Zu mehr Gedanken bin ich heute nicht mehr fähig.
06.12.2022 – Nikolaus und Rückblick
Rückblick
Ich hatte gestern einen Termin. Einen Beratungstermin mit meiner neugewonnenen Sparringspartnerin. Das Thema mit dem sie ums Eck kam heftig. Ließ mich erstmal schlucken. Zumindest innerlich. Am Ende des Gesprächs und als die Kamera dann aus war, gab sie mir Rückmeldung. An dem Punkt an dem ich Schlucken musste, hatte ich für sie nicht stimmig auf ihre Geschichte reagiert. D.h. für mich übersetzt, da brauche ich eine Strategie, die dem Klienten gerecht wird und mir Zeit verschafft, zu entscheiden, wie ich mit dem Thema weiter umgehe. Es war keine gezielte Irritation, die ich dann anwandt, ich wollte einfach nur raus aus der Schwere des Themas. Das waren die 10% Kritik, die sie hatte. Die restlichen 90% erwähnte sie lobend. Das tat gut.
Coaching, Systemische Beratung, Psychotherapie – Gedankensplitter.
Als systemische Beraterin sehe ich es als meine Aufgabe an zusammen mit dem/der Klient*in Lösungsmöglichkeiten und/oder Handlungsmöglichkeiten zu finden, die zu ihm/ihr und seinem/ihrem Leben passen. So dass der/die Klient*in wieder alleine zurechtkommt.
Was ich nicht habe ist ein Heilauftrag, wie ihn zum Beispiel Psychotherapeuten haben. Was ich auch nicht als meine Aufgabe ansehe, ist es Klient*innen in einer Art Dauerberatung zu halten oder sie mit irgendwelchen Optimierungsversprechen zu weiteren Selbstoptimierungen anzutreiben und damit von mir und meinem Angebot abhängig zu machen. Sowas finde ich hochgradig unseriös und ist mir hochgradig zuwider.
Es gibt da draußen ja viele „Coaching-Gurus“, solche, die sich selbst als solche bezeichnen und solche, die selbst als solche bezeichnet werden. Die unzählige Kurse und Workshops anbieten, bei denen man sich noch besser kennenlernen kann und noch mehr Selbstoptimieren und ich weiß nicht was für andere Heilsversprechen sie da noch abgeben. Man nennt dies auch Marketing. Dies ist allerdings eine Art von Marketing, die nun ja, zumindest bei mir immer mit viel Skepsis verbunden hat. Woanders würde man sagen „Hat halt a komisches Gschmäckle“.
Unseriös finde ich es auch, wenn ich Anliegen von Klient*innen annehmen würde, die damit besser bei erfahrenen Psychotherapeuten aufgehoben wären. Oder, das Anliegen nicht zu meinem Portfolio passt.
Dann liegt es, so sehe ich es, immer noch in meiner Verantwortung mit dem Klienten zusammen zu gucken, dass er nicht schroff abgewiesen wird, sondern sich gut auf die „Abweisung seines Anliegens“ einlassen kann, weil ich einfach nicht zuständig bin oder das Thema nicht zu mir passt. Oder ich mir nicht zutraue. Auch dieses sollte man mit dem Klienten offen kommunizieren. Man nennt dies Transparenz. Dazu gehört für mich auch ein Beratungsvertrag, den ich im Erstgespräch, mit den Klient*innen durchgehe. Darin ist auch noch einmal festgehalten, was ich leisten kann und was nicht.
Und warum schreibe ich das jetzt hier auf? Nun, weil ich im Termin schlucken musste und mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, wohin das Gespräch geht und ich für mich die Entscheidung traf, wenn das Gespräch mir offenbart, dass da eine andere Beratung vonnöten ist, die ich nicht leisten kann, ich dies so früh wie möglich anmerken muss. Spätestens am Ende des Gesprächs. Und weil ich mir viele Gedanken darüber mache, wie meine Klienten am besten von der Beratung profitieren.
Für mich geht es darum Menschen, die mit Herausforderungen in ihrem Leben gerade nicht zurechtkommen, ein Stück des Wegs zu begleiten, bis sie den Weg wieder ohne Begleitung weitergehen können und im optimalen Fall, auch vor Weggabelungen, Klippen, Stolpersteinen und anderen Herausforderungen nicht zurückschrecken, sondern wissen, welche Ressourcen sie haben, welche Strategien ihnen zur Verfügung stehen. Das ist mein Ziel in meinen Beratungen. Und manchmal, manchmal muss auch ich mit dem Klienten Umwege gehen.
Und damit ich dieses nicht vergesse und aus den Augen verliere, steht es jetzt hier. Öffentlich. Für alle sichtbar.
Nikolaus
Am Tag zuvor hatte MonAmour Dinge verpackt. Die Pakete standen zum Wegbringen bereit. MonAmour begleitete mich, was ich sehr schön fand, da er die Pakete bis zur Abgabestelle trug. Dort übernahm ich sie dann und brachte sie dem Kioskbesitzer, damit er sie einscannen konnte. Damit war dann unser Part der Verschickung beendet.
Auf dem Weg zum Lottoladen fiel mir ein, dass wir gar keine Nikoläuse haben. MonAmour fand das auch nicht für notwendig. Gestern hatte ich trotz einiger Hinweise nicht mehr daran gedacht, welche mitzunehmen.
Da uns gestern auffiel, dass die eine Hälfte des Bremslichts nicht mehr ging, machte sie MonAmour bei der Rückkehr sofort daran, die Glühbirne zu wechseln. Als er mich zur Kontrolle der Lichter bat, leuchtete es immer noch nicht, trotz Glühbirnenwechsel. MonAmour hat ja ein zwiespältiges Verhältnis zu unserem Erbstück mit dem wir zurzeit herumfahren. Daher trat ich an den roten kleinen Flitzer heran und flüstere ihm zu er möge doch bitte wieder funktionieren. Meine Bitte wurde erhört. Als MonAmour das Licht ein weiteres Mal ausbaute, um die Leitungen zu messen, leuchtete die Birne als hätte sie nie etwas anderes getan. Auch Autos brauchen Zuneigung.
Den restlichen Tag verbrachte ich mit Schreibtischarbeit. Beim rezensieren eines Selbstcoachingbuchs stolperte ich wieder einmal über das Thema Dankbarkeit und Herkunftsfamilie. Es ging um das Thema Frieden schließen mit Vergangenen. Ein Impuls dazu, aufzuschreiben wofür man seiner Herkunftsfamilie dankbar ist. Nun ist das Thema Herkunftsfamilie für viele Menschen kein leichtes. Und manchmal frage ich mich, wenn in einem Buch nur Impulse stehen ohne vorausgegangene erklärende Texte, ob es gut ist, solche Impulse in Bücher zu schreiben und die Menschen, die diese Bücher kaufen, damit alleine zu lassen.
Manch einer hat mit viel Mühe und viel Unterstützung es endlich geschafft, sich von seiner Herkunftsfamilie zu lösen und das Aufwachsen in dieser vielleicht auch aus guten Gründen in einer gut verschlossenen Box verwahrt und dann kommt so ein Impuls daher. Immer wieder stolpere ich über solche Dinge und beäuge sie kritisch.
Gestern fehlten mir jedoch die Worte, um dies auch noch in konstruktive Kritik zu kleiden.
Ich ließ die Diskussion zum Buch denn auch sein und kümmerte mich mal um Advent und füllte pünktlich zum Nikolaustag den Adventskalender. Der erste Dezember kam einfach viel zu plötzlich und die Kisten mit den Adventssachen sind auch schwer zugänglich. Auch dafür, also für die Kisten habe ich jetzt eine Lösung gefunden.
Ich befürchte demnächst werden hier einige Kisten von oben nach unten und andere von unten nach oben wandern. Und manch Bücherkiste, die hier noch schlummert in den öffentlichen Bücherschrank. Vielleicht biete ich auch hier mal ein paar der Bücher an.
Nachdem ich dann noch ein wenig adventlich dekoriert hatte – das Fensterbrett hatte ich bereits pünktlich zum Beginn der Adventszeit mit Lichtern und Kerzen bestückt – setzte ich mich zu MonAmour ins warme Wohnzimmer. Er tat noch Schreibtischarbeit, während ich mit dem Laptop auf den Knien in einem E-Book las.
Zum Abendmahl gab es das restliche Goulasch vom Vortag, diesmal mit Spätzle.
02.12.2022 – Fernsehabend und Sehnsucht
Hier in der Gegend wuseln verschiedene Eichhörner herum. Es gibt ein braun-graues, ein schwarzes und ein rotes. Gestern kam das braun-graue entdeckte die Walnüsse und brachte eine nach der anderen in Nachbarsgarten, um sie zu verstecken.
Sehnsucht
Herr Fischer machte in seinem Blog auf ein Wasserloch aufmerksam. Es führte bei mir dazu, dass ich mir noch ein zwei Wasserlöcher mehr ansah. Und während ich so in der Landschaft versank, den Elefanten, Zebras, Sträußen, Oryxantilopen zusah, überkam mich eine tiefe Sehnsucht nach dem Land, nach dem Ferienhaus im Marloth Park, wo man auf der Terrasse sitzend Giraffen zuschauen konnte, Zebras und Warzenschweine im Garten stehen hatte. Ich erinnere mich, an die vielen Fahrten durch den Krüger Park.
Ja, ich weiß, das Wasserloch befindet sich in Namibia und nicht in der Nähe des Krüger Parks.
Als unsere Zeit in Südafrika zu Ende ging, beschloss meine Familie, den letzten Urlaub in Namibia zu verbringen, bevor wir endgültig wieder nach Deutschland flogen. Ich erinnere mich an endlose Fahrten durch die Etoshapfanne, an die Bitte im VW-Bus übernachten zu dürfen, damit ich den Sonnenaufgang am nächsten Tag nicht verpasse, an offene Fenster und zerzaustes Haar, an die Menschen, die einem oft freundlich begegnen, an deutschsprachige Menschen und Speisekarten, an das Meer das gleich neben der Wüste liegt. An riesige Sanddünen in der Wüste, die wir hinaufstapften und versuchten von dort wieder runter zu rutschen.
Sehnte mich nach der Freiheit, die ich immer in Südafrika verspürte, auch Jahre später noch, wenn ich meinen Vater mit seiner Frau besuchte.Sehnte mich nach der Sonne, der Weite des Landes, nach den glücklichen Tagen meiner Kindheit. Sehnte mich nach dem Geruch, diesem einzigartigen Geruch der Kohlefeuer, dem Geruch vom Gras, der flirrenden Hitze im Busch, dem Geruch des besonderen Holzes, welches mein Vater für die Feuerstelle verwendete. Am liebsten wäre ich sofort ins Flugzeug gestiegen, um Stunden später in der flirrende Hitze in Nelspruit aus dem Flugzeug zu steigen.
Und dann versank ich in den Bildern und hätte fast vergessen meine Schreibtischarbeiten zu erledigen.
Fernsehabend
Vor zwei Tagen kam ein Paket für MonAmour. Er hat sich eine seiner Lieblingsserien auf DVD gekauft. Ja, wir Dinos, wir brauchen Papier zum Lesen und runde glitzernde Scheiben zum Anfassen.
Am Abend sah ich in der Tageszeitung dann das aktuelle Fernsehprogramm und beschloss spontan mit MonAmour dann mal mit der Serie anzufangen. MonAmour hatte wohl auch sehr große Lust daran, denn als ich zwischen den einzelnen Zubereitungsphasen des Abendmahls zu ihm ins Wohnzimmer ging, setzte er sich gerade mit der Betriebsanleitung von einem der benötigten technischen Geräte auseinander und hatte einen Zugang zur Front des DVD-Players geschaffen. Der sich dann, nachdem die notwendigen Kabel in den richtigen Buchsen steckten, standhaft weigerte den Mund aufzumachen um die glitzernde Scheibe entgegenzunehmen.
Wir hatten das Gerät schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Es rächte sich jetzt mit Verweigerung.
Wir sind so Dino, dass mir erst nach der Hälfte des ersten Abendfilms einfiel, dass wir ja den Laptop hätten auf den Tisch stellen können, um den ersten Serienabend zu zelebrieren. Immerhin kamen wir so in den Genuß des Films „Pferde stehlen“. Dessen ruhige Erzählung sogar mich bis zum Ende durchhalten ließ.
01.12.2022 – Upps – von Montagmorgen und Powernapping
Als ich den Artikel anfing, war es Montag. Draußen noch nicht richtig hell und auch nicht richtig dunkel. Als ich wieder hier ins Blog schaute, war plötzlich Donnerstag und der November endgültig vorbei.
Es ist Montag. Die „Müllis“ haben in der Nachbarschaft die Biotonnen geleert. Eigentlich Zeit zum Aufstehen. Eigentlich bin ich noch viel zu müde. Kurz vor Acht quäle ich mich dann doch aus dem Bett. Die Woche ist zwar nicht mit Terminen gefüllt, jedoch mit vielen Dingen, die gelesen und erledigt werden müssen.
Im Büro schalte ich den PC ein. Er fährt hoch. Ich starte das Mailprogramm, gehe ins weite Netz. Ich lese gerade eine Mail, als der Bildschirm flackert und mir viele bunte Lichter zeigt. Ein bisschen sieht es aus, wie das Sendeschlussbild von früher, nur als wäre es auf LSD. Ich stelle mir das zumindest so vor. Ich schalte den Laptop also wieder aus, schalte ihn wieder an. Wenige Minuten das gleiche Spiel. Wieder Aus, wieder ein. Dann erst fällt mir auf, dass ich vergessen habe ihn mit Strom zu versorgen. Kaum habe ich den Stromtaster betätigt läuft alles wie sonst auch. Kein flackern, keine bunten Lichter und Streifen.
Seit er im Sommer den total Ausfall hatte und beim PC-Doktor war, hat er gewisse Macken, die er vorher nicht hatte. Die bunten Lichter allerdings sind neu. Die hatte er bisher noch nicht.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er Montagmorgens ohne Energiezufuhr einfach keine Lust zum Arbeiten hat. Ich mag ja auch nicht ohne Kaffee anfangen.
Schreibtischarbeit
Die Schreibtischarbeit ist schnell erzählt. Hauptsächlich habe ich in einem Buch gelesen, die mir wichtigen Stellen daraus aufgeschrieben. Zwischendrin mir immer wieder mal Gedanken zu dem gemacht, was ich gelesen habe. Meine Gedanken dazu notiert. Zwischendrin auch mal recherchiert und den einen oder anderen Podcast zum Thema gehört.
Üben, üben, üben
Dazwischen immer mal wieder Nervosität und Aufregung verspürt. In der Woche steht noch ein Beratungstermin an. In der Supervision am Wochenende ist mir aufgefallen, dass ich manches, was vielleicht wichtig wäre noch nicht exploriert wurde und auch mein Auftrag noch ein wenig diffus ist. In der Supervision hatte ich auch die klare Erkenntnis, dass ich unbedingt Auftragsklärung üben muss. Und mich auch nicht davon abbringen lassen darf, auch wenn die Klienten dann gerne nochmal abschweifen. Meine Aufgabe ist es da sanft wieder zur Klärung zurück zu kommen. Immer wieder. Bis der Auftrag klar ist, bis wir beide wissen wohin die Reise hingeht.
Meine Übungsaufgaben sind also führen von Interviews und Auftragsklärung bis alle wissen, was der erste Schritt hin zur Lösung ist. Manchmal brauch ich ein paar Schleifen.
Und noch etwas habe ich über mich erfahren. Für den Anfang brauche ich die Aufzeichnung, damit ich mich selbst gut reflektieren kann. Inzwischen habe ich in die Einwilligungserklärung und in den Vertrag einen Zwischenschritt eingefügt. So dass auch eine Aufzeichnung nur zum Selbstreflexionszweck möglich wird.
Donnerstag
Was ist wohl zwischen Montag und Donnerstag passiert? Nichts, möchte ich antworten. Was zum Teil auch stimmt, weil ich mit meiner Nase in mindestens drei Büchern hing. Zwei davon haben mit dem Thema „Lösungsorientierung“ zu tun. Das andere ist ein Rezensionsexemplar. Zwischendrin gab es auch was auf die Ohren. Podcastfolgen zum Thema Coaching. Ich bin gerne vorbereitet. Auch wenn ich nicht weiß, was mich genau bei meinem Termin erwartet.
Inzwischen ist der Termin gelaufen. Interessanterweise war ich gelassener als gedacht, auch wenn ich zwischendrinmal gerne Tendenzen von Flucht in mir spürte, und gerne mal an jemanden „erfahreneren“ abgegeben hätte. Der Fluchtgedanke war nur ganz kurz da, aber auch nur, weil mein Hirn mal kurz den Versuch unternommen hatte, den Kopf leer spülen zu wollen. Geschickterweise gibt es dafür das Paraphrasieren.
Es wird schon seinen Grund haben, warum dieses Thema und diese Person bei mir gelandet sind.
Glauben Sie mir, in Übungssituationen, lassen sich manche Themen gar nicht so abbilden, wie das Leben sie einem plötzlich vor die Nase setzt. Selbst schuld, ich hätte mir ja auch einen Häkelkurs aussuchen können. Ich weiß. Aber nein, ich habe mir ja zum Ziel gesetzt, die weltbeste Beraterin zu werden. Okay, vielleicht auch nur die Drittbeste. Und zwar genau auch noch mit solchen Themen, die mir das Leben jetzt vor den Bildschirm gesetzt hat. Ja, ja. Augen auf bei den Wünschen.
Powernapping
Am Dienstag hatten wir einen Gast auf unserer Fußmatte. MonAmour hatte gegen Nachmittag drei Pakete angesammelt. Ich brauchte sowieso eine Pause von dem ganzen lesen und dem“oh, was mach ich nur, wie komme ich dahin und überhaupt“. Mein Antreiber: „Sei perfekt“ Mein Glaubenssatz: „Nur nicht vermasseln“.
Eigentlich wollte ich dann zur Terrassentür raus, um die Temperatur zu fühlen, um die Post aus dem Briefkasten zu holen, um mich um das Vogelfutter zu kümmern. Als ich so an die Tür trat, sah ich auf der Fußmatte ein rotes Knäul liegen. Das Eichhorn, welches sich vorher noch am Futterplatz den Bauch voll geschlagen hatte, hatte sich auf der Fußmatte vor der Terrassentür eingerollt und schlief.
MonAmour hatte bedenken, denn wir hatten bereits die Erfahrung gemacht, dass Tiere auch gerne mal zum Sterben zu uns kommen. Vor ein paar Jahren kam erst ein Eichhorn, welches sie unter dem Zwetschgenbaum zum friedlichen Einschlafen legte. Kurz darauf ein Igel, der unter Nussbaum begraben werden wollte.
Mit ernster Sorge betrachteten wir das Eichhorn und hofften darauf, dass es sich einfach nur deshalb auf der Fußmatte gemütlich gemacht hatte, weil es sonst zu naß geworden wäre und die Fußmatte nicht nur einen trockenen, sondern vielleicht auch einen wärmeren Platz bot, als all die nassen Alternativen, die ihm sonst so zur Verfügung stehen.
Um die Pakete an den diversen Stellen abzugeben, gingen wir dann auch brav durch die Haustür ohne das Eichhorn zu stören. Wir verlängerten unseren Weg und kauften noch im örtlichen Supermarkt das Abendessen der nächsten Tage ein. Als wir wieder zurückkamen, hatte wohl auch das Eichhorn ausgeschlafen und sich auf den Weg zu seinem Kobel gemacht.
Das war dann aber auch schon das Highlight der Woche bis hierher. Neben der tollen Person, die ich gerade beraten darf.
27.11.2022 – Lebensfreude und Herzenswärme
Die Dame ist 84 Jahre alt. Sie ist seit 61 Jahren verheiratet. Sie hat drei Kinder groß gezogen. Sie alle durchs Abitur gebracht. Sie hat in ihrem Leben schon sehr viel erlebt und betreibt noch immer ein kleines eigenes Business.
Wir waren alle sehr beeindruckt von der Dame. Von ihrer Geschichte, die sie uns erzählte. Die uns erklärte, während sie erzählte, wie wichtig unsere Arbeit für die Gesellschaft ist.
Als sie sich von uns verabschiedete, wurde uns bewusst, wie wichtig es ist, dass wir „Jungen“ den „Älteren“ zuhören. Wie wichtig ihre Erfahrungen für alle Generationen nach ihr sind. Wie glücklich wir Frauen uns schätzen dürfen, dass wir niemanden mehr um Erlaubnis fragen müssen, um arbeiten zu dürfen. Das wir nicht heiraten müssen, weil wir sonst in dieser Gesellschaft keine Anerkennung erfahren.
Ihre Geschichte machte mir auch bewusst, wie fragil unsere Gesellschaft ist und wie schnell es gehen kann, dass wir Frauen in dieser Welt unsere Stimmen verlieren können.
Sie erzählte uns einen kleinen Teil ihrer Lebensgeschichte, die sicherlich keine leichte war, mit soviel Wohlwollen und Herzenswärme, dass wir alle innerlich unseren Hut vor dieser Dame zogen.
Besonders mochte ich die Aussage: „Die führen eine ganz moderne Ehe. Die sind ja nicht verheiratet.“
So hatte ich das Zusammenleben zwischen mir und MonAmour noch nicht betrachtet. Eben alles eine Frage der Perspektive.
Später fragte ich mich, ob ich denn, wenn ich mal 84 Jahre bin, auch mit soviel Wohlwollen und Herzenswärme auf mein Leben blicken werde?
Neues von der Post
Mit wenig Wohlwollen und Herzenswärme blickte ich auf das Paket, welches die Post am Freitag brachte. Zumindest versprach der Zettel im Briefkasten, den ich am Abend zur besten Fernsehzeit aus dem Briefkasten mit der restlichen Post herausholte, ein Paket am „gewünschten Ablageort“. Der gewünschte Ablageort befindet sich eigentlich hinterm Haus. Dort war jedoch nichts. Auch all die anderen (angeblich) „gewünschten Ablageorte“ (halt da wo wir in letzter Zeit Pakete und Päckchen fanden) waren leer. Kein Paket.
Im Haus begrüßte ich erst MonAmour, dann fragte ich nach dem Paket. Nein, bei ihm ist nichts angekommen, meinte er. Immerhin war zumindest DPD so freundlich und hatte wohl geklingelt, da das Paket für seinen Vater im Wohnzimmer stand. Nur das von der Post, war nirgends zu entdecken. Auch nicht auf der zweiten Runde.
Am Samstagmorgen ging ich nochmal ums Haus. Und tatsächlich unter einem der geparkten und verpackten Autos lugte eine Ecke eines Kartons heraus. Ich zog das Paket unter dem Auto hervor. Die eine Ecke war von der Feuchte der Nacht bereits durchweicht. Meine Gedanken kämpften sehr miteinander. Annehmen oder genauso wie gefunden direkt zur Post fahren? Handelte es sich doch um mein Weihnachtsgeschenk an mich. Was wenn es durch die Kälte und Nässe schaden genommen hatte?
Ich fotografierte den Zustand des Pakets, was mir im Beschwerdefall nicht viel bringen würde. Packte das Paket aus. Das Gerät war ja nochmal verpackt und hatte soweit es ersichtlich war keinen Schaden genommen. Auch eine spätere Inbetriebnahme zeigte keine Schäden.
Meine Herzenswärme und mein Wohlwollen für den Postboten sank von 10 auf Null. Noch immer überlege ich, ob ich mich nicht beschweren soll. Ich glaube allerdings nicht, dass es was bringt.
Meister im Verstecken
Was mich besonders ärgert, ist die Tatsache, dass MonAmour den ganzen Tag zuhause war. Der Postbote hätte nur klingeln brauchen. Doch auch diese Mühe, machen sie sich nicht mehr. Dafür finden sie lieber sehr kreative Ablageorte.
Vielleicht war es ja auch der Osterhase, der das Paket brachte. Der ist ja bekanntlich Meister im Verstecken.