Vor einigen Jahren arbeitete ich direkt am Puls der Stadt, also fast, unweit des Hauptmarkts. Vom Küchenfenster aus, in Bürokreisen nennt man das wohl Teeküchenfenster, konnte man durch eine Lücke den Hauptmarkt sehen und das Treiben dort beobachten. Man wusste immer, wann welche Veranstaltungen in der Stadt stattfanden. Denn wenn der Hauptmarkt die Hauptbühne war, dann wurden die Obsthändler in die umliegenden Fußgängerzonen verbannt. Zu meiner Gynäkologin konnte ich zu Fuß gehen.
Inzwischen ist es ein Ereignis, wenn ich dort einen Termin habe, den ich dann oft mit einem Stadtbummel verbinde. Wenn man schon mal in die Stadt kommt…
Irgendwie hatte ich in meinem Kopf 11 Uhr notiert. Im Kalender 11:30 Uhr. Dort sah ich jedoch nicht mehr nach, sondern verließ mich auf den Kopf. Das hatte zur Folge, dass ich eine 45 Minuten zu bald da war. Was aber nichts machte. Ich setzte mich brav ins Wartezimmer. Zunächst hatte ich kurz den Gedanken noch eine Runde durch die Gassen zu laufen, verwarf diesen wieder, da ich weiß, dass ich viel zu oft auf die Uhr schauen würde, um die „freie Zeit“ genießen zu können.
So begrüßte ich bei Eintritt die Mitwartenden, holte mein Smartphone aus der Tasche, verstöpselte mir die Ohren und lauschte dem gerade aktuellen Hörbuch von Petra Hammesfahr: Die Verlierer.
Eine der Mitwartenden hatte ein Baby in einer Tragetasche dabei. Ein entzückender kleiner Bursche, der immer wieder die Aufmerksamkeit aller Wartenden auf sich zog. Immer wieder wanderte auch mein Blick zu ihm und der Mutter, wir lächelten uns dann zu und der Blick wanderte wieder weiter.
Die Lautstärke meiner Kopfhöhrer sind nie so eingestellt, dass ich nichts mehr mitbekommen würde, aber doch so, dass ich mich beim lauschen nicht anstrengen muss.
Wenn ich abends im Bett liege und mit Kopfhörer der Erzählung lausche, dann ist es faszinierend wie unterschiedlich ich die Lautstärken wahrnehme. Höre ich zunächst auf Stufe drei, sinkt die Lautstärke sobald das Licht aus ist auf eins. Erst ist es anstrengend, weil jede Bewegung die Stimme verdeckt, nach einer gewissen Gewöhnungszeit, ist es lauter und man hat bedenken, dass der Bettnachbar auch noch mithören kann, was dann schon öfter zum Test führte, ob ich wirklich die leiseste Stufe eingestellt habe. Nein ich versuche nicht noch lauter zu stellen, sonderen drücke nochmal Minus und dann ist Stille. Bei einmal Plus wieder laut. Aber im Vergleich zu dreimal oder viermal Plus sehr sehr leise. Fast ein Flüstern.
Jedenfalls konnte ich so eine halbe Stunde der Erzählung lauschen. Als die Patientin vor mir aufgerufen wurde, entstöpselte ich mich, packte alles ein und wartete auf meinen Aufruf, der dann auch 10 Minuten später kam. Gegen 12 Uhr war ich wieder draußen. Mit einem Rezept auf Abruf, das ich auch in sechs Wochen noch einlösen kann. Wunderbar.
In der Buchhandlung – kindliche Freuden
Nachdem ich nun mal schon im Parkhaus das Auto geparkt hatte, ging ich zur Lieblingsbuchhandlung um einen Kalender zu erstehen. Als ich dort war war ich überwältigt von der Bücherflut. Die Kalender sind ganz oben, da wäre ich sowieso hin, weil ich dort meist oben anfange und mich dann nach unten durch die Abteilungen bewege.
Die Buchhandlung hat eine Wandlung durchlaufen. Sie wurde umgeräumt. Als ich die Buchhandlung betrat, überlegte ich kurz ob ich ohne Maske, entschloss mich dann jedoch für. Gute Entscheidung. Ich war zwar die einzige mit Maske, doch musste ich mir nicht Gedanken über die hustende und schnupfende Person machen, die ein wenig weiter mit Husten und Rotzen beschäftigt war.
Oben angekommen wanderte ich durch die Abteilung bis ich hinten bei den Kalendern angekommen war. Es wurde dann ein Din A5 großer Kalender mit Wochentagesüberblick in dem sich Termine stündlich und halbstündlich eintragen lassen und ich trotzdem die ganze Woche auf einen Blick habe.
Während ich so durch die Abteilungen strich sah ich auch ein paar Bücher, die ich interessant fand und bereits in die elektronische Merkliste getan hatte. Nun konnte ich sie in echt durchblättern. Es ist doch immer noch etwas anderes Papier in der Hand zu haben.
Neben dem Kalender nahm ich ein Buch und ein Hörbuch mit.
Kindliche Freuden
Inzwischen hat die Buchhandlung eine Abteilung mit Spielen. Ich stand ehrlich gesagt wie ein kleines Kind in dieser Abteilung und wanderte von Spiel zu Spiel und war sehr versucht, das eine oder andere gerne auszuprobieren. Was natürlich nicht ging. Dafür konnte ich sie mal anfassen. Es gab Krimispiele, Escaperoomspiele in Quizform durch verschiedene Zeitepochen, Spiele das Jahres und so viel mehr.
Ich verbrachte eine Stunde in der Buchhandlung und hatte noch nicht alles gesehen. Doch MonAmour hatte angekündigt, dass er gerne, das Auto zerlegen wollte, zwecks Kupplungsaus- und einbau. So stellte ich mich mit meiner Beute an die Kasse. Neben mir eine weitere Kundenschlange an der Nebenkasse. Dort waren zwei ältere Damen. Die wartenden Kunden wurden zwischen Süßigkeitsregalen zu den Kassen geschleust. Dame 1: Oh schau mal, die gibt es immer noch. Die hatten wir als Kind schon“, während sie ein der Muscheln hochhob, in der die Bonbonflüssigkeit gegossen war. Dame 2: „Ja, manches hält sich ewig.“ Dame 1: „Wir kauften immer die mit Cola. Hier hat es nur rote und orange. Cola war immer gut.“ Sie klang richtig begeistert und ich hatte sofort das Bild vor Augen, wie wir beim Bäcker standen und uns mit all diesen Süßigkeiten eine Tüte füllen ließen. Ich vermute die Damen hatten ähnliche Bilder im Kopf.
Hinter mir dann zwei Teenager. Die Schlange war lang bis zur Kasse noch ein Stück. Sie überlegten an die Selbstbezahlerkasse zu gehen, was jedoch nicht ging, wie sie dann feststellten. Sie überlegten, ob sie ihren Zug noch schaffen würden. Welche U-Bahn sie nehmen.
Eine der beiden schaute in der Bahnapp nach, und kommentierte, „lass uns die U-Bahn nehmen und einen Zug später fahren, bevor wir uns jetzt stressen und hetzen. Dann kommen wir zwar ein wenig später, aber nicht zu spät.“ Guter Plan. Sie hätten auch die Nebenkasse nehmen können. An dieser ging es etwas schneller. Später öffnete dann noch eine dritte Kasse.
Nach fünf Minuten war ich dann an der Reihe, zahlte meine Ware und ging lächelnd hinaus. Mit dem Versprechen, mich mal einen Tag in der Buchhandlung zu Vergnügen. Die Lesesessel ausprobieren, in Bilderbüchern zu blättern und die Wühlkisten ausgiebigst zu durchstöbern, sowie einen Kaffee in der Cafeteria zu trinken. Erlebnis Bücherbad.
Zuhause
Wieder Zuhause fuhren wir das Auto noch in die Waschkabine. Während MonAmour das Auto wusch füllte ich den Markenautomat mit Juttons. Danach holten wir noch Wasser, da das Auto ja jetzt ein bis drei Tage außer Betrieb ist. Schließlich im Hof, dann wurde das Auto für den Kundendienst bereit aufgestellt.
Gegen Abend ging ich in den Gemüsegarten und die Kartoffelbeete sichten. Ich erntete zwei sehr große Kartoffeln und ein paar kleinere und normal große, die aus der Erde lugten. Spontan erntete ich noch ein paar Lauchstängel und schon hatten wir eine üppige Mahlzeit. Die zwei großen Kartoffeln, waren so groß, dass sie genau zwei Portionen ergaben.