Immer wieder wache ich auf. Jedesmal der gleiche Gedanke: Noch immer nicht hell. Irgendwann verändert sich der Gedanke: Heute wird wohl nicht hell. Würde zum Karfreitag passen. Die Vögel haben schon längst ihr Konzert draußen begonnen. Ihr Gesang wird von immer mehr Vogelstimmen begleitet.
Irgendwann ist es dann hell. Hell genug um aufzustehen. Karfreitag. Feiertag. Trotzdem: Schreibtischarbeit. Der Himmel wird zunehmend weiß-blau. Die Sonne scheint. Ich schreibe eine Mail zu Ende. Ich musste eine Nacht drüber schlafen.
Fröhliche Paketsuche – Schnitzeljagd mal anders
Der Lieferdienst war wohl schon im Osterfeiertagsmodus und dachte sich, soll sie doch ihr Paket suchen, vielleicht findet sie es rechtzeitig.
Vor ein paar Tagen habe ich Biofleisch bestellt. Der Lieferdienst bisher zuverlässig. Nur diesmal lief da gründlich was schief. Die Lieferung schaffte es nicht bis zu mir nach Hause. Die Lieferung wurde einfach im Paketshop im Nachbarort abgegeben. Keine Benachrichtigung im Briefkasen. Weder analog noch digital. Die Lieferung wäre am Mittwoch schon da gewesen. Nur weil ich mich wunderte, dass auch am Donnerstagvormittag nichts kam und sich neben dem Paket kein weiteres gesellt hatte, als ich den gewünschten Ablageort aufsuchte (wir waren Vormittags unterwegs), drückte ich am Nachmittag auf den Link des Bestellhinweises, dass meine Lieferung bald käme. Die Seite des Lieferdienstes zeigte mir einen Link an, dem sollte ich folgen, um zu erfahren, wo mein Paket sich befindet. Leider funktionierte weder die Sendungs- noch die Referenznummer, um den genauen Standort des Pakets zu erfahren. Erst durfte ich lesen: Ihrer Referenznummer beziehungsweise ihre Sendungsnummer wurde nicht erkannt. Äh, Copy und Paste?! Ich schon sehr gereizt, MonAmour der Ruhepol schlechthin. Probier es nochmal. Also nochmal probiert, dann stand da: Ihr Paket befindet sich in Deutschland (wow) – Nürnberg (immerhin). Mehr erfuhr ich allerdings nicht.
Also rief ich die angegebenen Telefonnummer an. Dort teilte mir der wirklich sehr freundliche Mann mit, dass meine Lieferung im Paketshop im Nachbarort steht. Ich war zu kontrolliert und zu sehr darauf bedacht freundlich zu bleiben, innerlich hatte ich Aprilwetter: Irgendwas zwischen Verzweiflung, Wut, Ärger und Fassunglosigkeit. Mir wurde noch mitgeteilt, dass ich es bis 18 Uhr abholen könnte. Eine Stunde vor Feierabend.
15 Minuten später
Ich sprang ins Auto. Fuhr in den Nachbarort. Eigentlich haben wir eine Paketfiliale bei uns im Ort. Endlich an der Reihe, sagte ich, dass ich mein Paket haben möchte. Benachrichtigung habe ich keine, fügte ich noch hinzu. Die sehr junge Frau, fragte wissend „Express-Sendung?“ „Ja“. Dann, kramen hinter der Wand mit den ganzen Postangeboten. Da war es dann mein Paket mit Biofleisch. Das natürlich nicht mehr gekühlt war. Vom Biofleisch zum Gammelfleisch. Auf 36 Stunden Kühlung sind die Kühlakkus eben nicht ausgelegt.
Was tun?
Weil ich erstmal nicht wusste, was ich mit dem Fleisch jetzt mache, fror ich es ein. Es widerstrebte mir sehr, das teuere mal gute Biofleisch vom Sattelschwein und Weiderind deren Bauern mir namentlich bekannt, einfach dem Müll zu übergeben.
Am wenigsten konnten ja die Menschen was dafür, bei denen ich mein Biofleisch bestellte. Warum allerdings vom Lieferdienst keine Benachrichtigung kam, keine Ahnung. Trotzdem schrieb ich eine Mail. An die Menschen, die das Paket versand hatten. Schilderte den gesamten Verlauf. Sachlich. Mir war die Information wichtiger. Sprach auch nicht von Ersatzleistungen oder anderen Unverschämtheiten. Sie konnten ja nichts dafür. Vielleicht war es meine Sachlichkeit, die Schilderung des Hergangs, die Zuverlässigkeit, die ich erwähnte bei den anderen Lieferungen. Vielleicht auch, weil ich keine Regressforderungen stellte. Ich weiß es nicht.
In der Antwort Mail bot man mir an, die Bestellung nochmal zu schicken. Zudem werde man sich mit dem Lieferdienst in Verbindung setzen. Ich bekomme jetzt die Lieferung nochmal. Wieder an einem Donnerstag. Wieder werden wir Vormittags nicht zuhause sein. Doch diesmal bin ich darauf vorbereitet. Ich werde den Sendungslink aus dem Bestellhinweis bei mir tragen. Werde darauf vorbereitet sein, dass ich wieder einmal die Nummer vom Lieferdienst wählen muss, weil mir die Internetseite erzählt, dass meine Paket irgendwo in Deutschland – Nürnberg zu finden ist. Fröhliche Ostereiersuche.
Ostereier
Nach der Mail und ein wenig Schreibtischarbeit packte ich aus den verschiedenen Paketen, die im Laufe der Woche kamen. Ein Kaffeepaket und ein Schokoladenosterfreudenpaket, Ostermitbringsel. Ein Teil der Schokoladeneier und -hasen ist für die kleine Schwiegeschwester, ein anderer Teil, der mit dem Biokaffee, für das Personal von der Schwiegerschwester. Ein ganz kleiner Teil für den heimischen Osterteller.
Coronaupdate
Der Besuch bei der kleinen Schwiegerschwester findet allerdings erst nach Ostern statt. Deshalb hatte sie heute Besuch vom Gemeindepfarrer. Der dann am Abend bei uns anrief, um uns mitzuteilen, dass Besuche im Heim wohl nicht gehen wegen einem Coronafall, wohl aber Spaziergänge mit den Senioren. Er besucht ja seit den hohen Inzidenzien nicht mehr, sondern geht mit den Menschen lieber flanieren. Uns erschloss sich zwar noch nicht, worin der Unterschied der Kontakte besteht, wenn ich die kleine Schwiegerschwester unten in empfang nehme, statt dass sie mich oben in ihrem Zimmer in Empfang nimmt, aber gut, ich muss auch nicht alles verstehen. Ob ich sie jetzt unten anstecke oder oben, die Auswirkungen dürften die gleichen sein. Beides Mal geht ein Virus durch die Gänge. Noch dazu muss ich nicht getestet sein, wenn ich mit der kleinen Schwiegerschwester spazieren gehe. Wenn ich rein will schon. Nein, ich muss das nicht verstehen.
Möbelrücken
Gegen Nachmittag fuhren wir zum Haus. Dort stehen noch ein paar Möbelteile, die ich gerne behalten möchte. Der Notartermin ist auf einmal in unmittelbare Nähe gerückt. Von Ende April auf nächste Woche, wenn alles klappt. Das bedeutet jetzt aber auch, dass in den nächsten zwei Wochen die Möbel, die wir behalten wollen raus müssen. Und so holten wir gestern die zwei Kommoden raus, die wir jetzt erstmal beim Schwieger unterstellten. Hier müssen erst noch die Kisten einen Platz finden. Der Sekretär, der zur Kommode gehört, steht noch drüben. Der braucht ein größeres Auto. Der passt um zwei Zentimeter nicht in den Polo. MonAmour maß gleich zweimal nach. Leider wollte er auch mit gut zureden nicht um zwei Zentimeter wachsen.
Das Bett steht noch immer da. Noch immer hat da auch jemand Interesse dran. Noch immer gestaltet sich die Kommunikation schwierig. Es folgt eine Info, dann eine Antwort von uns, dann ist wieder Funkstille. Eigentlich möchten wir das komplette Bett samt Nachtkasten gerne weg haben bevor wir es zerlegen und umziehen müssen.
Es gibt noch ein paar Unsicherheiten. Die Esszimmerstühle und der Tisch. Da wissen wir noch nicht, was wir damit machen. Vielleicht stellen wir das Ensemble auch erstmal beim Schwieger unter. Entscheidungsverlagerung. Der Rest geht vermutlich zum Gebrauchtwarenhof, falls ihn spontan keiner abholt. Die Waschmaschine macht jetzt einen älteren Herren glücklich. Sie wurde Donnerstagvormittag abgeholt.
Der Karfreitag endete mit einer Pizza von gegenüber auf dem Balkon der Tante ihrem Haus.