Schreibstubentag Nr. 3
Gestern fanden wir im Briefkasten einen Zettel von einem Paketzusteller. Es ist einer der Paketzusteller, die es sehr genau nehmen. Wenn keiner zuhause ist, nehmen sie das Paket wieder mit. Heute Morgen, vor der Arbeit, also beim Paketzusteller vorbei. Schön, dass mich der Paketfahrer durchs Fenster entdecke, vielleicht würde ich jetzt noch vor dem Tresen stehen. Als ich also entdeckt wurde, legte ich Zettel und Ausweis auf den Tresen, bekam mein Päckchen. War mal kurz beunruhigt, da Husten und Schniefen hinter der Maske, hinterm Tresen. Klang nach Erkältung. Im Auto dann erstmal Desinfektion. Gleichzeitig schwurbelten tausend Gedanken durch den Kopf. Zwischen Corona und Arbeitsbedingungen bei Paketdiensten. Die schwurbeligen Gedanken verflogen jedoch, während ich Richtung Schreibstube fuhr. Immer diese Verkehrsteilnehmer.
I’m First
Obwohl später dran als sonst, die Erste in der Schreibstube. Ungewöhnlich. Nach und nach trudelten dann alle anderen ein, die für heute eingetragen waren. Irgendwie ist es gerade eine ganz seltsame Situation. Seitdem ich quasi die „Kündigung“ in der Tasche habe, ist es als ob ich nicht mehr existieren würde. I’m a little bit astonished. Das fällt mir jetzt schon zum zweiten Mal auf, in dieser Woche. Auch als ich mich dann zu einem Thema mit der Chefin traf, eher Verwunderung. Mhm. Irgendwie seltsam. Vielleicht liegt es ja auch an mir.
Seltsam geht es weiter
Auch ein Telefonat mit der Kollegin von oben verlief irgendwie seltsam. Gut, ich habe generell ein Probelm damit, wenn sich Menschen nebulös äußern. Eventuell gäbe es einen Job für mich in Würzburg. Ihre Informationen dazu sind mehr als nebulös. Im Prinzip verwies sie mich an eine Stelle, die mir sehr wenig Auskunft geben können. Und die mich mehr oder weniger aufforderten, mich an die zuständigen Stellen zu wenden. Darauf bezog sich dann eigentlich auch unser Telefonat, dachte ich. Es blieb jedoch nebulös. Gleichzeitig musste ich auch noch ein Missverständnis aus dem Weg räumen. Mein jetziger Job führte mich bisher durch die Regierungsbezirke von Franken sowie Niederbayern.
Seltsamerweise wird von daher ausgegangen, dass ich damit flexibel bin und viele Kilometer auf mich nehmen würde, um einen Job zu haben. Wir haben allerdings auch nie darüber gesprochen, wie belastend ich diese Fahrerei empfinde. Wieviel Lebenszeit für mich dabei auf der Strecke bleibt. Lebenszeit, die ich einfach auch anders verbringen könnte. Während des Gesprächs klärte ich auch darüber auf, dass ich der Fahrerei müde bin. Dies führte auf der anderen Seite, ein wenig zu Verstimmungen. Vielleicht war es aber auch der Punkt, dass ich mich einfach nicht begeistert genug, auf die mir dargebotene Möglichkeit stürzte.
Mir bietet sich gerade die Chance mich neuzuorientieren. Vielleicht geht es mir auch deswegen zu schnell und kann ihrer Begeisterung noch nicht folgen. Ich weiß nämlich noch nicht, was ich will. Spüre jedoch, was ich nicht mehr will.
Ansonsten passierte wenig. Hauptsächlich räumte ich auf und konnte einiges in den Müll befördern. Das war mal ein gutes Gefühl.
Kartoffelernte – die Erste
Für unser Abendmahl brauchten wir Kartoffeln zum Braten. Als ich mich auf den Nachhauseweg machte fing es an zu tröpfeln. Es blieb beim Tröpfeln bis ich aus dem Getränkeladen im Heimatörtchen wieder rauskam. Da hatte sich der Himmel geöffnet und es regnete. Da ein Ende nicht abzusehen war und ich auch nicht aus Zucker. Kästen ins Auto geschafft, Wagen zurück zum Wagenständer und zum Auto. Mein Nässegrad auf einer Skala von 10 war 3 – 4. Den Stopp beim Gemüsehändler verwarf ich, denn es regnete stärker und stärker. Zuhause stellte ich das Auto ab. Doch es sah nicht so aus, als wollte es in den nächsten Minuten aufhören, eher als würde es sich einregnen. Nachdem die Böen, die sich plötzlich dazugesellt hatten, etwas nachließen, sprang ich aus dem Auto, ließ die Sachen wo sie waren und sprintete zur Tür ins Trockene. Nässegrad 6 – 7. Als es aufhörte zu regnen entlud ich das Auto. Ging dann in den Garten und erntete die ersten Kartoffeln. Ca. zwei bis drei Portionen aus einem Stück von 50 cm.
Unterwegs begegneten mir viele Nacktschnecken. Eine war sogar so dreist und hatte sich um das kaum gewachsene Salatpflänzlein gewickelt, welches jetzt auch nicht mehr da ist.
Thymian und Kaffeesatz
Dies führte dazu, dass ich, neben den Kartoffeln auch noch Thymian erntete, welchen ich dann um die Salatpflänzlein als Wall legte. Ich hoffe einfach, dass der allein der Geruch sie abschreckt. Meinem etwas alten Kaffeesatz, welchen ich zuvor hinsträute, traute ich dann doch nicht so ganz über den Weg.
Ich bin müde und hätte gerne Zeit*
Zurzeit würde ich mich gerne, wie so ein Bär, in meine Höhle verkriechen. Ich hätte gerne eine Auszeit. Zeit zum Nachdenken. Zeit zum einfach mal da sitzen und nichts machen. Niemanden sehen und hören. Herausfinden, was ich die nächsten 17 Jahre tun möchte, womit ich zukünftig meinen Lebensunterhalt verdienen will. Denn ich merke einfach, dass ich es sehr genieße von zuhause aus zu arbeiten. Ich habe auch einen Faible für die 4-Tage-Woche. Gerne auch nur 3-Tage-Woche, aber bitte bei vollem Gehalt. Und ja, mir macht auch die Situation da draußen zu schaffen. Dieses ständige abwägen, wie die Hygienemaßnahmen in den Kinderinseln umgesetzt werden, ob der Termin tatsächlich notwendig ist. Immer die Frage damit verbunden, wie ernst nehmen die Menschen, mit denen ich zu tun habe, und zu tun haben werde, Corona. Ja, ich bin müde und möchte mich verkriechen. Statt einer Höhle, tät es auch eine einsame Insel in der Karibik. Angenehme Temperaturen, Sonne, Meer und blauer Himmel. Natürlich bei Lohnfortzahlung.
Urlaub ist leider keine Alternative, den habe ich schon aufgebraucht. Sie wissen schon, ich verbrachte ihn in Buddelsiebhausen. (Beachten Sie das letzte Drittel). Dafür ist jetzt der Rasen schön.
* Vielleicht geht es mir ja grad einach auch so, wie vielen anderen Frauen auch in der Lebensmitte, an der Schwelle der Wechseljahre. Körperlichen Veränderungen und Hormonellen Schwankungen unterworfen (Prämenopause nennt man das. Das kann noch richtig heiter werden.). Das Leben überdenkend. Neuorientierung. Loslassen. Veränderung zulassen. Vielleicht, vielleicht steht auch einfach zuviel Veränderung an.