Sommerregen
Dieser Sommer ist mein Sommer. An manchen Tagen scheint die Sonne, es hat blauen Himmel, manchmal sehr sehr blau, an anderen Tagen mit weißen Wolken. An manchen Tage regnet es. Das freut mein Gärtnerherz. Zum einen bekommt mein Gemüse und Herrn Mohnblumes Rasen genug Wasser ab und zum anderen füllt es unseren Regenwassertank wieder auf. An den sonnigen warmen Tagen ist es meist Abends auch noch sehr angenehm, um auf der Terrasse zu sitzen und ein Getränk seiner Wahl zu sich zu nehmen. An warmen Tagen sehr gerne kaltes stilles Wasser mit Gedöns. (Gedöns: Zitronensaft oder/und Zitrone, Ingwer, Minze, manchmal auch Früchte).
An manchen Tage gibt es ein Sommergewitter. Mit Donner und Blitz, letztens auch mit Hagel. Wenn das Gewitter dann vorüber ist und es tagsüber stattfand, kommt die Sonne wieder zum Vorschein. So wie früher. Ich mag das. Ich mag das sehr.
Ich habe eine Rucksackliste
Kennen Sie das, Sie bereisen geschäftlich einen Ort und denken sich, da müsste man mal Zeit haben, um sich den Ort näher anzuschauen. Oder Sie denken sich, ich würde gerne mal…. . Ja, so geht es mir auch öfter. Deshalb setzte ich mich vor einigen Monden hin und schrieb eine Rucksackliste. Ein Punkt auf meiner Liste lautet, mindestens einmal im Monat ein neues Gericht kochen. Ich hatte irgendwann festgestellt, dass ich zwar viele Rezepte gesammelt habe, aber sich unser Speiseplan auf wenige Gerichte beschränkte. Diesen Monat habe ich ein neues Gericht ausprobiert: Butter Chicken. Gestern, zum Abendmahl. Dazu gab es Basmati-Reis. Es war sehr fein. Angeregt durch Frau Kaltmamsell.
Die Liste wird öfter mal überarbeitet. Manchmal fallen Dinge weg, weil ich mir denke, was habe ich mir denn dabei gedacht, andere kommen hinzu. Wie zum Beispiel gerade aktuell: Besuch in Lübeck. Die Bilder bei Frische Brise sind einach wunderschön.
Corona und die Berichterstattung
Gestern, nach längerer Abstinenz, mal wieder Nachrichten geschaut. Mal wieder ein Bericht über eine Alleinerziehende Mutter mit drei Kindern. Mal wieder der Tenor in der Berichterstattung, dass Familien durch Kita- und Schulschließungen völlig gestresst und überfordert sind. Der Bericht war eingebettet in die Berichterstattung über die COPSY-Studie.
Die Studie untersucht die psychische Belastung von Kindern in der Corona-Krise. 70 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen sind demnach psychisch belastet durch die Corona-Pandemie. Im Bericht geht es weiter, dass vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien mit geringem Einkommen und beengten Wohnverhältnissen betroffen sind. Es steht für mich außer Frage, dass Familien und Kinder durch Kita- und Schulschließungen und Home Office plötzlich vor der Herausforderung stehen einen gemeinsamen Alltag zu organisieren. Plötzlich fallen die Zeiten weg, wo jeder seiner Arbeit nachging. Die Erwachsenen an ihrem gewohnten Arbeitsplatz, die Kinder im Kindergarten bzw. in der Schule. Viele Kinder genießen eine Ganztagsbetreuung und plötzlich musste auch diese wieder von den Eltern übernommen werden, mit Frühstück, Mittagessen und Nachmittagssnack.
Für mich steht es auch außer Frage, dass es für viele Familien, und ich zähle Alleinerziehende durchaus auch als Familie, die in beengten Familienverhältnissen wohnen, die keinen Partner/keine Partnerin haben, die auch sonst keine anderen Bezugspersonen, die ihnen, auch wenn Kontaktverbot herrschte, hätten bitten können, um mal etwas Entlastung zu erfahren, eine schwierige und belastende Situation ist. Da hilft dann auch kein Rückzugssessel. Beengte Wohnverhältnisse sorgen dann auch nicht für Entlastung und der nächste Wald oder Park ist weit weg. Ja, ich kann verstehen, dass man sich da wünscht, die Schule oder Kita wäre offen.
Geschlossene Kitas und Notbetreuung
Als die Kitas geschlossen wurden, telefonierte ich meine Kunden ab, um nachzufragen wie es ihnen zurzeit geht, ob sie Notbetreuung machen, etc. Eine Leitung erzählte mir, kurz nach der Schließung, dass Eltern gerade sehr ratlos sind, weil sie jetzt nicht wissen, wo sie die warme Mahlzeit für ihr Kind herbekommen sollen. Diese Aussage wiederum machte die Leitung ratlos. Es zeigt aber auch auf, dass die Kinderbetreuung mit ihrem „Rund-um-Sorglos-Paket“, vielen Eltern viel abnimmt. Ich bestreite auch nicht, dass dies schlecht ist. Denn auch mir ist bewusst, dass das Mittagessen in Schule oder Kita, oft die einzige warme Mahlzeit am Tag ist. Trotzdem glaube ich aber auch, dass Familien auch wieder lernen müssen Familienzeit zu leben. Und dass manche Familie eher eine Early Excellence Centre braucht, als eine klassische Kita. Wobei es hier natürlich auch immer auf die Kita, die Pädagogik und das Personal ankommt.
Was mir in der Berichterstattung wiklich sehr sehr fehlt, ist die Tatsache, dass Kitas eine Notbetreuung für die systemrelevanten Berufe anboten, und auch das Betretungsverbot für Kinder aufgehoben war, wenn deren Kindeswohl nicht gesichert war. Ja, ich weiß, das Jugendamt musste dies feststellen und anordnen.
Was mir auch fehlt in der Berichterstattung, ist der Aufruf der zuständigen Ministerien an alle Personen, die in der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind, Kontakt mit den Familien zu halten, um in Krisensituationen unterstützend tätig werden zu können. Wie er zum Beispiel auf der Seite des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales zu lesen ist.
Es fehlen gelungene Beispiele
Ebenfalls fehlen mir Berichterstattungen, aus Familien, in denen die Herausforderung, zwischen Home Office, Kinderbetreuung und Homeschooling, gelungen ist. Ich bin mir aber auch sicher, dass es in diesen Familien auch nicht immer ohne Tränen, Streit und Diskussionen abging. Was im übrigen auch völlig normal ist, weil Eltern und Kinder und Geschwister untereinander emotional anders aneinander gebunden sind, als Kinder und pädagogisches Personal.
Es fehlen auch die gelungenen Beispiel von Kitas und Schulen, wie sie, Kontakt zu den Kindern hielten.
Manch Kinder verbringen 9 bis 10 Stunden in der Kita
Was mir auch sehr abgeht in diesen Berichterstattungen ist die Tatsache, dass Kinder von ihrem ersten Lebensjahr, in manchen Kitas auch, vom 6. Monat an, eine oft ganztägige Kinderbetreuung und damit einen durchgänig pädagogisierten Alltag erfahren. Einen Alltag, in dem es wenig Rückzugsmöglichkeiten hat, weil immer andere Kinder anwesend sind, immer irgendwo ein Erwachsener ist. Kinder, die abends, quengelig und müde sind, wenn die Eltern sie aus der Kita abholen, weil sie einen 9 bis 10 Stunden Tag in der Kita bzw. Schule und Ganztagsbetreuung hinter sich gebracht haben. Dies wird in den Berichterstattungen scheinbar völlig ausgeblendet. Ich frage mich auch immer wieder, was macht das später mit den Kindern?
Und wo bleibt das pädagogische Personal? Und die Qualität?
Es fällt mir auch schwer ruhig zu bleiben, wenn ich im Kommentar höre, dass Kindertageseinrichtungen und Schulen nicht als erstes, sondern erst gar nicht schließen sollten, damit die Kinder betreut sind. Wer fragt eigentlich das Personal der Kindertageseinrichtungen und Schulen, wie es ihnen gerade geht, mit all den Maßnahmen, die sie einhalten sollen, aber teilweise nicht können, weil sowieso zu wenig Personal da ist? Beziehungsweise es die Rahmenbedingungen (Räume der Kita und Schule) gar nicht hergeben? Wer bitte fragt sie eigentlich, wie es ihnen in der Corona-Krise geht? Wer bitte fragt nach ihren Sorgen, Ängsten und Nöten?
Gleichzeitig laufen wir im Frühpädagogischen Bereich und in der Ganztagsbetreuung gerade Gefahr, dass die pädagogische Qualität, die Bedürfnisse der Kinder und die Kinderrechte, zugunsten einer Aufbewahrung der Kinder in Kita und Schule, heruntergefahren wird. Hauptsache die Kinder sind betreut. Oder sollte ich plakativer sagen, aufbewahrt?
Es fehlt an Konzepten und Unterstützung
In der oben genannten Studie COPSY wird bemängelt, dass es an Konzepten fehlt. Ja, das stimmt. Die Corona-Krise zeigt uns gerade unsere ganzen Unzulänglichkeiten. Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Digitalisierung. Ich betreibe dies eher nebenher, verliere es mal aus den Augen, dann wiederum trifft es mich wieder mit voller Wucht. Wenn ich aber zu meinen Kunden gehe, und mit ihnen über Digitale Medien reden möchte. Passieren zwei Dinge: Erstens werde ich dann gerne beim Nachnamen genannt und mir erklärt, dass es in der Kita nicht sinnvoll ist Kinder an digitale Medien heranzuführen und zweitens bekomme ich erklärt, dass Kinder in einer Kita spielen sollen sowie ihre sozialen Kompetenzen ausbauen und sie daheim doch viel zuviel vor dem Tablet/Smartphone etc. sitzen. Ich versuche es dann des öfteren mal mit, „ja, das ist auch richtig, aber, wir sollten uns als Pädagogen trotzdem mit dem Thema beschäftigen und dieses reflektieren, egal wie wir privat dazustehen, denn es ist unser Bildungsauftrag und ein Recht der Kinder sich über alle möglichen Medien informieren zu können“. Weiter komme ich meistens nicht. Bisher. Wir haben auch beim Thema Kinderrechte großen Nachholbedarf.
Jetzt zeigt uns die Corona-Krise, dass es Zeit wird, digitale Konzepte zu erarbeiten, sofern nicht schon geschehen. Es zeigt sich aber auch, dass wir, anders als in manch anderen Ländern, hier noch ganz am Anfang stehen. Jetzt sind digitale Lösungen, aber nur eine von vielen Möglichkeiten, wie Krisentelefone auch.
Des Weiteren gehören Erziehungsberatungsstellen zu den Komm-Strukturen. Anders als der ASD (Allgemeine Sozialdienst) der eine aufsuchende Funktion hat. Wir wissen aber auch alle, dass diese Dienste viel zuviele Familien betreuen. Wir wissen auch, dass nicht jede Familie froh darüber ist, dass der ASD vorbeischaut. Sicher es gibt auch noch andere Dienste, der Kinder- und Jugendhilfe, die belastete Familien unterstützen und zeitweilig für ein paar Stunden am Tag, die Betreuung der Kinder übernehmen, oder versuchen mit den Famlien Tagesstrukturen zu etablieren, feste Zeiten einzuhalten, die mit einkaufen gehen, die kochen helfen, die Freizeitmöglichkeiten aufzeigen. All dies ist in der ersten Zeit des Lockdowns weggefallen. Von den Diensten profitieren jetzt aber auch nur Familien, die bereits im Unterstützungssystem drin sind.
Was aber ist mit den anderen, die eben nicht auf solche Unterstützungssysteme zurückgreifen können? Falls sie es denn wollten. Da ist es natürlich leicht zu sagen, die Pädagogen in den Schulen und Kitas sind doch da ganz nah dran. Die sollen sich kümmern, also dürfen Kitas und Schulen nicht geschlossen werden. Meiner Meinung ist das zu kurz gedacht. Und es wird in den Berichterstattungen auch nicht erwähnt, dass die Pädagogen sehr wohl Konzepte entwickelten, um mit Kindern und Eltern in Kontakt zu bleiben. Nicht nur weil sie dazu einen Auftrag hatten. Es ist aber eben wie überalll, es kommt auf die einzelne Schule, Kita, Lehrer*in oder Erzieher*in an, wie und ob und wie regelmäßig sie diese Möglichkeiten nutzt. Und ja, da bin ich dann wieder mitdabei, wenn es darum geht, für Krisenzeiten und darüber hinaus analoge und digitale Konzepte zu entwickeln. Dass wir diese brauchen, steht außer Frage. Und vielleicht brauchen wir mehr Kitas, die nach dem Early Excellence-Ansatz arbeiten. Dann brauchen wir aber auch mehr Personal, Multiprofessionelle Teams, andere Gebäude. Da muss dann halt auch mal viel mehr Geld in die Hand genommen werden. Für die Bildung, für das Personal, für die Stärkung von Eltern und Familien.
Ich wiederhole: es fehlen gelungene Beispiele
Was mir in den Berichterstattungen fehlt, sind die gelungenen Beispiele. Die Beispiele an denen sich die Menschen orientieren können. Denn es gibt sie, die Berichte von Pädagogen, die erzählen, dass Familien stärker zusammengewachsen sind durch die Kita- und Schulschließungen. Kinder, die erzählen, dass sie jetzt wieder öfter mit ihren Geschwistern spielen. Kinder, die erzählen, dass sie es genossen, dass Papa und/oder Mama, endlich mal Zeit für sie hatten. Es gibt Eltern, die erzählen, dass sie hoffen, dass ihre Kinder, diese besondere Zeit der Schließung der Bildungseinrichtungen in guter Erinnerung behalten, weil sie den Alltag selbst gestalten konnten. Weil sie ihren Interessen folgen konnten und damit viel freier und engagierter lernten. Vielleicht nicht das, was der Schulplan vorgab, aber bestimmt genauso wertvoll, wenn nicht sogar wertvoller. Ich kann mich aber auch nur wiederholen, wenn ich der Meinung, bin dass auch in diesen Familien, nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Und nicht jeder Tag Sonnenschein, sondern auch durch Konflikte und Diskussionen durchzogen. Doch die Copingstrategien sind andere.
Gelesen
Passend zum Thema hier die Berichte von „Frische Brise“, in der nicht nur die Eltern sondern auch die Kinder zu Wort kommen.
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