Am 29.04.2022 liegt in meiner Inbox eine Nachricht mit der Überschrift „Unser April geht nur noch bis morgen“. Ei, sowas. Was Werber alles so dichten.
An diesem Tag wurde holten wir das Wohnzimmerregal mit Schrankelementen aus dem Haus. Wir hatten es irgendwie so getroffen, dass die neuen Hausbesitzer offensichtlich da waren und doch kurz weg. Wir zerlegten als das Regal in seine Einzelteile. Als wir dann das zerlegte Regal so vor uns hatten, guckten wir uns an und sinnierten, ob wir es nicht einfach wieder zusammenbauen und doch lieber da lassen. Schließlich packten wir es denn doch ein. Da es auch zerlegt nicht in das Raumwunder passte, fuhren wir insgesamt dreimal.
Nach der ersten Fuhre trafen wir dann auf die Fast-neuen-Hausbesitzer. Wir kündigten uns mit rufen an, als wir dis Haus betraten, sie riefen zurück. Kleines Geplänkel in Flut und Wohnzimmer. MonAmour trug derweil mit dem Mann ein paar Teile zum Auto.
Bei der dritten Ladung wurde es dann seltsam. Die neuen Hausbesitzer hatten Besuch bekommen, tranken Sekt und führten durchs Haus. Wir luden derweil das Auto mit den Resten ein. Da sie mit den Freunden noch ausgingen verabschiedeten wir uns lose.
Es war sehr seltsam mitanzusehen, wie sie mit der gleichen Begeisterung wie wir durch das Haus führten, wie sie all unsere Lieblingsplätze dort zeigten, weil es auch ihre Lieblingsplätze sind. Mit welchem Stolz und Freude sie ihr neues zukünfiges Zuhause zeigten. Ich war ehrlich froh darüber etwas zu tun zu haben. Und noch einen Plausch mit dem Nachbarn zwei Garagen weiter halten zu können.
Dann hatten wir das Haus nochmal für uns. Eigentlich wollte MonAmour nochmal Pizza auf der Terrasse essen. Ich merkte jedoch, dass mich die Emotionen des Abschieds überwältigten, so dass ich zur Abgabe des restlichen Schrankes beim Schwieger drängte und auf unser Grillfleisch im Kühlschrank hinwies.
Es war noch nicht die letzte Runde durch das Haus und auch noch nicht der letzte Blick aus dem Dachzimmer raus. Eine oder zwei Abschiedspizzen werden wir noch auf der Terrasse, sofern das Wetter die Woche mitspielt, einnehmen können. Dann wird es den vielleicht letzten Rundgang bei der endgültigen Schlüsselabgabe geben.
Was sie in den Filmen nicht erzählen
Kennen Sie diese Filme, in denen Menschen plötzlich viel Geld oder/und Haus erben, weil sie irgendwas getan haben, was die liebe Verwandtschaft nicht getan hat? Was in diesen Filmen immer, wirklich immer verschwiegen wird, ist die Erbschaftssteuererklärung. Da gibt es dann verschiedene Steuerklassen und Beträge und Prozentsätze nach denen sich die Erbschaftssteuer richtet.
Da ist dann von Erblasser, Erwerber und Vermächtnisnehmer die Rede. Insgesamt sind es drei Formular, durch die Frau und Mann sich arbeiten darf. Ein Hoch auf das Internet, dass wir dann gerne mal als Übersetzer für dieses Amtsdeutsch nutzen.
Erwerber, so lernte ich, ist der Erbe und der Vermächtnisnehmer. Vermächtnisnehmer ist derjenige, dem ein Gegenstand, Geld oder/und Immobilie vor dem Tod oder im Testament vermacht wird, der aber nicht als Erbe bezeichnet wurde. Also, so kann ein Vater seine Tochter als Alleinerbin einsetzen, jedoch dem Sohn ein Grundstück vermachen. Damit ist die Tochter Erbin und Erwerberin und verpflichtet nach dem Erbe dem Sohn, Erwerber und Vermächtnisnehmer, das Grundstück zu überlassen.
Als Erwerber bzw. Vermächtnisnehmer muss man dann aufführen, was man an Werten alles erbt bzw. vermacht bekommen hat. Darunter fallen auch Schenkungen. Wichtig bei Häusern und Grundstücken sind die Grundwertbescheide, die man irgendwann mal bekommen hat für sein Haus und Grundstück, auf denen der Einheitswert geschrieben steht. Wichtig sind auch noch der Bodenrichtwert pro Quadratmeter, die Flurnummern und zuständigen Finanzämter sowie die Steueridentifikationsnummern aller Beteiligten, auch des Erblassers (das ist der/die Verstorbene). MonAmour und ich saßen dann also über dem Mantelbogen und weiteren dazugehörigen Fomularen, die wir für den Schwieger ausfüllten, damit er nur noch unterschreiben braucht.
Auf meiner ToDo-Liste steht jetzt noch der Punkt „Grundwertbescheid in den Nachlassordner einfügen“ und „Flurstücksnummer und Bodenrichtwert ermitteln“.
Aufgrund des Verwandschaftsverhältnisses ist der Schwieger und die kleine Schwiegerschwester Steuerklasse II. Der Freibetrag sind für jeden 20 000 Euro. Alles darüber wird versteuert.
In den Filmen erzählen sie auch nicht, wie die Erben und Vermächtnisnehmer – ohne Barmittel und mit wenig Freibetrag – die Erbschaftsteuer begleichen. Da sind alle nur Happy.