In meinem Kalender steht für heute „Abgabe Rezension“. Mein Faultier hat bereits letzte Woche ausgerechnet, dass ich noch mindestens eine Woche Zeit habe. Ich werde sie nutzen.
Als ich gestern auf der Terrasse saß und die Traueranzeigen las, hörte ich lautes aufgeregtes Gezwitscher. Der Grund dafür kam sogleich ums Eck. Eine Katze hatte einen Vogel erwischt. Sie brachte ihn in Nachbars Garten, was die aufgeregte Vogelschar noch mehr Zwitschern und auffliegen ließ. Ein halbe Stunde später hatte die Katze wohl den Vogel vespeist. Sie schärfte ihre Krallen am Holz, das für die Beeteinfassung in Nachbarsgarten gedacht war, verließ diesen und ging gemächlich den Weg zurück, den sie gekommen war.
Ein Termin in meinem Kalender wurde von mir abgesagt. Aufgrund der vielen Nachrichten, die mir zu viel mit Abschied zu tun haben, bleib ich lieber noch ein wenig unwissend und gehe nicht zur Mammographie. Das Leben genießen aufgrund von Unwissenheit. Viel lieber als zu erfahren: „Sie haben da was. Das müssen wir genauer untersuchen.“ Damit sich dann nach tagelangem Bangen vielleicht herausstellt, das alles vielleicht ganz harmlos ist.
Tagelang lag sie nun herum, die Anfrage zu einer Stelle. Fast jeden Tag öffnete ich sie, schloss sie wieder. Am Samstag dann doch abgeschickt. Ich bin dort nicht unbekannt. Montagmorgen eine freundliche Absage. Damit hatte ich bereits gerechnet. 150 km bis man am Einsatzort ankommt ist als Referentin für ein oder viermal ok, als Angestellte für mehr als nur 6 mal im Jahr, einfach unrentabel. Ich brauchte diese Bestätigung, damit ich beruhigt einen Haken dahinter machen konnte. Kennen Sie das, wenn etwas eh schon so klar vor einem liegt, man aber trotzdem nochmal eine Bestätigung braucht, nur um diese Sache abhaken zu können?
In der Weiterbildung hörte ich öfter den Satz: „Da bin ich fein mit.“ Ich habe ihn so oft gehört in der Woche, ich hätte ihn jetzt fast hier oben aufgeschrieben. Man könnte einfach auch sagen: Es ist für mich in Ordnung. Oder „Passt scho“ wie der Franke gerne sagt.
Hausarbeit
An mehreren Stellen wurde es bereits erwähnt, für den Abschluss müssen 3 Fallberichte geschrieben werden. Ein großer Fallbericht und zwei kleinere oder eine Hausarbeit und 3 kleinere Fallberichte. Ich überlege eine Hausarbeit zu schreiben. Der Titel der Hausarbeit wird auch auf dem Zertifikat stehen. Heute so beim mäandern durch die einzelnen Seminare und die Unterlagen meinen Titel gefunden. Trennung, Trauer, Abschied, Neubeginn. Das ist zumindest der erste Teil des Titels. Der zweite Teil des Titels soll auf jeden Fall die Worte Trennung und Paar beinhalten.
Ich stolpere beim Durchlesen gerade über das Wort Hausarbeit und frage mich, warum es Hausarbeit heißt und nicht Abschlussarbeit. Gestolpert bin ich deswegen, weil ich beim Lesen der Überschrift dachte, was habe ich denn für Hausarbeit erledigt? Da ich Hausarbeiten wie Putzen, Abwasch und Wäsche von Haus aus nicht gerne mag, überlasse ich es gerne anderen beziehungsweise tue dies, weil es notwendig ist. Sollte ich mir irgendwann eine Putzfee leisten können, werde ich ausgiebigst darüber nachdenken.
Plötzlich Autobesitzer
Anderen laufen Tiere zu, uns Autos. Eine treue Bekannte von MonAmour, die ihr Auto von ihm betreuen ließ, hat sich dazu entschlossen ihr Auto zu verkaufen. Deshalb rief sie MonAmour an und fragte nach, was man wohl dafür verlangen könnte. Sie ist ja nun 87 Jahre und eigentlich fährt sich nicht mehr so viel. Das meiste erledigt sie zu Fuß oder mit den Öffentlichen. In einem weiteren Telefonat mit ihr überließ sie uns dann ihr Auto. Vor vielen vielen Jahren hatte MonAmour das Auto für sie besorgt. Damals ging sie gerade in Rente. Seitdem betreut er das Auto. Jetzt steht es bei uns und wird unser neues Alltagsauto.
Schreibtischarbeit – Planung
Die Schreibtischarbeit besteht aus Lesen und Rezensieren. Diese Woche will ich abgeben. Im Kalender stehen ein paar Termine, dafür die virtuellen Einladungen verschickt.
Im Artikel vom 30.06. fällt mir die Überschrift auf „Abschweifende böse Gedanken“. Ach, ja vergessen Sie den Titel einfach. Da stand noch ein langer Text drunter, den habe ich dann doch lieber im Ordner Entwürfe abgespeichert. Ich kann manchmal richtig lästerlich denken. Ich habe einfach vergessen den Titel zu ändern! Sowas.
Es hatte etwas mit „Berufsjugendlichen“ zu tun und Menschen, die ihre Jugendzeit schon lange hinter sich haben und sich der Jugendsprache ihrer zu betreuenden Jugendlicher bedienen, um damit hip zu wirken. Wirklich böse Gedanken, die ich da hatte.
Die Weiterbildungsunterlagen nochmal zur Sicherheit in einem Ordner gesammelt und alle Texte, die uns zur Verfügung gestellt wurden, abgespeichert.
Heute ein denkwürdiges Datum. Es war das letzte Mal, dass wir uns so wie heute im Seminar trafen. Es war ein seltsamer Tag. Die ganze Woche schon wurden wir auf den Abschied hingewiesen. Es war schon fast ein wenig nervig, dass man uns gefühlt alle fünf Minuten erzählte, dass mit dieser Woche die Seminare enden, wir so nicht mehr zusammenkommen werden.
Alles geschah in dieser Woche ein letztes Mal.
Kurzzeitig verabschiedete ich mich mal aus dem Seminar und verbrachte den Mittwoch in München. Zum ersten Mal besuchte ich nach meiner Anmeldung im Bundesnetzwerk das Regionaltreffen Bayern. Es ist immer ein seltsames Gefühl, wenn man das erste Mal wohin geht und alle Menschen, die dort sind, sich kennen, weil sie schon seit Jahren dabei sind. Vor allem, wenn man so wie ich eher gehemmt ist auf Menschen einfach zu zu gehen. Auf die Ansprache: „Ich brauche jetzt was fruchtiges und klau mir mal die Weintrauben.“ Fiel mir auch nicht mehr ein als: „Bedienen Sie sich gerne.“
Nach dem Netzwerktreffen traf ich MonAmour wieder, der mich chauffierte und derweil zum und im englischen Garten flanierte.
Abschweifende böse Gedanken
Als wir am Freitag in der Abschlussrunde standen, durfte jede/r noch einen Satz sagen. Dann gab es ein einfaches „Tschüss“ und schon verteilten sich die Leute zu ihren Sachen und Heimreisemitteln. Ein seltsames Ende. Irgendwie. Ebenso seltsam fand ich diese Verabschiedung. Das fröhlich in den Raum geworfene: „Tschüss, chicas“.
Vorbei?
Ja, wir sehen uns noch mal in dieser Konstellation am Kolloquiumstag. Ansonsten nur noch in den Peergruppen und in der Supervisionsgruppe. Als große Gruppe jedoch erst wieder zum Kolloquium zur Zertifikatsübergabe bzw. Teilnahmebescheinigungsübergabe.
Das Thema des letzten Seminars war auch sehr passend gewählt: „Abschied, Tod, Trennung“.
Auf der einen Seite ist es endgültig und klar, dass es vorbei ist. Alles was bleibt ist die Erinnerung an schöne Tage, an die Reko, das Miteinander dort, das sich nochmal anders kennenlernen. Mehr wird es nicht sein. Wir werden alle wieder unserer Wege gehen.
Der ein oder andere versucht den Abschied hinaus zu zögern, indem er im Anschluss gleich die Familientherapieweiterbildung besucht. Neue Menschen, vertiefende Erkenntnisse, andere Seminarleiter, gleiche Räume.
Manch einer geht davon aus, dass die Peergruppe Bestand hat. Wäre da nicht die Erfahrung, die lehrte, dass auch diese Treffen irgendwann der Zeit zum Opfer fallen werden und keine weiteren Treffen mehr stattfinden werden. Vielleicht werde ich ja auch eines besseren belehrt und wir treffen uns ein- bis zweimal im Jahr zum kollegialen Austausch. Es schaffen nur wenige Menschen und wenige Gruppen über Jahre hinweg sich ein- bis zweimal im Jahr zu treffen.
Das Leben
Es ist Samstag. Seit Montagabend habe ich Johnnisbeeren im Kühlschrank. Eigentlich wollte ich mal nach Feierabend rote Grütze und Gelee daraus machen. Da die Seminartage jedoch erst gegen 17:30 Uhr endeten – meist wohl auch später – eine Viertelstunde mehr fällt mir meist nicht auf, weil es für mich einfach endet, wenn es endet und ich nicht, wie manch anderer Anschlusstermine habe oder Kinder, zu denen ich nach Hause eilen möchte. Meine Mitkolleg*innen äußerten sich in die Richtung, dass wohl immer überzogen wird. Aber was heißt schon immer, wenn es einmal in der Woche vorkommt.
Jedenfalls kam ich meist erst mit Fahrtzeit und schnell noch ein paar Einkäufe erledigen, eine bis eineinhalb Stunden später Zuhause an. Einmal auch wegen dem berühmten Stau an den Rampen, den ich normalerweise, außer an diesem Tag, versuche großräumig zu umfahren. Jedenfalls schaffte ich es erst am Freitagnachmittag, wir hatten früher Schluss, die Beeren zu lesen, zu waschen und anschließend zu kochen, so dass über Nacht der Saft für das rote Johannisbeergelee abtropfen konnte.
Samstagmorgen bereitete ich die Gläser vor, die in kochendem Wasser in einem Topf 10 Minuten vor sich hinkochen durften bevor das Gelee in die Gläser kam. Es ist mein erstes Johannisbeergelee. Die rote Grütze muss derweil noch warten. Vielleicht friere ich die schwarzen Johannesbeeren erst einmal ein. Die Idee dahinter, die rote Grütze für die Abschiedsfeier nach dem Kolloquium als Nachspeise zu kredenzen.
Samstagnachmittag fahren wir zur Halle. Das Wetter ist uns zu unsicher, doch MonAmour möchte an einem der fünf Freunde etwas nachschauen. Als wir dort ankommen erfahren wir, dass unser Vermieter einen schweren Unfall hatte, den er knapp überlebte. Er war aus größerer Höhe von der Leiter gestürzt. Inzwischen ist er wieder Zuhause. Demnächst beginnt die Reha.
Eine Sekunde im Leben, die alles verändert. Plötzlich ist nichts mehr normal. Tod und Leben dicht beieinander. Der Schock sitzt noch tief. Die Vermieterin verabschiedet uns mit den Worten „Genießt Euer Leben!“
Sonntagsspaziergang
Wir hatten beide keine Lust großartig durch die Gegend zu fahren. Wir entschieden uns für einen Spaziergang. Ich wollte nach Limbach. Dort wird gerade die Sparkasse abgerissen. Neben der Sparkasse stand mal ein Gasthaus mit einem wunderschönen Biergarten. Jetzt ist dort ein großes Loch. Was dort demnächst entstehen wird, ist noch unbekannt. Der Weg führt uns nach Wolkersdorf. Wir besuchen dort den Friedhof und lassen uns auf einer Bank im Schatten nieder. Sitzen einfach da und hängen unseren Gedanken nach. Vor uns ein Grab mit einem Knick. Sind das nicht immer die Gräber in den Horrorfilmen aus denen dann die Untoten steigen?
Während wir so sitzen und die Stille genießen, das Blätterrauschen (so still war es dann doch nicht). Fragt sich MonAmour, was wohl mit den Leichen passiert, wenn Gräber aufgelöst werden. Das Internet gibt Auskunft: Für aufgelöste Gräber gibt es eine Ruhezeit. Diese soll dazu beitragen, dass „dass die Gräber nicht erneut belegt werden, bevor nicht der in ihnen bestattete Leichnam vollständig verwest ist. Nach dieser Ruhezeit bemisst sich die Neubelegung eines Grabes. Wenn beim Ausheben des Grabes Gebeine gefunden werden, werden diese meist gesammelt und tiefer wieder bestattet„. (Otto Berg – Bestattungen)
Wenig später laufen wir noch ein wenig durch die Reihen. Eine Reihe fällt durch ihre unkonventionellen Grabgestaltungen auf. Ich trete näher heran. Das eine Grab kenne ich schon. Die drei anderen sind neu. Mir neu. Ein Kind, gerade ein Jahr alt. Ein weiter junger Mann. Das Sterbedatum erinnert mich an den schweren Unfall von dem ich las. Sollte das etwa der junge Mann sein, an dessen Unfallstelle ich vorbei komme, wenn ich Richtung Metropole fahre? Das Datum kommt hin. Das Alter auch. Ein unerklärlicher Tod. Wie jeder Tod eines (jungen) Menschen. Das weitere Grab, welches ebenfalls ein wenig unkonventioneller daherkommt, ein Mann. Etwa in unserem Alter. Etwas älter. Den Grabbeilagen zu urteilen ein fröhlicher, lebenslustiger Mensch.
Der Tod
Leben und Tod. Es scheint gerade als würde mich das Thema „Abschied, Trennung, Tod“ noch weiter begleiten. Am Samstag die Tageszeitung gekauft. Die aus der Region, die ich nur ab und an erwische. Im Regionalteil lese ich am Sonntag die Traueranzeigen durch. Drei Anzeigen fallen mir ins Auge. Eine eines Ehepaars. Sie starben am selben Tag. Die anderen zwei tragen einen mir bekannten Namen. Sehr entfernte Verwandtschaft. Wieder einmal hat der Krebs gesiegt. In der Anzeige selbst wird darauf hingewiesen von Beileidsbekundungen abzusehen und auch Trauerkleidung ist unerwünscht. Es ist schon die zweite Anzeige, die Kleidungshinweise enthält. In einer steht „Bitte farbenfrohe Kleidung tragen. Der Verstorbene hätte es sich gewünscht.“ Dieser Satz könnte auch in meiner Traueranzeige stehen. Es erinnert ein wenig an „Dia de los Muertos“. An den Tag der Toten, der in Mexiko farbenfroh mit Essen und Trinken auf dem Friedhof gefeiert wird.
Wir denken ja oft, wir sind unsterblich. Manchmal ist es die Information über eine Krebsdiagnose eine nahen Menschen, die uns daran erinnert, dass das Leben endlich ist, manchmal eine Meldung in der Zeitung über einen schrecklichen Unfall, manchmal der Tod eines nahen oder entfernteren Menschen, der uns an die Endlichkeit des Lebens erinnert. Nur vergessen wir es oft. Auf der einen Seite ist das gut, weil wir damit unser Leben einfach leben ohne viel darüber nachzudenken, dass mein Ärger, zum Beispiel, vielleicht gar keinen Grund hat. Andererseits denke ich oft, wenn wir uns mehr daran erinnern würden, würden wir uns dann wirklich jeder Laune hingeben? Würde ich dann anders reagieren?
Oft genug frage ich mich, was ist wirklich wichtig im Leben. Auch die Weiterbildungswoche hat mir, uns, wieder bewusst gemacht, öfter mal sich die Zeit zu nehmen und sich zu fragen, was ist mir wirklich wichtig im Leben.
Unser Seminarleiter gab uns eine Übung an die Hand, die irgendjemand in einem Buch veröffentlichte. Sinngemäß geht es darum die eigene Grabrede aus Sicht von Freunden, der Arbeit, der Familie zu schreiben. Damit soll für jeden selbst Klarheit entstehen, was sich im Leben verändern sollte, was bleiben sollte, was bereits gut ist, welche Ziele man hat, wie und wohin sich das eigene Leben noch entwickeln kann und soll. Eine Rückschau auf das eigene Leben.
„Genießt euer Leben! Jeden Tag!“
Über diesen Satz denke ich immer wieder nach. Welche Bedeutung hat dieser Satz? Was heißt es „sein Leben zu genießen“? Was heißt „Genuss“ in diesem Zusammenhang? Ich schätze für jeden etwas anderes. Der Satz wird mich noch eine Weile beschäftigen.
Meine Peergroup und ich treffen uns mal wieder. Bei der Kollegin, bei der wir uns treffen durften wir alle die Freude über die Geburt ihres ersten Kindes teilen. Seit 1,5 Jahren kommen wir in den Genuss dieses Kind wachsen zu sehen. Gestern beim Treffen durfte ich es sogar auf den Arm nehmen. Das Kind wollte mir unbedingt zeigen, wo letztens noch die Schwalben saßen und flogen. Während des Termins bemerkten wir, wie selbständig das Kind geworden war, wie es sich alleine beschäftigt.
Da ich neben dem Kinderstuhl saß, hatte ich auch immer wieder Gelegenheit, Kontakt mit dem Kind zu haben und damit auch die Freude, dass es mir sein Essen anbot. Ein Tomatenkern, der auf meiner Hose gelandet war, wurde von den kleinen tomatensaftfeuchten Händen weggewischt. Interessanterweise erinnerte ich mich an ein früheres „Ich“, das mit gemischten Gefühlen die Hand genommen hätte nur um zu vermeiden, dass noch mehr „Schmutz“ auf die Hose kommt. Das heutige „Ich“ lächelte innerlich und honorierte das Bedürfnis des Kindes mir die Hose sauberwischen zu wollen, auch wenn noch viel Tomatensaft an den Händen klebte. Zwischendurch spielten wir „Kuckuck – Da“ mit einer Serviette vor dem Gesicht. Am Ende des Termins dachte ich so bei mir „Krippe, wäre vielleicht auch was.“ (Nur weiß ich leider sehr genau, warum ich diesen Job nicht mehr mache).
Beratung in eigener Sache
Von meinen Kolleginnen wünschte ich mir Beratung in eigener Sache. Denn der eine Stern, der letztens so verführerisch leuchtete am Sternenhimmel der Möglichkeiten, ließ aufgrund der Wegstrecke erhebliche Zweifel aufkommen. Während ich so Mutter und Kind beim Frühstücken beobachten durfte – angeblich ißt das Kind besser und schöner, wenn ich dabei bin – unterhielten wir uns darüber, wie es uns geht. Während ich so erzählte, was mich gerade umtreibt, kam ich meiner eigenen Lösung auf die Spur. In der aktuellen Runde dann, erzählte ich für die anderen nochmal, was mich umtreibt und auch da war klar, eigentlich würde ich bei diesem Stern mehr Zeit auf dem Weg verbringen, als bei den Menschen.
Später dann auf dem Sofa sitzend erzählte ich MonAmour von unserem Treffen und von dem Ergebnis. MonAmour rechnete die Stunden aus, die es unter Umständen bedeutet unterwegs zu sein. Das ist verdammt viel Zeit nur um von A nach B zu kommen. Zeit, die man vor Ort sinnvoller verbringen könnte. Gleichzeitig überlegte ich, genauer nachzufragen, denn eigentlich hätte ich ja nichts zu verlieren. Nun ja. Bisher konnte ich mich noch nicht durchringen. Interessanterweise ploppen weitere Sterne der Möglichkeiten auf, die eher in die bereits eingeschlagene Richtung weisen.
Ereigniskarten? Vorschau?
Manchmal wünschte ich mir, man würde mir eine Vorschau geben oder einfach nur sagen: Tu dies. Wie bei Monopoly, die Ereigniskarten. „Gehe direkt auf Los. Begib dich direkt dorthin. Du bekommst das Doppelte Geld.“ Oder eine Vorschau: Variante 1 – Freude in der Kita, viel Zeit auf der Straße, Aufstiegsmöglichkeiten. Variante 2: Freude in der Kita und in der Beratung, Mundpropaganda, Buchungen bis 2026.
Nur leider gibt das Leben keine Vorschau. Was ja auch sein gutes hat, weil wir Menschen ja im Hier und Jetzt unser Leben leben sollen.
Im Wartebereich
Die Mail, die ich schrieb, liegt noch immer im Entwurf. Bisher konnte ich mich nicht dazu aufraffen sie wegzuschicken. Dreimal schon habe ich sie immer wieder modifiziert. Vielleicht, vielleicht …. Es ist ein Stern neben all den anderen Sternen, die gerade leuchten. Dafür muss ich aber endlich meine Komfortzone verlassen und mich endlich endlich hinaus in die Wildnis begeben. Bis Ende des Jahres habe ich mir meine Deadline gesteckt.
Interessanterweise hatte ich, nachdem MonAmour und ich uns gegenseitig vom Tag erzählt hatten, einen Energie- und Motivationsschub. Den hatte ich schon lange nicht mehr. Genau der hat mir in den letzten Wochen so gefehlt.
Tiefe Täler ….
Als selbständig Arbeitende bzw. als Freiberufliche wird es immer wieder diese tiefen Täler des Zweifelns geben, wird die Eigenmotivation fehlen, werde ich mich bei Misserfolg fragen, warum nur…, bei ausbleibenden Aufträgen und Klienten, mich fragen, wie soll ich nur dieses Leben finanzieren, …. Immer wieder werden diese Gedanken aus den dunklen Tiefen aufsteigen … Dann werde ich wieder alle Jobbörsen durchsuchen und bei vielen Job’s denken „Gott bewahre, da gibt es Menschen, die für diesen Beruf brennen, die da gut aufgehoben sind. Ich bin es nicht.“ Es werden Sterne leuchten. Job’s bei denen ich lange lange überlegen werde, weil sie zu mir und meinem Portfolio und Erfahrungsschatz passen, als wären sie extra nur für mich ausgeschrieben worden. Ja, diese Sterne am Himmel gibt es. Sie sind selten, doch es gibt sie.
…. und hohe Gipfel
Aus dem tiefen Tal werden Wege führen, die steil bergauf führen, bis zum Gipfel. Manche werden steil geradeaus führen, leicht zu gehen, andere in Serpentinen, wieder andere werden ein wenig bergauf führen, ein wenig bergab, sie werden Kreuzungen haben, wo man sich entscheiden muss rechts, links, geradeaus, sie werden kurvig sein, vielleicht auch rutschig, mit Steinbröckchen, die unter den Fußsohlen schmerzen, mit Felsbrocken vor denen man steht, wie vor einer Wand, bis man den Weg drum rum entdeckt oder die Spalte, durch die man kriechen muss, manchmal wird man den Weg erhobenen Hauptes gehen, manchmal kriechend, weil so steil, ein anderes Mal will einen das Gepäck nach hinten und wieder runterziehen, ein anderes Mal wird es einen vorantreiben.
Bis man dann oben steht am Gipfel, pausiert, durchatmet und für diesen einzigartigen Ausblick belohnt wird, der einen für all die Mühen entlohnt. Manchmal wird es einen Weg geben, der über einen Höhenzug führt, manchmal muss man wieder ins Tal hinabsteigen. Manchmal wird der Weg entlang eines Flusses führen und alles wird fließen. Manchmal wird der Fluss in einem Wasserfall in einem See münden. Dann gilt es auch einmal ins tiefe Gewässer zu springen.
Doch alles alles beginnt mit einem ersten Schritt. Mit kleinen Schritten. Und diese kleinen Schritte – Tippelschritte vielleicht auch nur – müssen – wollen – gegangen werden.
Ein Satz, den ich las
„Ich nehme 260 Euro die Stunde, und dies aus drei Gründen: Erstens habe ich viel Lebenserfahrung, zweitens bin ich gut ausgebildet, und drittens bekommt mein Klient eine Stunde meines Lebens geschenkt.“
Unternehmerin eines Coaching-Instituts in München aus Rosanski, Martina: Sich selbständig machen in Therapie und Beratung – wie geht das? Carl Auer Verlag
Bei diesem Satz ertappe ich mich dann wieder dabei, wie ich denke „Fahrtzeit = Lebenszeit“. Wie oft war ich stundenlang für den Job unterwegs? Wie viel Lebenszeit habe ich da auf der Straße gelassen? Im Zug kann man das ganze noch als „Me-Time“ genießen, was ich oft genug gemacht habe, aber auf der Autobahn?
Nur noch eine Woche
Plötzlich ist vom Monat nur noch eine Woche übrig und ich habe eine Deadline für eine Abgabe. Es gibt so Dinge, die schiebt man so lange vor sich hin, bis der Druck so hoch ist, dass man kaum zu atmen wagt, weil die Zeit so knapp ist. Verschieberitis ist eine doofe Krankheit, die sich nur schwer ausrotten lässt. Jedenfalls bei mir, Und hartnäckig ist die. Deadlines hin oder her. (Ich drücke mich gerade schon wieder und mir fallen tausend Dinge ein, die gerade wichtiger wären, zum Beispiel der Abwasch im Spülbecken.)
Nur noch eine Weiterbildungswoche und dann ist auch diese Weiterbildung vorbei. Plötzlich sind zwei Jahre rum. Waren wir nicht erst gestern in Fürth in diesem riesigen Saal gesessen und lernten uns kennen? Ich fürchte wir werden nächste Woche ein paar Taschentücherpackungen brauchen. Vorsorglich habe ich schon mal eine BigPack besorgt.
Time goes by so quickly – Leiser Abschiedsschmerz
Systemische Beraterin bin ich aber erst, wenn ich dann meine Hausarbeit geschrieben habe und das Kolloquium gefeiert wurde. Dann gehen wir alle wieder unserer Wege und werden uns vielleicht mal in einer Supervision oder einem Fachtag begegnen.
Wie das Leben so spielt
Beim Abrufen meiner Mails landet auch ein Newsletter eines Instituts in meiner Inbox. Ein Online-Seminar zum Thema Selbständigkeit in Therapie und Beratung. Ach guck. Was möchte mir das Leben jetzt damit wieder sagen? Sie wissen ja,
„Der Zufall ist das Pseudonym, das der liebe Gott wählt, wenn er inkognito bleiben will.“
Albert Schweitzer oder Thèophile Gautier einer von den beiden soll’s gesagt haben
Ein Arzttermin führt mich frühmorgens in die Stadt. Während ich so im Wartezimmer sitze, erzählt mir der Bildschirm an der Wand, wer in dieser Praxis seit wann arbeitet. Ab wann es die Praxis gibt, dass es eine Schwangerenapp gibt, über die Schwangere ab sofort alle Informationen von ihrem Arzt erhalten. Welche Verfahren es gibt, um genau sagen zu können, welches Geschlecht das Kind hat, die die Blutgefäße des Kindes anzeigen und sogar hörbar machen.
Irgendwann greife ich zu einer Zeitschrift mit einem Frauennamen. Ich weiß, wir hatten in Südafrika öfter die Zeitschrift bei uns im Haus rumliegen, vor allem dann, wenn meine Mama mit all den anderen Frauen zum Shoppen nach Pretoria oder Johannesburg fuhr. Beide Orte ca. 145 km weit weg von unserem damaligen Wohnort. Dann gab es deutsche Frauenzeitschriften bei uns im Haus. Beim Durchblättern fällt mir auf, dass die Models mit mir gealtert sind. Ansonsten hat sich die Zeitschrift nur wenig verändert. Weiterhin sind Seiten gefüllt mit der ultimativen Diät, den leckersten Rezepten und „Neues Styling für Dich“ (Seiten auf denen Leserinnen Mode- und Schminkberatungen bekommen und hinterher ein völlig neuer Typ sind). Selbst die Romanseiten gibt es noch. Erstaunlich. Immerhin liegen zwischen den Jahren in Südafrika und jetzt ca. 40 Jahre.
Im Behandlungszimmer bekomme ich ein Kompliment von meiner Ärztin. Sie hätte mich wesentlich jünger geschätzt. Damit kann ich gut leben.
Sternenleuchten
Die Sterne der Möglichkeiten leuchten noch immer. Ich bin mir noch nicht sicher, welchen Stern ich greifen möchte. Deshalb gehe ich nach meinem Termin zur Sebalduskirche. Manchmal hilft es mir, wenn ich mich für eine Weile mit meinen Gedanken in eine Kirche setze. Nur Gott, Ich und meine Gedanken.
Am Eingang steht ein Schild. Es fordert mich auf einen freiwilligen Eintritt zu zahlen. Zwei Euro für Erwachsene, einen für Kinder. Ich bin mal nicht so, handelt es sich doch auch um eine besondere Kirche. Eine Sehenswürdigkeit Nürnbergs.
Während ich so durch die Kirche schreite und mir die Fenster und Bilder und Schnitzereien und Figuren anschaue, fällt mir auf, dass dies gerade kein Ort der Stille ist. Ich verzichte auch auf’s Fotografieren, auch wenn ich gerne ein paar Bilder von ein paar Kunstwerken gemacht hätte, die gerade in der Kirche ausgestellt werden.
Nach meinem Rundgang setze ich mich in eine der hinteren Bänke. Nach fünf Minuten beschließe ich zu gehen. Ich kann hier einfach keine Ruhe finden. Dabei sind mit mir nur noch zwei Besucher da, die sich still verhalten. Es sind die Menschen, die sich um die Kirche kümmern und irgendwelche Dinge besprechen, die mich äußerlich nicht zur Stille kommen lassen. Dabei wird in der Kirche Werbung für den „Ort der Sitlle und dem Verweilen“ gemacht. Sorry. Mir ist es zu unruhig. Das hilft mir in meinem Wunsch zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken und Fragen Gott oder dem Universum anzuvertrauen gerade wenig. So ziehe ich wieder Richtung Parkhaus. Nicht ohne noch ein paar Bilder von der Kirche und ihren Fresken außen zu machen.
Meinen Raum der Stille muss ich wohl woanders suchen. Es gäbe ja noch eine weitere Kirche in der Nähe. Doch mein Bedarf an „Stille Orte“ ist für heute gedeckt, daher probiere ich gar nicht erst in die „Liebfrauenkirche“ zu kommen. Außerdem möchte ich ja noch die kleine Schwiegerschwester besuchen. Mein Zwiegespräch muss warten.
Vom Sternenleuchten zum Himmelleuchten
In der Nacht grummelt der Himmel und ein Blitz nach dem anderen erleuchtet. MonAmour und ich stehen mitten in der Nacht auf um uns dieses Schauspiel am Himmel anzuschauen. Immer in der Hoffnung, dass das was sich da gerade entlädt sich nur in höheren Sphären abspielt und nicht auf der Erde entlädt. Wir standen ziemlich lange an den Fenstern des Dachbodens. Sahen die zuckenden Blitze den Himmel erleuchten. Irgendwann wurde das Grummeln weniger sowie die Blitze und wir legten uns wieder Schlafen.
Es ist erstaunlich ruhig, wenn man mal vom Grummeln des Himmels abzieht, das über unseren Ort von West nach Ost zieht.
Irgendwann geht irgendwo in der Nachbarschaft ein Rollo hoch und eine Tür wird geöffnet, die laut und vernehmlich quietscht.
Erstaunlich war der Radfahrer, der nachts um 1 Uhr (es könnte auch später gewesen sein) die Straße in atemberaubender Geschwindigkeit entlang fuhr, also eigentlich nutzte er den Gehweg, dann die Straße. Es sah sehr geübt aus.
Auch die Marter, die wohl bei der Nachbarin eingezogen sind, rannten die Straße rauf und runter, bis sie in einem der Gärten verschwanden.
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