In der Supervisionsrunde spricht eine Kollegin den derzeitigen Zustand in den KiTa’s an. Verkürzte Öffnungszeiten, zeitweise Schließung wegen Personalmangel. Leitungen am Limit, die neben der Aufrechterhaltung des Betriebs versuchen ihre Mitarbeiter*innen zu motivieren, damit diese weder zusammenklappen noch kündigen. Mitarbeiter*innen am Limit, die nur noch Ruhe haben möchten, die gerne wieder mit den Kindern arbeiten wollen, statt nur Aufbewahrung.
Die Wissenschaft warnt schon länger. Inzwischen gibt es ein Positionspapier unterschrieben von 150 Wissenschaftler*innen. Auf dem Erzieherkanal auf YouTube wurde es verkürzt zusammengefasst. Das Kita-System steht kurz vor dem Kollaps. Der Link führt zu YouTube.
Es werden Quereinstiegsprogramme aufgelegt. Erzieherausbildung light. Auch diese werden vom Verband Kita-Fachkräfte fachlich fundiert kritisiert. Hier geht es zum Artikel: Bayern mit Quereinstiegsprogramm.
Eine Lösung nicht in Sicht. Es fehlt an Kita-Plätzen und an Fachkräften.
Kinder sind unser höchstes Gut. Angesichts das Zustands an Kitas und Schulen eine leere Formel. Wer das beste für seine Kinder möchte, der möchte dass sein Kind gut behandelt wird, der möchte gut ausgebildete Fachkräfte, die wissen was sie tun, die feinfühlig auf die Kinder eingehen. Wer jedoch unter Dauerstress steht, handelt aus seinem Stresssystem heraus und mit seinen Stressmustern. Da ist dann Aus mit reflektierten feinfühligem Handeln und eingehen auf die Kinder. Im schlimmsten Fall enden Fachkräfte im BurnOut und Kinder tragen traumatische Erlebnisse davon, die irgendwann sich Bahn brechen und im späteren Leben zu heftigen Schwierigkeiten führen können.
Wer kurzfristige Lösungen durch Quereinsteiger*innen sucht, der darf diese in der Praxis später nicht alleine lassen. Ich möchte die Quereinstiegsprogramme nicht verteufeln. Doch wer selbstreflektierte Menschen in pädagogischen Berufen haben möchte, der muss auch für Weiterbildungen und Supervision/Coachingangeboten in den Einrichtungen sorgen. Da darf es keine „Billig-will-ich – Lösung“ geben. Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, der sollte seine Themen kennen, seine wunden Punkte, damit er eben auch pädagogisch professionell handeln kann, auch in stressigen Situationen.
Seelische Verletzungen sind schnell passiert. Sie brennen sich in das Gehirn ein und sind ebenso schmerzhaft wie körperliche Prügel. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin mir sicher, dass es dort draußen viele Menschen, die sich für den Erzieherberuf entschieden haben, für alle Kinder das beste wollen. Darunter sind viele Menschen, die wertschätzend, feinfühlig responsiv auf Kinder eingehen. Keine Frage. Doch es gibt eben auch die stressigen Situationen, Kinder, mit herausfordernden Verhalten, Kinder mit Auffälligkeiten, die mehr Aufmerksamkeit brauchen. Wenn Kitas zu „Bewahranstalten“ werden, wenn Fachkräfte ständig unter Strom stehen, dann sind die Kinder die Verlierer.
An diesem Tag fahre ich sehr nachdenklich nach Hause. Das Thema wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen.