Urlaub oder durcharbeiten?
Einige der Kinderinseln, die ich begleite, schließen trotz Coronaschließung und Notbetreuung, ihre Pforten zur Sommerschließung. Andere arbeiten durch und müssen mit weniger Personal zurechtkommen. Vielen Kinderinselkunden sehe ich die Erschöpfung an. Corona und der Lockdown hat einige erstmal ratlos gemacht und verunsichert. Die Newsletter, die die Notbetreuung regeln sollten, kamen oft erst zum Wochenende. Und sollten manchmal schon am folgenden Werktag umgesetzt werden. Für viele war dies eine große Herausforderung. Auch die neuen Rahmen-Hygiene-Pläne und Regeln. Daneben die eigenen Sorge, sich irgendwo anzustecken.
Viele haben sich in der Zeit Gedanken gemacht, wie sie die Zeit gut nutzen können. Mir wurde berichtet, dass manche alles liegengebliebenen weggearbeitet haben. Manche haben angefangen die Kinderinseln zu verschönern. Mir wurde von erstaunlich vielen Streichaktionen berichtet und genauso viele berichteten, dass die gemeinsamen Aktionen die Menschen einander näher gebracht hat und sie sich jetzt mehr als Team fühlen. Corona hat auch gute Zeiten und ich wünsche allen Teams, dass sie das Gute der Coronakrise finden und in den Alltag retten. Denn der wird kommen, ab September.
Magenta
Ach ja, die Prepaidkarte will vor dem Aus gerettet werden. Sie steckt im Notfallhandy von Herrn Mohnblume. Notfallhandy heißt, das nimmt er nur mit, wenn ich in der Schreibstube bin und er mich abholen soll oder er mal, was selten vorkommt, unterwegs ist und ich nicht dabei bin. Bei mobilen Telefonen verlässt er sich da eher auf mich. Nun ja, weil also die Mobilfunknummer so selten genutzt wird, war es mal wieder Zeit uns daran zu erinnern, dass die Nummer, wenn wir nicht aufladen, gekündigt wird. Also Aufladedings kaufen. Nur, dass das mit dem Aufladen nicht funktionierte. Gestern dann, weil eh schon durch die Fußgängerzone spaziert, in den Telkomladen, der Erste. Der konnte mir nicht weiterhelfen und sandt mich zur Hauptstelle. Ein paar Meter weiter. Nein, fragen Sie mich jetzt nicht, warum es einen an der Lorenzkirche hat und 200 – 300 Meter weiter die Hauptstelle. Dort empfing mich ein junger Azubi. Er bat mich mir meine Hände zu desinfizieren und ihm dann zu seinem Platz zu folgen, wo der Ausbilder wie Buddha auf einem Hocker saß. Nur dass der nicht so nett grinste wie Buddha. Ich erzählte dem jungen Mann, dass ich seit vergangenen Freitag versuche die Karte aufzuladen mit dem Aufladecode. Generalfrage: „Was haben Sie denn in das Handy eingegeben?“ Was für ein Glück, dass meine Hormone gerade sehr still halten. Ich sagte, „na so wie es auf dem Zettel steht. *101*13stellige Nummer“. Er: „Und Sie haben sich auch nicht vertippt?“ – „Nein, ich habe es jeden Tag mehrmals probiert. Morgen läuft die Frist ab.“ Er dann: „Und Sie hatten auch Netz?“ Ein kleines Hormon regte sich und wollte schon ansetzen zu sagen, dass wir in einem Funkloch hausen und ich erst auf einen Berg steigen muss. Ich konnte das Hormönchen aber zügeln, lächelte freundlich und meinte, dass wir vollen Balken hatten. Er fragte mich dann höflich nach der Telefonnumer, die ich ihm höflich gab. Dann fragte er mich, ob ich denn das Handy dabei hätte. Das musste ich nun verneinen, denn ich hatte dieses Museumsstück nun nicht dabei. Ich vermute schwer, sie hätten sonst versucht, mir ein ultramegatolles neues irgendwas smartes zu verkaufen. Nachdem sie, die ganze Mannschaft herbei geholt hätten, um sich vor Zeugen, zu vergewissern, dass man damit doch noch telefonieren kann. Das ging nämlich, habe ich am Tag vorher, also vorgestern, noch ausprobiert.
So hatte er meine Telefonnummer, die ihm jetzt aber nichts nutzte, weil er mir keine Servicenummer per SMS schicken konnte. Dann wollter er die PUK oder PIN. Daran hatte ich ja nun gar nicht gedacht. Ich hatte die auch schon gesucht, weil ich dachte, ich könnte ja die zwei Verträge meines Kontos miteinander verknüpfen. Leider fand ich die Nummern nicht, so sehr ich auch suchte. Ich fand dafür alles mögliche andere.
Da schüttelte er den Kopf und meinte, er könne mir nicht helfen, denn er bräuchte, dann schon die PUK. So sei er leider machtlos. Damit ich aber nicht ganz umsonst da war, wurde ich noch nach meiner Festnetztnummer gefragt, nur „um mal zu gucken, ob Sie noch aktuell sind.“ Ja, seit letztem Jahr sind wir sowas von aktuell, meinte ich, weil wir ja den Vertrag erneuern mussten. Er fragte mich dann noch wie wir den Fernseh schauen. Das Hormönchen blieb ausnahmsweise ganz ruhig. Via Satellit, sagte ich nur. Das schien ihm zu genügen und auch am Tarif vom Festnetz hatte er nichts auszusetzen. Ich war eine brave Kundin, bedankte mich und ging.
Die Service Hotline
Heute rief Herr Mohnblume bei der Service Hotline an. Ich durfte dann das Gespräch führen. Ich finde, Jede sollte einen Sekretär haben. Eine sehr nette sehr freundliche Dame meldete sich. Ich schilderte das Problem. Sie ließ sich weder Pin noch Puk geben, sondern nur den Aufladecode und siehe da, alles beim Alten. Ich bedankte mich überschwenglich bei ihr.
Frage, warum kann sie was, was der junge Mann im Laden nicht konnte? Das hätte ich ja jetzt zu gern gewusst.
Im Übrigen habe ich die PUK und die PIN gefunden. Sauber aufgeräumt im Schrank. Ich hatte sie auch parat als ich dann mit der sehr netten Dame von der Telekom telefonierte.
Warum stellen die Fachmenschen Fragen bei denen wir innerlich die Geduld verlieren?
Ich merke, dass ich mich selbst oft mal ärgere, wenn ich bei der IT oder so wie heute bei der Telekom anrufe beziehungsweise wie gestern hingehe. Und ich dann mit so banalen Fragen umgehen muss, wie „Haben Sie denn auch ein Netz gehabt?“ „Haben Sie die Nummer richtig eingegeben?“ „Was haben Sie denn genau eingegeben?“ „Haben Sie auch den grünen Hörer gedrückt?“
Manchmal möchte da dann der Kampfork sofort raus und ohne auch nur lange zu zögern, einfach nur den Knüppel aus dem Sack lassen. Bisher beantwortete ich mehr oder weniger geduldig diese Fragen.
Heute erzählte ich MonAmour davon. Sowie von der Begebenheit einer Freundin, die wiederum ihrer Partnerin, die in der IT-Branche tätig ist, erzählte, dass sie ein Problem hatte und die IT anrief. Die dann ersteinmal sehr banale Fragen stellte. Sie leicht echauffiert. Ihre Partnerin sah sie an und sagte: „Diese Fragen hätte ich jetzt auch erst einmal gestellt.“
MonAmour arbeitete vor vielen Jahren mal als KFZ-Meister. Auch er stellte erst einmal banale Fragen, wenn Kunden mit Problemen kamen. So berichtete er heute. Prinzip Auschlussverfahren, sowie die Erfahrung, dass manch einer erstmal den Fachmann anruft oder aufsucht, statt den Fehler bei sich zu suchen. Wenn man mal die andere Seite hört, dann schütteln wir uns vielleicht vor lachen oder den Kopf, weil wir denken „Hey, das ist doch logisch.“ Die Fachwelt da draußen klopft aber erstmal genau das ab. Und dann haben wir vielleicht eine Herausforderung, die es zu lösen gilt. Wir Laien, aber, die glauben, die halten uns grad für die völligen Deppen hingegen, verlieren dabei die Geduld. Dabei gilt es erstmal an die einfachsten Dinge zu denken und nachzufragen. Also mein Rat, seid geduldig, mit den Fachmenschen und mit Euch. Wir sollten alle öfter mal die Perspektive wechseln, würde manches vielleicht einfacher machen.
Das rote Auto da draußen
Kleine Geschichte von MonAmour. Kunde betritt aufgeregt die Werkstatt. Berichtet von seinem Problem. Frage des Meisters: „Was für ein Auto haben Sie denn?“ Kunde: „Na, das Rote da draußen!“ Als es noch Autos mit Farbe hatte, war „das Rote da draußen“ eine sehr vage Aussage. Der Meister geduldig: „Welcher Typ?“ Kunde, etwas ungeduldiger: „Na. der rote BMW!“ Bei einem BMW-Händler ein etwas schwieriges unterfangen, denn es ging ja nun nicht um die Marke, sondern eher darum, ob es sich um einen E30, Touring, Coupe oder Limousine oder vielleicht einen E21 handeln würde. Kunde und Meister kamen dann schon ans Ziel, irgendwann. Doch die banalen Fragen mussten erst geklärt werden. Sollte Sie Ihr KFZ-Mechaniker also bei der Problemschilderung „mein Auto fährt nicht mehr“ fragen, ob Sie denn auch genug Sprit im Tank hätten, dann nicht im Dreieck springen, er möchte nur ausschließen, dass es etwas ganz banales sein könnte und völlig menschliches.
Und sonst so?
Sonst so machten wir eine kleine Rundreise. MonAmour hatte ein paar Dinge zu erledigen. Ich begleitete ihn gerne dabei. Unter anderem holten wir auch Sachen vom Galvaniseur ab. MonAmour hatte Backförmchen, die ich vor vielen Jahren in meiner Zeit als ich noch in einer Kinderinsel arbeitete zum Ausstechen verwendet hatte und nicht mehr gut aussahen, ebenfalls dort abgegeben. Sie sind sehr schön geworden.
Noch ein netter Spruch der Woche
Frau GuteSeele erzählte von ihrer ersten Fahrt mit einem Elektroauto. Zur Probe. Aussage: „Der brummt wie ein Hummer.“