Ich hatte einen Blog…vor und mit Corona
Das hatte ich ja schon mal erwähnt. Jetzt ist es auch so, dass ich meinen Provider wechsle und mir halt auch überlegen muss, welche Beiträge behalte ich, welche übergebe ich dem großen Papierkorb. Sprich, welche Beiträge möcht ich hier integrieren und welche nicht. Gleichzeitig ist das auch so etwas wie eine kleine Zeitreise. Mein erster Blogeintrag im „alten“ Blog war letztes Jahr am 19. Juli. Eine Bahngeschichte. In Zeiten von Corona muten die Bahngeschichten vom letzten Jahr ein wenig seltsam an:
Bahngeschichte I – 19. Juli 2019
Beruflich mal wieder unterwegs nach Aschaffenburg. In Würzburg steigt ein junger Mann zu uns ins Abteil. Er fragt einen älteren Herrn, ob neben ihm noch frei ist. Senior: „Da vorne ist alles frei, da ist nichts reserviert“, und weist auf die Sitzereihe vor ihm. Auf einem der Plätze liegt eine Tasche. Die Frau, die dort sitzt, ist grad im Zug unterwegs. Der junge Mann setzt sich auf den offensichtlich freien Platz. Die Frau kommt zurück setzt sich auf ihren Platz. Der ältere Herr zu der Frau: „Oh, ich wusste nicht , dass sie zurückkommen. Ich habe den Platz dem jungen Herrn angeboten.“ Sie: „Ist schon recht. Ich habe ja nur einen Platz reserviert. “ Der junge Mann: „Ich hoffe es stört sie nicht?“ Sie : „Nein“. der ältere Herr: „Ich habe nicht reserviert, ich mache meinen Platz frei und such mir einen anderen Platz.“ Im Abteil bleiben fünf erstaunte und ratlose Menschen zurück.
Vielleicht waren wir dem Herrn zu beschäftigt mit unseren digitalen Medien? Vielleicht hätte er sich gerne unterhalten? Zum Beispiel: Reiseziel, Kinder, Enkelkinder, etc. Jetzt ist er weg und vielleicht verbringt er den Rest der Zugfahrt bei kontakfreudigeren Menschen, die nicht im Ruhebereich sitzen und extra dort Platz reserviert haben.
Bahngeschichte II – 15. August 2019 – Uups, wir sind schon da
Unterwegs mit der Bahn nach Aschaffenburg. Bereits in Würzburg fällt mir auf, dass die Ansage: „Wir erreichen in wenigen Minuten Würzburg. Der Ausstieg befindet sich links in Fahrtrichtung.“ heute fehlt. Die Ansage heute hört sich ungefähr so an: „Wir erreichen gerade Würzburg. Sie kommen pünktlich an.“ Die Ansage kommt während wir bereits in den Bahnhof einfahren. Als wir ca. eine halbe Stunde später in Aschaffenburg einfahren. Klang die Ansage eher so als wäre die Ansagerin selbst davon überrascht, dass wir schon da sind. Zuerst kommt wieder, während wir einfahren in den Bahnhof: „Wir erreichen Aschaffenburg pünktlich. Der Ausstieg befindet sich links in Fahrtrichtung“. Als wir dann schon fast stehen, kommt ein fast schon erstaunter Nachsatz: „Sie sind sogar vor der Zeit in Aschaffenburg.“ In Gedanken setze ich hinzu: „Uups, wir sind schon da, hab ich gar nicht gemerkt!“ Ich stelle jetzt keine Vermutungen darüber an, woran dies liegen könnte.
Ein paar Stunden später, auf dem Weg zurück nach Nürnberg, stelle ich fest, das die Ansage der Bahn sich geändert hat. Definitiv. Jetzt jetzt lautet sie so, wie immer: „Meine Damen und Herren, in wenigen Minuten kommen wir in Würzburg an. Sie erreichen….“.
Ich muss jetzt aber auch sagen, dass ich wohl eine der Kund*innen bin, die höchst zufrieden mit der Bahn ist. In den vier Jahren, die ich mehr oder weniger regelmäßig nach Aschaffenburg, Darmstadt, München oder Bayreuth fahre, hatte ich zweimal das Pech, dass die Bahn zu spät kam bzw. einmal sogar einen total Ausfall des Zugs in München. Bisher – toi,toi,toi – war die Bahn pünktlich und letztens, als ich wieder in Nürnberg ankam, sogar eine Minute zu bald. Uups, wir sind schon da. 🙂
Die letzte Bahnfahrt
Die letzte Bahnfahrt fiel aus. Sie wäre eigentlich nach Rosenheim gegangen. Ich hatte alles sehr schön geplant und mich schon sehr auf die Bahnfahrt gefreut. Dann kam Sabine daher. Während Sabine andernorts nur als lauer Wind in Erscheinung trat. Legte sie bei uns am 10.02.2020 vier Bäume um. Am 11.02.2020 wollte ich eigentlich nach Rosenheim. Die Reise fiel aus. Es wäre, die letzte Bahnfahrt vor Corona gewesen. Damals schrieb ich:
Sturmtief Sabine – 10. Februar 2020
Sturmtief Sabine hat in unserem Garten alles gegeben (und nicht nur bei uns, wie wir jetzt wissen). So wie es ausschaut hatte sie von ganz oberster Stelle die Genehmigung für Baumfällarbeiten in unserem Garten eingeholt. Der Boss hat sie ihr erteilt. Glücklicherweise mit der Auflage niemanden dabei zu verletzen. Und wenig Sachschaden zu verursachen.
Sie ging tatsächlich sehr sanft vor. Erst schubste sie die Bäume ein wenig, damit sie in die richtige Lage kamen und dann gab sie alles und blies sie um. Von unseren drei großen Fichten, darunter eine Blaufichte, landeten zwei sauber gefällt in Nachbars Vorgarten. Schön schräg, so dass sie weder Terrasse noch Haus streiften. Die Blaufichte legte sie zwischen unserem Haus und dem des Nachbarn ab. Und damit sie nicht so hart fällt, legte sie sie auf den Zwetschgenbaum, der sich und die Blaufichte sanft auf den Rasen legte.
Ich hatte in der Zeit einen Auftrag bei einem Kunden. Eine Workshopreihe. Am 10.02.2020 war dort der letzte Tag.
Da ich sehr früh am Morgen das Haus verließ, um die Workshopreihe 150 km weiter abzuschließen, ereilte mich der Anruf von MonAmour mitten im Beginn des Workshops. Während die Teilnehmer mit der Gruppenarbeit beschäftigt waren, rief ich Herrn Mohnblume zurück. Nachdem es eher selten vorkommt, dass Herr Mohnblume mich, wenn ich als Referentin unterwegs bin, anruft, musste etwas passiert sein und Sturmtief Sabine war ja noch aktiv. Ich: „Was ist passiert?“ – Er: „Wir sind jetzt komplett baumlos! – Wo sind denn die Versicherungsunterlagen?“ – Ich: „Wie, was ist denn jetzt genau passiert?“ (Mein Hirn hatte schon die Bilder von zerstörten Häusern im Kopf geformt.) – Er: „Der Landschaftsgärtner fand, besser hätte man sie nicht fällen können. Sauber abgelegt.“ – Ich: „Schäden?“ – Er: „Kaum, Dachrinne vom Nachbarn verbogen, Zaun muss repariert werden, Fassade ein wenig angekratzt.“ – Ich: „Okay, also nichts auf irgendwelche Häuser gefallen?“ – Er: „Nein, wirklich sauber gefällt, besser hätte man es nicht machen können.“
Auf der Heimfahrt ging ich in Gedanken den Tag durch. Ich dachte an den Workshop, an den Anruf. An die Fahrt am Morgen, die ich beinahe abgebrochen hätte, um wieder umzukehren, weil seltsame Dinge passierten. Erst hörte ich in den Nachrichten das Interview mit dem Feuerwehrhauptmann aus meinem Nachbarort. Der meinte das Sturmtief würde Mittelfranken am schwersten treffen und die Leute sollten, wenn möglich, zuhause bleiben. Dann beschlug mitten während der Fahrt die Frontscheibe von innen. Das kannte ich eigentlich nur vom letzten Heizungslüfterschaden. Und dachte noch: „Oh, nein, nicht schon wieder.“ Und gleichzeitig hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass meine Bäume dem Sturm nicht standhalten. Und flehte gen Himmel: „Bitte, bitte laß die Bäume stehen! Nicht meine Bäume. Bitte nicht!“. Das wirklich etwas passiert sein könnte, kam mir da aber noch nicht in den Sinn. So schnell wie die Schebe beschlagen hatte, war sie dann auch wieder frei. Und ich fragte mich, ob das wirklich nur ein Zufall war, als ich so auf dem Heimweg den Tag Revue passieren ließ.
Am Abend, als ich nach Hause kam, waren die Aufräumarbeiten schon im Gange. Sieht ungewöhnlich aus. Wir haben jetzt freie Sicht auf Nachbarhäuser. Die Nachbarn haben jetzt freie Sicht auf unsere Terrasse und noch ein Stück weiter.
Der Nachbar von gegenüber erzählte später, dass er erst gar nicht bemerkt hatte, dass die Bäume weg waren. Er hatte sich nur gewundert, dass er plötzlich so weit gucken konnte. „So weit konnte ich noch nie schaun.“ Nach seiner Erzählung stellte ich mir eine Szene vor. wie sie Otto (Sie wissen schon, der Ostfriese) mal beschrieben hatte: Er schaut verschlafen zum Fenster raus. Denkt sich: „Bischen windig, naß, okay Regenjacke.“ Dreht sich um. Auge an Hirn: „Da sitmmt was nicht.“ Hirn an Füße: „Stopp! Umdrehen!“ Hirn an Augen: „Was seht ihr?“ Augen an Hirn: „Weite. Nächse Häuser Reihe.“ Hirn an Augen: „Da waren Bäume, wo sind die Bäume?“ Augen an Hirn:“Äh, Bäume?“ Hirn: „Ja, Bäume, wir konnten noch nie soweit gucken, sagt die Erinnerung.“ Augen: „Bäume?! Weg. Liegen im Garten!“ Hirn an Erinnerung: „Du hattest Recht.“ Hirn an Gedächtnis: „Neuen Anblick speichern.“ Hirn an Alle: „Weitermachen“.
Corona war noch einen Monat weit weg. Meldungen aus China und Italien erschütterten bereits die Welt. Und wir taten so, als könnte es uns nicht treffen.
Das Stumtief beschäftigte uns noch eine ganze Weile. Nicht nur, dass Herr Mohnblume und ich noch einen Baum fällen mussten, um Platz zu schaffen, damit wir den Garten umgraben konnten. Auch die Neugestaltung warf einige Fragen auf. Ursprünglich geplant, war ein Kartoffelacker. Doch Herr Mohnblume fand, dass ein glatter Boden und hübscher grüner Rasen auch mal ganz nett wären. Am 16.03.2020 in einem Meeting, kam die Meldung von Bayerns Ministerpräsident, dass ab sofort Ausgangsbeschränkungen gelten und der Katastrophenfall ausgerufen worden war. Corona bescherte mir von heute auf morgen sehr viel Ruhe und Zeit. Denn auch die Kinderinseln schlossen für eine ganze Weile ihre Pforten. Zunächst war ich noch so naiv und dachte, wie wunderbar, da kann ich mit den erwachsenen Menschen, die die Kinderinseln betreuen, Teamtage vereinbaren und endlich, endlich mal am Stück an ihren Themen arbeiten. Nun denn, das Betretungsverbot für die Kinderinseln folgte den Schließungen selbiger auf dem Fuße. Damit hatte ich dann auch Zeit, nahm Urlaub, und arbeitete mich mit Herrn Mohnblume, wie Maulwürfe bzw. Wühlmäuse, durch den Vorgarten. Anstatt im Home Office auf der Terrasse. Damals, am 20. April 2020, schrieb ich:
Immer wieder halten Passanten an, halten einen kleinen Plausch mit uns. Unser Gartenzaun ist unser Sozialkontaktfenster. Wir lernen plötzlich viele Menschen kennen.
Wir haben immer noch die Hoffnung, dass wir diese Woche (Woche 17) fertig werden. Zumindest mit ausgraben und sieben. Wir holen unheimlich viel Kies aus der Erde raus. Ich weiß schon gar nicht mehr wohin damit. Ebenso die Wurzeln, die wir raussieben. In der Verlängerung des Komposts ist jetzt ein Wurzelwall entstanden.Der Erdberg wird langsam weniger. Letztens wurden wir für unseren Fleiß gelobt. Von anderen für unsere Geduld. Wir stehen seit der ersten Osterwoche jeden Tag im Garten. Schaufeln, sieben, schaufeln. Graben riesige große Wurzeln aus. Schaufeln, sieben, schaufeln. Manchmal hat dieses Schaufeln und Sieben auch meditative Züge.
Es gab die ersten Lockerungen und ich war nach einem Ausflug in den Supermarkt fassungslos.
Wir mussten zum Einkaufen. Wasser. Wer arbeitet braucht viel Flüssigkeit. Ich bin fassungslos. Hatten wir jemals eine Krise? Ist Corona ansteckend? Hat es sich plötzlich in Luft aufgelöst mit all den Lockerungen?
Kopfschüttelnd wieder nach Hause. In den sicheren Garten.
Am 26. April 2020 – es war ein Sonntag, schafften wir das letzte Stück.
Am Sonntag haben wir eine Sonderschicht eingelegt. Die letzten 1,50 Meter sollten fertig werden, denn am Montag sollte Erde geliefert werden. Wir haben es geschafft. Die Sonntagsschicht hat es echt gebracht. Beim Landschaftsgärtner haben wir am Abend dann noch 10m³ Erde bestellt.
Der Sonntag hatte es aber nochmal in sich. Riesige Wurzeln wollten noch aus der Erde geholt werden. Neben dem alten Bauschutt. Was zum Henker haben sich die Alten dabei gedacht?
Am Montagmorgen luden wir den Bauschutt ins Auto. In meiner, manchmal kindlichen Naivität, forderte ich Herrn Mohnblume auf, den Bauschutt gleich am Morgen zu entsorgen. Und so fuhren wir gen Recyclinghof. Bereits auf der Abiegerspur zum Recyclinghof hatte es einen Stau. In der Seitenstraße, vor den Toren des Hofs, stauten sich noch mehr Autos. Wir beschlossen weiter zu fahren. Recyclinghof Nummer zwei – same play. Auf dem gleichen Weg hat es noch eine Bauschuttdeponie. Dort war es sehr leer. Dort gaben wir unseren Bauschutt dann ab. Als wir zurückkamen, war auf wundersame Weise Erde in unserem Garten gelandet. Herr Mohnblume machte sich ans verteilen. Ich unterstützte ihn von der Terrasse aus dabei. Später räumte ich das Gemüsebeet ab und grub es um, denn dort sollte ein Teil der frischen humosen Erde ausgebracht werden.
Insgesamt füllten 8m³ den Garten wieder auf. Die restlichen 2m³ kamen auf das 20m² Beet. Welches nun mein Kartoffelacker wird.
Ich musste feststellen, das 10m³ Erde, sich zwar nach viel anhört, aber in nullkommanix verschwindet.
Neben all dem Kies und Bauschutt, den wir aus dem Boden holten, fanden sich auch allerlei andere Dinge.
Diese Fundstücke sind kleine Kindheitserinnerungen und zeigen eine kleine Auswahl unserer damaligen Beschäftigungen. Einige Spielfiguren verloren dabei leider auch mal ihren Arm.
Es kamen immer weitere Lockerungen. Die Kinderinseln öffneten wieder, die Notbetreuung wurde sukzessive ausgeweitet. Am 10. Mai hatte ich gespaltene Gefühle und schrieb darüber:
Videokonferenz mit dem Beratungsnetzwerk. Natürlich hat uns Corona auch sehr beschäftigt. In Bayern werden schrittweise immer mehr Lockerungen vollzogen. Und auch wir sollen unsere Beratungsformate an die neue Situation anpassen. Eigentlich wollten wir dazu erste Ideen miteinander entwickeln. Wie können wir Beratung vor Ort anbieten? Welche Hygienekonzepte sollen für uns gelten? An was orientieren wir uns? Während die ersten gerne wieder raus in die Kinderinselberatung gehen möchten, sind andere, wie ich noch zögerlich. Die Stimmung ist durchmischt.
Auf der einen Seite, die Hoffnung, dass es eine Zeit nach Corona geben wird. Eine Zeit, wie wir sie vor Corona kannten. Zurück zur Normalität. Was auch immer das ist.
Ich dagegen merke, dass mir solche Aussagen Sorge bereiten und gleichzeitig habe ich sehr widersprüchliche Gefühle und Gedanken dabei.Die eine Seite hätte gerne ihr „normales“ Leben vor Corona zurück. Mit den Beratungen und Teamtagen vor Ort in den Kinderinseln, mit Übernachtung, abends dann zum Griechen in den Biergarten. Dieser Teil meines Ichs verdrängt auch gerne mal, dass wir jetzt Masken brauchen, wenn wir außer Haus gehen. Was dann dazu führt, dass diese gerne mal vergessen wird. Dieses Ich muss jetzt mühsam lernen, dass es immer eine Maske dabei haben sollte. (Ich muss jetzt mal überall eine deponieren – Rucksack, Auto, Jacke).
Der andere Teil meines Ichs, möchte auch in die Welt hinaus, die Kontakte aber mit Abstand und auf sehr wenige Personen reduziert. In der Schreibstube am liebsten nur Allein. Dieses Ich möchte die Schreibstubendienste aufs minimalste beschränken und vermehrt auf Homeworking umsteigen.
Dieser Teil meines Ichs würde die Kinderinselberatungen vor Ort auch gerne nur noch draußen abhalten. Im Frühling und Sommer dürfte das wenig Probleme machen, doch was tun im Winter oder bei schlechtem Wetter? Dieses Ich, hätte gerne immer mindestens 2 Meter Abstand mit wenigen erwachsenen Kinderinselmenschen, um Themen zu besprechen und Methoden zur Bearbeitung an die Hand zu geben, und alles andere am liebsten dann per Telefon und Video.Dieser Teil meines Ichs überlegt auch schon, wie zukünftige Reisen aussehen könnten. Ideen dazu hat dieses Ich auch schon. Die Lösung: eine Desinfektionsschleuse. Ankommen sieht dann so aus: Am Eingang Desinfektionsmittel aufstellen und erst mal Hände desinfizieren, ausziehen, unter die Dusche, Reisesachen werden zukünftig in Plastikbeutel verpackt und entweder im Koffer gelassen, samt Koffer in die Sonne gestellt. Im Winter muss der Koffer in Quarantäne. Die Kleidung dann in die Waschmaschine: 60 Grad. Mindestens. Hände gründlich waschen. Und erst dann, wird MonAmour begrüßt.
Inzwischen ist ein wenig Zeit ins Land gegangen, die ersten Präsenztermine in Kinderinseln absolviert. Noch ohne Kinder, nur mit den Erwachsenen. Vermeidung von Infektionsketten. Abgesehen davon, gilt das Betretungsverbot immer noch für Externe, bzw. sollen diese Kontakte auf ihre Notwendigkeit geprüft werden. Auch ein erstes Beratungsnetzwerktreffen vor Ort hat stattgefunden. Die Meinungen noch immer durchmischt. Doch auch Menschen dabei, die tatsächlich eine Art „Desinfektionsschleuse“ haben. Weil Hochrisikopersonen mit im Haushalt leben. Ich habe zwar keine Desinfektionsschleuse eingerichtet und auch noch keine Übernachtungen im Hotel gehabt, aber ein Desinfektionsspray im Auto und vor der Tür. Wenigstens das.
Erstaunlicherweise hatte ich am 10. Mai 2020 schon das Gefühl, als würden die Menschen Corona nur als eine Phase erleben, die vorübergeht.
Im Augenblick erlebe ich die Welt da draußen so, als ob Corona nur eine Phase wäre, die vorüber geht – man könnte angesichte der Lockerungen und dem was da draußen vorgeht, denken sie sei schon vorbei. Wie die Menopause, die soll ja auch vorübergehen. Sie kann aber sehr viele Jahre andauern.
Corona wird nicht vorüber gehen, sondern bleiben und unser Leben begleiten. Sie wird auch nicht die einzigste Seuche sein, die wir in den nächsten Jahren erleben werden. Da werden noch andere kommen. Die können schlimmer werden oder leichter. Und wir werden wieder vor das Problem gestellt sein mit Kontaktsperre, Ausgangsbeschränkungen, etc. Deshalb brauchen wir auch ein wirtschaftliches Umdenken und ein Umdenken in unserem Bildungssystem.Vielleicht, vielleicht ist es nicht nur an der Zeit neue Arbeitsformate (weiter) zu nutzen, auszubauen und weiterzuentwickeln, sondern auch mal über unser Wirtschaftssystem nachzudenken, über die Maxime je billiger desto wirtschaftlicher. Und auch über unser Bildungssystem und damit Schulsystem. Ich finde Homeschooling sollte ebenso zum Schulleben dazu gehören, wie die Butter aufs Brot. Dazu hier die Expertenmeinung eines Kindes. Herr Buddenbohm hatte damals einen seiner Söhne dazu befragt.
Vom ersten wirklichen Kinderinseltermin vor Ort, berichtete ich dann am 18. Mai.
Die Arbeitswoche stand ganz im Zeichen von Corona.
Erst konferierte ich mit dem Beratungsnetzwerk I per Video. Das Thema Kinderinselbesuche – ja/nein – beschäftigte uns sehr. Das ja, war fast schon einhellig, doch die wichtigere Frage dahinter war, WIE?
Exakt eine Woche später konferierte ich mit dem Beratungsnetzwerk II zum gleichen Thema per Video.Unter der Woche hatte ich einen regen telefonischen Austausch mit einer Kollegin zu diesem Thema. Bei dieser Telefonkonferenz entstand dann ein vorläufiges Konzept.
Das Beratungsnetzwerk II fand, man müsste mit Kinderinselterminen vor Ort und Corona auch eher vorsichtig sein. Das ist auch mal sehr wohltuend, wenn man weiß, man ist nicht allein mit seinen Gedanken und Emotionen. Eine gute Möglichkeit, die wir uns alle vorstellen konnten, um mal wieder vor Ort zu sein, ist den Termin komplett nach draußen zu verlegen. Also das Außengelände der Kinderinseln nutzen, mit sehr wenigen Personen. Eigentlich, und das war das Schöne, stand dies auch bereits in dem vorläufigen Entwurf, den die Kollegin und ich, für uns gemacht hatten. Denn wir waren uns doch auch alle recht einig, dass die Corona-Pandemie uns begleiten wird. Vermutlich bis zum Ende des Jahres. Und wohl auch darüber hinaus.
Wenige Tage später folgte der erste Kinderinselbesuch. Eigentlich war es gar keine Kinderinsel. Sondern handelt sich hier um eine der wenigen Waldkitas. Der Termin verlief sehr angenehm. Draußen und mit dem gebotenen Abstand. Ja, so könnte ich mir alle Kinderinselberatungen vor Ort vorstellen.
Inzwischen habe ich auch schon den ersten Kinderinselworkshoptag hinter mir. Und auch dieser klappte in einem gut belüfteten Raum mit dem gebotenen Abstand sehr gut. Die weiteren Lockerungen indessen bereiten mir Sorge. Denn es ist aller Orten bereits zu spüren, wie die Menschen unvorsichtiger werden, wie erste „After work“-Verabredungen getroffen werden. Und auch mein Kalender füllt sich zunehmend mit Präsenzterminen. Dabei auch einige Kinderinselmenschen, die von sich aus, auch Videochats anboten. Es gibt Hoffnung, dass wir alle lernen mit Corona zu leben. Mit Abstand. Mit Maske. Mit digitalen Formaten. Auch wenn bereits in einigen (Bundes-)Ländern die Masken fallen. Noch möchte ich meine nicht hergeben, wohl wissend, dass sie die anderen schützt und nicht mich. Es ist nicht die Ansteckung an sich, die mir Sorge bereitet, es sind die möglichen Folgeerscheinungen und ja doch auch, die Schwere der Erkrankung, die das Virus auslösen kann, von denen wir insgesamt immer noch zu wenig wissen. Und ja, auch ich, rechne mit einer zweiten Welle.