Die Qual der Wahl
Heute also Coaching. Heute legen wir die Themen fest. Die Auswahl ist groß. Es regnet. Das Büro der Coachin ist mitten in der schönen Altstadt Nürnbergs. Vom Parkhaus, in dem ich mal einen Stellplatz gemietet hatte, drei Gehminuten entfernt. Ich bin ein wenig aufgeregt.
Im Termin legen wir die Themen fest. Nebenbei bekomme ich auch gleich erklärt, wie es sich mit dem nebenher verdienen und dem Arbeitslosengeld verhält. Es gab da einen Punkt, den ich da noch nicht verstanden hatte. Jetzt wo ich weiß, wie ich es handhaben könnte, ist alles nicht mehr so dramatisch, sondern eigentlich ganz einfach. Das hat mir jetzt Mut gemacht, tatsächlich auch mal einen Versuchsballon zu starten. Einfach mal gucken, was passiert.
Heimspiel
Da ich in die Altstadt muss, parke ich im Parkhaus am Hauptmarkt. Nach dem Termin gehe ich noch ein wenig spazieren. Überlege kurz, ob ich die Ex-Kollegen besuchen soll. Dazu müsste ich ja nur über den Hauptmarkt gehen. Entscheide mich dagegen. Ich habe keine Lust auf, die Fragen „Wie geht es Dir?“ (ehrliche Antworten, die nicht der Erwartung entsprechen, irritieren die Menschen nur) und „Hast du schon eine Arbeit? Ach, was immer noch nicht? Wo doch gerade Fachkräftemangel herrscht, überall wird gesucht.“ „Wie du genießt die Auszeit, naja, wer’s sich’s leisten kann“ Oder „Das geht so einfach?“ Nein, ich hätte nicht über meine Idee aufgeklärt. MonAmour, die gute Fee, Sie und ich wissen Bescheid. Momentan reicht das. Da ich noch mehr Gelegenheit haben werde in der Nähe zu sein, verschiebe ich diesen Besuch auf eine spätere Zeit im Jahr. Schließlich möchte ich dort dann auch mal Werbung für mich machen. Ach, ich berechnendes Wesen. Falls ich nach dem Coaching immer noch „Gründen“ möchte.
So genieße ich einfach nur den kleinen Spaziergang im Regen und lasse den Termin nachwirken. Mir geht es gut, die Welt ist schön. Noch immer fühlt es sich richtig an. Neben all den Unwägbarkeiten und Unsicherheiten.
Im Parkhaus betritt eine Frau zeitgleich mit mir den Raum mit den Ticketautomaten. Ich kämpfe noch mit Maske, beschlagener regennasser Brille, bin also gerade blind, als sie mich fragt, wo man denn hier das Ticket reinschiebt. Gute Fragen, nächste. Zeitgleich finden wir den Schlitz. „Was? Soviel? Sechs Euro für zwei Stunden!“ Sie dreht sich zu mir um. „Das ist ganz schön teuer.“ Ich nicke verständnisvoll. Erkläre, dass hier alle Parkhäuser so teuer sind, und es durchaus günstigere Städte gibt. Ich gebe ihr noch den Tipp, doch mal bei den Sebalderhöfen zu gucken. Ich meine, mich zu erinnern, dass es da günstiger war. Wir verabschieden uns. Sie geht rechts, ich links rum.
Kommunikationsschock
Gestern erst vom „Nicht mein Sympathie Highlignt“ gehört, heute vom Kommunikationsschock. Im Radio bringen sie einen Beitrag zu Harold Garfinkels Forschung. Zu Beginn von den Kollegen als Klamauk bezeichnet, heute wegweisend für die Kommunikationsforschung. Wer also auf die Frage „Wie geht’s“ ehrlich antwortet, verstört die Menschen. Wer auf einer Party, auf die Frage „Und, was machen Sie so?“ Erzählt, dass er Einbrecher und Erpresser ist, ab und an Autos knackt, verhält sich zwar ehrlich, aber nicht Erwartungsgemäß. Ein interessanter Beitrag zu Rollen und Alltagserwartungen. Leider weder als Manusskript noch als Podcast verfügbar.
Rezertifizierung
In der Inbox eine Mail. Die Mail liest sich zuerst wie ein große ABER, doch es ist eine Glückwunschmail. Alle, wirklich alle Kolleginnen meiner Arbeitsgruppe (auch ich :-)), wurden Rezertifiziert. Genial. Ich feiere dies mit einem Glas Sekt.
Vorbilder – Modelle
Wikipedia sagt dazu:
„Vorbild ist eine Person oder Sache, die als richtungsweisendes und idealisiertes Muster oder Beispiel angesehen wird. Im engeren Sinne ist ein Vorbild eine Person, mit der ein – meist junger – Mensch sich identifiziert und dessen Verhaltensmuster er nachahmt oder nachzuahmen versucht.“
Wikipedia
Es gibt da eine Referentin, die mir sehr gut gefällt. Die es schafft, Praxis und Theorie zu verbinden sowie anschaulich, informativ und mit Beispielen zu vermitteln. Ich weiß, von mir, dass ich Modelllernerin bin. Gerade bin ich dabei zu lernen, wie ich meine eigene Art und Weise, Praxis und Theorie zu verbinden, noch anschaulicher, noch informativer, noch beispielhafter vermitteln kann. Vor allem sehe ich, und ich glaube das ist es, was mich an ihr so fasziniert, die professionelle Arbeit, das fachliche Wissen, welches sich hinter der Leichtigkeit verbirgt mit der sie scheinbar die Themen vorträgt. Es ist diese Professionalität, die mich antriggert, die mich lernen lässt, meine eigene Professionalität zu optimieren und auf einen weiteren höheren Level zu bringen. Das nennt man dann Weiterentwicklung. Und ja, sie dient mir gerade als Vorbild, als Modell.
Einzelkämpfer
Als Einzelkämpfer, und in diesem Beratungs-, Fortbildungs- und Prozessbegleitungsfeld, ist man ja oft Einzelkämpfer, konzipiert man so seine Themen und Veranstaltungen vor sich hin. Weiß nicht so recht, ob man damit trifft oder vielleicht doch total daneben liegt. Ist von seiner eigenen Selbstwahrnehmung abhängig und der Fremdwahrnehmung der Teilnehmer. Immer sind da tausend Fragen. Passt die Struktur, der Ablauf? Geh ich zu sehr in die Tiefe, ist es zu oberflächlich? Passen die Beispiele? Habe ich die richtigen Methoden gewählt? Worauf muss ich besonders achten? Bei neuen Themen oder Themen, die ich mir erarbeite, stellen sich dann wieder andere Fragen. Habe ich das Thema durchdrungen? Kann ich es vermitteln? Habe ich passende Methoden dazu? Inzwischen kommen noch weitere Fragen hinzu. Wo gibt es Verknüpfungspunkte zum Alltag der Teilnehmerinnen? Welche Verknüpfungen gibt es zu anderen Themen? Wo schaffe ich die Verbindungen, wann wird es zuviel?
Glücklich, wer Kolleginnen hat, denen er mal das Konzept vorstellen kann. Das Konzept ist das eine, das andere ist die eigene Art und Weise der Vermittlung, die eigene Persönlichkeit. Wer das große Glück hat, einen Tadempartner zu haben, kann sich da dann Feedback einholen. Super, wäre natürlich ein Coach, der einen begleitet, aber das muss man sich auch erst einmal leisten können, am wollen scheitert’s meist nicht.
Netzwerke
Vernetzungen zu Kollegen sind wichtig. Sich austauschen können, mal frei von der Leber weg, einfach erzählen, von Problemen, von schwierigen Teilnehmern, neue Methoden kennenlernen, neue Ideen für die eigene Praxis mitnehmen. Dafür braucht es aber auch Menschen, denen man vertraut. Sich traut, sich zu öffnen, sich traut zu sagen, was einen bewegt, wo die Probleme, die Schwierigkeiten sind, auch mal zugeben können, dass man davon null Ahnung hat. Bei manchen Menschen gelingt dies, bei anderen ist man da eher vorsichtiger. Mit manchen Menschen klappt es gut, sein Wissen zu teilen und voneinander zu profitieren. Denn sie teilen auch gerne ihr Wissen. Andere sind da eher bedeckt. Schade, dabie könnte man voneinander und miteinander lernen.
Turnstunde
Draußen vor dem Fenster turnen die Sperlinge und Meisen in den Kastanien und der Weide herum.
So, Zeit den Grill anzuschüren. Den restlichen Schweinebauch grillen. Dazu Pommes aus dem Backofen. Ich trinke noch ein Glas Sekt. Dann ist gut.