Das war schon fast unheimlich. Irgendjemand ist auf der Straße unterwegs. Gehört wurden eine Autotür, die auf- und zugemacht wurde, eine Glasbehälter, der runterfällt und zerbricht, ein Dings, das mit runtergefallen ist und rollt – evtl. auch eine Glasflasche.
Was man nicht hört: Fluchen, schimpfen, oder sonstige Laute. Nur Stille. Dann eine männliche Stimme: „Brauchen Sie Hilfe?“ Der Typ vom Transporter, der mit den Autotüren. Dann eine weibliche Stimme, mit viel Gelassenheit im Ton: „Nein, nein, ich mach das schon. Das passiert halt. Sie ist immer so aufgeregt, wenn jemand da ist. Dann wackelt sie so rum“. Danach hört man nichts mehr. Dann sehe ich eine Frau mit Kinderwagen. Stille. Dann „So jetzt fahren wir heim.“ Ob in dem Kinderwagen ein Kind war, oder ein Tier entzieht sich meiner Kenntnis.
Die ganze Szene hätte auch im Nebel oder im Traum stattfinden können.
Diese eine Suchmaschine, die manchmal hier aufploppt, hat was von einer Zeitung mit vier Buchstaben, nur digital.
Montagmorgen
Es ist Montagmorgen. Ich bin nervös. Nervös, weil ich jetzt gleich einen Termin habe. Einen Termin indem es um mich geht. Nur um mich. Ich muss nichts weiter machen, als mein Thema und mein Anliegen zu erzählen. Trotzdem bin ich nervös.
Interessant ist, wie ich während der Beratung merken, dass es mir gerade gut geht. Ich zufrieden mit der Welt bin. Am Ende steht da ein Bild, eine Vision im Raum, in meinem Kopf, in meinem Herzen: Ein hübsch eingerichtetes Beratungszimmer in dem Einzel- und Paarberatung stattfindet. Der Seminarraum, den ich früher haben wollte ist verschwunden, statt dessen ist dieses Zimmer da. Es schlummert nicht erst seit heute oder gestern in meinem Kopf. Es ist da schon ein paar Jahre. Heute habe ich es das erste Mal ausgesprochen und beschrieben. Habe zum ersten Mal versucht meinen Wunschstil als Beraterin zu beschreiben. Mit einem großen Strahlen in meinem Gesicht beenden wir die Sitzung.
Melden Sie sich kostenlos an
In manchen Teasern, die mir vorgeschlagen werden, stehen solche Sätze. Jedesmal denke ich mir, die Anmeldung ist doch immer kostenlos, nur der Kurs dann kostet Geld. Regelmäßig suche ich den Haken.
Seit Wochen werde ich mit „Sie wurden ausgewählt …“ Angeblich habe ich irgendeine tolle Friteuse gewonnen. Heute eine elektrische Zahnbürste. Wäre das alles echt, ich könnte gerade einen Teil meiner Haushaltsgeräte erneuern.
Manche Menschen werben damit, wie ich angeblich mehr Kunden bekommen kann, mehr Geld verdienen kann, wenn ich ihr Webinar besuche. Ich kann mir gut vorstellen, dass es verlockend ist solchen Versprechen zu glauben, wenn man gerade in der Akquirierungsphase ist, und nach jeder Phase, eine bis zwei Kund*innen gewinnt bzw. auch gar keinen. Ich weiß zumindest bei wem es die Kasse füllt, wenn ich das Webinar besuche. Meine nicht.
Im Biogarten
Letztens habe ich einen Erntekorb aus Weidengeflecht erstanden. Am nächsten Tag weihte ich ihn ein und erntete die erste Reihe Kartoffeln. Also insgesamt eine Reihe. Real waren es die ersten zwei halben Reihen. Vorgabe für mich selbst war „Bis zur Sonnenblume“. Sie steht in der ersten Reihe und markiert fast exakt die Mitte. Es kam ordentlich was zusammen. Mit dem was noch alles im Boden sein könnte, dürften wir tatsächlich gut über den Winter kommen.
Ich liebe dieses Buddeln im Boden. Das finden und erfühlen der gelben oder roten Knollen.
In den Töpfen rund um das Vogelhäuschen sind lauter Sonnenblumen aufgegangen.
Nicht nur das Wetter zeigt sich herbstlich, auch die Kastanien in den Töpfen bekommen langsam braune und gelbe Blätter, wie ich letztens feststellen durfte. Auch die Tomaten schwächeln ein wenig.
Beratungsalltag
Bücher lesen, wissen angeignen, Fallberichte erstellen, Methoden durchdenken, überlegen, wie gehe ich es an. Was frage ich? Höre ich gut zu? Liege ich richtig? Oder bin ich mit meiner Methode, meinen Fragen komplett falsch? Ist es das Thema der Kund*in oder möchte ich, dass es ihr Thema ist, weil ich die Idee so toll finde? Weil ich die Methode dazu so gerne ausprobieren möchte? Weil ich mich gerade mit dem Thema beschäftige und es vielleicht zu ihrem Thema passt? Ist es ihr Thema oder mein Thema? Geht es in die richtig Richtung?
Manchmal bin ich so aufgeregt, weil ich denke, das passt, mich gut vorbereitet habe, die Stunde dann gehalten habe, dass ich mich hinterher, wie eine ausgezuselte Weißwurst fühle. Manchmal bin ich so aufgeregt, habe mir alles ausgemalt, mir Wort für Wort aufgeschrieben und dann bringe ich vor lauter Aufregung nur noch die Hälfte oder gar ein Viertel von dem, was ich mir alles überlegt hatte.
Manchmal hätte ich gerne selbst über Nacht ein Wunder.