Biotonne zuzuführen. Die Äste, die im Garten der Heckenschere zum Opfer gefallen waren, rechte MonAmour auf einen Haufen. Der Schwieger wollte sich darum kümmern, wenn die Biotonne wieder geleert ist.
Neben der Ahnung, dass wir demnächst mal wieder „Gartentage“ beim Schwieger einlegen, ahne ich zudem, dass wohl irgendwann eine elektrische Heckenschere mit Teleskoparm ihren Weg in dieses Haus finden wird.
Der Nachhauseweg dauerte etwas länger. So kam es, dass wir nicht nur unseren Wasservorrat auffüllten und unser Abendessen einkauften, sondern auch an einem Grundstück vorbeifuhren auf dem bis vor zwei Jahren ein Haus seit über 20 Jahren im Rohbau stand. Dieses wurde vor zwei Jahren abgerissen. Darauf wurden dann mehrere Verbundhäuser gebaut, die jetzt, als wie zufällig wieder daran vorbeifuhren, im Rohbau stehen. Die Paletten mit den Dachziegeln stehen bereit. Wir wunderten uns und unkten, dass dies das Grundstück ist, dessen Fluch es wohl ist, Häuser im Rohbau zu beherbergen. Wir werden das Geschehen weiter beobachten.
Zuhause angekommen verstauten wir die Einkäufe. Ich freute mich über ein Paket, dass alle Folgen von „Columbo“ enthielt. Danach waren wir im Garten zugange. MonAmour mit dem Rasenmäher, ich mit dem Astzwicker. Die restlichen Äste, die noch im Garten lagen, kamen kleingeschnitten auf den Kompost. Den ersten Teil der Äste hatte ich zuvor in Plastiksäcken verräumt, vor allem die der Haselnussbäume. Sie werden demnächst ihren Weg zur weiteren Verwertung finden.
Während der Heimfahrt schon einen plötzlichen Schmerz in der linken Schläfenhälfte gehabt, der mir einen Schmerzensruf entlockte. Glücklicherweise verschwand er wieder. Erst am Abend kam er, diesmal auf leiseren Sohlen, dafür stärker werdend wieder zurück. Eine Schmerztablette half beim Einschlafen.
Trotz der späten Ankunft, war es noch so zeitig – also für unsere Verhältnisse, da wir eher spät zu Abendessen -, dass das Abendessen in Geminschaftsarbeit pünktlich zum Ende der Tagesschau auf dem Tisch stand.