In letzter Zeit ist dieses Aufstehen mühsam. Es gibt so Tage, da möchte ich gerne einfach nur liegen bleiben. Ging aber nicht. Termin auf der Bank mit dem Schwieger.
Während des Banktermins denn auch mit dem Schwieger besprochen, dass ich mich beim Amt als Co-Betreuerin eintragen lasse. Nächste Woche also dann auch genauere Klärung mit dem Amt über dieses Anliegen. Sollte dem Schwieger irgendwas passieren, sind wir damit in Bezug auf die kleine Schwiegerschwester wenigsten handlungsfähig.
Wir waren aufgrund von Ferienzeit (erstaunlich wie wenig Verkehr da ist) etwas zu früh da und hatten Zeit ein wenig spazieren zu gehen.
Nach dem Termin fuhren wir zum Schwieger, um das OpaAuto aus der Garage zu holen. Dieses stand nun schon fünf Jahre ohne Bewegung und TÜV herum. Mithilfe von Kurzzeitkennzeichen fuhren wir zur Prüfstelle. Immer wieder eine Freude, TÜV-Prüfer in Verzückung zu sehen. Auch ein weiterer Besucher bewunderte das Auto aus der Nähe. Besucher: „Wunderschönes Auto. Wie neu.“ TÜV-Prüfer: „Auch von Innen. Musst mal gucken.“ Der „Opa“ ist inzwischen 37 Jahre alt.
Trotz der fünf Jahre Standzeit, keine Mängel. Da das Wetter uns ebenfalls sonnig gewogen war, machten wir diesmal die Ausfahrt mit der hübschen Strecke rund um Rothenburg ob der Tauber über Leutershausen und Schillingsfürst.
Die Stadt Leutershausen weckt immer wieder Erinnerungen an die Konfirmandenfreizeiten. Einst selbst als Konfirmandin an der Freizeit teilnehmend, fuhr ich ein paar Jahre später als Leiterin mit. Obligatorisch der Besuch in Sachsen. Sehr viele Jahre später besuchte ich in Leutershausen mit MonAmour das Gustav Weißkopf Museum.
MonAmour hatte ganz spontan einen Termin auf der Zulassung ausgemacht. Heute Morgen also einen Spaziergang zur Behörde. Wir haben das große Glück eines kleinen Amtes in unserem Dorf zu haben.
An der Tür begrüßt uns ein Security-Mann. Er lässt nur Menschen ein, die einen Termin haben. Den Hinweis, dass nur MonAmour in die Amtsstube darf nehmen wir wohlwollend zur Kenntnis. Das haben wir schon immer so gemacht, wenn ich ihn denn begleitet habe. Der Sicherheitsmann an der Tür ist auch gleichzeitig FAQ-Mann.
„Ich möchte einen Reisepass für meine Kinder beantragen?“, wird er gefragt. Er: „Haben Sie einen Termin?“ Sie: „Nein. Ich möchte eigentlich so einen Zettel ausfüllen.“ – „Dann kommen Sie mal mit“, sagte er und reicht der Dame mit den zwei Kindern einen Zettel und führt sie zum Stehpult.
„Wir möchten gerne… „, erklärt ein älteres Ehepaar. – „1. Stock Zimmer ….“, die Antwort.
Besucher: „Muss man bei Ihnen Maske tragen?“ – Sicherheitsmann: „Leider nein.“
Nächste Besucherin: „Brauchen wir eine Maske?“ – Sicherheitsmann: „Das wäre schön.“
Hat in beiden Fällen leider nichts bewirkt.
Weiterer Besucher: „Wo kann ich denn…?
Er: „Da Vorne die Treppe runter, linke Seite“
Ausgeflogen
MonAmour hat alles erledigt. Wir wählen den Heimweg an Sportplatz und Schule vorbei. MonAmour weiß anscheinend genau warum es mich Richtung Wiesengrund zieht. Statt auf der rechten Seite laufen wir an der linken Seite entlang. Doch bereits am Ende der Brücke können wir sehen, dass die Wiese leer und die Storchenkolonie, die in den letzten Tagen die Wiese bevölkerte, weitergezogen ist. Wir wechseln ebenfalls die Straße und wandern heimwärts.
Die Welt braucht Zeit
Ein Interessentin für angebotene Ware meldete sich. Innerhalb einer Stunden hatten wir den Kauf perfekt, das Paket geschnürt. In unmittelbarer Laufnähe hat es inzwischen und seit neuestem im „Zeitungslädle“ auch eine Paketannahmestelle. Und haste nicht gesehen, schon war ich mit dem Paket dort. An das letzte Mal kann im mich schon gar nicht mehr erinnern. Zwischenzeitlich steht auch ein anderer Mitarbeiter hinter der Theke. Gut abgeschottet hinter Plexiglas. Ich war wirklich schon länger nicht mehr da.
Zufällig ist ja heute Donnerstag. Donnerstag ist „Zeit“-Tag. Vor gut 30 Jahren las ich regelmäßig „Die Zeit“ und kaufte diese immer Donnerstags im Zeitungslädle. Ja, so lange gibt es dieses Lädchen schon. Da ich zufällig schon mal da war, nahm ich aus einem Impuls heraus auch gleich „Die Zeit“ mit. Legte diese unter der Plexiglasscheibe durch. Der Verkäufer „Ach, die Welt – Quatsch „die Zeit“. Ich: „Naja, ob Welt oder Zeit“. Die Dame, die mit mir im Raum war, dann „Die Welt braucht Zeit“. „Ja“, sagten wir „viel Zeit“. Wir hätten jetzt noch eine Weile philosophierend dem Gedanken nachgehen können. Beließen es jedoch dabei. Dafür widmete er sich lieber meinen kleinen Paket und gab mir den Einlieferungsbeleg.
Ich zog zum nächsten Laden, der seit heute wieder aus dem Betriebsurlaub zurück ist, und folgte spontan, ich war bereits daran vorbeigezogen, einem weiteren Impuls und kaufte neben Salat auch die Zutaten für den Salat ein. Auch den Gemüseladen gibt es schon seit über 30 Jahren. Eigentlich solange, wie diese Ladenzeile besteht*. Inzwischen zwar mit neuer Inhaberin und neuer Besatzung, ist aber immer noch ein Gemüseladen, der frisches Gemüse aus dem Knoblauchsland aus eigenem Anbau verkauft. Das „frische“ Obst kommt überwiegend aus Deutschland und damit aus der Region, es hat aber eben auch Obst, welches aus weit her kommt.
*Die Ladenzeile ist mit dem Wohnhaus in meiner Jugend entstanden und dürfte zwischen 35 und 44 Jahre alt sein. So ganz genau, weiß ich es nicht mehr.
Neues von der Post
Letztens fragte der Landschaftsgärtner bei uns nach, ob wir eigentlich noch Post bekommen. Nun ja, sporadisch, lautete unsere Antwort darauf. Ich verfolgte die Unterhaltung nicht weiter, da ich einen Termin hatte.
Dafür durfte ich letztens Zeugin seltsamer Logistik werden. Inzwischen kommen die Postangestellten getarnt in einem Servicemobil einer Meister-Werkstatt vorgefahren. Anhand ihrer Uniformen erkennt man jedoch noch, dass es sich um Postangestellte handelt. Wobei die Frage „Sind die Echt?“ damit durchaus berechtigt ist. Da der Schreibtisch noch so steht, dass ich zum Fenster rausschauen kann beim Denken, sah ich der Logistik verwundert zu.
Das getarnte Postauto hielt gegenüber. Die Frau steigt mit vielen Briefen in der Hand aus. Sie bewegt sich zu meinem Briefkasten. Ich bewege mich daraufhin auch zum Briefkasten, um den Brief zu holen, nicht dass der wieder verschwindet. Lese den Empfänger und stelle fest, der Brief gehört weder mir noch in diese Straße. Ich gehe also zum getarnten Postmobil und warte geduldig bis die Postfrau, die Briefe in die Briefkästen der beiden Häuser verteilt hat. Ich gebe ihr also den Brief wieder zurück mit den Worten: „Bitte entschuldigen Sie, aber der Brief gehört mir nicht. Das ist auch eine ganz andere Adresse“. Immerhin die Nummer stimmte schon mal. Das sagte ich aber nicht dazu. Sie: „Ach der Kollege, hat das wohl falsch eingeworfen, der kommt sicherlich gleich, der ist noch unten. Vielleicht hat er ja Post für Sie dabei. Ich hab hier nichts für Sie“.
Während ich verwundert zurück ins Haus ging, fragte ich mich, welchen Kollegen sie meinte. Ich hatte nur sie gesehen. Nach einer Weile kam tatsächlich ein Postmann die Straße lang. Scheinbar hatte sie diesen zuvor ausgesetzt, damit dieser die Briefkästen der Häuser unterhalb unserer Straße füttert. Sie hat ihn dann auch gleich angeblafft, was ich ziemlich interessant fand, da ja eigentlich sie den Brief in meinen Briefkasten befördert hatte. Jedenfalls stiegen beide wieder ins Fahrzeug ein. Um exakt zwei Meter weiter vor dem Haus, deren Briefkästen sie eben noch mit Briefen gefüttert hatte, nun mit Paketen zu beglücken. Nachdem dies geschehen war, fuhren sie die Straße weiter hinauf.
Später als MonAmour und ich auf der Terrasse saßen, um den Nachmittagssnack einzunehmen, kam das getarnte Mobil wieder vorbei. Hielt ein weiteres Mal an, um ein weiteres Paket abzuliefern. Fuhr wieder die Straße hoch, dann wieder runter, um zwei Sekunden später die gesamte Strecke nach oben im Rückwärtsgang zurückzulegen.
„Vielleicht“, sagte ich, „sollten sie mal eine Schulung zum Thema „Logistik“ und „effektive Post- und Paketverteilung“ machen“. MonAmour, dessen Großvater bei der Post Briefzusteller war, konnte nur den Kopf schütteln.
Es war einer der Momente, wo wir uns unendlich alt vorkamen, weil wir uns die guten alten Postzusteller zurück wünschten. Die, die mit dem Fahrrad kamen, die ihre Zustellbereiche kannten und die Menschen hinter den Briefkästen. Die, die Kindern auf Rollschuhen erlaubten sich an ihrem Gepäckträger festzuhalten und sie so ein Stück des Wegs mit zogen. Die, die auch noch Zeit für einen kleinen Plausch hatten und jeden Hund im Viertel kannten.
So bleiben wir „alten Leute“ ein wenig in der Erinnerung verhaftet, um dann wieder unserem Tagwerk nachzugehen.
Ich bin ja der Meinung, dass es im Sommer wirklich mehr regnen könnte. Vorzugsweise nachts, gerne auch mal am Nachmittag, wenn es danach dann wieder sonnig und warm ist, ohne gleich diese klebende Hitze zu haben.
Gestern noch in Bluse und Rock auf der Terrasse, heute mit Strickjacke, langer Hose und dicken Socken am Schreibtisch. Es hat abgekühlt. Gefühlt mindestens 10 Grad. Das ist vielleicht übertrieben, aber 18 Grad ist nun wirklich nicht warm. Jedenfalls, wenn man vorher 25 bis 35 Grad gewohnt war. Im Winter, wenn vorher 8 Grad herrschten, sind 18 Grad dann wieder warm.
Wenn es jetzt wenigstens noch regnen würde, wäre das ja auch einzusehen, aber nur kalt? Muss nicht sein.
Schwarz Weiß Schwarz
Es ist ja bereits bekannt, dass sich die Uhren hier seltsam verhalten. Seit einiger Zeit auch mein Bildschirm. Zwischendurch findet er es nämlich ganz lustig mal Weiß zu werden, dann ist mal eben alles weg, es dauert eine Weile, dann kommt das Bild wieder. Heute fand er nur Weiß zu langweilig und wurde erst Weiß, dann Schwarz um dann wieder Weiß zu werden. Er brauchte etwas Denkpause, dann war das Bild wieder da. Er macht das Vorzugsweise nur im Fenster des Browsers. Alle anderen Fenster zeigt er einwandfrei an.
Schreibtischarbeit
Die Einkommenserklärung der kleinen Schwiegerschwester ließ mir keine Ruhe. Deshalb nochmal in den ersten Stock gestiefelt und in den Unterlagen gesucht, seit wann denn nun das Waisengeld gezahlt wird. Dabei auf die Erklärungen der verstorbenen Schwiegerschwester gestoßen und festgestellt, dass auch sie immer nur das laufende Jahr angab. Na, wenn das so ist. Also nochmal den digitalen Anlauf gewagt und innerhalb von fünf Minuten war alles erledigt. Samt Ausdruck für die Unterlagen. Sicher ist sicher.
Die Rezensionen müssen bald abgegeben werden. Gelesen habe ich schon alles, aber manche Kapitel sind so zäh, da steckt so viel drin, so dass ich manchmal gar nicht weiß, wie ich das in ein paar Sätzen und auch noch sinnvoll zusammenfassen soll. Daher fehlen mir in der Rezension also noch drei Kapitel von dem einen Buch. Beim anderen Buch nur noch das Fazit und die Vorstellung der Autorinnen. Dann kann die Rezension schon mal weg. Das wird jetzt die Schreibtischarbeit der nächsten Tage. Im „Urlaub“ hatte ich zwar Laptop und Bücher dabei, aber eigentlich war ja „Urlaub“. Daher blieben die Bücher geschlossen und der Laptop wurde nur für mich zur Doku der Tage und meiner Gedanken genutzt.
Am Abend dann noch an den letzten Sätzen gefeilt. Nochmal gelesen und abgeschickt.
Tod und Trauer um Gorbi
Michail Gorbatschow ist gestorben. Neben all den Bildern, die ich habe sind mir vor allem die von Michail Gorbatschow und den Scorpions im Gedächtnis geblieben. Die mir jedes Mal Tränen in die Augen treiben. Wie es auch jedes Mal geschieht, wenn im Fernsehen der Mauerfall gezeigt wird. Er war ein Reformer und Demokrat. Ein Politiker mit Charisma, der die Welt veränderte.
Die Krankenkasse der kleinen Schwiegerschwester bittet um Hilfe und möchte gerne die Einkommensverhältnisse erfahren. Das Schreiben teilt mit, diese Angaben können auch Online gemacht werden.
Super, dachte ich. Kein Gedöns mit Post und Kopien und Unterschrift und so. Erste Hürde ist dann gleich mal der Personenkreis. Eigentlich trifft außer „nicht erwerbstätig“ nichts auf sie zu. Familienstand und Kinder ist einfach. Doch dann. Sie bekommt Waisengeld und Blindengeld. Blindengeld zählt nicht als Einkommen. Waisengeld dagegen schon.
Auf dem analogen Formular reicht ein Kreuzchen und der Vermerk „siehe Anlagen“. Im digitalen Formular komme ich nicht weiter, denn sie wollen neben der Höhe des Waisengelds auch noch wissen seit wann sie dieses bekommt. Ohne Datum kein weiterkommen. Ich habe jedoch kein Datum. Woher auch. Ich habe keine Ahnung, seit wann sie das bekommt. Ich kann Vermutungen anstellen. Ich habe dazu auch keine Unterlagen. Nur die Bezüge, auf denen aber auch nicht steht, seit wann sie Waisengeld bekommt. Ohne Datum kein „Weiter“. Ich gebe auf.
Zahnarzttermin
Mein Blick fällt zufällig auf die Uhr. Oh, schon so spät. Mit diesem Einkommensquatsch, hätte ich beinahe versäumt mich bereit zu machen. Zähneputzen, ausgehfeine Klamotten anziehen, Schuhe. Kurzer Blick auf die Uhr. Die Zeit reicht, um gemütlich zum Zahnarzt zu laufen.
Einkaufszettel, Geldbeutel, Tasche und los.
Ich bin so zügig unterwegs, dass ich zu bald komme. Da ich ohne Uhr unterwegs bin, habe ich keine genaue Zeit. Ich laufe auf die Tür zu. Mein Zahnarzt hat Humor. Mir leuchtet ein „Sorry, we’re open“ entgegen. Ich drücke auf die Klingel, der Türsummer ertönt, ich trete ein. Oh. Alles dunkel. Mist, es ist noch Pause. Ich warte, beschließe dann doch lieber draußen zu warten, nachdem keiner kommt. Kaum draußen, ertönt der Türsummer erneut und die Sprechstundenhilfe erscheint. Ich entschuldige mich, weil, ist ja noch Pause. Sie: „Nein, nein, ist schon ok.“ Nachdem geklärt ist, welcher Termin und wer ich bin, noch kurz ins Wartezimmer. Um 14:05 sitze ich dann auf dem Stuhl. Das Provisiorium wird gegen die „echten“ getauscht.
Nach einer halben Stunde werde ich entlassen. Frisch zementiert. Und dann kommt er der Satz, den ich schon so lange nicht mehr hörte „Essen erst in einer halben Stunde“. „Am besten keine Gummibärchen, besser Schokolade“. Den Zusatz verstehe ich jetzt nicht so richtig, versäume jedoch auch zu fragen. Was zum Geier habe ich da wieder versäumt?
Vollsperrung vorbei
Nachdem ich auf dem Hinweg hintenrum durch die Straßen lief, wähle ich für den Rückweg die Hauptstraße. Mich interessiert, ob die Vollsperrung schon wieder aufgehoben ist. Ist sie, wie ich am Supermarkttempel feststelle. Die Markierung fehlt noch. Ansonsten ist ein Stück Straße frisch geteert. Für das Abendessen brauchen wir noch ein paar Zutaten, daher führt mich der Weg direkt in den Einkaufstempel, bevor es nach Hause geht.
Verabredung
Der Reiseleiter hatte sich ein paar Sachen ausgesucht, die wir aus dem Nachlass und vom Schwieger in Kartons verpackten. Zufällig ist auch noch eine Beerdigung zu der er hier in der Nähe geht. Wir verabredeten, dass er nach der Beerdigung und dem Tröster vorbeikommt und die Sachen mitnimmt. Am späten Nachmittag oder ist das schon früher Abend kam er. Wir plauschten noch ein wenig auf der Terrasse. Er erzählte von der Beerdigung, von der Verwandtschaft, von meinen Eltern. Es wurde ein wenig nachdenklich. Beerdigungen haben immer so einen Hinweis darauf, dass das eigene Leben auch endlich ist.
Als wir die Sachen ins Auto laden, kommt der Landschaftsgärtner vorbei und begrüßt seinen ehemaligen Nachbarn. Alle Vorhabungen des Reiseleiters dahin. Tanken, Drogenmarkt. Die Welt konnten sie nicht retten, aber sie waren sich einig, dass es so auch nicht geht, weil niemand auch nur im Ansatz eine enkeltaugliche Politik macht. Als die Sonne sich dann rötlich verfärbte und die Glocken 19 Uhr läuteten, verabschiedete sich der Reiseleiter ins Fichtelgebirge.
Outdoorcooking
MonAmour und ich saßen dann später auf der Terrasse, während unser Abendessen auf dem Grill in der Pfanne bruzzelte. Fisch. Die Beilage dazu, Kartoffelsalat, hatte ich nach meiner Ankunft hier im Haus schon zubereitet. Wir erzählten uns ein wenig vom Tag. Ich erzählte vom Bericht des Reiseleiters über die Beerdigung und die Familienmitglieder, die er traf. „Er hat auch meine Eltern getroffen, dort, und sich mit ihnen über uns Kinder ausgetauscht“. Bereits als ich den Satz sagte, fand ich es interessant, dass ich meine Mutter und meinen Stiefvater, als „meine Eltern“ bezeichnete, während ich von meinem Vater eher den Vornamen benutze oder eben „mein Vater und seine Frau“ sage, wenn beide gemeint sind. Wahlweise auch den Vornamen seiner Frau. Stiefvater oder Stiefmutter kommt mir eher selten über die Lippen, allein das „Stief“ finde ich schon gruslig. Vermutlich zu viele Märchen mit „Stief“ in der Kindheit.
Ganz nebenbei habe ich die Tage bei einem Teil meiner Familie verbracht. Und war positiv überrascht. Denn wir waren sehr vorsichtig miteinander. Ich hatte also eine kostenfreie Unterkunft mit Reiseleitung und Familienannährungsanschluss. (Deutsch ist echt super, man kann einfach durch Aneinanderreihung von Wörtern neue Hauptwörter entstehen lassen ;-)) Zwischenzeitlich hatte ich schon einen Blogbeitrag verfasst, den ich aber doch lieber erstmal nur für mich behalte.
Montag, 22.08.2022 – Ankunft
Nachdem das Auto mit den Kisten für meinen Vater plus meinen Habseligkeiten gepackt war, setzte ich mich mit gemischten Gefühlen ins Auto und fuhr los. Kleiner Zwischenstopp beim Schuhfachgeschäft. Alle meine Schuhe, die zum spazierengehen in unwegsamen Gelände geeignet waren, haben abgelaufene bzw. sich auflösende Sohlen. Da mein Vater ein Haus am Hang besitzt, das an einem Waldrand steht an dem ein Wanderweg vorbeiführt, waren die festen Schuhe keine so schlechte Idee.
Die Fahrt auf der Autobahn war fast ohne Zwischenfälle. An der großen Brücke bei Schnaittach staute es sich kurz, wegen Aufräumarbeiten. Die Fahrt von Bayreuth Richtung Fichtelberg ohne weitere Zwischenfälle.
Kurz vor der Ankunft am Haus, parken auf einem öffentlichen Parkplatz, sammeln. Mein Vater und ich haben ein gespaltenes Verhältnis zueinander. Vor 35 Jahren verließ er Deutschland und mit Deutschland auch die Familie, auf eine unschöne Art und völlig überraschend für alle Beteiligten. Insgesamt fehlen uns 35 Jahre, wenn auch mit drei-, viermaligen Unterbrechungen, die entweder er hier in Deutschland oder ich bei ihm und seiner Frau als Urlaub verbrachte.
Nachdem ich mich ein wenig gesammelt hatte, die Gefühle noch immer gemischt, legte ich die letzten Kilometer zurück. Parken, klingeln, großes Hallo. Selbst die Katze, die sonst keine Fremden mag, begrüßte mich.
Im unteren Stockwerk ist eine perfekt eingerichtete Ferienwohnung, durch die ich erst einmal eine Führung bekam. Als Gast in diesem Haus, bekam ich das große Schlafzimmer und hätte mich die ganzen Tage selbst versorgen können, ohne auch nur einmal jemanden zu Gesicht zu bekommen. Ein wunderbarer Rückzugsort.
Zur Begrüßung dann auch erst einmal Kaffee und Kuchen. Da ich ja die Kisten im Auto hatte und der Weg sehr weit, durfte ich mein Auto über den Privatweg vor’s Haus stellen. Großes Ausladen.
Dann erstmal Rückzug meinerseits. Einrichten, ankommen, ein wenig gucken. Ich hatte zwar das Haus schon mal gesehen, kurz nachdem sie eingezogen waren. Aber seitdem war ich nicht mehr da. Sie wohnen jetzt seit 6 Jahren dort und wir hatten nur noch zu den Geburtstagen Kontakt. Unser letzter längerer Kontakt, war als wir beide beim Notar saßen und ich den Kaufvertrag meines Elternhauses unterschrieb. (Andere Geschichte, auch mit sehr unschönen Akten, gehört hier nicht hin.)
Beim Abendessen dann die Frage, ob ich was bestimmtes hier in der Gegend sehen möchte. Soweit hatte ich persönlich gar nicht gedacht. Mein ursprünglicher Plan war ja, zwei Nächte übernachten, dann weiter nach Burglengenfeld und in der Nähe die Holzkugel besichtigen und zwei schöne Tage dort zu verbringen. Mit Verwandschaftsbesuch. Es scheiterte allein an den Übernachtungsmöglichkeiten. Ferienzeit. Es war alles ausgebucht. Das werde ich dann wohl ein anderes Mal machen. Ich schreibe es hier auf, damit ich es nicht vergesse.
Er machte ein paar Vorschläge und als Reiseleiter stellte er daraus ein kleines hübsches Programm zusammen.
Dienstag, 23.08.2022 – Eremitage und markgräfliches Opernhaus – Wilhelminen-Tag
Das schöne an diesem Programm war, dass es in aller Ruhe und Entspanntheit stattfand. Kein frühes Aufstehen und Hetzen, sondern erst gemütlich Frühstücken. Allerdings bin ich diese Menge nicht gewohnt. Obstsalat, Ei, Brot, Wurst, Joghurt – auf Wunsch auch Marmelade oder Käse. Ich, die frühmorgens nur Kaffee trinkt, war plötzlich mit einem üppigen Frühstück konfrontiert und wurde nach meinen Wünschen gefragt.
Danach ging es über kleine Landstraßen mit schönen Aussichten bis weit nach Bayreuth zur Eremitage. Vom Parkplatz aus flanierten wir am Wasser entlang Richtung Orangerie und Wasserspiele, die dort stündlich stattfinden.
Das Schloss selbst konnten wir nur von Außen besichtigen, da zurzeit keine Führungen stattfinden. Auch die Gastronomie hatte an diesem Tag geschlossen.
Die Parkanlage lädt zum Spazieren und Verweilen ein, so dass wir dort ein paar Stunden verbrachten, ehe wir weiter fuhren um in Bayreuth das markgräfliche Opernhaus zu besichtigen, welches ebenfalls von der Markgräfin Wilhelmine entworfen wurde.
Die Markgräfin war eine sehr rührige Dame. Sie entwarf nicht nur die heutige Parkanlage, sondern hatte auch etwas für Upcycling übrig. Im Schloss gibt es ein „japanisches Zimmer“ dieses entstand unter anderem aus Tafeln, die ursprünglich als Paravant Dienst taten. Da diese natürlich nicht für die ganzen Wände reichten, wurden Künstler beauftragt, die in diesem Stil die Malereien ergänzten.
Nebenbei schrieb sie Theaterstücke nur für Frauen, Voltaire, den sie darum bat, weigerte sich, komponierte, spielte selbst in den Stücken mit, führte Regie.
Leider wurde im Opernhaus gerade die Bühne überholt, dies findet wohl einmal im Jahr statt. Warum man dies ausgerechnet in der Ferienzeit macht, keine Ahnung. Jedenfalls blieb mir das Interessanteste verborgen. Die damalige Bühnentechnik von ihr erdacht, war einmalig. Ich durfte mir dieses Schauspiel dann am nächsten Tag per Video anschauen. Die Doku hat der Reiseleiter extra für Gäste heruntergeladen, um ihnen Wilhelmines Welt näher zu bringen.
Nachdem der Vortrag im Opernhaus beendet war, dürfen die Führungsgäste noch den Saal fotografieren. Ich überließ es den andächtigen Menschen und ihren Smartphones jeden Winkel des Saals zu fotografieren, und ließ die Kamera in der Tasche.
Mein erster Tag klang mit Kaffee und Kuchen und später mit Abendessen aus.
Abends durfte ich dann noch Zeugin wundersamer Handlungen werden. Mit Verwunderung betrachtete ich die Verwandlung meines Vaters zum Katzenliebhaber. Hätten mir das jemand erzählt, ich hätte es nicht geglaubt. 35 Jahre sind halt doch eine lange Zeit.
Mittwoch, 24.08.2022 – Wildpark Mehlmeisel und Felsenlabyrinth in Wunsiedel
Die Nacht schlief ich besser. Der Tag begann wieder mit einem opulenten Frühstück. Diesmal ließ ich den Obstsalat aus. Den wollte ich eigentlich später zum Kaffee statt dem Kuchen essen. Dafür gab es neben Wurst auch Lachs. Das hatte ich schon ewig nicht mehr. Noch nicht mal am 1. Januar. Danach aufräumen und bereit machen für den Wanderausflug.
Der erste Weg führte uns im Auto den Berg hinauf zum Wildpark. Der Wildpark beherbergt Schwarzwild, Rotwild, Füchse, Waschbären, Dachse, Schneehasen, Wildschweine und Luchse. Die Wildkatzen besuchen gerade den Zoo.
Unter dem Rotwild gab es auch weiße Hirsche zu sehen.
Ich gehe durch diese Wildparks immer mit sehr gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite ist es für manche Menschen bereichernd, wenn sie unsere heimischen Tiere in einem Gehege bestaunen können und über Tafeln ein wenig über ihre Lebensweise erfahren. Auf der anderen Seite sind es eben immer Tiere in Gefangenschaft. Egal wie artgerecht das Gehege auch ist. Und natürlich gibt es an der Kasse auch reichlich Tierfutter für die Tiere des Parks zu kaufen, welches man dann in die dafür vorgesehenen Röhren rieseln lässt. Irgendein Tier nimmt das Futter immer dankbar an.
Damit wir auch alle Tiere sehen, ist der Weg, ähnlich wie bei Ikea gehalten, man geht zum Eingang rein und folgt einfach dem Pfad, bis man dann beim Streichelzoo und damit wieder am Ausgang landet.
Da die Menschen sich bei den Hirschen drängelten ging ich schon mal zu den Luchsen. Einer der Luchse, der für die Wildkatzen im Tausch da war, war etwas unruhig und lief immer wieder am Zaun entlang. Wir Menschen waren über ihm und konnten ihn von oben beobachten. Später erklärte sich seine Unruhe, denn es war scheinbar Essenszeit und er hatte wohl Hunger. Denn etwas später kam eine Parkmitarbeiterin des Wegs entlang und lockte die Luchse mit Nahrung.
Vom Wildpark aus fuhren wir 45 Kilometer weiter nach Wunsiedel zum Felsenlabyrinth. An der Einfahrt zum Parkplatz begrüßte uns ein Parkwächter, der gleich mal 3 Euro für’s Parken verlangte.
Am Eingang der Felsengänge bekamen wir die Information, dass die blauen Pfeile den Weg nach oben weisen, die roten Pfeile nach unten führen. Ich war sehr froh darüber, dass ich mir noch feste Schuhe gekauft hatte. Im Prospekt, den ich mir noch holte steht, „wir empfehlen Wanderschuhe zu tragen“. Es empfiehlt sich wirklich feste Schuhe mit Profil zu tragen. Ebenfalls sollte man gelenkig sein. Ich war teilweise so damit beschäftigt zu eruieren, wie ich jetzt am besten durch die Felsspalten komme (wie weit komme ich in die Knie, wie weit kann ich mich bücken?), dass mir eventuelle Alternativwege verborgen blieben.
Es gibt auch einen Weg mit gelben Pfeilen, ein sogenannter Nebenweg, der später wieder in den Hauptweg mündet. Besucher, die den Nebenweg liefen, liefen später den Hauptweg. Sie meinten, sie hätten irgendwie die Hälfte verpasst. Wer also das Felsenlabyrinth besucht, sollte neben Wasser und eventuellem Picknick, auch Zeit und Lust mitbringen, Wege zweimal zu laufen oder einfach auch um mal nur auf einer der vielen Bänke Rast zu machen und die Felsenlandschaft auf sich wirken zu lassen.
Am Gipfel
Oben, unterhalb des Gipfels, gibt es Tische und Bänke, die zum Verweilen und Brotzeit auspacken einladen. Bevor es dann zum Gipfelkreuz raufgeht. Der Weg führt nochmals über eine steile Treppe nach oben. Die Plattform ist beengt. Mit vier Menschen geht es noch, mit mehr wird’s gemütlich. Von dort hat man eine gute Sicht auf den Ochsenkopf und den Schneeberg. Ich persönlich bräuchte ja immer so Schilder, was ich da gerade sehe und bis wohin ich gucken kann. Ein paar Schilder auf der Brüstung oder unten am Picknickplatz hätten mir schon genügt. So hat der Reiseleiter die Informationen gegeben. Der Ochsenkopf ist mit 1024 m der zweithöchste Berg, der Schneeberg mit 1053 Meter der höchste Berg des Fichtelgebirges.
Nach der Wanderung, die neben der Gelenkigkeit auch die Fitness und Kraft in den Beinen testet, kehrten wir im Café ein. Cappuccino für alle, für die Frau des Reiseleiters Erbeerkuchen und für mich warmen Apfelstrudel mit Vanillesoße. Es war für uns alle schon lange her, dass wir in einem Cafégarten saßen. Da wenig Gäste und draußen, fühlten wir uns auch wohl.
Tagesausklang und nachdenkliche Töne
Wieder „Zuhause“, also in des Reiseleiters Haus, ging erst einmal jeder seiner Wege. Später, zur Abendessenszeit, ging ich nach oben und fand meinen Vater auf der rückseitigen Terrasse vor dem Grill vor. Ich setzte mich ein wenig zu ihm und genoß die Ruhe. Es ist wirklich ruhig dort. Da es mein letzter Abend war, gab es nach dem Abendessen kein Abendprogramm via Antenne sondern gemütliches beisammen sitzen. Er erzählte ein wenig von früher, aus seiner Kindheit.
Zwischendrin klang an, dass er sich das Leben in Deutschland anders vorgestellt hatte. Vieles, so sagte er, hat sich verschlechtert. Das hatte er anders in Erinnerung. Seine Erinnerungen an Deutschland sind 35 Jahre alt. Innerhalb dieser Zeit hat sich viel verändert. Nicht nur im Gesundheitssystem und der Gesellschaft. Er macht sich Sorgen, um die künftigen Entwicklungen, um die Zukunft. Er war gekommen, um hier seinen Lebensabend zu verbringen. In Ruhe und Sicherheit, gesundheitlich gut versorgt. Sie leben auf dem Land. Noch gibt es einen Hausarzt. Termine bei Fachärzten kaum zu bekommen. Patientenstopp. Wartelisten – Fehlanzeige.
25.08.2022 – Abschied
Aufstehen. Packen. Nichts vergessen? Frühstücken. Ein komisches Gefühl. Ich blieb noch bis zum Mittag. Dann brachte ich die Sachen ins Auto. Zum Abschied begleiteten mich beide zum Auto. „Ruf an oder schreib kurz, wenn du da bist“. „Mach ich“. Ich wurde noch um’s Eck navigiert. Nochmal winken. Dann den Privatweg nach unten über den Garagenhof und rechts auf die Straße.
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